Abgerechnet wird zum Schluss (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
245 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-5606-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Abgerechnet wird zum Schluss -  Horst (-ky) Bosetzky
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Carlo Kolbatzki ist im Leben gescheitert und lebt ärmlich in einer Laube, als er von seinem Neurologen die Diagnose Gehirntumor erhält - lange wird er nicht mehr zu leben haben. Kolbatzki will Selbstmord begehen, doch als er den Lauf an die Schläfe setzt, besinnt er sich eines anderen und beschließt, zunächst alle die umzubringen, die sein Leben ruiniert haben. Auf seiner Abschussliste steht auch Hansjürgen Mannhardt, der ihn einst hinter Gitter gebracht hat. Die ersten vier Namen konnte Kolbatzki abhaken, nun wäre Mannhardt an der Reihe ...

Dr. Horst Bosetzky (ky) wurde 1938 in Berlin geboren. Der emeritierte Professor für Soziologie veröffentlichte neben etlichen belletristischen und wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche, zum Teil verfilmte und preisgekrönte Kriminalromane. 1992 erhielt er den Ehren-Glauser des SYNDIKATS für das Gesamtwerk und die Verdienste um den deutschsprachigen Kriminalroman. 2005 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zehn Jahre lang war Horst Bosetzky Sprecher des SYNDIKATS und Gründungsmitglied von QUO VADIS. Besuchen Sie: www.horstbosetzky.de

Dr. Horst Bosetzky (ky) wurde 1938 in Berlin geboren. Der emeritierte Professor für Soziologie veröffentlichte neben etlichen belletristischen und wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche, zum Teil verfilmte und preisgekrönte Kriminalromane. 1992 erhielt er den Ehren-Glauser des SYNDIKATS für das Gesamtwerk und die Verdienste um den deutschsprachigen Kriminalroman. 2005 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zehn Jahre lang war Horst Bosetzky Sprecher des SYNDIKATS und Gründungsmitglied von QUO VADIS. Besuchen Sie: www.horstbosetzky.de

ZWEI


Johann Sebastian Zabakuk … Etwas kürzer: Johann S. Zabakuk. Er hasste seinen Nachnamen, denn der sorgte bei den einen für die Assoziation: »Ah, ein Syrer!«, und bei den anderen für: »Oh, einer vom Zirkus!« Dabei leitete er sich vom Dorfe Zabakuk her, das im Jerichower Land gelegen war und heute zur Stadt Jerichow gehörte. Schlimmer aber noch wäre es gewesen, wenn man Zabakuk aus dem Altslawischen übersetzt hätte, denn dann hätte »Froschesser« auf seinem Türschild gestanden. Das hatte ihm sein Großvater verraten, und seitdem vermied er alle grünen Kleidungsstücke. Trotzdem lag das mit dem Frosch wie ein Fluch über ihm. Seine Augen traten ein wenig unter den Brauen hervor. Klar: Froschaugen. Beim Gehen watschelte er ein wenig. Klar: wie bei einem Frosch. Und einen Froschbauch hatte er auch. Als sie ihm bei einer Schulaufführung angeboten hatten, den Froschkönig zu spielen, hatte er einen Tobsuchtsanfall bekommen. Auch das »Johann Sebastian« machte ihn nicht glücklich, denn schon immer hatte man gespottet: »Deine Eltern haben wohl die Elbe für einen Bach gehalten.« In der ersten Klasse hatten ihn alle Kuckuck genannt und bei seinem Anblick Vogellaute ausgestoßen oder Kuckucksuhr gespielt. Na, immerhin besser Kuckuck als Frosch. Gebildete Leute, sein Pfarrer etwa, hatten ihn ab und an auch Habakuk gerufen, denn das war einer der drei Heiligen Ärzte aus Persien.

In der DDR war Zabakuk gut über die Runden gekommen, da es sein Vater mit Hilfe der SED zu Amt und Würden gebracht hatte. Wie es in Betrieben zuging, hatte Zabakuk in Magdeburg im SKET gelernt, dem Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann. Um zu promovieren, war er nach der Wende nach Berlin gegangen, hatte eine Assistentenstelle an der Humboldt-Universität bekommen und nach diversen Veröffentlichungen und seiner Habilitation einen Lehrstuhl an der Freien Universität. Obwohl er weiß Gott kein Adonis war, hatte er die Frau fürs Leben gefunden, denn zum Glück liefen ja auch auf deren Seite nicht nur Topmodels à la Heidi Klum herum. Was ihn und Uta betraf, so hatten sie unter der Überschrift »Frosch sucht Fröschin« zueinandergefunden und, obwohl das ihre Freunde anatomisch für unmöglich hielten, zwei Kinder gezeugt. Sie wohnten in einem prächtigen Altbau in Friedenau, genauer gesagt in der Schwalbacher Straße.

Zabakuk wusste, dass ihn seine Studenten nicht liebten, und so war er immer auf der Suche nach Menschen, die das taten und die ihm dankten und ihm Respekt entgegenbrachten. Da waren ihm die Flüchtlinge gerade recht gekommen, die im alten Rathaus Wilmersdorf eine halbwegs annehmbare Unterkunft gefunden hatten. Seine Frau zählte zu der Schar ehrenamtlicher Helfer und Helferinnen, ohne die keine deutsche Gemeinde auskam, Berlin mit seiner kaputt gesparten Verwaltung schon lange nicht. Zabakuk hatte in etlichen Aufsätzen und Interviews die menschenunwürdigen Zustände vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin in Moabit kritisiert und dadurch endlich den Prominentenstatus erreicht, von dem er so lange Jahre vergeblich geträumt hatte. Auch jetzt wieder, als er seine Frau zur Flüchtlingsunterkunft gefahren hatte, kamen die Journalisten scharenweise mit Mikrofonen und Kameras auf ihn zu. Dies nicht vor dem Haupteingang des Rathauses am Fehrbelliner Platz, sondern etwas versteckt am Nebeneingang, der auf der Rückseite des Gebäudekomplexes in der Mansfelder Straße gelegen war.

»Herr Professor Zabakuk, haben Sie neue Ideen, wie man die vielen Flüchtlinge und Asylanten hier auf die ganze Stadt verteilen und sie damit besser integrieren kann?«

»Ja, man sollte alle Pegida-Aktivisten aus ihren Wohnungen holen und hier im Rathaus, in den vielen Traglufthallen in ganz Berlin oder in den Hangars des alten Flughafens Tempelhof unterbringen – und dafür Hunderte von Flüchtlingen und Asylanten in ihren leergemachten Wohnungen unterbringen.«

Zabakuk konnte sich sicher sein, dass ihm das hohe PR-Werte einbringen würde, und wenn der shitstorm des Hasses aller Rechtsradikalen über ihn hereinbrach, wurde er schnell zu einer Kultfigur der sogenannten Gutmenschen. Das schien sich nicht schlecht zu entwickeln, und bald würden die Macher der großen Talkshows bei ihm anrufen.

Derart beschwingt, setzte er sich in seinen Porsche, um vom Fehrbelliner Platz zur Garystraße 21 in Dahlem zu fahren, wo sie im Flachbau der alten WiSo-Fak den Fachbereich Wirtschaftswissenschaft angesiedelt hatten. Das war, nahm man den Weg über Schmargendorf und die Pacelliallee, in einer Viertelstunde zu schaffen. Seinen angestammten Parkplatz aber hatte er für ein Semester einem Gastprofessor aus Stanford freundlicherweise überlassen, und so musste er ein wenig durch die Gegend kurven, um seinen Porsche schließlich in der Eppinger Straße abzustellen. Von dort führte ein Pfad zur Garystraße. Schon nach wenigen Minuten hatte er den grauen Flachbau mit seinen Hörsälen und Büros erreicht. Seine Sekretärin befand sich im Urlaub, sodass er zwar die Zeit einsparte, die für die nötige Konversation einzusetzen gewesen wäre, dafür aber selber den Computer hochfahren und nebenbei einige Briefumschläge aufschlitzen musste. Um nicht gestört zu werden, hatte er die Tür hinter sich wieder abgeschlossen. Ein paarmal wurde angeklopft, und er freute sich über diese Vorsichtsmaßnahme, denn er hatte weder Lust, mit IQ-80-Studenten zu plaudern, noch mit Kollegen, bei denen er eine paranoide Persönlichkeitsstörung diagnostiziert hatte, vor allem, was ihre Selbstüberschätzung betraf. Sein Kurzzeitwecker klingelte. Es war Zeit, in den Hörsaal zu eilen.

Während sich einige Kollegen als Wissenschafts-Entertainer verstanden und munter drauflos plauderten und andere nur Anhängsel an ihren Beamer waren, nahm Zabakuk eine Vorlesung noch als das, was sie vom Begriff her war, und las seinen Studierenden etwas vor. Studierende empfand er zwar als Unwort, aber nur Studenten für alle durfte man ja nicht mehr sagen, und Studenten und Studentinnen beziehungsweise StudentInnen war ihm zu umständlich oder einfach zu blöd.

Sein Thema hatte eine erstaunlich große Zahl von Studierenden angelockt. Oder vielleicht waren sie nur durch seine erhöhte Medienpräsenz auf ihn aufmerksam geworden, denn »Die bedeutendsten Vertreter der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre im 20. Jahrhundert« riss ja eigentlich so keinen richtig vom Hocker.

»Meine Damen und Herren«, begann er. »Wir wollen heute über Eugen Schmalenbach reden. Auf die Welt gekommen ist er am 20. August 1873 in Halver-Schmalenbach als Sohn eines Kleineisenwarenfabrikanten, dessen Betrieb er auch übernahm, nachdem er in Velbert eine kaufmännische Lehre absolviert hatte. Obwohl er das Gymnasium ohne Abitur verlassen hatte, konnte er sich 1898 an der neu gegründeten Handelshochschule Leipzig immatrikulieren und reüssierte bald mit einer Arbeit über die damals völlig neue Deckungsbeitragsrechnung. Nachdem er die Handelshochschule mit der Note 1,0 abgeschlossen hatte, studierte er in Leipzig bei Karl Blücher Nationalökonomie und wurde später dessen Assistent. 1903 wurde er dann Dozent an der Handelshochschule Köln und habilitierte sich dort mit der Arbeit ›Die buchhaltungstechnische Darstellung der Betriebsgebarung‹. Lassen Sie mich darauf noch kurz eingehen …«

*

In der Sekunde, in der Zabakuk dies sagte, erblickte ihn Carlo Kolbatzki von der Freifläche aus, die sich zwischen dem Komplex der Wirtschaftswissenschaften in der Garystraße und den Gebäuden der Juristen und der ELSA-Berlin erstreckte. Man konnte ohne Mühe in die Hörsäle hineinsehen. Wo Zabakuk wohnte, das wusste Carlo Kolbatzki nicht, und ihn hier in Dahlem auf dem Freien Universitäts-Gelände aufzuspüren, war kein großes Kunststück gewesen. Darum sollte der BWL-Professor ja auch als Erster dran glauben, bei den anderen Kandidaten auf seiner Abschussliste würde er mehr Mühe haben. Carlo Kolbatzki ging weiter. Nur nicht auffallen! Dass er hier mit seinen 40 Jahren kaum mehr als Student durchging, war ihm schon klar, obwohl sich angeblich ja auch viele Senioren in den Hörsälen tummelten. Vielleicht nahm man ihn als Dozenten wahr. Er hatte sich extra einen dunklen Anzug aus einem schlecht gesicherten Altkleidercontainer beschafft. Hier in seiner alten Trainingshose und als Penner herumzulaufen, war ja schlecht möglich. So aber fiel er niemandem auf, keiner war in der Lage, der Mordkommission später wichtige Hinweise zu liefern. Sein Jackett war weit genug, die Walther PPQ samt Schalldämpfer darunter zu verbergen.

Sein Blick ging zu dem Raum hinauf, in dem die entscheidende Prüfung bei Professor Zabakuk stattgefunden hatte. Zwölf Jahre war es nun her, aber er hatte alles noch deutlich vor Augen …

Flashback II


Er hat nach 20 Minuten das sichere Gefühl, dass Professor Zabakuk wild entschlossen ist, ihn bei der Magister-Prüfung durchfallen zu lassen. Wie der Mann ihn ansieht! Das kann nur heißen, dass er ihn hasst. Vielleicht sieht er, Carlo Kolbatzki, einem Sohn zu ähnlich, mit dem Zabakuk seit Jahren gebrochen hat, vielleicht auch dem jugendlichen Lover seiner Frau.

Zabakuk fixiert ihn. »Kommen wir zur Leitungsspanne.«

»220 Volt.« Carlo Kolbatzki ist so durcheinander, dass er gedacht hat: Spannung in der Leitung. Er fährt zusammen. Da ist der Komiker mit ihm durchgegangen.

»Span of control«, wiederholt Zabakuk und wird richtig bissig. »We may also like to talk in English, if you prefer.«

»Nein, nein!« Carlo Kolbatzki reißt sich noch einmal zusammen. »Die Leitungsspanne ist die Anzahl der einer Führungskraft...

Erscheint lt. Verlag 10.1.2018
Reihe/Serie Kommissar Mannhardt und Schneeganß
Kriminalromane im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abschied • Alkoholiker • austherapiert • Berlin • Berlinkrimi • Gehirn • Gehirntumor • Hauptstadt • Hirntumor • Killer • Ky • Letzter Wille • psychisch gestö • psychisch gestört • Rache • Serienkiller • Soziopath • Testament • todkrank • totkrank • Tumor • Unheilbar • Verzweifelt
ISBN-10 3-8392-5606-2 / 3839256062
ISBN-13 978-3-8392-5606-0 / 9783839256060
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99