Wolfswut (eBook)

True-Crime-Thriller
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
528 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44462-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wolfswut -  Andreas Gößling
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2016 in allen Schlagzeilen - aktueller und authentischer als Andreas Gößlings Thriller kann True Crime nicht sein! Ein paar harmlos aussehende Fässer in der Garage ihres verstorbenen Vaters verwandeln das Leben von Lotte Soltau in einen Trümmerhaufen: In den Fässern lagern fünf brutal zerstückelte Frauen, teilweise müssen die Verstümmelungen bei lebendigem Leib zugefügt worden sein. Während Lotte noch versucht zu begreifen, wie ihr Vater, ein geselliger, musisch begabter Mann, zu den Taten eines Serienkillers fähig sein konnte, geschieht ein neuer grausiger Mord, diesmal an einem 16-jährigen Jungen. Und die Tat trägt eindeutig die Handschrift des toten Soltau ... Andreas Gößling, mit dem True-Crime-Genre bestens vertraut, verarbeitet den Fall eines deutschen Serienkillers zu einem schockierenden Thriller.

Andreas Gößling, 1958 in Gelnhausen geboren, lebt als Schriftsteller und Verleger in Berlin. Der Germanist, Politik- und Kommunikationswissenschaftler hat zahlreiche Romane und Sachbücher für erwachsene und junge Leser publiziert. Die True-Crime-Thriller 'Zerschunden', 'Zersetzt' und 'Zerbrochen' zusammen mit Michael Tsokos waren allesamt Top-Ten-Bestseller auf der Spiegel-Liste. 'Rattenflut' ist der dritte und abschließende Teil seiner mit 'Wolfswut' und 'Drosselbrut' gestarteten True-Crime-Reihe.

Andreas Gößling, 1958 in Gelnhausen geboren, lebt als Schriftsteller und Verleger in Berlin. Der Germanist, Politik- und Kommunikationswissenschaftler hat zahlreiche Romane und Sachbücher für erwachsene und junge Leser publiziert. Die True-Crime-Thriller "Zerschunden", "Zersetzt" und "Zerbrochen" zusammen mit Michael Tsokos waren allesamt Top-Ten-Bestseller auf der Spiegel-Liste. "Rattenflut" ist der dritte und abschließende Teil seiner mit "Wolfswut" und "Drosselbrut" gestarteten True-Crime-Reihe.

Dienstag, 22. September


Berlin-Tiergarten, LKA-Gebäude, Büro Hallstein


Hallstein ist übernächtigt und doch bis in die Haarspitzen hellwach. Bis weit nach Mitternacht haben sie und ihr Team Soltaus Wohnhaus durchsucht, die Büroräume auf dem Firmengelände nebenan, die Schuppen und Lagerhallen. Einziges greifbares Ergebnis: Alex Soltau war ein Muster an Ordnungsliebe. Selbst die Rechen und Spaten hängen nach Größe geordnet und blitzblank gesäubert in seinem Gartenhäuschen an der Wand.

Vier Fahnder haben die Nachbarn in Soltaus Viertel befragt, gestern noch bis zweiundzwanzig Uhr und heute früh gleich weiter. Biedere Einfamilienhausgegend am äußersten westlichen Stadtrand, zwischen Spandauer Forst und Falkenseer Chaussee. Schmale Straßen, die Häuser eng an eng gebaut. Die Leute schauen sich gegenseitig in die Fenster, und über den Gartenzaun sowieso. Viel Grün und Vogelgezwitscher, Idylle pur. Die sich allerdings tagsüber alle paar Minuten in ein akustisches Inferno verwandelt, wenn wieder ein Flieger über die Siedlung donnert. Aber das scheint die Anwohner nicht zu stören. In Garagen, Schuppen, Gärten werkeln alle emsig vor sich hin. Nur wenn jemand Fremdes vorbeikommt, unterbrechen sie ihre Tätigkeit und starren ihn feindselig an.

Das Grundstück der Soltaus ist großzügiger geschnitten, die kompakte Würfelvilla sieht zwischen den Sechzigerjahre-Butzen fast herrschaftlich aus. Trotzdem müssen auch Soltaus Nachbarn zwangsläufig mitbekommen haben, was sich hinter seiner Thujenhecke abgespielt hat. Auf der Terrasse und an dem kleinen Swimmingpool, der aussieht, als wäre er seit Lottes Teenagerjahren nicht mehr erneuert worden.

Hallstein dreht sich auf ihrem Schreibtischstuhl um und sieht auf die Wanduhr. Elf Uhr vormittags, doch in dem geräumigen Büro, das sie sich mit Max Lohmeyer und wechselnden Praktikanten teilt, brennen sämtliche Deckenlichter. Wie eigentlich immer, zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter. Das LKA-Gebäude in der Keithstraße ist steingewordene Düsternis. Wilhelminische Einschüchterungsarchitektur, die innen wie außen dringend einen neuen Anstrich bräuchte. Von neuen Böden, Fenstern, Sanitäranlagen ganz zu schweigen. Aber das hier ist eben Berlin. So eindrucksvoll verwahrlost keine zweite Metropole. Hallstein ist in Westberlin geboren und aufgewachsen. Irgendwo anders als in Berlin zu wohnen und zu arbeiten ist für sie undenkbar. Egal, ob Sachsen oder Schwaben, da könnte sie auch gleich auf den Mars auswandern.

»Auf geht’s«, sagt sie, mehr zu sich selbst. Ihre Chefin hat die erste Sitzung der Soko »Bunker« für elf Uhr anberaumt. Niemand ist überrascht darüber, dass Kriminaldirektorin Franka Fundlandt sich selbst an die Spitze der Sonderkommission berufen hat. Genauso, wie es niemanden erstaunt, dass sie Hallstein mit den Ermittlungen betraut hat. Und nicht Hauptkommissar Thomas Wendler, Hallsteins altgedienten Rivalen, obwohl er der Chefin blind ergeben ist. Bei Hallstein muss sie jederzeit mit Eigensinn und Regelverstößen rechnen, und beides hasst sie auf den Tod. Aber Hallstein bringt Top-Resultate, gerade bei kniffligen Fällen, und das wiederum liebt Franka »FF« Fundlandt mehr als alles andere: sich vor Kameras und Mikrofonen mit fremden Federn zu schmücken. Auch wenn es Rabenfedern sind.

Hallstein steht auf, schnappt sich den senfgelben Schnellhefter, auf den Max Fässer-Fall gekrakelt hat, und marschiert in den Konferenzraum auf der anderen Flurseite hinüber. Max lächelt ihr zu, als sie an seinem Schreibtisch vorbeikommt, aber Hallstein verzieht keine Miene. Absichtlich, sonst bildet er sich noch was ein. Sie hört, wie er aufspringt, hinter ihr hereilt, doch sie dreht sich nicht zu ihm um. Bei Max muss sie auf der Hut sein. Vor ihm und vor sich selbst.

Vorhin hat sie mit Niels gefrühstückt, und wieder hat es sich gut angefühlt. Bedenklich gut. Er hat sie zum Abschied geküsst, und Hallstein hat sich bei dem Gedanken erwischt: Warum nicht immer so, jede Nacht, jeden Morgen? Doch jetzt ist Dr. Niels Kamann erst einmal verreist. Er hat sich um einen Lehrstuhl in Hannover beworben. Wird dort eine Vorlesung halten, über »aussetzende Aggressionsregulierung«, eines seiner Spezialgebiete, und anschließend die Entscheider umgarnen, vier Tage lang.

Wenn er die Stelle kriegt, ist es vorbei.

Berlin-Tiergarten, LKA-Gebäude, Soko »Bunker«


Im Tagungsraum sind die abgestoßenen grauen Tische zu einem eckigen O zusammengeschoben. Eckig wie die Schrift auf dem Schlüsselanhänger von Halle 14. Zwanzig Leute passen locker rund um das Tische-Rechteck, aber nur drei Personen verlieren sich in dem Raum. Wenn auch Personen von Gewicht.

Kriminaldirektorin Franka Fundlandt thront an der hinteren Schmalseite, Rücken zum Fenster. Schließlich ist sie nicht nur Chefin, sondern auch Kontrollfreak. Kurze braune Haare, Hängebacken, die Figur einer Ringerin. Die sie durch erdfarbene, zu eng geschnittene Hosenanzüge gnadenlos betont. Als sie vor Kurzem fünfundfünfzig wurde, schwänzte Hallstein den Sektempfang nach Feierabend. Unwahrscheinlich, dass die Chefin darüber traurig war.

Hallstein nickt den Anwesenden zu. Hünfeld von der Rechtsmedizin und Professor Krause, forensischer Psychiater, sitzen links von Franka Fundlandt an der Längsseite, jeweils mit einem Stuhl Abstand. Das soll die ganze Soko sein?, denkt Hallstein. Sie setzt sich den beiden Wissenschaftlern gegenüber, zwei Stühle Distanz zu FF, neben ihr plumpst Max schwer auf einen Stuhl. Ich muss ihn mal zum Schwimmen mitnehmen, denkt Hallstein.

Sie lächelt Dr. Hünfeld zu. Nach seiner nächtlichen Sonderschicht am Obduktionstisch sieht er noch grauer aus. Sein Jackett, fast vom gleichen Grau wie sein Gesicht, ist so zerknittert, als hätte er es seit drei Tagen und Nächten ununterbrochen an. Dagegen sieht Professor Hilmar Krause wie immer surreal aus. Ende fünfzig, knapp zwei Meter groß, weißer Nikolausbart. Der Mann hat ein Ego wie ein überdimensionaler Heißluftballon, sagt sich Hallstein. Allerdings trägt er keine Ballonseide, sondern ein kariertes Tweedsakko, Größe XXXL.

Durch seinen Rauschebart hindurch lächelt er Hallstein huldvoll zu. Sie ignoriert ihn, schlägt den Schnellhefter auf, überfliegt die Seiten. In der kurzen Zeit haben sie schon jede Menge Papier produziert. Aussagen aufgenommen, Berichte eingesammelt und verfasst, aber Licht ins Dunkel haben sie damit nicht gebracht.

»Boarding completed. Die Sitzung ist eröffnet.« Franka Fundlandt sieht nicht nur wie eine Bulldogge aus, auch ihre Stimmlage hat die passende Tonlage, ein dunkles, durchdringendes Dröhnen. »Der Innensenator ist beunruhigt, die Medien verbreiten groteske Spekulationen, die Staatsanwaltschaft will eine Soko«, zählt sie in erbostem Tonfall auf. »Leichenteile in Fässern, das ermuntert natürlich zu Spekulationen. Dass der Täter nicht mehr am Leben, seine Mordserie logischerweise beendet ist, fällt da leicht unter den Tisch. Also kurz gesagt, wir brauchen umgehend Ergebnisse, damit das allgemeine Schnappatmen wieder aufhört. Wie weit sind Sie, Hallstein?«

»Ganz am Anfang. Wir haben Dutzende Personen befragt, die Soltau seit Langem kennen. Alle sagen übereinstimmend: Er war Mr. Nice persönlich. Ein Kümmerer und Kumpeltyp, ein liebevoller Ehemann. Seine Tochter heult sich die Augen aus, weil er der beste Paps auf Erden war. Soltau ist niemals polizeiauffällig geworden. Keine Anzeige wegen Gewalttätigkeit, nicht einmal Trunkenheit am Steuer.«

»Dann bohren Sie tiefer! Wie beim Zahnarzt, Hallstein. Irgendwo muss es da eine faule Stelle geben.«

Hallstein sieht die Chefin einen Moment lang schweigend an. Die bullige Frau schlägt bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu, glücklicherweise nur verbal. In der Sache hat sie natürlich recht. Bisher haben sie nur an der Oberfläche gekratzt.

»Die Durchsuchung von Soltaus Räumlichkeiten hat gleichfalls keine Anhaltspunkte ergeben«, fährt Hallstein fort. »Seine Ordnungsliebe hat leicht zwanghafte Züge, aber das ist auch alles. Jedenfalls bisher. Zwei Teams mit Leichenspürhunden sind gerade jetzt in seinem Wohnhaus und in den Firmenräumen. Ich vermute, auch sie werden nichts finden. Die einzige Verbindung zwischen Soltau und den mutmaßlichen Morden ist nach jetzigem Stand der Betonbunker, den er in Halle 14 am Zeppelinpark gebaut hat. Wir können also keinesfalls ausschließen, dass es einen oder auch mehrere weitere Täter gibt. Soltau hat möglicherweise eher eine Nebenrolle gespielt. Vielleicht hat er nur den Bunker gebaut und die Fässer gelagert. Was bedeuten würde, dass die Mordserie über kurz oder lang weitergeht, wenn wir den oder die Täter nicht sehr schnell finden.«

Franka Fundlandt gibt einen empörten Schnaufer von sich. »Das ist doch reine Spekulation.«

»Eine Anfangshypothese«, widerspricht Hallstein. »Wir müssen die Opfer identifizieren, die Täterhandschrift analysieren, nach ungeklärten Fällen suchen, die sich möglicherweise zuordnen lassen. Wichtige Zeugen, langjährige Vertraute von Alex Soltau, konnten bisher noch nicht befragt werden. Seine früheren Mitarbeiter vor allem und die Mitglieder seiner Band. Vielleicht finden wir in diesem Kreis auch einen Mittäter.«

Franka Fundlandt zieht eine Grimasse, ihre Hängebacken beben. Doch Hallstein hebt eine Hand, sie ist noch nicht fertig.

»Wir müssen sofort loslegen«, sagt sie. »Mit allen verfügbaren Kräften. Wenn da draußen ein zweiter Täter unterwegs ist, kommt es auf jede Minute an.«

Die Chefin beißt die Zähne zusammen, starrt Hallstein an. »Deshalb sitzen wir hier«, sagt sie dann unerwartet friedlich. »Um den...

Erscheint lt. Verlag 3.1.2018
Reihe/Serie Die Kira Hallstein-Serie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alex Soltau • Authentische Kriminalfälle • authentischer Fall • Berlin • blutiger Thriller • brutaler Thriller • Co-Autor Tsokos • Echte Kriminalfälle • Frauenmörder • harte thriller • Kira Hallstein • Komplize • Leichen-Fässer • Leichenteile • Manfred Seel • Mann mit der Klarinette • Polizei Krimis/Thriller • Premium Crime • Prostituierte • Roman wahre Geschichte • scharfer Löffel • Serienkiller • spannender Thriller • Thriller Action • Thriller Berlin • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • Thriller Neuerscheinungen 2018 • thriller reihe • Thriller Serienkiller • True Crime • True Crime Bücher • True Crime Bücher deutsch • True Crime deutsch • True crime Thriller • True-Crime-Thriller • Verstümmelung • wahre Fälle • Wahre GEschichte
ISBN-10 3-426-44462-3 / 3426444623
ISBN-13 978-3-426-44462-7 / 9783426444627
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