INTRIGO (eBook)

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2018 | 1. Auflage
608 Seiten
btb (Verlag)
978-3-641-22719-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

INTRIGO -  Håkan Nesser
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Håkan Nesser ist der Philosoph unter den schwedischen Krimiautoren. Niemand schreibt hintersinniger, literarisch spannender und atmosphärisch dichter als er. Seine über 20 Millionen Fans weltweit lieben ihn dafür - und dürfen sich nun auf die hochkarätig besetzt Kino-Trilogie INTRIGO freuen, die auf den besten Geschichten Nessers basiert.

Eigens für diesen Anlass geschrieben: TOM. Wir befinden uns in Maardam 1995 - Judith Bendler, Ende 50 und erfolgreiche Autorin von Biographien, lebt mit ihrem zehn Jahre älteren Mann Robert, einem Filmproduzenten, in einem Haus auf dem Land. Nichts scheint das ruhige Leben zu stören, bis eines Nachts das Telefon klingelt und sich eine Männerstimme als Tom meldet, so der Name des verschwundenen Sohns des Ehepaars. Warum ist sich Judith so sicher, dass es sich bei dem Anrufer um einen Betrüger handelt?

TOD EINES AUTORS (Rein). Ein verwitweter Übersetzer bekommt einen seltsamen Verlagsauftrag. Er soll das letzte Manuskript des toten Autors Germund Rein übersetzen, und zwar so schnell wie möglich. Rein hat es so in einem mysteriösen Abschiedsbrief verfügt. Aber ist er wirklich tot?

IN LIEBE AGNES. Agnes und Henny sind alte Schulfreundinnen, die sich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben. Auf der Beerdigung von Agnes' Mann treffen sie sich wieder. Zögerlich beginnen sie sich erneut anzunähern, schreiben sich Briefe, vertrauen sich Geheimnisse an. Doch eine von beiden spielt falsch...

DIE WILDORCHIDEE AUS SAMARIA. Ein Sprachlehrer in besten Verhältnissen erhält die handgeschriebene Notiz einer Frau, die eigentlich seit dreißig Jahren tot ist. Darin bittet sie ihn, dorthin zurückzukommen, wo alles begann - in seine alte Heimatstadt ...

SÄMTLICHE INFORMATIONEN IN DER SACHE. Ein junger Lehrer soll auf Wunsch des Direktoriums die Arbeit eines jungen Mädchens benoten, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Was ungeahnte Konsequenzen haben wird...

Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in über zwanzig Sprachen übersetzt und mehrmals erfolgreich verfilmt worden. Håkan Nesser lebt abwechselnd in Stockholm und auf Gotland.

Als Robert am Donnerstagabend anrief, erwähnte sie das Telefonat nicht. Er klang müde und gehetzt, und sie fragte sich, ob die Krankheit vielleicht mehr an ihm zehrte, als er zugeben wollte.

Aber sie griff auch diese Frage nicht auf. Das hätte ihn nur verärgert, und als sie den Hörer aufgelegt hatte, fragte sie sich, ob er wirklich bis zu seinem siebzigsten Geburtstag leben würde, den sie Maria Rosenberg gegenüber erwähnt hatte. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die Vorstellung, dass sie eines Tages als Witwe in dem schönen Haus sitzen würde, schwebte ihr bereits seit einiger Zeit vor, und es war eine Vorstellung, die sie nicht sonderlich beunruhigte. Dass sie sich darauf freute, wäre zu viel gesagt, aber die Einsamkeit, diese relative Einsamkeit, war ein Zustand, der ihr, je älter sie wurde, immer mehr Süße und Befriedigung zu bieten schien. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Geschwister hatte, dass sie ohne die störende Einmischung anderer Menschen aufgewachsen war. Nur ihre Mutter und ihr fast immer abwesender Vater. Kaum Freunde, sie war seit jeher gewohnt, allein zurechtzukommen und sich mit sich selbst als Gesellschaft wohlzufühlen, oh ja, solche Faktoren spielten mit Sicherheit eine Rolle. Wer die Einsamkeit zu seinem Freund macht, wird niemals enttäuscht, hatte sie irgendwo gelesen, und das war eine Wahrheit, die sie vorbehaltlos akzeptieren konnte.

Und so machte es ihr auch nichts aus, dass Robert gezwungen war, einen Tag länger in London zu bleiben. Wirklich nicht. Sie schlief die ganze Nacht gut; hatte sich zwar ein wenig Sorgen gemacht, das Telefon könnte in den frühen Morgenstunden erneut klingeln, aber es blieb so still und in sich gekehrt wie der Rest des Hauses. Django lag wie üblich auf seiner Matratze unter der Küchenbank. Wie sie Maria Rosenberg erzählt hatte, war seine Operation gut verlaufen, aber er war elf Jahre alt, und natürlich waren auch die Tage dieses einst so stattlichen Hundes gezählt. Judith wusste, dass sie nie wieder heiraten oder auch nur eine neue Beziehung eingehen würde, wenn Robert eines Tages nicht mehr war, aber einen Hund würde sie sich auf jeden Fall wieder zulegen. Wahrscheinlich einen Rottweiler, genau wie Django. Die private Bequemlichkeit hatte trotz allem ihre Grenzen, sowohl emotional als auch praktisch. Eine einsame Frau in einem großen Haus ist etwas völlig anderes als eine einsame Frau in demselben Haus mit einem zuverlässigen Wachhund.

Nach dem Frühstück machte sie mit Django einen Spaziergang. Durch den lichten Laubwald zum Wasserturm hinauf, dann wieder abwärts und ein Stück am Fluss entlang, über die alte Holzbrücke und auf der anderen Seite zurück. Eine knappe Stunde; früher, mit einem jungen Hund und einem Frauchen, das noch keine fünfzig gewesen war, hatten sie für dieselbe Strecke die Hälfte der Zeit benötigt. Die Bäume verfärbten sich allmählich gelb, aber noch fielen die Blätter nicht, es war einer dieser schönen, klaren Herbsttage, und sie versuchte, möglichst nicht an Tom und an das Telefonat zu denken.

Was nicht ganz leicht war, wenn sie erst einmal begonnen hatte, sich daran zu erinnern. Auch die Bilder von jenem Tag vor zweiundzwanzig Jahren kehrten zurück, als hätte irgendwer – sie selbst, wer sonst? – ein altes, vergessenes Fotoalbum gefunden und es einfach nicht lassen können, es aufzuschlagen und darin zu blättern.

Aber die Bilder waren beweglich. Stammten eher aus einem Filmarchiv als aus einem Album. Sie selbst. Tom. Dann Robert.

Die Wohnung im Kantorsteeg in Aarlach.

In jenem Juli.

In jener letzten Nacht.

Die Gewalt. Die Panik. Die Tat.

Wie konnte ein so junger Mensch nur so schrecklich kaputt sein? So arrogant und so hasserfüllt. Allem und allen, aber vor allem seinen Eltern gegenüber.

Das hatte sie sich damals gefragt, und das fragte sie sich bis heute.

Sie erinnerte sich auch an Szenen, die länger zurücklagen. Als er Robert in die Wade biss, weil er seinen Willen nicht bekam – und sich weigerte loszulassen, fast wie ein Kampfhund, der sich festgebissen hat. Mit fünf Jahren, Robert hatte ihn mit einem schweren Buch schlagen müssen, damit er endlich losließ.

Seine Wut, die sich kaum bezähmen ließ. Sie wusste noch, dass eine der Schulpsychologinnen gesagt hatte, dass Tom – und Jungen von seiner Sorte; sie hatte tatsächlich diese Worte benutzt: von seiner Sorte – sich in der Regel besserten, sobald sie in die Pubertät kamen, woher in aller Welt sie diese Art von Wissen auch bezogen haben mochte. Jedenfalls hatte es gestimmt, zumindest teilweise. Als er dreizehn war, hatte Tom sich verändert, aber im Grunde nicht zum Besseren. Er war introvertierter geworden. Abweisend und verschlossen. Zwar hatte er begonnen, Freunde zu finden, aber diese waren von einer Art, die wirklich jedes Elternpaar in Angst und Schrecken versetzt hätte. Sie erinnerte sich insbesondere an einen von ihnen; er hieß Shark – oder wurde zumindest so genannt – und hatte ein Hakenkreuz-Tattoo auf dem Unterarm. Mindestens drei Jahre älter als Tom war er gewesen und mit einem Vater und einem älteren Bruder, die wegen Mordes, beziehungsweise Totschlags, im Gefängnis saßen. Und Shark war beileibe nicht der Einzige gewesen.

Die schlimme Zeit, wenn sie zurückdachte, war es häufig diese Bezeichnung, die ihr in den Sinn kam.

Sie öffnete das Tor und ließ Django in den Garten. Weg damit, dachte sie. Das ist vergangen und begraben. Wer auch immer sie angerufen hatte, Tom war es jedenfalls nicht gewesen. Wenn man wiederaufersteht, sollte man das am dritten Tag tun und nicht holterdiepolter nach zweiundzwanzig Jahren.

Den ganzen Freitagnachmittag saß sie am Schreibtisch und arbeitete. Das Erscheinen ihrer großen Biografie über Erasmus von Rotterdam war für den nächsten Herbst geplant, und sie hatte ihrem Verlag ein erstes vollständiges Manuskript vor Weihnachten versprochen. Seit fast vier Jahren arbeitete sie an dem Projekt, anfangs hatte man mit drei gerechnet, aber das war, bevor sie voll und ganz begriff, welch ein Gigant Erasmus gewesen und wie viel über ihn geschrieben worden war. Und von ihm. Ihr Verlag war jedoch vernünftig und zahlungskräftig, und ihr Name und ihre früheren Arbeiten bürgten für genau die Qualität, die man in diesem Haus anstrebte und für die sie selbst bürgte. Lieber alle fünf Jahre ein gutes Buch als ein mittelmäßiges alle zwei.

Gegen sieben rief Robert wieder an. Er klang etwas frischer als am Morgen, die vielen Besprechungen und zahlreichen bizarren Komplikationen, die bei jedem neuen Filmprojekt unweigerlich auftraten, hatten zumindest vorerst gelöst werden können, so dass sie die Zeit reif fand, ihn zu informieren. Um Komplikationen zu vermeiden, verlegte sie die Episode allerdings um vierundzwanzig Stunden, das konnte nun wirklich keine Rolle spielen.

»Diese Nacht ist etwas passiert. Ich wollte dir heute Morgen nichts davon erzählen, weil ich wusste, dass du einen anstrengenden Tag vor dir hast.«

»Aha?«

»Ich bin angerufen worden.«

»Mhm?«

»Um halb vier Uhr morgens. Es war jemand, der behauptete, er wäre Tom.«

»Was?«

»Ja. Es klingelte, und ich bin drangegangen … ohne mir etwas dabei zu denken. Er behauptete, er wäre Tom, und findet, dass wir uns treffen sollten.«

»Was zum Teufel?«

»Genau. Ich war völlig perplex. Außerdem hatte ich kurz davor etwas Seltsames geträumt.«

»Was … was hat er gesagt?«

»So gut wie nichts. Er wollte nur, dass wir uns treffen. Meinte, er würde sich wieder melden. Danach hat er aufgelegt, wir haben nicht mehr als eine Minute miteinander telefoniert … oder noch weniger.«

Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Aber sie konnte Roberts Atemzüge hören. Sie klangen plötzlich wieder so angestrengt, wie sie es am Morgen getan hatten. Ich hätte nichts sagen sollen, dachte sie. Es ihm gegenüber besser gar nicht erwähnt.

»Woher kam der Anruf?«

»Aus dem Ausland, aber woher genau, weiß ich nicht.«

»Ist die Nummer nicht angezeigt worden?«

»Doch. Aber als ich noch einmal nachschauen wollte, war sie verschwunden.«

»Verschwunden?«

»Kann sein, dass ich versehentlich auf einen falschen Knopf gedrückt habe. Ich weiß nicht, jedenfalls ist sie nicht mehr da.«

So war es tatsächlich. Als sie nach ihrem Termin bei der Therapeutin nach der Nummer gesucht hatte, war sie verschwunden gewesen. Oder sie hatte die Nummer versehentlich gelöscht, wahrscheinlich, als sie mit Robert telefonierte.

Oder aber …?

Doch sie verdrängte den Gedanken.

»Wie klang er?«

»Er klang … na ja, es gab keine Besonderheiten. Eine ziemlich normale Männerstimme. Nicht besonders dunkel, nicht besonders hell … ein bisschen heiser vielleicht. Und wie gesagt, wir haben nicht besonders viele Worte miteinander gewechselt.«

»Und er will sich wieder melden?«

»Das hat er jedenfalls behauptet.«

»Du … du hattest nicht das Gefühl, ihn irgendwie zu kennen?«

»Großer Gott, Robert, natürlich nicht.«

»Entschuldige. Das kommt nur ein bisschen überraschend. Wir haben es selbstverständlich mit einem Betrüger zu tun. Mit jemand, der sich als Tom ausgegeben hat … aber warum? Das ist hier die Frage.«

»Darüber habe ich mir den ganzen Tag den Kopf zerbrochen. Und eine Antwort habe ich nicht gefunden. Er müsste doch auf irgendetwas aus sein … wenn es nicht irgendein Witzbold gewesen ist.«

»Ein Witzbold?«

Robert bekam einen Hustenanfall, sie konnte hören,...

Erscheint lt. Verlag 8.10.2018
Übersetzer Gabriele Haefs, Christel Hildebrandt, Paul Berf
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel INTRIGO
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Ben Kingsley • Benno Fürmann • eBooks • Hollywood • In Liebe Agnes • Intrigo • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Maardam • Samaria • Schweden • Skandinavien • Thriller • Tuva Novotny
ISBN-10 3-641-22719-4 / 3641227194
ISBN-13 978-3-641-22719-7 / 9783641227197
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