Master of Disaster: Chaos ist mein zweiter Name -  Stephan Knösel

Master of Disaster: Chaos ist mein zweiter Name (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
232 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-74927-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Quentin bekommt nach den Sommerferien die Vollkrise: Stella, seine Erzfeindin aus der Grundschule, ist in seiner neuen Klasse gelandet. Ein Masterplan muss her, denn Quentin wird es keine Woche mit dieser Zicke aushalten! Tatkräftig unterstützt von seinem jüngeren Bruder Vincent folgt eine Flut von fiesen Streichen. Doch weder fiktive Liebesbriefe, eklige Spinnen noch eine Überschwemmung des Schulhofs vertreiben Stella. Und dann dreht Stella den Spieß um ... für Quentin wird es eng! Eine Brüder- und Freundschaftsgeschichte voller Witz und Humor

Stephan Knösel hat als Drehbuchautor an fünf Fernsehfilmen und über achthundert Serienepisoden mitgewirkt. Er lebt und arbeitet in München. Für sein Debüt 'Echte Cowboys' wurde er u. a. mit dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium ausgezeichnet; sein Roman 'Jackpot - wer träumt, verliert' war für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Kapitel 1


Ich meinte natürlich nicht die echte Schlumpfine. Meine Schlumpfine heißt eigentlich Stella. Und um das gleich klarzustellen: Stella ist nicht als Baby in einen Farbeimer gefallen oder so. Nein, ich hab sie nur Schlumpfine genannt, weil Frau Gern, unsere Grundschullehrerin, nicht wollte, dass ich Superbitch zu ihr sage. Das war mein ursprünglicher Spitzname für Stella. Aber Schlumpfine passt auch ganz gut.

Ich bin mir sicher, ihr kennt diese Mädchen. Wenn die mit einem Spickzettel erwischt werden, dürfen sie die Klassenarbeit trotzdem mitschreiben. Ich dagegen, wenn ICH mit einem Spickzettel erwischt werde … krieg ich eine Sechs! Warum? Richtig. Weil ich ein Junge bin.

Und Schlumpfine ist ein Mädchen.

Aber sie ist nicht nur ein Mädchen – sie ist das schlimmste Mädchen von allen. Ich sag es mal so: Als der liebe Gott sich Mädchen ausgedacht hat, hat er bestimmt nicht damit gerechnet, dass so was wie Schlumpfine dabei rauskommt. Sonst hätte er sich das garantiert noch mal anders überlegt.

Nicht dass sie total hässlich ist oder so. Man muss jetzt nicht würgen, wenn man Stella sieht.

Also nicht gleich.

Aber sie ist so eine unglaubliche Schleimerin! Die ist Sternzeichen Schnecke, so sehr schleimt die, wirklich. Und Frau Gern, unsere Grundschullehrerin, hat das nie kapiert.

»Ach, danke, Stella …«

»Das ist aber nett, Stella …«

»Ach, Stella, wie lieb von dir …«

Stella hier, Stella da – davon konnte einem ganz schwindlig werden! Aber wenn ICH mal aufstehen musste, um was in den Mülleimer zu werfen oder weil ich aufs Klo wollte – dann hat Stella mir immer in die Hacken getreten.

Und wenn ich dann aufgeschrien habe, weil das echt wehgetan hat – dann hieß es immer nur: »Was ist denn jetzt schon wieder, Quentin?«

Wenn ich dann gesagt habe: »Stella hat mich gerade getreten!«, dann hat unsere Lehrerin gefragt: »Stella, hast du Quentin getreten?« Und Stella hat gesagt: »Nein, hab ich nicht.«

Jetzt drück ich mal kurz auf die Pausetaste. Denn das ist nur EIN Beispiel. Und das versteht man ja sogar noch: Wenn ich jemanden trete, geb ich das auch nicht gleich zu. Aber was ich niemals machen würde, und zwar wirklich niemals, weil das eine ganz, ganz miese Nummer ist: Ich würde niemals anfangen zu weinen!

Gut, erstens, weil ich das gar nicht könnte. Ich kann nicht einfach losheulen, wenn ich nicht heulen muss. Aber Stella, diese Bitch – Entschuldigung: Superbitch –, die kann das. Und die macht das auch.

Und ich?

Ich darf mir dann von Frau Gern anhören: »Quentin! Wegen dir weint Stella jetzt! Stella, Schatz, na komm, das wird schon wieder. Quentin, entschuldige dich! Sofort!«

»Entschuldigen? Hallo, wofür denn? Dafür, dass Stella mir in die Hacken getreten hat?«

Tja.

Was hat meine Mutter dann immer gesagt: »Wie kann man denn in der Grundschule schon einen Verweis bekommen, Quentin?!«

Ich sag’s euch, bis zur Grundschule hatte ich so ein schönes Leben. Ich hatte nette Eltern, meistens jedenfalls, und einen Bruder, der zwar manchmal nervte, aber letztlich doch immer das machte, was ich wollte. Wir lebten in einer kuschligen Wohnung mit einem riesigen Fernseher und einem Computer, auf dem man hervorragend spielen konnte – es war ein Traum.

Auch draußen: Im Innenhof hinter unserem Haus gab es einen Spielplatz für die kleinen Kinder und für uns ein Mülltonnenhäuschen. Von dort konnten wir aufs Garagendach des Nachbarhauses klettern – das war so was wie unser zweites Kinderzimmer. Von da oben konnte man zum Beispiel wunderbar Wasserbomben werfen, ohne gesehen zu werden.

Wenn wir mal nicht zu Hause waren, waren wir entweder im Kindergarten oder bei unserer Oma. Die kochte uns dann immer unsere Lieblingsgerichte, und wir durften fernsehen, so lange wir wollten. Und nicht nur das – dazu gab es auch noch Süßigkeiten bis zum Umfallen. Es war wie im Paradies! Und unter der Woche waren mein Bruder und ich im wahrscheinlich coolsten Kindergarten der Welt. Die Bude war zwar schon ziemlich alt und sah aus, als würde sie gleich einstürzen – und drinnen gab es Mäuse, weil es nicht sehr sauber war. Aber wir fanden das nicht schlimm. Ich weiß wirklich nicht, warum Erwachsene immer so ein Gedöns um Sauberkeit machen.

In dem Fall vermutlich, weil sie ihn selber putzen mussten – unser Kindergarten war nämlich eine sogenannte Elterninitiative, wo die Eltern selber die Chefs waren. Warum sie den Laden dann auch putzen mussten – fragt mich bitte nicht! Das ist so eine Erwachsenensache, die nur Erwachsene verstehen. So ähnlich wie das mit meinem Vater, der angeblich wahnsinnig gut in der Schule war, sich jetzt aber nur um den Haushalt kümmert. Erwachsenensachen sind ja grundsätzlich unlogisch. Aber egal, für uns Kinder war dieser Kindergarten großartig. Wir durften alles: rausgehen, wann wir wollten, spielen, was wir wollten – wir durften sogar essen, was wir wollten! Es war toll. Mein ganzes Leben war toll.

Dann kam die Schule!

Es begann schon am allerersten Schultag in der Grundschule, vor fünf Jahren. Da hatte ich eigentlich überhaupt nicht hingewollt. Das hatte ich meinen Eltern auch immer gesagt:

»Hört mal, ich glaube, Schule ist nichts für mich, ich bleib lieber im Kindergarten. Okay?«

Meine Eltern haben dann immer nur gelächelt und genickt. Also, entweder haben sie mir nicht zugehört, was leider öfters vorkommt, oder sie haben nicht gedacht, dass ich das ernst meine. Denn irgendwann kam der erste Schultag und ich hatte plötzlich eine Schultüte in der einen und einen Schulranzen in der anderen Hand. Und als ich dann meine Eltern daran erinnerte, dass wir uns doch schon einig gewesen waren – nämlich dass ich nicht in die Schule gehen würde –, na ja, da ist meine Mutter vor mir in die Hocke gegangen, hat mir die Haare verwuschelt, nett gelächelt und dabei gesagt:

»Aber Schätzchen. Wenn du nicht zur Schule gehst, darfst du nie wieder in deinem Leben fernsehen. Und iPad spielen auch nicht. Es gibt auch keine Chips mehr, keine Schokolade …«

Da hab ich mir gedacht: Okay, ich kann mir die Schule ja wenigstens mal anschauen.

Und der erste Eindruck war auch ganz gut: Die Lehrer hier schienen nett zu sein, es gab einen großen Pausenhof, eine riesige Turnhalle, sogar die Viertklässler waren anscheinend in Ordnung. Sie sangen immerhin zur Begrüßung ein Lied für uns Neuankömmlinge. Und meine alten Kindergartenkumpel Valentin, Emil und Leif kamen sogar in dieselbe Klasse wie ich. Gut, nicht nur die, auch Mats, der alte Schnarcheimer. Trotzdem: Das könnte richtig nett werden, hab ich mir damals gedacht. – Bis ich Schlumpfine gesehen hab.

Ihr kennt das vielleicht: Bei manchen Menschen hat man sofort ein schlechtes Gefühl – so wie man andere sofort total nett findet. Aber von »nett« war Stella Lichtjahre entfernt.

Das Problem ist nur: Mit der Grundschule kann man nicht einfach »aufhören«, falls es einem dort nicht gefällt. Die Lehrer lassen einen nicht. Die Eltern sind auch dagegen. Wenn man da mal drin ist, ist das praktisch wie Gefängnis: Dann kommt man erst nach vier Jahren wieder raus. Und selbst wenn man zwischendurch mal nicht hingeht, erfahren das die Eltern spätestens, wenn die Polizei vor der Tür steht. Glaubt mir. Das ist wirklich so. Ich hab’s ausprobiert. Danach war mir klar: Es hat keinen Sinn. Da muss ich durch. Ob ich wollte oder nicht: Die nächsten vier Jahre hatte ich Schlumpfine am Hals. Und das war wirklich schlimm!

Ich weiß ja auch nicht, warum wir uns so hassten. Es gab keinen Auslöser dafür. Stella hatte nicht etwa meinen Lieblingsteddy im Klo runtergespült oder ich ihr den Zopf abgeschnitten. Am besten kann ich es vielleicht so erklären: Wir hatten als Familie mal »Urlaub auf dem Bauernhof« gemacht. Dort gab es einen Hund, Rexi. Den hatte ich auf Anhieb, also von Sekunde 1 an, total lieb. Bei Stella war es das genaue Gegenteil. Nur noch viel schlimmer.

So schlimm, dass ich in der vierten Klasse jedenfalls gut darauf verzichten konnte, noch mal mehrere Jahre mit ihr in derselben Schule zu verbringen. Da hätte ich auch gleich in der Klapsmühle nachfragen können, ob die noch ein Zimmer für mich frei haben.

Also fasste ich einen Plan.

Stella würde nach der Vierten garantiert aufs Gymnasium gehen. Und wie die meisten Eltern hier wollten meine Eltern auch, dass ich aufs Gymnasium gehe. Nur dass das – hoppla, so ein Pech aber auch! – ein paar Mathe-Vierer...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-74927-9 / 3407749279
ISBN-13 978-3-407-74927-7 / 9783407749277
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Stefanie Rietzler; Nora Völker-Munro; Fabian Grolimund

eBook Download (2023)
Hogrefe AG (Verlag)
14,99