Die Trabbel-Drillinge - Heimweh-Blues und heiße Schokolade (eBook)
224 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-22275-8 (ISBN)
1:200 Millionen - so hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es jemanden wie Franka gibt. Oder wie Vicky. Oder wie Bella. Die drei Zwölfjährigen sind eineiige Drillinge und Celebritys. Trotzdem könnten sie verschiedener nicht sein. Als sie vor lauter Berühmtheit keinen Schritt mehr vor die Tür machen können, flieht Mama Trablinburg mit ihnen aufs platte Land. Dort will sie in einer baufälligen Villa ein Bio-Hotel eröffnen. Die Drillinge sind entsetzt: monatelang Baustelle, mieses WLAN, zu dritt im Doppelbett? Das muss ja Trabbel hoch drei geben! Ob Frankas wunderköstlicher Trostkakao den schlimmsten Schwesternstreit aller Zeiten kitten kann?
Anja Janotta, geboren 1970, verbrachte ihre Kindheit in Saudi Arabien und Algerien und wusste bereits früh, dass sie Kinderbuchautorin werden wollte. In München studierte sie zunächst Diplom-Journalistik und arbeitet heute als Online-Redakteurin. Seit ihre beiden Kinder Leser und Zuhörer geworden sind, hat sie ihren Traum verwirklicht und schreibt Kinderbücher. Anja Janotta lebt mit ihrer Familie an einem See in Oberbayern.
SOJAMILCH HOCH DREI
Haselnusssirup. Das war eindeutig ein Tag für Haselnusssirup in ihrer heißen Schokolade. Franka sog das Aroma von Nougat und feiner Schokolade ein. Es gab auf der ganzen Welt nur ein Café, dem man zutrauen konnte, eine ebenso leckere heiße Schokolade zu machen wie sie selbst.
Denn von Rita, der Chefin des Cafés Sahnehäubchen, hatte sich Franka ganz viele Tricks und Kniffe abgeschaut. Jeden Morgen bestrich Rita unzählige Gläser von innen mit geschmolzener Edelbitterschokolade aus Ecuador. Darüber häufte sie später frischen warmen Milchschaum und malte – wie für Franka heute – mit einem Schuss Sirup ein Herz in den Schaum. Oben drauf streute sie ein paar hauchfeine Splitter Edelschokolade.
Nichts, wirklich nichts war besser für einen vernieselten und vermiesten Tag wie diesen! Franka hatte nahezu die ganze Nacht nicht geschlafen nach der Familienkonferenz gestern und brauchte jetzt dringend was für Leib und Seele.
Ihre beiden Drillingsschwestern kamen mal wieder zu spät. Dabei waren sich Vicky, Bella und Franka sofort ohne Worte einig gewesen, dass man ein Krisengespräch brauchte.
Aber Vicky hatte noch schnell ein neues Ladekabel besorgen müssen, weil sie über ihres mal wieder mit den Rollen des Schreibtischstuhls gefahren war. Geschlagene zwölf Minuten später kam sie an. Und die schöne Bella war da immer noch nicht aufgetaucht.
Erst fünf Minuten später ging mit lautem Klingeln die Cafétür auf und eine aufgedrehte Bella schneite herein. Allerdings nicht allein, im Tross zog sie noch drei Freundinnen mit sich. Über all ihrem Geschnatter schaffte Bella es gerade noch, Rita über alle Köpfe hinweg laut zuzurufen: »Ich bekomme einen Himbeer-Milch-Shake. Aber einen mit Sojamilch.« Sojamilch – das war gerade Bellas neuester Spleen. Sie hatte Angst vor einer möglichen Kuhmilchallergie.
»Geht klar.« Rita nickte Bella zu, während diese mit ihrem Tross zu Frankas Tisch zog. Franka seufzte.
»Sorry, Mädels«, sagte sie also zu Bellas Freundinnen, »aber wir haben heute ein supergeheimes, superwichtiges Drillingsgespräch. Könnt ihr euch vielleicht woanders hinsetzen? Da hinten ist gerade ein Platz frei geworden. Wenn ihr euch beeilt …«
Unwillig zog Bellas Freundinnenstab ab – zum letzten freien Tisch, um den sie sich zu dritt quetschen mussten. Auch Vicky, Franka und Bella teilten sich einen Tisch, der höchstens für zwei gedacht war. Als sich Bella zu Vicky auf die Bank durchschlängelte, hätte sie fast den Laptop der jungen Frau neben ihnen vom Tisch gerissen. Es war eng und voll in dem herrlich verschnörkelten Retro-Café am Prenzlberg.
Franka versuchte noch, ein freundliches »Entschuldigung« zu der Nachbarin rüberzuschicken. Von irgendwoher kannte sie das Gesicht. Aber Bella hatte mit ihrem Auftritt schon alles fest in ihrer Hand: »Ist nicht mein Tag heute. Ich kapier Geometrie so überhaupt nicht. Kannst du nicht meine Hausaufgaben machen, Vicky, bitte?«
»Und wenn du morgen darüber ausgefragt wirst?«
»Dann nimmst du einfach deine Brille ab und springst für mich ein. Wie immer.« Bella übte ihren niedlichen Bettelblick, der bei ihren Schwestern immer so gut funktionierte. Niemand war so gut darin, unverschämte Wünsche durchzusetzen, wie Bella. Aber heute biss selbst die niedliche Bella bei Vicky auf Granit.
»Nein, ich habe euch doch gesagt, ich lass mich nicht mehr für euch ausfragen. Ihr müsst selber den Kram lernen. Sonst kapiert ihr es nie.«
Bella wollte schon verzweifeln: »Aber ich kapier es auch mit Lernen nicht. Und ich kann mir keine Fünf leisten. Ihr wollt doch nicht, dass ich als Einzige von uns dreien sitzenbleibe. Wir wären nicht mehr zusammen …«
»Nein. Ich mach’s trotzdem nicht.«
»Bitte.« Hundewelpen-Blick von Bella.
»Nein.« Harter-Hund-Blick von Vicky.
»Arschloch.« Wildes Hundewelpen-Kläffen.
»Du Pfurzhirn. Lern selbst!« Noch-mehr-harter-Hund von Vicky.
Schweigen.
Es war Franka, die die Spannung schließlich nicht mehr aushielt. Schwesternstreit war ihr immer zuwider. Sie musste einschreiten, bevor sich das hier noch mehr aufschaukelte. »Bitte, Vicky, nur noch dieses eine Mal? Damit Bella nicht durchfällt und sie dieses Schuljahr schafft? Ist doch gar nicht mehr so oft. Bald sind Ferien und dann …«
»… dann sitzen wir sowieso nicht mehr hier …«, sagte Vicky.
»… denn dann sind wir in der Pampa«, sagte Bella.
»… in der Drecks-Pampa«, sagte Franka. Wie verabredet seufzten alle drei Schwestern gleichzeitig. Nur gut, dass Rita gerade eine kleine Aufmunterung vorbeibrachte: Bellas Himbeer-Shake, auf dem zwei frische Himbeeren prangten, Vickys Tee mit frischen, gepuderzuckerten Minzblättern und Frankas zweite heiße Schokolade mit Haselnusssirup. Ein einziger Schluck dieses wahrhaft himmlischen Getränks konnte Franka wiederbeleben.
»Wir können nicht zulassen, dass Mama uns in die Provinz verfrachtet«, sagte Franka und nahm noch einen großen Schluck Himmelsgesöff. »Da gehen wir ein.«
»Wir sind drei Stimmen gegen eine«, meinte Bella. »Das müsste doch zu machen sein, wenn wir drei zusammenhalten. Wir drei könnten sie doch überzeugen, dass sie das Haus von Tante Gerda nicht übernehmen muss.«
Franka stimmte zu: »Wir brauchen einfach nur die richtigen Argumente.«
»Am besten, wir machen eine Liste. Dann können wir es ihr schriftlich geben, warum wir nicht mitwollen.« Vicky übernahm sofort das Ruder. Sie zog einen leicht mitgenommenen Block aus ihrer Messenger Bag und popelte einen Stift aus dem Mäppchen.
»Also, was haben wir auf der Pro-Seite?«, fragte sie.
»Dass es immer schon Mamas Traum war, ein Hotel zu eröffnen?«, schlug Bella zaghaft vor. Vicky schrieb.
»Das tolle Landleben«, ergänzte Franka die Liste.
»Landleben, pfff, das kann man auch gleich auf die Contra-Seite schreiben«, diktierte Bella ihrer Schwester, die alles mitschrieb. »Kein Capoeira mehr für mich. Keine Medaillen. Keine Pokale. Keine Vereinspartys.«
»Gibt’s noch was anderes in deinem Kopf als Caaa-Poooo-Eiraaaa?«, maulte Vicky, schrieb aber widerwillig mit. »Hast du auch was anzubieten, was uns alle betrifft?« Sie war unüberhörbar immer noch sauer auf ihre Schwester.
»Und vernünftige Klamottenläden gibt es dort wahrscheinlich auch nicht«, fügte Bella nun hinzu. Bella hatte von ihnen dreien den besten Style und ein untrügliches Gespür für großartige Kombinationen. Irgendwie schienen die nur für Bella gemacht zu sein. Wenn Franka in der nächsten Woche das anzog, was Bella jetzt trug (orangefarbene DocMartens, grünkarierte Kniestrümpfe und ein T-Shirt mit einer Pailletten-Katze), würde Franka trotzdem nicht cool aussehen, sondern sich fühlen wie ein bunter Clown.
Wahrscheinlich lag das daran, dass Bella die zarteste der drei Schwestern war. Sie hatte als Säugling einen schweren Start gehabt und lange eine spezielle Physiotherapie gebraucht, um so fit zu werden wie ihre Schwestern. Die Begeisterung für Sport, sagte ihre Mutter immer, muss da geboren worden sein. Denn ohne Leistungsturnen und Akrobatik hielt Bella es keine Woche aus.
Außerdem war Bella zwei Zentimeter kleiner. Das sah man aber nur, wenn man sie alle drei nebeneinander stellte. Dann fiel auch dem Betrachter das Muttermal an Frankas linker Augenbraue auf, das sie von ihren Schwestern unterschied. Wenn Franka mal wieder das Gefühl hatte, bei ihren Schwestern immer nur nachgeben zu müssen, malte sie sich mit schokobraunem Kajal das Muttermal extra dick an. Aus Protest. Und die langen blonden Haare steckte sie dann unter eine quietschgelbe Baseballkappe. Keine ihrer Schwester trug – der Modegott behüte sie vor einem solchen Fehlgriff! – so was Profanes wie eine Baseballkappe.
Meistens lief es ja auch ganz gut mit Bella und Vicky und die peinliche Baseballkappe blieb im Schrank.
Vicky hatte solche Kunstgriffe überhaupt nicht nötig, um sich von ihren Schwestern abzusetzen. Ihre blaue Brille war ihr ureigenes Markenzeichen. Nicht, dass ihre klitzekleine Kurzsichtigkeit das verlangt hätte, aber Vicky fand, dass sie so schlauer aussah. Und Schlauheit war schließlich das, worauf sie am stolzesten war. Vicky erledigte die Hausaufgaben für alle drei. Und wenn Bella oder Franka in der Schule ausgefragt werden sollten über ein Thema, von dem sie keinen blassen Schimmer hatten, dann versteckte Vicky ihre Brille und gab sich als eine der beiden anderen aus. Die Einser und Zweier waren den Schwestern dann garantiert.
Deshalb dachte Vicky auch an etwas ganz anderes für die Contra-Liste: »Schlechte Internetverbindung auf dem Land.«
»Freundinnen«, diktierte Franka. »Wir verlieren alle unsere Freundinnen und …«
»… und Freunde«, schrieb Vicky noch dazu. Das hatte Franka eigentlich nicht sagen wollen und wunderte sich. Doch Bella war schon fortgefahren: »Und Flo. Onkel Flo bleibt bestimmt in der Stadt. Mit seiner Firma kann er gar nicht mal schnell woanders hinziehen.«
Vicky kritzelte den Namen ihres geliebten Onkels auf die Liste. Das war ein fetter Contra-Punkt.
Franka hatte noch eine wichtige Ergänzung für die Contra-Liste: Sahnehäubchen. So ein wunderbares Café mit altmodischen Stühlen, mit jeder Menge Retro-Süßigkeiten, Zuckerstangen im Glas, selbstgemachten Pralinen unter Glasglocken, kunstvoll aufgetürmten Cupcakes – wo sollte davon jemals ein zweites zu finden sein?
Wie zur Bestätigung nippte Bella das erste Mal an ihrem Himbeer-Shake.
»Ey«, sagte sie. »Das...
Erscheint lt. Verlag | 26.2.2018 |
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Reihe/Serie | Die Trabbel-Drillinge-Reihe |
Die Trabbel-Drillinge-Reihe | |
Zusatzinfo | Mit s/w-Vignetten |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | ab 10 • Antolin • Buch für Mädchen • Celebrity • eBooks • Freche Mädchen • Freundschaft • Hanni und Nanni • Hotel • juliabeautx • Kinderbuch • Kinderbücher • Landleben • Landliebe • Lisa und Lena • Lotta-Leben • Mädchen • Schokolade • Schwestern • ViktoriaSarina • Zwillinge |
ISBN-10 | 3-641-22275-3 / 3641222753 |
ISBN-13 | 978-3-641-22275-8 / 9783641222758 |
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