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Das Meer (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45160-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Das Meer: Ursprung des Lebens. Der Mensch: Ursprung der Zerstörung. Ein Roman über Gut und Böse, über Leben und Tod. Dramatisch und erschreckend realistisch: Wolfram Fleischhauer versteht es wie kein anderer, brisante Themen mit atemloser Spannung zu verknüpfen. Teresa verschwindet spurlos im Einsatz auf einem modernen Fischfangschiff auf hoher See. Entsetzt ist nicht nur ihr Geliebter und Ausbilder John Render von der zuständigen EU-Behörde in Brüssel. Genauso am Boden zerstört sind Ragna di Melo und ihre Truppe von radikalen Umweltaktivisten, die eine mörderische Methode entwickelt haben, die skrupellose Ausbeutung der Meere zu beenden. Als Ragnas Vater, ein schillernder Schweizer Lobbyist, Wind von den Aktivitäten seiner Tochter bekommt, die auch seine eigenen Geschäftsinteressen berühren, muss er handeln. Noch bevor das ganze Ausmaß der Bedrohung bekannt wird, reist er nach Südostasien, wo Ragna sich versteckt halten soll. Er weiß, dass seine Tochter niemals mit ihm sprechen wird. Daher heuert er den jungen Dolmetscher Adrian an, der zu Schulzeiten eine leidenschaftliche Affäre mit Ragna hatte - ohne ihn jedoch in die wahren Gründe einzuweihen ... Drei Männer auf einer verzweifelten Suche, zwei Frauen in Todesgefahr - und zwischen ihnen der brutale Apparat der globalen Fischereimafia, eine gleichgültige Öffentlichkeit und eine handlungsunfähige Politik: Wolfram Fleischhauer entwirft ein erschreckend realistisches Katastrophenszenario und erzählt zugleich von den Grenzen der Liebe und unserer Sehnsucht nach einem neuen Umgang mit der Natur.

Wolfram Fleischhauer, geboren 1961 in Karlsruhe, zählt zu den besten und meistgelesenen deutschen Erzählern. Er studierte Literatur in Deutschland, Frankreich, Spanien und den USA und gehört zu den wenigen deutschen Autoren, die auch international sehr erfolgreich sind.  Mit der Satire 'Fikkefuchs' (2017) und der Verfilmung seines preisgekrönten Thrillers 'Schweigend steht der Wald' - ab Oktober 2022 im Kino - erzählt er seine Geschichten inzwischen auch auf der Leinwand.  

Wolfram Fleischhauer, geboren 1961 in Karlsruhe, zählt zu den besten und meistgelesenen deutschen Erzählern. Er studierte Literatur in Deutschland, Frankreich, Spanien und den USA und gehört zu den wenigen deutschen Autoren, die auch international sehr erfolgreich sind.  Mit der Satire "Fikkefuchs" (2017) und der Verfilmung seines preisgekrönten Thrillers "Schweigend steht der Wald" - ab Oktober 2022 im Kino - erzählt er seine Geschichten inzwischen auch auf der Leinwand.  

Prolog


Als sie die Augen öffnete, war alles schwarz. Sie spürte, dass sie schweißnass war. Zugleich hatte sie nur ein vages Körpergefühl. Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Kein Unterschied. Sie versuchte, ihre Beine zu bewegen, ihre Arme, aber ihre Gliedmaßen gehorchten ihr nicht. Dann war da ein Vibrieren, das sich über ihre Haut zog. Alles um sie herum hob und senkte sich leicht. Sie versuchte erneut, ihre Arme zu bewegen, und diesmal war da etwas. Ein Widerstand zunächst und dann ein jäher Schmerz, der sie sofort wieder erstarren ließ. Ganz ruhig, dachte sie. Es ist nichts. Deine Arme sind eingeschlafen. Das Blut beginnt wieder zu zirkulieren. Das ist alles.

Aber das war nicht alles. Weit davon entfernt! Sie wartete und lauschte, gleichzeitig bemüht, in der vollständigen Dunkelheit irgendetwas auszumachen. Was war mit ihr geschehen? Woher rührte dieses Brummen, diese Vibration? Plötzlich gab es einen Schlag, und ohne die geringste Vorwarnung begann ein Kreischen – der langgezogene Schrei eines übernatürlichen Wesens. Sie zuckte zusammen und schrie auf, denn nun raste ein Schmerz durch ihre Glieder, den sie nicht kannte, nicht einordnen konnte. Sie atmete schwer, versuchte nun zaghafter, vorsichtiger, ihre Arme und Beine zumindest ein wenig zu bewegen. Aber die Fesselung war unerbittlich, schnitt ihr bei jeder Bewegung ins Fleisch, staute ihr Blut und gab ihr das Gefühl, als würden ihre Arme und Beine von Nadeln durchstochen.

Das Abendessen in der Messe! Es war das Letzte, woran sie sich noch erinnerte. Wie lange war das her? Ein zweiter harter Schlag gegen die Wand ließ den Raum, in dem sie lag, erzittern. Wumm! Ihr Magen zog sich instinktiv zusammen, um das Heben und Senken ihres Körpers in der Dunkelheit auszugleichen. Wumm. Wumm. Die Stahlwand hinter ihrem Kopf dröhnte. Obwohl sie wusste, dass es sinnlos war, versuchte sie sich aufzurichten, hob den Kopf, so weit sie es trotz der Fesselung irgendwie vermochte. Allmählich wurde ihr klar, wo sie sich befand. Sie war in ihrer Kabine im Schiffsrumpf. Gedämpft drangen gebrüllte Befehle an ihr Ohr. Dann hörte sie das Stampfen und Dröhnen einer Schiffsmaschine. Ein zweites Schiff, durchfuhr es sie. Sie laden um. Natürlich. Bevor sie weiter nachdenken konnte, legte sich plötzlich alles schief. Scheppernd fiel in ihrer Kabine irgendetwas um. Die Rufe draußen wurden lauter. Erneut stieß etwas krachend gegen den Rumpf. Sie zuckte zusammen. Durch die Schieflage des Schiffes wäre sie unter normalen Umständen längst aus der Koje gerollt, doch ihre Fesseln hielten sie fest, schnürten ihr erneut das Blut ab und schnitten wie ein stumpfes Messer in ihre Haut. Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass nun etwas Kratziges über ihren Oberkörper glitt. Erst begriff sie es nicht. Doch als die Decke, die auf ihr gelegen hatte, Zentimeter für Zentimeter von ihr herunterrutschte und sie die Luft auf ihrer nackten Haut spüren konnte, weiteten sich ihre Augen. Sie war völlig nackt! Panisch versuchte sie, sich loszureißen, und schrie vor Schmerz, den jede Bewegung auslöste. Aber ihr Schreien ging unter in einem erneuten grellen Kreischen, das sie jetzt klar zuordnen konnte. Es war das zornige Aufjaulen von Metall, das sich an Metall rieb.

Ihr Atem ging stoßweise, und ihr war kalt. Sie versuchte sich zu beruhigen, sich nicht zu bewegen, ihre Erinnerungen zu sortieren. Sie hatte mit ihnen zu Abend gegessen. Das wusste sie noch. Natürlich hatte sie die Feindseligkeit der Mannschaft gespürt. Die Blicke. Die Bemerkungen. Aber daran war sie gewöhnt. Das kannte sie von früheren Einsätzen. Sie hatte sich wie immer verhalten, auf keine der Provokationen reagiert, ihre Mahlzeit zu sich genommen und sich in ihre Kabine zurückgezogen, um ihre Proben zu ordnen und ihre Eintragungen vorzunehmen. Doch was war dann geschehen? Ihre Benommenheit konnte nur eines bedeuten: Man hatte sie betäubt! Und dann? Ihr wurde übel. Sie schaute an sich herunter. Sie konnte absolut nichts sehen. Aber mit jeder Sekunde, die verging, bohrte sich die Gewissheit tiefer in sie hinein. Sie spürte, dass sie seit Minuten instinktiv die Schenkel gegeneinandergepresst hielt. Als ob das jetzt noch etwas ändern würde. Ein Würgereiz stieg in ihr auf. Die Gesichter der Matrosen zogen an ihr vorüber. Verzweifelt warf sie den Kopf hin und her, als könnte sie diese Bilder abschütteln. Wie lange hatte es wohl gedauert, bis sie das Bewusstsein verloren hatte? Die Fratzen dieser Kerle! Was hatten sie ihr angetan? Sie? Mehrere? Oder nur einer? Nur!

War sie Stunden oder gar Tage betäubt gewesen? Sie hatte keinerlei Zeitgefühl. Ihre Kehle war ausgetrocknet, und ihr war speiübel. Sie lag in einer fensterlosen Kabine an Bord eines Trawlers, zwei Meter unterhalb der Wasserlinie irgendwo im Nordatlantik. Das war alles, was sie mit Sicherheit wusste.

Ihre Schenkel begannen sich zu verkrampfen. Sie versuchte, sie zu entspannen und einen klaren Gedanken zu fassen. Aber es gelang ihr nicht, sich zu konzentrieren. Ein Stöhnen entfuhr ihr. Ein verzweifeltes, wütendes Stöhnen, fremd und ungewohnt, so dass sie fast selbst darüber erschrak. Gleich darauf ergriff sie erneut Panik. Die Ampullen! Obwohl es sinnlos war, stierte sie in die Dunkelheit und versuchte, die Gegenstände auf dem kleinen Tisch an der gegenüberliegenden Kabinenwand zu erkennen. Der Abstand war gering, etwas mehr als ein Meter trennte das Bett, auf dem sie lag, von der Arbeitsfläche. Doch sie konnte nichts sehen. Ihre Zähne schlugen gegeneinander. Die Kälte kroch über ihren nackten Körper, und der Umstand, dass sie unter der kratzigen Decke zuvor geschwitzt hatte, ließ sie jetzt nur umso schneller auskühlen.

Allmählich fielen ihr weitere Einzelheiten ein. Das merkwürdige Gefühl, das sie auf dem Rückweg in die Kabine überkommen hatte. Das war keine normale Müdigkeit gewesen. Sie dachte an all das, was man ihr während ihrer Ausbildung immer wieder eingeschärft hatte. »Sie lassen eure Laptops verschwinden«, hatte man sie gewarnt. »Sie vernichten eure Unterlagen, wenn sie können. Sie lassen auch Proben über Bord gehen und vergesst nie: Ihr seid der einzige Polizist an Bord, und niemand, aber wirklich niemand, will euch dort haben. Es ist sogar schon vorgekommen, dass sie Beobachter betäuben. Oder noch schlimmer.«

Ihr Atem beschleunigte sich. Und wenn sie die Ampullen gefunden und mitgenommen hatten? War sie überhaupt noch selbständig in ihre Kabine gelangt oder vorher zusammengebrochen? Sie wusste es einfach nicht.

»Heey!«, schrie sie. Ihre Stimme war rauh und brach rasch ab. Sie schluckte und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Ihre Kehle brannte. Sie sammelte Speichel, schluckte, atmete tief ein und setzte erneut an. »HEEY

Der Lärm draußen hielt unvermindert an. Waren das Schritte an Deck? Ein Motor ratterte, vermutlich eine Seilwinde. Aber vor ihrer Tür rührte sich nichts. Sie wollte erneut schreien, besann sich jedoch eines Besseren. Wer immer hereinkäme, würde sie so sehen. Nackt. Geschändet. Sie bäumte sich auf, bis der Schmerz in ihren Gliedmaßen ihr fast die Besinnung raubte. Kälte, Schmerz, Hilflosigkeit und Erniedrigung lähmten sie. Denk nach, denk nach! Du musst hier raus, bevor sie zurückkommen. Du MUSST.

Eine Winde ratterte. Schreie und Rufe gingen hin und her. Die Dünung musste enorm sein, denn das Schiff hob und senkte sich unablässig. Raus, dachte sie erneut. Und dann wieder: Die Ampullen. Sind die Ampullen in Sicherheit?

Sie versuchte, mit dem Mittelfinger die Art ihrer Fessel zu ertasten. Zweimal ließ sie davon ab, weil der Schmerz zu stark wurde. Doch schließlich stieß ihre Fingerspitze gegen etwas Hartes, einen schmalen Riemen, der tief in ihre Haut schnitt. Er war leicht geriffelt. Sie strich mehrmals darüber und ließ dann resigniert davon ab. Aussichtslos. Kabelbinder. Sie hatte keine Chance. Ohne Hilfe würde sie sich niemals befreien können.

Mit angstgeweiteten Augen lauschte sie in die undurchdringliche Dunkelheit. Aber vor ihrem inneren Auge sah sie von Minute zu Minute klarer, was sich an Deck abspielte. Die Finsternis schärfte ihre Sinne. Diese Geräusche kannte sie. Das regelmäßig wiederkehrende Poltern, gepaart mit feinen Erschütterungen, die sie am ganzen Körper spürte, konnte nur eines bedeuten: Das Schiff nahm Ladung auf. Von wem? Warum hier? Bei diesem Seegang? Dann hörte sie Schritte. Obwohl sie genau wusste, dass sie allein völlig hilflos war, wurde ihr nun himmelangst. Sie hörte, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde. Dann schwang die schwere Metalltür auf. Sie konnte nichts sehen. Eine Taschenlampe, die ihr direkt ins Gesicht leuchtete, blendete sie.

»Wer ist da?«, rief sie und wollte mutig klingen. Aber ihre Stimme zitterte. Der Lichtschein wanderte langsam über sie hinweg. »Du Schwein!«, schrie sie. »Zeig dich wenigstens, du feiges Dreckschwein!«

Wer immer in der Tür stand und sie ausleuchtete wie ein Vieh auf der Schlachtbank, schwieg. Tränen traten ihr in die Augen. Was kam jetzt? Würde einer dieser perversen Hunde über sie herfallen? Wechselten sie sich ab und war nun der nächste an der Reihe?

»Komm doch her, du Memme«, schrie sie. »Und dann stell dir vor, ich wäre deine Schwester oder deine Mutter. Ja, dann macht es dir vielleicht richtig Spaß, du Abschaum. Los, worauf wartest du?«

Sie wusste selbst nicht, woher sie kamen, aber etwas in ihr würgte diese Worte der Verzweiflung und Verachtung aus ihr heraus. Der Lichtschein fiel wieder auf ihr Gesicht und kam dann plötzlich rasch näher. »Gute Nacht, du Schlampe«, hörte sie auf Spanisch.

Im nächsten Augenblick stach sie etwas in ihren linken Oberschenkel. Der Lichtschein war unverändert auf sie gerichtet und blendete sie, bis ihre...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte aktivistin • Ausbeutung der Meere • bestseller autoren • Biozid • Brüssel • Burma • Dolmetscher • EU • Fischerei • Fischerei-Mafia • Fischtrawler • Fischvergiftung • Fleischhauer • John Render • Meer • Myanmar • Nahrungsmittelskandal • Öko-Terrorismus • Öko-Thriller • Politische Thriller • Politthriller • Quiz • Ragna di Melo • Spannung • Thriller • Thriller Buch • Thriller deutsche Autoren • Thriller-Neuerscheinungen 2018 • Thriller Taschenbuch • Thriller und Psychothriller • Überfischung • Umwelt-Aktivistin • Umweltschutz Meer • Wolfram Fleischhauer
ISBN-10 3-426-45160-3 / 3426451603
ISBN-13 978-3-426-45160-1 / 9783426451601
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