Dein Leben gegen meins (eBook)
464 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-727-1 (ISBN)
Amber hat es satt, unsichtbar zu sein. Sie will Daphnes perfektes Leben, ihr Geld, ihre Häuser, doch vor allem will sie ihren Mann: den attraktiven und extrem erfolgreichen Jackson Parrish. Und sie wird nicht ruhen, bis sie Daphnes Platz eingenommen hat.
Daphne hatte nicht immer Angst vor ihrem Mann. Doch seit Langem ist Daphnes Leben die Hölle. Bis sie eine neue Freundin findet: Amber.
»Der Thriller steckt voller unerwarteter Wendungen. Es bleibt spannend bis zum Schluss.« brigitte.de
»Dein Leben gegen meins steckt voller unerwarteter Wendungen. Man kann dieses Buch nicht aus der Hand legen.« Karin Slaughter
»Packend erzählt, hypnotisierend und gruselig! Einer der besten Thriller, den Sie dieses Jahr lesen werden.« Lee Child
<p>Liv Constantine ist das Pseudonym der beiden Schwestern Lynne und Valerie Constantine. Lynne Constantine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem Hund in der Nähe von New York. Valerie Constantine verbringt einen Teil des Jahres in England und lebt den Rest des Jahres in Annapolis, Maryland.</p>
3
Galliger Neid saß wie ein Pfropf in Ambers Kehle, als das mondäne, direkt am Long Island Sound gelegene Anwesen allmählich in Sicht kam. Die weißen Eingangstore wichen zurück und gaben den Blick frei auf üppige Vegetation und Rosensträucher, die sich verschwenderisch über die unauffällige Umzäunung wanden. Die Villa selbst war ein weitläufiger, doppelstöckiger Bau, ganz in Weiß und Grau gehalten, und erinnerte sie an die eleganten Sommerhäuser auf Nantucket oder Martha’s Vineyard, die sie aus Zeitschriften kannte. Majestätisch schlängelte sich das Anwesen an der Küstenlinie entlang und fügte sich anmutig in die Uferlandschaft.
Es war die Art von Haus, die man gut versteckt hielt, fernab der Blicke all jener, die es sich nicht leisten konnten, so zu leben. Das ist es, was Reichtum einem ermöglicht, sinnierte Amber, er verleiht einem die Mittel und die Macht, sich vor der Welt zu verbergen, wenn man will – oder muss.
Sie fuhr mit ihrem zehn Jahre alten blauen Toyota Corolla vor. Das Auto würde inmitten der neuesten Mercedes- und BMW-Modelle, die bald in Scharen auf den Hof rollen würden, lächerlich deplatziert wirken. Mit geschlossenen Augen saß sie einen Moment da, holte langsam und tief Luft und ging im Geiste noch einmal sämtliche Daten und Fakten durch, die sie sich in den letzten Wochen eingeprägt hatte.
Heute Morgen hatte sie sich mit Bedacht angezogen, das glatte braune Haar mit einem Schildpatt-Haarreif zurückgesteckt und ihr Make-up aufs Nötigste reduziert – nur ein Hauch von Rouge auf den Wangen und ein dezent getönter Lippenbalsam. Dazu trug sie einen ordentlich gebügelten, beigen Bleistiftrock und ein langärmliges weißes Baumwollshirt, beides Versandhausware aus einem L.L.Bean-Katalog. Ihre Sandalen waren robust und schlicht, praktische Schuhe ohne jeden Schnickschnack, in denen sie gut laufen konnte und die nicht die leiseste Spur von Weiblichkeit vermittelten. Die hässliche Brille mit dem klobigen Gestell, die sie in letzter Minute noch aufgetan hatte, komplettierte das gewünschte Erscheinungsbild. Als sie vor dem Verlassen ihres Apartments einen letzten Blick in den Spiegel geworfen hatte, war sie hochzufrieden gewesen. Sie wirkte langweilig, beinahe unscheinbar. Wie jemand, der niemals auch nur die geringste Gefahr darstellen würde. Für niemanden. Und schon gar nicht für eine Frau wie Daphne Parrish.
Auch wenn sie damit Gefahr lief, unhöflich zu sein, war Amber etwas zu früh gekommen. So hatte sie etwas Zeit mit Daphne allein und war schon vor den anderen Frauen da, was bei Vorstellungsrunden immer von Vorteil war. Die Stiftungsdamen würden sie als jung und nichtssagend abtun, ein emsiges Bienchen, das Daphne als Gehilfin auserkoren hatte, mehr nicht.
Amber öffnete die Autotür und trat auf den Schotter. Jeder einzelne Stein, der ihre Schritte abfederte, wirkte handvermessen, auf Reinheit und Gleichmäßigkeit geprüft. Für den Weg zum Haus ließ sie sich Zeit und studierte in aller Ruhe das Anwesen. Jetzt wurde ihr klar, dass dies der Hintereingang sein musste, die Vorderseite würde gewiss aufs Meer hinausgehen. Dennoch ragte eine beeindruckende Fassade vor ihr auf. Linker Hand befand sich eine weiße, mit den letzten Glyzinien des Sommers überrankte Gartenlaube, dahinter standen zwei lange Sitzbänke. Sie hatte natürlich von dieser Art Reichtum gelesen, in Magazinen und im Netz unzählige Bilder der Villen von Filmstars und Millionären betrachtet, doch dies war das erste Mal, dass sie eine von Nahem sah.
Sie erklomm die breiten Steinstufen zum Treppenabsatz und läutete. Durch die überdimensionierte, mit großen Facettenscheiben verglaste Tür sah man in einen langen Flur, der sich bis zur Vorderseite des Gebäudes erstreckte. Von hier aus konnte sie das strahlende Blau des Wassers erkennen, und dann stand Daphne plötzlich lächelnd da und hielt ihr die Tür auf.
»Wie reizend, dich zu sehen. Ich bin so froh, dass du kommen konntest«, sagte sie, nahm Amber an der Hand und geleitete sie hinein.
Amber schenkte ihr jenes scheue Lächeln, das sie so lange vor dem Badezimmerspiegel geübt hatte. »Vielen Dank für die Einladung, Daphne. Wie aufregend, dass du mich mithelfen lässt.«
»Nun, ich freue mich wahnsinnig, dass du bei uns mitarbeiten möchtest. Hier entlang. Wir treffen uns im Wintergarten.« Daphne führte sie in einen großen achteckigen Raum mit bodentiefen Fenstern und sommerlichen Chintzstoffen in leuchtenden Farben. Die Terrassentür stand offen, und Amber sog den betörenden Duft der salzigen Seeluft ein.
»Nimm doch bitte Platz. Wir haben noch ein paar Minuten, bevor die anderen eintreffen«, sagte Daphne.
Amber ließ sich in die weiche Couch sinken. Daphne nahm ihr gegenüber in einem der gelben Sessel Platz, die das restliche Mobiliar des Zimmers perfekt ergänzten. Alles hier versprühte eine mondäne, wenn auch unaufdringliche Eleganz. Amber ärgerte die Unbekümmertheit, die Daphne im Umgang mit Reichtum und Privilegien ausstrahlte, als wäre all dies ihr angeborenes Recht. Mit ihrer maßgeschneiderten grauen Hose und der Seidenbluse, ihr einziger Schmuck ein Paar große Perlenstecker, sah sie aus, als wäre sie direkt aus einer Town & Country herausspaziert. Das schimmernd blonde Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern und rahmte ihre aristokratischen Züge. Amber schätzte, dass Kleidung und Ohrringe allein mehr als drei Riesen wert waren, ganz zu schweigen von dem Stein an ihrem Finger und der Tank von Cartier am Handgelenk. Vermutlich hatte sie oben in ihrem Schmuckkästchen noch ein Dutzend mehr davon. Amber blickte auf ihre eigene Armbanduhr – ein billiges Kaufhausmodell – und sah, dass sie Daphne noch rund zehn Minuten für sich allein hatte.
»Noch mal vielen Dank, dass du mich helfen lässt, Daphne.«
»Ich habe zu danken. Wir können immer Leute gebrauchen, die mit anpacken. Natürlich sind alle diese Frauen großartig und arbeiten hart, aber du kannst es nachempfinden, weil du es selbst durchgemacht hast.« Daphne rutschte etwas nach vorn. »Wir haben neulich viel über unsere Schwestern gesprochen, aber kaum über uns. Ich weiß, dass du nicht hier aus der Gegend stammst. Hast du nicht gesagt, du kämst aus Nebraska?«
Amber hatte ihre Geschichte sorgfältig einstudiert. »Ja, das stimmt. Aber nachdem meine Schwester gestorben war, bin ich dort weggegangen. Eine gute Freundin von der Highschool war schon zum Studium hierhergezogen. Als sie zur Beerdigung meiner Schwester nach Hause kam, meinte sie, ich könnte vielleicht einen Tapetenwechsel gebrauchen, eine Art Neuanfang. Und außerdem wäre keiner von uns allein. Sie hat recht behalten. Der Umzug hat mir ungemein geholfen, über Charlenes Tod hinwegzukommen. Seit knapp einem Jahr bin ich jetzt in Bishops Harbor, aber es vergeht kein Tag, ohne dass ich an sie denke.«
Daphne musterte sie eindringlich. »Das tut mir unendlich leid. Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, weiß, wie es ist, einen Bruder oder eine Schwester zu verlieren. Ich denke auch jeden Tag an Julie. Deswegen bedeutet mir mein Kampf gegen Mukoviszidose auch so viel. Ich kann mich glücklich schätzen, zwei gesunde Töchter zu haben, aber es gibt noch immer so viele Familien, die von dieser furchtbaren Krankheit betroffen sind.«
Amber griff nach einem Silberrahmen mit dem Foto zweier kleiner Mädchen, beide blond und sonnengebräunt. Sie trugen die gleichen Badeanzüge und saßen Arm in Arm im Schneidersitz auf einem Steg. »Sind das deine Töchter?«
Daphne warf einen kurzen Blick auf das Bild und lächelte. »Ja, das ist Tallulah, und das hier ist Bella. Das Foto wurde letzten Sommer aufgenommen, am See.«
»Sie sehen hinreißend aus. Wie alt sind die beiden?«
»Tallulah ist zehn und Bella sieben. Ich bin froh, dass Sie einander haben«, setzte Daphnes mit feuchten Augen hinzu. »Ich bete dafür, dass es immer so bleibt.«
Amber hatte irgendwo gelesen, dass Schauspieler, die auf Kommando weinen müssen, an die traurigste Sache denken, die ihnen in den Sinn kommt; aber das Traurigste, was ihr gerade einfiel, war, dass sie nicht in Daphnes Stuhl saß, nicht Herrin dieses unfassbaren Hauses war. Doch auch ohne Tränen gab sie ihr Bestes, möglichst betreten dreinzublicken, während sie das Bild zurück an seinen Platz stellte.
In dem Moment klingelte es an der Tür, und Daphne stand auf, um zu öffnen. Im Gehen sagte sie zu Amber: »Nimm dir doch Kaffee oder Tee. Ein paar Süßigkeiten gibt es auch. Bedien dich einfach, es steht alles auf dem Büffet.«
Amber erhob sich, ließ jedoch ihre Handtasche auf dem Stuhl neben Daphnes liegen, um ihn zu reservieren. Als sie sich eben eine Tasse Kaffee eingoss, strömten die anderen Frauen unter freudigen Begrüßungen und Umarmungen in den Raum. Sie hasste das einfältige Gackern solcher Frauengruppen, sie klangen wie gluckende Hennen.
»Hallo, allerseits.« Daphne Stimme erhob sich über das Geschnatter, und es wurde allmählich still. Dann trat sie zu Amber herüber und legte den Arm um sie. »Ich möchte euch ein neues Komiteemitglied vorstellen, Amber Patterson. Amber wird für uns alle eine große Bereicherung sein. Traurigerweise ist sie eine Art Expertin – ihre Schwester ist an Mukoviszidose gestorben.«
Amber schlug die Augen nieder, und in der Frauenriege erhob sich ein mitfühlendes Raunen.
»Wieso setzen wir uns nicht, damit ihr euch Amber der Reihe nach vorstellen könnt?«, sagte Daphne. Tasse und Untertasse in der Hand, nahm sie wieder Platz, beäugte das Foto ihrer Töchter und rückte es, wie Amber auffiel, ein winziges Stück zur Seite. Amber besah sich die Frauen genau, als...
Erscheint lt. Verlag | 5.3.2018 |
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Übersetzer | Alexander Weber |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Domestic Noir • Frauenfreundschaft • Geheimnis • High Society • Intrige • Lügen • New York • Psychothriller • psychothriller ebook • reich und schön • Suspense • Täuschung • Thriller • thriller 2018 • thriller 2018 bücher • thriller deutsch • Thriller kindle • Thriller Neuerscheinungen • Thriller Neuerscheinungen 2018 • USA |
ISBN-10 | 3-95967-727-8 / 3959677278 |
ISBN-13 | 978-3-95967-727-1 / 9783959677271 |
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