Die Expedition der Space Beagle (eBook)

Roman - Meisterwerke der Science Fiction

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
352 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-22699-2 (ISBN)

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Die Expedition der Space Beagle -  A.E. Vogt
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Die Zukunft: Längst haben die Menschen die Erde hinter sich gelassen und sich aufgemacht, neue Welten zu entdecken. So wie die fast tausendköpfige Besatzung der Space Beagle, eines gewaltigen Forschungsraumschiffes, das von Planet zu Planet reist, um neue Kulturen zu erforschen. Einer von ihnen ist Dr. Elliott Grosvenor. Grosvenor ist ein Nexialist, ein Universalgelehrter, für den die Reise zu den Sternen die Krönung seiner wissenschaftlichen Karriere ist. Fremde Planeten und feindlich gesinnte Aliens machen die Expedition für ihn zum größten Abenteuer seines Lebens ...

Alfred Elton van Vogt wurde am 26.4.1912 Winnipeg, Manitoba geboren. Während der Jahre der Großen Depression arbeitete er in den verschiedensten Gelegenheitsjobs und begann nebenher zu schreiben. Als er sich Ende der Dreißigerjahre der Science-Fiction zuwandte, gab er dem Genre neue und wichtige Impulse. Die Expedition der Space Beagle zählt zu den Klassikern der Science-Fiction. A.E. Vogt starb am 26.1.200 in Hollywood, Kalifornien. Er hinterließ ein umfassendes Lebenswerk.

1

Weiter und immer weiter streifte Cœurl. Die schwarze, mondlose, fast sternenlose Nacht wich zögernd einer Unheil kündenden rötlichen Dämmerung, die zu seiner Linken heraufkroch. Ein trübes, unbestimmtes Licht, das kein Vorgefühl nahender Wärme vermittelte, kein Behagen, nichts als matte, kalte Helligkeit, die langsam eine Albtraumlandschaft enthüllte.

Schwarzes, gezacktes Felsgestein und ein schwarzes, lebloses Plateau nahmen Gestalt um ihn an, als endlich eine fahle rote Sonne über den grotesken Horizont stieg. Kalte Lichtfinger tasteten sich in die Schatten vor. Und noch immer war von der Familie der Id-Kreaturen, deren Spuren er jetzt schon seit fast hundert Tagen folgte, kein Anzeichen zu sehen.

Schließlich blieb er stehen, und die jähe Erkenntnis der Wirklichkeit überkam ihn wie ein kalter Schauer. Seine mächtigen Vordertatzen – doppelt so lang wie seine Hinterbeine – zuckten in einer konvulsivischen Bewegung, die jede einzelne seiner rasiermesserscharfen Krallen krümmte. Die wuchtigen Tentakel, die aus seinen Schultern sprossen, stellten ihre schlängelnde Bewegung ein und versteiften sich. Er wandte seinen großen Katzenkopf von einer Seite zur anderen, während die haarähnlichen Fühler, die seine Ohren bildeten, fieberhaft vibrierten und jeden wandernden Hauch, jeden Pulsschlag im Äther prüften und untersuchten.

Doch keine Reaktion stellte sich ein. Kein rasches Prickeln durchlief sein kompliziertes Nervensystem. Nirgendwo war auch nur das leiseste Anzeichen festzustellen, das auf die Anwesenheit der Id hingedeutet hätte, jener Wesen, die auf diesem öden Planeten seine einzige Nahrungsquelle bildeten. Hoffnungslos kauerte sich Cœurl zusammen, eine gewaltige, katzenähnliche Gestalt, deren Umriss sich gegen den mattroten Himmel abhob, wie das Zerrbild eines schwarzen Tigers auf einem dunklen Granitblock in einer Schattenwelt. Was ihn vor allem bestürzte, war die Tatsache, dass ihm jegliches Kontaktgefühl verloren gegangen war. Er verfügte über eine Sensorik, die es normalerweise erlaubte, organisches Id über meilenweite Entfernungen hinweg wahrzunehmen. Er erkannte, dass er nicht länger normal war. Dass er über Nacht den Kontakt verloren hatte, wies auf einen physischen Zusammenbruch hin. Dies also war die tödliche Krankheit, von der er gehört hatte. Siebenmal war er im vergangenen Jahrhundert auf Cœurls gestoßen, die sich aus reiner Schwäche nicht mehr bewegen konnten und deren sonst unsterbliche Körper ausgezehrt und aufgrund des Nahrungsmangels dem Tode geweiht waren. Begierig hatte er dann ihre wehrlosen Körper zerschmettert und den letzten Rest Id zu sich genommen, der sie noch am Leben erhielt.

Cœurl erschauerte vor Erregung, als er an jene Festmähler dachte. Dann knurrte er vernehmlich, ein trotziger, bösartiger Laut, der in der Luft nachbebte, zwischen den Felsen widerhallte und in jeder Nervenfaser seines Körpers nachzitterte. Es war ein instinktiver Ausdruck seines ungebändigten Lebenswillens.

Und dann erstarrte er abrupt.

Hoch über dem fernen Horizont erblickte er einen winzigen glühenden Punkt. Er kam näher. Er wuchs rasend schnell, schwoll immens an zu einem gewaltigen Ball aus Metall, wurde zu einem riesigen, runden Raumschiff. Blitzend wie poliertes Silber, zischte die mächtige Kugel über Cœurl hinweg, während sie ihren Flug sichtlich verlangsamte. Sie entfernte sich über eine schwarze Hügelkette zur Rechten, schwebte eine Sekunde lang beinahe reglos in der Luft, sank schließlich nieder und verschwand außer Sicht.

Cœurl schüttelte ruckartig seine Erstarrung ab. Pantherhaft schnell glitt er zwischen den Felsen hindurch. Seine runden schwarzen Augen glühten in einer Gier, die ihm Qualen bereitete. Seine vibrierenden Ohrfühler meldeten ihm Id in solchen Mengen, dass der Heißhunger seinen geschwächten Körper zu überwältigen drohte.

Die ferne Sonne stand, jetzt rosa schimmernd, hoch am purpurn-schwärzlichen Firmament, als er sich in der Deckung eines Felsmassivs anpirschte und aus dessen Schatten auf die verfallenen Ruinen der einstmals gigantischen Stadt hinunterspähte, die sich unter ihm erstreckten. Ihrer gewaltigen Größe ungeachtet, wirkte die silbrige Kugel unscheinbar vor der endlosen Trümmerkulisse. Und doch ging eine verhaltene Lebendigkeit, eine dynamische Ruhe von ihr aus, die das Schiff nach einem Augenblick von seiner Umgebung abstechen, sie dominieren ließ. Ein wuchtiges, felszermalmendes Gebilde aus Metall, war es in einer Senke zum Stillstand gekommen, die seine eigene Last in den harten, unnachgiebigen Boden des Plateaus gedrückt hatte, das übergangslos am Rand der toten Metropole begann.

Cœurl starrte auf die zweibeinigen Wesen hinunter, die dem Schiff entstiegen waren. Sie standen in kleinen Gruppen am Fuß einer Rampe, die aus einer strahlend hell erleuchteten Öffnung dreißig Meter über dem Boden herabgelassen worden war, beisammen. Qualvolles Verlangen schnürte ihm den Schlund zu; sein Bewusstsein verdunkelte sich in dem wilden Drang, sich auf diese wehrlos wirkenden Geschöpfe zu stürzen, die Körper zu zerschmettern, von denen die Id-Schwingungen ausgingen.

Schemenhafte Erinnerungen bremsten den Impuls, während er noch durch seine Muskeln brandete. Es war die Erinnerung an die ferne Vergangenheit seiner eigenen Rasse – an Maschinen, die zerstören konnten, an Energien, die mächtiger waren als alle Kräfte seines Körpers. Erinnerungen, die Furcht in ihm weckten und mit ihr einen bitteren Geschmack der Schwäche, der an die Wurzeln seiner Stärke rührte. Ihm blieb die Zeit, um zu erkennen, dass die Wesen über ihren eigentlichen Körpern Gebilde aus leuchtendem, durchscheinendem Material trugen, das in den Strahlen der Sonne eigentümlich flimmerte und blendete.

Jetzt stellte sich verschlagenes Wägen ein – Erkenntnis des Motivs, das die Geschöpfe hergeführt hatte. Dies, schloss Cœurl, war eine Forschungsexpedition von einem anderen Stern. Forscher untersuchten, statt zu zerstören. Forscher hätten keinesfalls die Absicht, ihn zu töten, sofern er sie nicht angriff. Auf ihre Art waren Forscher einfältige Narren.

Angespornt durch diese Erkenntnis und kühn vor Hunger, wagte sich Cœurl aus seiner Deckung. Er gewahrte, dass die Wesen auf ihn aufmerksam wurden. Sie drehten sich um und starrten ihn an. Die drei, die ihm am nächsten waren, zogen sich langsam zu den größeren Gruppen zurück. Eines, das kleinste seiner Gruppe, entnahm einem Futteral an seiner Seite einen schimmernden Metallstab und hielt ihn locker in der Hand.

Cœurl trottete weiter, sosehr die Handlung ihn bestürzte. Um kehrtzumachen, war es zu spät.

Elliott Grosvenor verharrte an seinem Standort im Hintergrund, unweit der heruntergelassenen Metallrampe. Zurückhaltend aufzutreten begann ihm zur Gewohnheit zu werden. Einziger Nexialist an Bord der Space Beagle, wurde er seit Monaten von den hoch spezialisierten Wissenschaftlern ignoriert, die sich unter einem Nexialisten nichts Genaues vorstellen konnten und auch kein weiteres Interesse dafür an den Tag legten. Grosvenor gedachte diesen Zustand zu ändern. Eine Gelegenheit dazu hatte sich bislang nicht ergeben. Die Sprechfunkanlage im Helm seines Raumanzuges begann abrupt zu tönen. Ein Mann lachte leise und sagte dann: »Ich für meine Person werde einem Geschöpf dieser Größe gegenüber kein Risiko eingehen.«

Während der Mann sprach, erkannte Grosvenor die Stimme von Gregory Kent, dem Chef der chemischen Abteilung. Physisch ein kleiner Mann, zeichnete sich Kent dagegen durch eine starke Persönlichkeit aus. Er hatte zahlreiche Freunde und Anhänger an Bord des Schiffes, und er hatte bereits seine Kandidatur für den Posten des Expeditionsdirektors bei der bevorstehenden Wahl angekündigt. Von allen Männern, die dem herannahenden Ungeheuer gegenüberstanden, war Kent der Einzige, der eine Waffe gezogen hatte. Er stand jetzt in lässiger Haltung da und hantierte mit dem dünnen metallischen Instrument herum.

Eine andere Stimme erklang. Ihr Tonfall war tiefer und fiel außerdem bedächtiger und entspannter aus. Grosvenor erkannte sie als die von Hal Morton, dem Direktor der Expedition. Morton sagte: »Das ist einer der Gründe, weshalb Sie bei dieser Expedition dabei sind, Kent – weil Sie nie irgendwelche Risiken eingehen.«

Es war eine durchaus freundliche Bemerkung. Sie überging die Tatsache, dass Kent bereits als Mortons Gegner für das Amt des Direktors hervorgetreten war. Natürlich hätte hinter ihr die Absicht stehen können, den Unbedarfteren unter den Zuhörern mit beiläufig-elegantem politischen Geschick lediglich die Vorstellung nahezulegen, Morton hege keinerlei Groll gegenüber seinem Rivalen. Grosvenor bezweifelte nicht, dass der Direktor zu solchen Subtilitäten imstande war. Er hatte Morton als gerissenen, mehr oder weniger ehrlichen und sehr intelligenten Mann eingeschätzt, als einen Mann, der die meisten Situationen mit instinktiver Sicherheit zu bewältigen wusste.

Grosvenor verfolgte, wie das katzenartige Untier über das schwarze Felsplateau auf sie zukam, während Morton instinktiv nach vorn schritt, um sich ein Stück vor den Übrigen zu postieren. Der durchsichtige Metallitanzug straffte sich um seine athletische Gestalt. Über die Sprechfunkanlage drangen die Kommentare der anderen Abteilungschefs an Grosvenors Ohren.

»Diesem Tierchen würde ich ungern allein bei Nacht...

Erscheint lt. Verlag 9.7.2018
Übersetzer Rainer Eisfeld
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Voyage of the "Space Beagle"
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Aliens • diezukunft.de • eBooks • Fremde Welten • Meisterwerke der Science Fiction • Raumschiff • Space Opera • Weltall
ISBN-10 3-641-22699-6 / 3641226996
ISBN-13 978-3-641-22699-2 / 9783641226992
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