Ist die Katze aus dem Haus (eBook)

Ein Fall für Mrs. Murphy
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
336 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1752-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ist die Katze aus dem Haus -  Rita Mae Brown,  Sneaky Pie Brown
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Mary Minor Harry Harristeen ist happy. Endlich tummelt sie sich wieder als Caddie auf dem Golfplatz von Crozet, an ihrer Seite Katze Mrs. Murphy. Plötzlich hört Harry Schüsse. Ein Spieler wurde ermordet, Greg Ginger McConnell, ein emeritierter Professor der University of Virginia. Zuletzt schrieb er an einem Buch über den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und die Spuren, die er in ihrer Gegend hinterlassen hat. Besonders scheint ihn das ehemalige Kriegsgefangenenlager bei Charlottesville interessiert zu haben. Schon bald fragt sich Harry, ob McConnell vielleicht auf eine unliebsame Wahrheit gestoßen ist?

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

2

10. April 2015

Lange, tiefe, blassgoldene Strahlen brachten die Westseite der Friedhofsmauer von St. Lukas zum Leuchten. Viele der beigesetzten Seelen ruhten hier seit kurz nach dem Unabhängigkeitskrieg. Die Kirche selbst – aus handverlegten Steinen erbaut, viele davon stammten von den Feldern – passte altersmäßig zu den Verstorbenen. Der Schöpfer dieses friedvollen Ebenmaßes hatte sich in Mittelvirginia und eine junge virginische Schöne verliebt, als er wenige Meilen entfernt in einem Revolutionskriegslager lebte. Drei Bogengänge verbanden die Kirche an dem einen Ende mit dem Pfarramt am anderen. Der Innenhof von St. Lukas grenzte im Norden an den Hauptbogengang. An jeder Ecke bildeten die zwei kürzeren Gänge ein friedvolles Rechteck; ein längerer Gang war dem vorderen nachgebaut. Die Proportionen dieses alten Rechteckplans waren anmutig, schlicht und zeitlos. Die kürzeren Bogengänge mündeten in eingeschossige Steinbauten mit mundgeblasenen welligen Fensterscheiben. Ursprünglich als Klassenzimmer genutzt – einer Unter- und einer Oberschule –, dienten die Räume jetzt diversen Kirchengruppen. Das Gebäude der Männer befand sich auf der Nordseite, das der Frauen auf der Südseite, jedes ein Ebenbild des anderen, ganz wie bei den Bogengängen. Das Gebäude der Männer war so sauber, dass man von dem Kiefernkernholzboden hätte essen können, eine Sauberkeit, die jede Ehefrau dazu veranlasste, sich zu fragen, warum das bei ihr zu Hause nicht so war.

An diesen Innenhof grenzte ein geräumiger Außenhof, groß genug für Footballspiele und Veranstaltungen bei gutem Wetter. Als hintere Begrenzung diente der Friedhof, eingefasst von einer grauen Mauer aus denselben Steinen wie der Kirchenbau.

Von dem großen Hof aus lag das Pfarrhaus linker Hand des Friedhofs. Der Wohnsitz war im Lauf der Jahrhunderte größer geworden, sowohl durch Anbauten als auch durch eine Doppelgarage. Das Pfarrhaus, ursprünglich ein Stall mit dar­überliegenden Wohnquartieren, war aus weiß gestrichenen Schindeln erbaut worden. Die Fensterläden waren mitternachtsblau, in jeden war oben ein Kreuz eingeritzt.

Als lutherische Kirche war St. Lukas hochkirchlich, doch obwohl der Innenraum von einer kurzen Liebelei mit Vergoldungen zeugte, war sie dezenter gehalten als die katholische Kirche am Ende der Straße, allerdings nicht annähernd so karg wie die Kirche zum Heiligen Licht.

In diesem angenehmen, behaglichen Heim führte eine Abendeinladung Freunde zusammen. Reverend Herbert Jones, letztendlich den Schatten entkommen, die der Tod seiner Frau geworfen hatte, bewirtete an diesem Abend Gäste. Obwohl seine Ehefrau, zu ihrer Zeit eine große Schönheit, schon vor sieben Jahren gestorben war, hatte der gute Mann lange gebraucht, um sich wieder zu fangen.

Drinnen saßen Harry und Fair Haristeen, Doktor der Veterinärmedizin, Susan und Ned Tucker, Nelson und Sandra Yarbrough, beide Zahnmediziner, Professor Greg »Ginger« McConnell und seine Frau Trudy, Marshall und Joyce Reese sowie Paul und Anita Huber bei Reverend Jones und seiner guten Freundin Miranda Hogendobber in dem schlichten, blassgelb gehaltenen Wohnraum. Nach dem Tod von Harrys Mutter war Miranda ihr eine Ersatzmutter und allen eine gute Freundin geworden. Miranda hatte auch eine engelhafte Singstimme, eine Stimme im Dienst der Kirche zum Heiligen Licht, einem evangelischen Gotteshaus.

Man konnte den Caterer in der alten Landhausküche bei der Arbeit hören.

»Ich weiß nicht, warum du mich das Abendessen für heute nicht hast kochen lassen«, sagte Miranda, die in einem pfirsichfarbenen Kleid sehr hübsch aussah.

»Weil du dich dann übernehmen würdest.« Herb lächelte, als Lucy Fur, eine lutherische Katze, auf die Rückenlehne seines Polstersessels sprang.

»Ich hatte ganz vergessen, wie hübsch dieses Haus ist«, bemerkte Trudy. »Wie ein Schritt zurück in der Zeit.«

»Na ja, jedenfalls ist kein Fernseher im Wohnzimmer«, erklärte Susan, Anfang vierzig. »Macht mich wahnsinnig.«

Harry, Susans Freundin seit Kindertagen, knuffte sie. »Ach Susan, dich macht alles wahnsinnig.«

»So, das hat sie gesagt, nicht ich.« Ned lachte. Ned war der Bezirksabgeordnete in der gesetzgebenden Versammlung, die er gewöhnlich als Haus der Bürger bezeichnete, so wie sie vor der Revolution geheißen hatte. Er nannte sie auch, was allerdings nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, ein »Irrenhaus«.

»Sie ist in allem eine Perfektionistin, aber ganz besonders in Fragen des Benimms«, lobte Fair Susan. Er benutzte das Wort, das seine Mutter immer verwendet hatte, wenn sie ihn ermahnte. Im Kopf konnte er die Stimme noch hören: »Pharamond, ein Gentleman geht immer außen neben einer Dame. Auf diese Weise wird er bespritzt, nicht sie, falls ein Karren durch eine Schlammpfütze fährt.«

Daher war Fair seit seinem fünften Lebensjahr immer an der äußeren Seite gegangen und hatte zudem sämtliche Pflichten erfüllt, deren Erfüllung von einem virginischen Gentleman erwartet wurde. Die Pflichten waren unanfechtbar, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Gesellschaftsschicht. Sein Vater pflegte ihm dieselbe Regel auf seine Art murmelnd zu vermitteln: »Sei kein Tölpel, mein Sohn.«

Alle, die sich an diesem Abend bei Reverend Jones eingefunden hatten, waren mit strengen Benimmregeln aufgewachsen. Mögen solche Regeln in anderen Landesteilen als Beeinträchtigung der Selbstentfaltung verstanden werden, so weiß doch jeder Südstaatler, dass man mit einwandfreien Manieren jemanden bitter kränken kann. Eine leichte Veränderung im Tonfall, eine Handbewegung, klimpernde Münzen in einer Tasche können wie ein abgeschossener Pfeil wirken. Obwohl niemand von den Anwesenden bei dem Thema verweilte, so wusste doch jeder, dass Manieren wichtige Aufschlüsse über Sozial- und Gefühlsebenen lieferten. Sie nicht zu kennen war wie Lesen mit einem geschlossenen Auge.

Für die lutherischen Katzen galten derlei Gebote allerdings nicht. In diesem Augenblick krallte Cazenovia sich in der Küche ans Bein des Caterers, in der Hoffnung, er würde einen Brocken fallen lassen. »Gottverdammte Katze«, hörte man ihn schimpfen.

Reverend Jones stand auf und ging in die Küche, um die nichtswürdige Glückskatze zur Rede zu stellen. »Wo hast du deine Manieren gelassen?«

Eloquenz, die dritte lutherische Katze, schlenderte in die Küche, war aber klug genug, nicht zu maunzen.

»Tut mir leid, dass ich geflucht habe«, entschuldigte sich Warren Chiles, ein Gemeindemitglied und der Caterer.

Der Reverend lachte. »Tu ich andauernd. Ich hoffe nur, der Herrgott hat sich um Wichtigeres zu kümmern als um einen fluchenden Pastor.«

»Hat er sicher«, erwiderte Warren und nickte. »Essen ist fertig.«

»Gut. Ich bin ausgehungert. Sind alle anderen bestimmt auch.«

Reverend Jones ging wieder ins Wohnzimmer und bat seine Gäste zu Tisch. Sie begaben sich ins Esszimmer, das in einem angenehmen dunklen Elfenbeinton gestrichen war. Ein kleiner Kronleuchter von 1804 warf sanftes Licht auf die Tafel. Ein besticktes Tischtuch verdeckte manchen Kratzer – der selbstverständlich nicht von den Katzen stammte.

Als Schweinebraten aufgetragen und Wein eingeschenkt war, ging draußen allmählich die Sonne unter. Die letzten goldenen Strahlen färbten sich erst lachsrot, um dann in ein flammendes Rot überzugehen.

Harry machte die Leute darauf aufmerksam. »Guckt euch diesen herrlichen Sonnenuntergang an.«

Die anderen hielten inne und drehten sich um.

Trudy, die ursprünglich aus Michigan kam, starrte auf die Feuerpracht. »Ich kann von der Schönheit dieser Gegend nie genug kriegen.«

»Ich erinnere mich aus meiner Kindheit an herrliche Sonnenuntergänge über der Tampa Bay, aber die Berge bei Sonnenuntergang und im Zwielicht die Farbe wechseln zu sehen, das hat schon was«, bemerkte Nelson.

»Da stellt sich mir die Frage, wer sonst sieht sich das an und wo?«, wollte Susan wissen. »Ist es in Asheville, North Carolina, oder im Hudson River Valley jetzt gerade auch so schön?«

»Oder wer hat 1820 die prachtvollen Sonnenuntergänge dieses Tals betrachtet?«, grübelte Marshall. Wie Nelson und Paul hatte Marshall bei Professor McConnell Geschichte studiert, als sie 1959 Football für die UVA spielten, die Universität von Virginia.

Beim Tischgespräch ging es um Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge, Mondaufgänge und darum, ob es sich besser am Wasser oder in den Bergen lebte. Es waren gefällige Unterhaltungen unter Menschen, die einander seit Jahrzehnten kannten. Nach dem Essen begaben sie sich ins Wohnzimmer zurück, wo Reverend Jones im Kamin Feuer entfachte. Die drei – jetzt satten – Katzen ließen sich flugs davor hinplumpsen.

Den letzten Frost gab es normalerweise um Mitte April, aber voriges Jahr hatten sie bis Anfang Mai Frost gehabt. Man wusste ja nie. Mit oder ohne Frost, die Narzissen standen schon hoch, die Blütenknospen der Judasbäume würden sich bald öffnen. Der Frühlingsanfang in den Appalachen war eine magische Zeit.

»Wann ist euer nächstes Klassentreffen?«, erkundigte Ginger sich bei Nelson.

»Weiß ich nicht, aber die Mannschaft kommt Ende des Monats in Richmond zusammen. Früher haben wir uns in Wintergreen getroffen«, der Zahnarzt meinte einen Wintersport­ort westlich von Charlottesville, »nur kommen einige von uns inzwischen die steile Treppe nicht mehr hinauf.«

»Das geht so schnell«, murmelte Harry, die, obwohl...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2018
Reihe/Serie Ein Mrs.-Murphy-Krimi
Übersetzer Margarete Längsfeld
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2018 • buch neu • Crozet • Freundschaft • Golf • Katze • Krimi • Kriminalroman • Miss Marple • Mord • Neu • Neu 2018 • Neuerscheinung • Neuheit • Spannung • Tiere • USA
ISBN-10 3-8437-1752-4 / 3843717524
ISBN-13 978-3-8437-1752-6 / 9783843717526
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