Zernetzt (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
382 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44532-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zernetzt -  Anselm Rodenhausen
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Ein fesselnder Cyber-Thriller über Macht und Kontrolle von sozialen Netzwerken. Für Fans von Dave Eggers, Karl Olsberg und Daniel Suarez. Das soziale Netzwerk des Berliner Start-Ups »Spannwerk« hat die Macht des Silicon Valleys gebrochen. Philipp, gut vernetzter Berater, soll sich während seines Sabbat-Jahrs in Oxford eigentlich entspannen, aber nach kurzer Zeit kommt er einem undurchsichtigen Forschungsprojekt auf die Spur: Die nächste Stufe des Netzwerks - eine Kooperation zwischen »Spannwerk« und der Universität Oxford - liest Gehirnströme aus, speichert jeden Gedanken, verbindet die Menschen. Elektronische »Sekretäre« organisieren den Alltag. Und in der erweiterten Realität des Netzwerks taucht Philipp in das Leben seiner Kontakte ein. Insbesondere in das von Monia, mit der ihn sein »Sekretär« verkuppeln will. Doch dann kommt einer seiner Kontakte unter mysteriösen Umständen ums Leben. Und als Philipp mit Nachforschungen beginnt, reißen immer mehr Erinnerungslücken in seinem Kopf auf... Eine packende Suche nach Wahrheit in einem digitalen Netz aus Lügen und Macht. Ein Wissenschafts-Thriller aus der vernetzten Gesellschaft. »Zernetzt« von Anselm Rodenhausen ist ein eBook von Topkrimi - exciting eBooks. Das Zuhause für spannende, aufregende, nervenzerreißende Krimis und Thriller. Mehr eBooks findest du auf Facebook. Werde Teil unserer Community und entdecke jede Woche neue Fälle, Crime und Nervenkitzel zum Top-Preis!

Dr. Anselm Rodenhausen, geboren 1980, ist Jurist und spezialisiert auf Kartellrecht in der Technologiebranche. Als Anwalt in einer deutsch-britischen Wirtschaftskanzlei hat er internationale Netzwerkbetreiber und Tech-Unternehmen beraten. Daneben veröffentlichte er eine Vielzahl von Fachbeiträgen zu rechtlichen Aspekten der digitalen Revolution. Der Wissenschafts-Thriller »Zernetzt« ist seine erste nicht-juristische Auseinandersetzung mit den Fragen der vernetzten Gesellschaft. Anselm Rodenhausen lebt und arbeitet in Brüssel.

Dr. Anselm Rodenhausen, geboren 1980, ist Jurist und spezialisiert auf Kartellrecht in der Technologiebranche. Als Anwalt in einer deutsch-britischen Wirtschaftskanzlei hat er internationale Netzwerkbetreiber und Tech-Unternehmen beraten. Daneben veröffentlichte er eine Vielzahl von Fachbeiträgen zu rechtlichen Aspekten der digitalen Revolution. Der Wissenschafts-Thriller »Zernetzt« ist seine erste nicht-juristische Auseinandersetzung mit den Fragen der vernetzten Gesellschaft. Anselm Rodenhausen lebt und arbeitet in Brüssel.

Erster Teil:
Michaelmas


1.


Um 3:00 Uhr schließen sie die Tore. Brunos Stimme knarzte aus Philipps Uhr. Wenn du dann nicht dort bist …

»Dann was?«, fragte Philipp.

Dann verpasst du sie.

»Was? Wen?«

Ein ganz besonderes Profil. Wirst schon sehen – wenn wir noch reinkommen.

Reflexartig zog Philipp die weiße Fliege fest. Nur noch neun Minuten, schoss es ihm durch den Kopf, das könnte knapp werden. Er streifte die Gown über, den akademischen Umhang, der nun zu seiner Garderobe gehörte, und hastete aus seinem Studentenzimmer – hinaus auf den Addison’s Walk.

Der Rundweg verband den Wohnkomplex im Norden des Magdalen Colleges mit den Hauptgebäuden im Süden.

Allein dafür bräuchte er drei Minuten.

2:54 Uhr.

Aus dem Lautsprecher der Uhr klang Bruno, als habe er sich erkältet. Aber das konnte nicht sein, natürlich nicht. Im Laufen fummelte Philipp den weißen Plastikknopf aus seiner Jackentasche und stöpselte sich Bruno ins Ohr.

2:55 Uhr.

Erst zwei Tage war Philipp in Oxford und die meiste Zeit am Rennen. Von einer Veranstaltung zur nächsten. Aber was, wenn Bruno recht hatte? Wenn er heute die richtigen Kontakte knüpfen könnte? Und vielleicht ja den einen ganz besonderen.

Als er am Gatter des College-eigenen Wildgeheges vorbeischoss, hoben drei Hirsche die Köpfe, ließen sich von seiner Eile jedoch nicht anstecken, sondern grasten im Schutz des Wassergrabens weiter. Gegenüber verzauberte die Oktobersonne das Water Meadow in einen goldenen See. Und dazwischen flatterte Philipps schwarze Gown.

Harry Potter rennt durch den Garten der Zauberschule. Das Bild war so klischeehaft, dass Philipp grinsen musste, aber er fühlte sich tatsächlich wie ein Zauberlehrling. Dieser Ort mit seinen efeubehangenen Mauern und Umhänge tragenden Philosophen.

Er hatte dafür gekämpft, hier studieren zu dürfen. Noch einmal zu studieren. Eine Pause einzulegen von GQU und der 24/7-Tretmühle. Raus aus dem Alltag als Unternehmensberater, weg von Ben und all den anderen Tech-Hipstern, weg von Spannwerk und dem voll vernetzten Berlin.

Oxford. Sein Sabbatjahr, sein Philosophiestudium, seine verdiente Auszeit. Ein Neuanfang – mit wem auch immer.

2:57 Uhr.

Wenn er nicht zu spät kommen würde.

An der nächsten Ecke nach links.

Durch einen Rundbogen in den Klostermauern schlüpfte er in den Kreuzgang, wo Heilige aus dem alten Stein wuchsen und auf ihn herabblickten, als wollten sie das College vor den Gefahren der neuen Zeit beschützen – oder vor der neuen Zeit selbst.

2:59 Uhr.

Philipp hielt das Tempo, flog aus dem Kloster, vorbei an der Kapelle, aus der Engelsstimmen nach ihm riefen.

Das musste der weltberühmte Knabenchor des Colleges sein. Auch dafür ließ ihm Bruno keine Zeit. Doch von hier trennten ihn nur noch wenige Schritte von der Porters’ Lodge, der zentralen Pforte des Colleges.

Schon stolperte er nach draußen auf die High Street, ließ die Mauern der Nachbar-Colleges an sich vorbeiziehen und sprintete auf das tempelartigen Gebäude zu, in dem die Fresher’s Fair stattfand – die laut Bruno wichtigste Einführungsveranstaltung für Neuankömmlinge in Oxford.

Das Tor stand noch halboffen.

Perfektes Timing, dachte Philipp und schob sich ins Innere.

 

Er fand sich wieder in einer schwarzen Wolke aus Umhängen. Kurz, lang, teils mit Stickereien, teils mit Pelz.

Das sah nicht nur hübsch nach Zauberschule aus, sondern half Philipp auch, sich zu orientieren. Die Unterschiede in der Verzierung verrieten, wer Student und wer Fellow, wer wichtig und wer noch wichtiger war. Natürlich hätte er auch Bruno fragen können, aber dazu hätte er seine Uhr auf alles und jeden richten müssen.

Plötzlich zog eine der schwarz gewandeten Gestalten ein rotes Lichtschwert hervor, gab sich als Darth Vader zu erkennen und befahl Philipp mit einem Röcheln, sich der Oxford University Science Fiction Society anzuschließen. Neben Vader warb Aristoteles für das Weltbild der Oxford University Aristoteles Society, war jedoch mehr damit beschäftigt, zu verhindern, dass ihm die vorbeiziehenden Horden das als Tunika dienende Bettlaken vom Leib rissen. Ein Problem, das die Jungs in ihren hautengen Badehosen nicht hatten, die am Stand gegenüber ihre Körper und zugleich den Oxford University Underwater Rugby Club präsentierten.

Oxford und seine Studentenvereine. Jede noch so hirnverbrannte Freizeitvernichtung erstrahlte unter dem Titel der Universität in feingeistigem Licht.

Schon in der Eingangshalle der Fresher’s Fair wimmelte es von schrulligen Societys und ihren Botschaftern, von Spacelords, Philosophen und Gladiatoren, von Predigern, Politikerinnen und Hexern, von Informatikern, Fischerinnen und Tennisspielern – und alle warfen sie ihr Netz aus.

Aber Philipp durfte sich nicht verheddern. Ihm blieb nicht viel Zeit. »Wo sind denn nun die interessanten Kontakte?«, fragte er Bruno.

Doch ein vorbeigrölendes Rugby-Team schluckte die Stimme seines Sekretärs. Philipp tastete an sein Handgelenk und drehte die Lautstärke auf Maximum. Das Ende der Fair ist immer die Hölle, motzte Bruno aus Philipps Ohrstöpsel. Ich hab ja gesagt, wir hätten früher kommen sollen.

Sosehr ihn Bruno manchmal nervte, so sehr war Philipp von ihm abhängig. Von seinem elektronischen Sekretär. Schon in Berlin, im Büroalltag. Und noch stärker hier, in seinem neuen Studienalltag, in dem er noch kaum vernetzt war. Also folgte er Bruno durch das Gedränge über einen Korridor mit Marmorsäulen und Ölschinken in die nächste Halle.

Auch hier quetschten sich viel zu viele Körper vor den Ständen. Die meisten Societys beschränkten sich darauf, auf Bildschirmen zu ihren Spannwerk-Seiten zu verweisen. Nur ein paar verlinkten daneben noch auf ihre Gruppen bei alternativen sozialen Netzwerken oder anderen Online-Plattformen.

Als ob das jetzt noch einen Mehrwert hätte. Jetzt, da Spannwerks Netzwerk das Leitmedium war.

Auch der ganze Jahrmarkt hier war letztlich nichts weiter als eine in der Offline-Welt hängen gebliebene Netzwerkgruppe. Sicher, in einem Prunkbau aus dem vorvergangenen Jahrhundert, mit Schachbrettmarmor und Kronleuchtern, aber eben vorvergangen, zurückgeblieben. Ein Fleisch gebliebener Netzwerkknoten.

Bereits vor der Fresher’s Fair hatte sich Philipps Terminkalender wie von Zauberhand gefüllt. Die meisten Einladungen waren als NNs gekommen, als Netzwerk-Nachrichten, über Gruppen, denen er bereits vor seiner physischen Ankunft in Oxford beigetreten war: offizielle Netzwerkgruppen seines Colleges, der philosophischen Fakultät und allmöglicher Societys.

Schon witzig, dachte Philipp, wie das gesamte Leben Oxfords über die Plattform eines einzigen Unternehmens organisiert ist – noch dazu eines deutschen Unternehmens, das bis vor drei Jahren noch ein unbekanntes Start-up war. Bis zum großen Wurf.

Lass dich nicht ablenken! Wir haben noch 15 Minuten. Dann müssen wir zu deinem Termin mit Nikos.

Nur noch 15 Minuten. Und noch immer keinen wirklich guten Kontakt geknüpft. Er kämpfte sich weiter durch die Menge.

Da, ganz hinten! Der besondere Kontakt!

Philipp folgte seinem Sekretär in den nächsten Saal. Hier war der Studentenschwarm sogar noch dichter.

Er konnte sich schon denken, wessen Stand hier sein musste.

Spannwerk hatte auf Banner, Bildschirme und sonstigen Schnickschnack verzichtet – und setzte ganz auf den persönlichen Kontakt: Hinter einer weißen Tischplatte saßen drei Jungs und drei Mädels, halb verdeckt durch die drückende Studentenmasse.

Die Aura des Spannwerk-Hipstertums. War er nicht nach Oxford gekommen, um davon Abstand zu gewinnen? »Muss das sein? Bruno!«

Jetzt schau doch erst mal, wer da sitzt.

Als Philipp sich nach vorne schob, verdrehte der Typ links am Tisch die Augen. Sein Leinenhemd war bis zum engen Kragen zugeknöpft. Wie auch bei den beiden anderen Jungs.

Bauhaus-Mode. Oder zumindest das, was man sich hier darunter vorstellte. Philipp schob sich weiter am Tisch entlang, bis er vor einer jungen Frau zum Stehen kam.

Sie trug eine weiße Seidenbluse mit roten und schwarzen Kreisen, die spiralförmig ineinandergriffen. Ebenfalls angesagte Bauhaus-Formen. Die großen Linien der Spiralen setzten sich aus kleineren Kreisen zusammen, die sich bei näherer Betrachtung zu noch kleineren Spiralen auflösten.

Ein sich wiederholendes Muster. Ein Fraktal, wie vom Computer entworfen – sicher war es das auch. Erst als eine schwarze Haarsträhne über einen der roten Spiralarme fiel, wurde Philipp bewusst, dass er vielleicht schon einen Augenblick zu lange auf die Brüste der Frau starrte.

»Can I help you?« Sie lächelte. Und noch während sie zu ihm aufblickte, formten sich unter ihren Bäckchen zwei Grübchen. Zwei Kreise, geometrisch perfekt, wie die Spiralen auf ihren Brüsten, schlicht und einfach perfekt, wie von einer Software gerendert.

Philipps Beraterhirn lief auf Hochtouren. Im Bruchteil einer Sekunde bewertete er, was er sah, verglich die Linien auf ihrem Gesicht mit den Formen der Fraktale, speicherte jedes Detail. Sein Puls schnellte nach oben.

»Hi! Are you …« Schon in der Mitte der Frage merkte er, wie dämlich das klingen musste. »… from Spannwerk?«

»Fast. Wir sind vom Spannungsbogen.«

»Oh … Ist mein Akzent so stark?«

»Bisschen.« Wieder lächelte sie. »Und du siehst auch sehr deutsch aus.«

Sehr deutsch. In den neuen Zeiten, die mit Spannwerk...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Artificial Intelligence • augmented reality • Burn-out • cybercrime • Cyberthriller • Cyber-Thriller • Facebook • Forschungsprojekt • Google Lens • Künstliche Intelligenz • machine learning • Mord • Netzwerk • Neurologie • Oxford • Polit-Thriller • Sabbatical • Sabbat-Jahr • Social Media • Soziale Netzwerke • Start-up • techno thriller • Tech Thriller • Thriller • Thriller deutsche Autoren • Thriller England • Thriller Neuerscheinungen 2018 • Thriller Verschwörung • Virtual Reality • Wahrheit • Wissenschaftsthriller • Wissenschafts-Thriller • Zukunftsthriller
ISBN-10 3-426-44532-8 / 3426445328
ISBN-13 978-3-426-44532-7 / 9783426445327
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