Die Stimmen des Abgrunds (eBook)

Roman
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2018 | 1. Auflage
560 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-22441-7 (ISBN)

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Die Stimmen des Abgrunds -  Peter V. Brett
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Nach Das Leuchten der Magie ist Die Stimmen des Abgrunds der packende zweite Teil des fünften Bandes von Peter V. Bretts Dämonensaga, der im Original unter dem Titel The Core erschienen ist. Der letzte Krieg zwischen Menschen und Dämonen steht unmittelbar bevor, und die einzige Hoffnung der Menschheit ruht nun auf Arlen, seiner Frau Renna und seinem Rivalen Jardir. Denn nur, wenn es ihnen gelingt, den Willen eines der mächtigen Dämonenprinzen zu brechen und ihn zu zwingen, sie in den Abgrund zu führen, werden sie die dort herangezüchtete Dämonenarmee aufhalten können. Aber noch ist der Sieg gegen die Dämonen nur ein Traum ...



Peter V. Brett, 1973 geboren, studierte Englische Literatur und Kunstgeschichte in Buffalo und entdeckte Rollenspiele, Comics und das Schreiben für sich. Danach arbeitete er zehn Jahre als Lektor für medizinische Fachliteratur, bevor er sich ganz dem Schreiben von fantastischer Literatur widmete. Mit seinen Romanen und Erzählungen aus der Welt von »Das Lied der Dunkelheit« hat er die internationalen Bestsellerlisten gestürmt. Peter V. Brett lebt in Brooklyn, New York.

2

Hinab in die Finsternis

334 NR

Jardir verdrängte seine Zweifel, als er den Par’chin und seine jiwah in der Höhle zurückließ. Diese Frau nahm nicht nur ein ungeborenes Kind mit in den Abgrund, sie war auch noch unzuverlässig. Unberechenbar. Unbesonnen. Es mangelte ihr an Vernunft.

Doch war er selbst so viel anders? Immerhin hatte er diesem Plan zugestimmt. Er ließ sich von Alagai Ka selbst in den Abgrund hinunterführen. Wenn das nicht unbesonnen war, unvernünftig …

Die Tochter des Harl war eine starke Frau. Furchtlos. Bereit, ihr eigenes Leben und das ihres Kindes im Ersten Krieg zu opfern. Sie war keine Krasianerin, aber in ihrem Herzen folgte sie den Geboten des Evejah. Er sollte sich schämen, wenn er an ihr zweifelte.

Shanvah bewachte Alagai Kas Gefängnis. Der Wagen stand direkt vor dem Höhleneingang. Ihr Vater war noch an der Sitzbank angekettet, der Dämonenkönig hinter versiegeltem Stahl eingesperrt, doch Shanvah blieb auf der Hut. Mit erhobenem Speer und Schild hielt sie Ausschau nach Gefahren.

»Erlöser.« Sie verneigte sich, als Jardir sich ihr näherte. »Ist die Tochter des Harl wohlauf?«

»Sie handelte überaus töricht, als sie das Gehirn des Prinzlings verzehrte. Die Risiken sind unabsehbar. Aber so Everam will, wird sie sich wieder erholen.«

»Hat es … gewirkt?«, fragte Shanvah. »Verfügt sie jetzt über die Erinnerungen des Dämons?«

Jardir schüttelte den Kopf. »Anscheinend nicht. Wir verfolgen unseren ursprünglichen Plan. Ohne Verzug.«

»Inevera.« Shanvah schob den Speer in den Haltegurt, schwang sich behände auf den Kutschbock und lenkte den Wagen rückwärts zum Schlund der Höhle. Dann löste sie die Pferde aus ihrem Geschirr. Den Gefängniswagen konnten sie nicht mit hinunter in den Abgrund nehmen, deshalb ließ sie die Tiere jetzt frei.

Jardir betrachtete die beiden Hengste und fragte sich, ob sie in Freiheit lange überleben würden. In ihre Hufe waren Siegel eingekerbt, und in wenigen Stunden ging die Sonne auf. Die meisten Dämonen, die diese Gegend heimsuchten, waren tot, der mentale Schrei des Seelendämons hatte sie umgebracht. Vielleicht hatten die Pferde ja eine bessere Chance, am Leben zu bleiben, als Jardir und seine Gefährten.

Jardir hob seinen Speer und zeichnete über den Rössern Siegel in die Luft. Die Magie heftete sich an die Tiere und verlieh ihnen frische Energie, zugleich schützte sie sie vor alagai-Krallen. Mit dem Morgengrauen würde die Magie verblassen, doch solange es dunkel war, sorgte sie für Schutz.

Die Hengste hoben aufmerksam die Köpfe. »Möge Everam über euch wachen, ihr edlen Rösser«, sagte Jardir. »Ich nenne euch Kraft und Stärke. Sollte ich von dieser gefahrvollen Reise zurückkehren, werden eure Namen in die Heiligen Verse eingehen und Unsterblichkeit erlangen.«

Er zeichnete ein weiteres Siegel in die Luft, es gab einen harmlosen Knall und einen Blitz, und die erschrockenen Pferde galoppierten die alte Straße hinunter.

Jardir begab sich zu Shanjat und schloss die Kette auf, mit der er an die Sitzbank gefesselt war. Shanjat starrte leeren Blickes vor sich hin – in den Augen der Pferde hatte mehr Verstand gelegen. Jardir zog seinen Schwager vom Wagen herunter und hievte ihn auf seine Schulter wie einen Sack Mehl.

Der Sohn des Jeph und die Tochter des Harl warteten zusammen mit Shanvah darauf, dass er Shanjat vor dem Wagenschlag ablud und ihn dann auf die Knie setzte.

Der Gemahl meiner Schwester, dachte Jardir. Der seit dem Hannu Pash an meiner Seite trainierte und kämpfte. Und ich lasse ihn vor Alagai Ka niederknien.

Er blickte hinunter auf den Mann, der ihm stets ein wahrer Freund gewesen war. Ich schwöre bei Everams Licht und meiner Hoffnung, in den Himmel zu gelangen, Bruder: Wenn der richtige Augenblick gekommen ist, lasse ich Alagai Ka für das büßen, was er dir angetan hat.

Danach entriegelte Jardir den Wagenschlag und öffnete ihn. In der Mitte des Kastens lag der Dämon und glotzte ihn aus seinen großen, eigentümlichen Augen an. Er ging in den Bannkreis hinein und löste die Ketten, mit denen die Kreatur gefesselt war. Dann packte er den Dämon am Hals und zerrte das fauchende Ungeheuer aus dem Zirkel heraus. Ohne viel Federlesens warf er ihn vom Wagen, sodass er zusammengekauert neben Shanjat auf dem Boden landete.

Zum Wohle der Ala ließ er diese Kreatur am Leben, aber eine würdevolle Behandlung hatte das Scheusal nicht verdient.

Dieses Mal zierte sich Alagai Ka nicht, sondern ergriff sofort von Shanjat Besitz. Der Krieger öffnete sein Gewand und setzte sich den vom Stoff verhüllten Dämon auf den Rücken.

Beide, der Dämon und sein Reittier, starrten auf den Kadaver des Seelendämons. Der geöffnete Schädel war leer, der Inhalt vertilgt wie das Fleisch einer Frucht, von der man nur noch die Schale übrig gelassen hat. Nach einer Weile wandten sie sich Renna zu.

»Schöne Nacht heut Nacht«, sagte die Tochter des Harl und leckte sich das Dämonenblut von den Fingern.

Shanjat schien sich zu entspannen und lächelte. »Das Wesen, das du ausbrütest, wird stark sein, sollte es durch irgendeinen Zufall überleben. Und es wird meinesgleichen ähnlicher sein als seiner eigenen schwächlichen Rasse.«

Aus Rennas Aura schossen Stichflammen, die so grell waren, dass Jardir sie kaum anschauen konnte. Sie zog ihr Messer und wollte sich auf den Dämon stürzen. Shanjat wich zurück, aber sie hatten den Dämon umzingelt, und er konnte nicht fliehen. Renna zwang ihn mit einem Fußtritt auf die Knie und setzte dem Dämon die Klinge an den Hals.

Shanjat blickte zu ihr hoch. »Tu es. Töte mich, wenn du dich traust. Aber deine List ist nicht geglückt. Du hast versagt. Wenn dein primitives Gehirn imstande gewesen wäre, das ungeheure Wissen meines Abkömmlings aufzunehmen und zu begreifen, dann bräuchtet ihr mich jetzt nicht mehr. Dann hätte der Erbe mich umgebracht, als ich hilflos dalag.«

Shanjats Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Aber ihr seid auf mich angewiesen, nicht wahr, Jägerin? Töte mich, und deine eigene Art wird mit mir untergehen.«

»Das mag ja sein«, erwiderte Renna. »Aber ich warne dich: Sprich noch ein einziges Mal von meinem Kind, und du bist tot, noch ehe du mir damit drohen kannst, ich würde die Menschheit verraten.«

Sie meinte, was sie sagte. Jardir sah es in ihrer Aura. Er sorgte sich, sie könnte die Beherrschung verlieren und ihren Plan zum Scheitern bringen, doch andererseits war es gut, wenn Alagai Ka ihren Jähzorn fürchtete. Je sicherer der Dämonenkönig sich fühlte, umso mehr Schwierigkeiten würde er ihnen bereiten.

Es fragte sich nur, ob er ihnen überhaupt von Nutzen war, und wer hier wen kontrollierte.

»Dein Leben hat für uns nur einen Wert, solange du uns dienst, Prinz der Lügen«, sagte Jardir. »Im Evejah heißt es, Kajis Armeen seien drei mal sieben Tage lang unterwegs gewesen, ehe sie den Abgrund erreichten. Stimmt das?«

»Ehe sie den Abgrund erreichten?« Das Lachen des Dämons entlud sich aus Shanjats Kehle. »Nies Abgrund ist eine Fabel, die man sich ausgedacht hat, um Drohnen zu lenken. Es gibt keinen solchen Ort.«

Das selbstgefällige Grinsen, das sich auf Shanjats Zügen breitmachte, entfachte Jardirs Zorn. Am liebsten hätte er dieses Ungeheuer, das huckepack auf den Schultern seines Freundes saß, auf der Stelle getötet. Der Dämon reizte sie, hielt sie zum Narren, erzählte Wahrheiten, die wie Lügen klangen, und Lügen, die sich wahr anhörten. Auch ohne ihre Gedanken lesen zu können, verstand es der Dämon aufs trefflichste, mit ihren Gefühlen zu spielen. Er würde weiterhin danach trachten, sie zu verwirren, so lange, bis einer von ihnen sich eine Blöße gab. Keinen Moment lang durften sie in ihrer Wachsamkeit nachlassen.

»Wie weit ist dann der Weg bis zu deinem Stock?«, fragte der Par’chin.

»In ungefähr einem Zyklus könnten wir da sein«, sagte Shanjat und zwinkerte Jardir zu. »Wir steigen weiter in die Tiefe als Kavri und seine Hunde.«

Shanjat sah ihn erwartungsvoll an, doch Jardir lächelte nur.

»Also ließ Kaji

Seine Kriegshunde los.

Die jagten das Böse

Und trieben es vor die Speere der Sharum,

Als würden sie Füchse

Vor Jäger hetzen.«

»Willst du mich beleidigen, Dämon?«, fragte Jardir. »Willst du mein Volk beleidigen? Kajis Hunde trieben deinesgleichen in die Tiefe zurück wie eine Viehherde.«

»Er hat Angst, auch wenn er es nicht zugibt«, sagte Renna. »Kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass der eigene Sohn aufgefressen...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2018
Reihe/Serie Demon Zyklus
Übersetzer Ingrid Herrmann-Nytko
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Core (Demon Cycle 5), Part 2
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Dämonen • Das Lied der Dunkelheit • eBooks • epische Fantasy • Fantasy • Fantasy-Epos • High Fantasy • Magie • SPIEGEL-Bestsellerautor
ISBN-10 3-641-22441-1 / 3641224411
ISBN-13 978-3-641-22441-7 / 9783641224417
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