Kalte Sonne (eBook)

Thriller

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44493-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kalte Sonne -  Sven Koch
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Mit seinen Nordsee-Krimis, den atmosphärischen 'Dünen'-Krimis um das Ermittler-Duo Tjark Wolf und Femke Folkmer, hat sich Sven Koch bisher einen Namen gemacht. Jetzt erscheint mit 'Kalte Sonne' sein erster Psychothriller rund um ein atmosphärisches Naturschauspiel, das auf dem dänischen Jütland zu beobachten ist. Sort Sol, die schwarze Sonne, verwandelt den stürmischen Herbst in Dänemark in eine unheimliche Kulisse für einen eiskalten Psychothriller: Während gigantische Vogelschwärme auf Jütland den Himmel verdunkeln und Bilder von Überschwemmungen die Nachrichten dominieren, sieht die 35-jährige Maja im Fernsehen etwas, das unmöglich ist: Der Mann, der im Hintergrund durchs Bild läuft, ist Erik, ihr verstorbener Ehemann! Nur wurde Eriks Leiche vor fünf Jahren aus dem Meer gezogen und mittels DNA-Abgleich eindeutig identifiziert. Maja beginnt, die gemeinsame Vergangenheit auf den Kopf zu stellen. Was sie findet, beschwört ein Unwetter herauf, ebenso dunkel und unheimlich wie die Zeit der schwarzen Sonne.

Sven Koch, geboren 1969, lebt und arbeitet als Tageszeitungsredakteur in Detmold. Nach der Aufnahmeprüfung an den Filmhochschulen München und Berlin entschied er sich für eine journalistische Laufbahn und ist als Redakteur mit dem Schwerpunkt Nachrichten und Kultur tätig. Daneben ist Sven Koch in der künstlerischen Fotografie aktiv und hat in mehreren regionalen Ausstellungen seine Bilder präsentiert. Seit vielen Jahren steht er zudem als Rockmusiker auf der Bühne. Koch schreibt seit frühester Jugend. Bei Droemer/Knaur erschienen bislang seine Thriller Reihe um die Kriminalpsychologin Alex Stietencron und die an der deutschen Nordseeküste in Ostfriesland angesiedelten 'Dünen'-Krimis. Für Fischer/Scherz schreibt er unter dem Pseudonym Pierre Lagrange die Provence-Krimis um den pensionierten Commissaire Albin Leclerc. Mehr Infos und Aktuelles unter www.sven-koch.com

Sven Koch, geboren 1969, lebt und arbeitet als Tageszeitungsredakteur in Detmold. Nach der Aufnahmeprüfung an den Filmhochschulen München und Berlin entschied er sich für eine journalistische Laufbahn und ist als Redakteur mit dem Schwerpunkt Nachrichten und Kultur tätig. Daneben ist Sven Koch in der künstlerischen Fotografie aktiv und hat in mehreren regionalen Ausstellungen seine Bilder präsentiert. Seit vielen Jahren steht er zudem als Rockmusiker auf der Bühne. Koch schreibt seit frühester Jugend. Bei Droemer/Knaur erschienen bislang seine Thriller Reihe um die Kriminalpsychologin Alex Stietencron und die an der deutschen Nordseeküste in Ostfriesland angesiedelten "Dünen"-Krimis. Für Fischer/Scherz schreibt er unter dem Pseudonym Pierre Lagrange die Provence-Krimis um den pensionierten Commissaire Albin Leclerc. Mehr Infos und Aktuelles unter www.sven-koch.com

1.


An manchen Tagen war der Tod näher als das Leben. Heute war ein solcher Tag. Maja fuhr mit Vollgas durch die Dämmerung. Ihre Hände waren schweißnass. Sie kaute auf der Unterlippe. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Der Volvo raste über das graue Band der schmalen Straße, die den Ringkøbing-Fjord von der Nordsee trennte. Trotzdem ging es ihr nicht schnell genug. Maja wünschte sich einen Teleport-Knopf herbei, der sie sofort nach Hause beamen würde, damit sie sich vergewissern konnte, dass alles in Ordnung war.

Vor etwa einer halben Stunde hatte Maja die Agentur verlassen und recht gut gelaunt angerufen, um zu sagen, dass sie sich ein wenig verspäten würde. Aber die gute Stimmung verflog rasch, denn niemand ging ans Telefon. Es ging auch niemand ans Handy.

Das war im Prinzip nicht ungewöhnlich, denn es gab tausend Gründe, warum jemand nicht ans Telefon ging. Aber in diesem Fall lag es anders, denn es ging immer jemand ans Telefon, wenn Maja anrief. Grundsätzlich und ohne Ausnahme.

Heute allerdings nicht.

Während Maja zu ihrem Wagen ging, hatte sie sich gefragt, was da los war. Vielleicht gab es eine Störung im Funknetz, oder es lag an ihrem Telefon beziehungsweise ihrem Netzbetreiber. Zwar zeigte der Balken für die Empfangsqualität die volle Leistung an, aber man wusste ja nie. Dann war sie zum Supermarkt gefahren, hatte es noch einmal erfolglos probiert und sich selbst damit beruhigt, dass Emma vielleicht gerade auf der Toilette war – wenngleich Emma nie im Leben so lange auf der Toilette war und man im Haus außerdem trotzdem das Telefon hören würde und zurückrufen könnte. Aber vielleicht war Emma beim Spielen draußen hingefallen und matschig und nass geworden und saß daher nun in der Badewanne. Das konnte möglich sein. Doch auch dann müsste man im Bad das Telefonklingeln hören. Es sei denn, die Duschbrause lief gerade und übertönte das Schellen am Festnetz und am Handy. Das war denkbar, ja, aber nicht zehn Minuten lang. Andererseits war inzwischen möglicherweise schon der Föhn eingeschaltet worden.

Schließlich hatte Maja es während des Einkaufens nochmals versucht und nach dem Einladen erneut. Aber es änderte sich nichts. Niemand nahm ab. Weder am Handy noch am Festnetz. Auch nicht, als Maja längst unterwegs war und es im Fahren erneut probierte. Wieder und wieder sagte sie sich, dass sie nicht so hysterisch sein solle und es dafür gute Gründe geben würde und musste. Vielleicht war das Handy auf lautlos gestellt, steckte in irgendeiner Tasche oder lag in einem anderen Raum. Vielleicht war ein Hörspiel sehr laut aufgedreht, und am Festnetztelefon war der Akku leer.

Doch mit einem Mal hatte Maja die blanke Panik getroffen – unvermittelt wie ein eiskalter Windstoß im Nacken, der ein Kaleidoskop an schrecklichen Bilder mit sich führte.

Emma war in der Badewanne ertrunken.

Ihr kleiner, weißer Körper dümpelte unter der glatten Wasseroberfläche. Die toten Augen starrten unbeweglich an die Decke.

Emma war die Treppe hinabgestürzt.

Sie lag in einer Pfütze aus dunklem Blut. Ihr Kopf war mit gebrochenem Genick in einem merkwürdigen Winkel verdreht.

Emma war im Krankenhaus und überall verbrannt.

Kabel und Schläuche, piepsende Geräte, Ärzte zogen in Fetzen den Stoff ab, der sich in die zarte Kinderhaut gefressen hatte …

Schluss, sagte sich Maja, hör auf. Denk an etwas anderes. Lenk dich ab. Es ist Unsinn, was du dir einredest, und das weißt du genau.

Vielleicht aber auch nicht, weil …

Weil an manchen Tagen der Tod näher war als das Leben. Weil an manchen Tagen alles möglich war.

An Tagen wie diesem im Oktober in Jütland, an dem die Vogelschwärme über dem Fjord die Sonne wie ein schwarzes Leichentuch verdunkelten. Es war die Zeit der Schwarzen Sonne, der Sort Sol. Jedes Jahr, im Frühling und im Herbst, tauchten im Südwesten Dänemarks Zigtausende Zugvögel auf und legten in den Marschen des flachen Landes Rast ein, um zu Kräften zu kommen. Manchmal blieben sie einige Tage, formierten sich zu riesigen Schwärmen und tanzten ihr Ballett in der Luft, wobei sie wie ein Schleier die Sonne verhüllten.

Majas Finger umklammerten das Lenkrad, als sie einen solchen Schwarm vor sich sah. Im Licht der untergehenden Sonne waberte er schwarz und dunkel – wie ein Trauerflor aus leichter Gaze, den der Wind verwehte und vor sich hertrieb. Es sah aus, als sei der Himmel voller Ascheflocken, die von einem gigantischen Feuer emporgeschleudert würden.

Emma. Ein kreischendes Mädchen, brennende Kleider, ein entsetzliches Unglück …

Maja lief ein Schauder den Rücken hinab. Ihr war eiskalt, das Herz verkrampfte sich in einer weiteren Panikattacke. Ihr Brustkorb fühlte sich an, als werde er von einer eisernen Faust zusammengedrückt.

Sie keuchte und trat heftig auf die Bremse, als einige Stare im Tiefflug über die Straße sausten. Instinktiv riss Maja einen Arm hoch, um ihr Gesicht zu schützen. Die Reifen quietschten, bis der Wagen stehenblieb. Es gab einen heftigen Ruck. Der Sicherheitsgurt schmerzte zwischen ihren Brüsten. Dann waren die Vögel fort. Maja keuchte und legte wieder beide Hände ans Lenkrad.

»Mein Gott«, murmelte sie und gab sich einige Momente, um sich zu sammeln, so wie sie es in der Therapie gelernt hatte. Sie sollte sich wirklich beruhigen. Sonst würde womöglich erst ihre Panik zu einem Unglück führen.

Maja schloss die Augen und atmete tief durch. Sie öffnete die Augen wieder und blickte auf die Straße. Weit und breit kein Wagen zu sehen, den sie eventuell mit dem Kombi blockieren würde. Sie sah in den Rückspiegel. Nichts als Landschaft. Sie schaute nach rechts und blickte auf den Fjord und seine pastellfarbene, glatte Oberfläche.

Er hatte nichts von den tiefen Schluchten im Norden Skandinaviens, die das Gletscherwasser nach der Eiszeit in die Felsen gefressen hat. Am Ringkøbing-Fjord, dem größten See Dänemarks, war alles flach. An seiner schmalsten Stelle war er nur wenige hundert Meter von der Nordsee entfernt und lediglich durch eine schmale Nehrung von ihr getrennt – dem Holmsland Klit, auf dem Maja gerade im Volvo saß, sich am Lenkrad festhielt und einatmete, ausatmete, einatmete, ausatmete. Eine Verrückte, die die Vernunft in sich hineinpumpte, dachte Maja. Dann trat sie unvermittelt wieder aufs Gas und raste weiter.

Einige Minuten später furchte der Volvo über den Kiesweg, der zu dem Haus in den Dünen führte. Die Steine knackten unter den Reifen. Maja parkte neben dem kleinen VW und fiel mehr aus dem Wagen, als dass sie ausstieg. Sie konnte das Meer riechen. Der kalte Wind von der Küste strich durch das Gras, trieb welkes Laub durch die klare Luft und zerrte an ihren Haaren. Ohne die Einkäufe auszuräumen, hastete sie zur Tür, schloss auf und ging mit großen Schritten durch den Flur.

»Emma?«, rief sie und hörte das Zittern in ihrer eigenen Stimme. »Emma?«

Abrupt blieb sie im Durchgang zum Wohnzimmer stehen und schluckte schwer. Keine Antwort. Niemand zu sehen.

»Emma?«, rief sie erneut und marschierte durch den Raum.

Dann sah sie die beiden Körper auf dem Boden liegen. Der eine klein, der andere deutlich größer. Sie bewegten sich nicht. Sie lagen auf dem Bauch. Zwischen ihren Köpfen strahlte und blitzte etwas. Aus ihren Ohren kamen dünne Kabel, die zu einem flachen Gerät führten, aus dem das Licht kam.

Dann ging ein Ruck durch Emma – so als habe sie die Präsenz ihrer Mutter im Raum gespürt.

»Maaaammmmmiiii! Hilfeeeee!«, kreischte sie laut. »Ich verliere immer in ›Dumb Ways to Die‹ und sterbe! Ich will aber nicht immer sterben!«

Im nächsten Moment grinste sie übers ganze Gesicht und offenbarte eine Zahnlücke. Sie zupfte die Kopfhörer von den Ohren, sprang auf und kam auf Maja zugelaufen, um sie heftig zu drücken.

Maja schluckte schwer. Ihr fiel ein ganzer Steinbruch vom Herzen. Die beiden hatten also auf dem iPad gespielt und Kopfhörer benutzt, weswegen sie die Telefone nicht hören konnten. Dauernd und natürlich auch heute zockten sie dieses alberne und nach Majas Meinung schrecklich makabre Lieblingsspiel von Emma, in dem man verhindern musste, dass die Spielfigur vom Zug überfahren, von Haien gefressen wurde, einen Stromschlag bekam, in einen Mixer fiel oder auf ähnlich dumme Art und Weise verunglückte.

»Hallo, meine Süße«, flüsterte Maja, nahm Emma auf den Arm und drückte sie fest an sich.

Maja blickte zu Erik, der winkend aufstand und ebenfalls die Stöpsel aus dem Ohr nahm.

Sie blinzelte eine kleine Träne fort, die ihren Blick verschleierte und noch vom Wind draußen stammte oder von der Aufregung und Erleichterung, dass Emma nichts geschehen war. Im nächsten Moment wichen Eriks Züge denen von Silje, denn natürlich hatte Silje mit Emma gespielt, Silje und niemand anders – schon gar nicht Emmas Vater. Erik lebte nicht mehr. Erik war seit Jahren tot. Aber Maja sah ihn manchmal vor sich stehen – wie eine Art Wunsch- und Trugbild. Wie Phantomflecken auf der Netzhaut, wenn man zu lange ins Licht gestarrt hatte.

Wie einen Geist.

»Emma ist wirklich gut darin«, sagte Silje und lächelte etwas gezwungen. Es war ihr anzumerken, dass es ihr unangenehm war, mit Emma das Game gezockt zu haben, von dem sie wusste, dass Maja es hasste.

»Ich finde, ihr spielt das zu oft«, sagte Maja ernst. »Es ist ein schreckliches Spiel.«

»Es ist Emmas Lieblingsspiel.«

Maja ging nicht weiter darauf ein. »Ich habe angerufen, um zu sagen, dass ich noch einkaufen gehe und mich etwas verspäte.«

»Okay?«

»Es ist niemand drangegangen, Silje. Ich habe mir...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dänemark • Dänemark-Krimi • Dänemark-Thriller • Dünenfeuer • Dünengrab • Dünen-Krimi • Dünen-Reihe • Femke Folkmer • Geheimnis • Identität • Jütland-Thriller • Krimi Dänemark • Küste • Leiche • Meer • Mord • Ornithologe • Pierre Lagrange • Premium Crime • psychologische Spannung • Psychotherapie • Psychothriller • Psychothriller Familie • Psychothriller Romane • Schwarze Sonne • Selbstmord • Skandinavien-Spannung • skandinavien thriller • Sort sol • Spannung • Spannung aus Skandinavien • Stalking • Sven Koch • Terroranschlag • Thriller Dänemark • Thriller Neuerscheinungen 2018 • thriller skandinavien • Tjark Wolf • Vergangenheit • Wahrheit • Witwe • Zeugenschutzprogramm
ISBN-10 3-426-44493-3 / 3426444933
ISBN-13 978-3-426-44493-1 / 9783426444931
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