Jim Knopf: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (eBook)

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2017
256 Seiten
Thienemann Verlag in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-61046-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jim Knopf: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer - Michael Ende
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Der bekannte Kinderbuch Klassiker für Kinder ab 6 Jahren von Bestseller-Autor Michael Ende mit schwarz-weißen Illustrationen. Jim Knopf ist ein kleiner schwarzer Junge, der auf der winzigen Insel Lummerland lebt. Und irgendwann ist die Insel zu klein. Also muß jemand gehen, beschließt König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte. Aber soll das ausgerechnet Emma sein, die Lokomotive von Jims bestem Freund Lukas? Das kann Jim nicht zulassen. Gemeinsam mit dem Lukas und Emma verläßt er die Insel und macht sich auf zum großen Abenteuer, mit Scheinriesen, Halbdrachen und vielen anderen außergewöhnlichen Wesen. Aber werden sie auch eine eine Lösung für die Rückkehr nach Lummerland finden?

Michael Ende (1929-1995) zählt zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte und Bücher für Erwachsene, Theaterstücke und Gedichte. Viele seiner Bücher wurden verfilmt oder für Funk und Fernsehen bearbeitet. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche deutsche und internationale Preise. Seine Bücher wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 35 Millionen Exemplaren.

ZWEITES KAPITEL


in dem ein geheimnisvolles Paket ankommt

Eines schönen Tages legte das Postschiff am Strand von Lummerland an und der Briefträger sprang mit einem großen Paket unter dem Arm an Land.

»Wohnt hier eine gewisse Frau Malzaan oder so ähnlich?«, fragte er und machte ein ganz dienstliches Gesicht, was er sonst nie tat, wenn er die Post brachte.

Lukas schaute Emma an, Emma schaute die beiden Untertanen an, die beiden Untertanen schauten einander an und sogar der König schaute zum Fenster heraus, obwohl es weder ein Feiertag noch Viertel vor zwölf war.

»Lieber Herr Briefträger«, sagte der König ein wenig vorwurfsvoll, »seit Jahren bringen Sie uns nun die Post. Sie kennen mich und meine Untertanen genau und da fragen Sie plötzlich, ob hier eine Frau Malzaan oder so ähnlich wohnt!«

»Aber bitte, Majestät«, antwortete der Briefträger, »lesen Sie doch selbst, Majestät!«

Und er stieg schnell den Berg hinauf und reichte dem König das Paket durchs Fenster hinein.

Folgende Adresse stand auf dem Paket:

Der König las die Adresse, dann zog er seine Brille hervor und las die Adresse zum zweiten Mal. Da sich aber dadurch nichts änderte, schüttelte er ratlos den Kopf und sprach zu seinen Untertanen: »Fürwahr, es ist mir einfach unerklärlich, aber hier steht es schwarz auf weiß.«

»Was denn?«, fragte Lukas.

Der König, der ganz verwirrt war, setzte von neuem seine Brille auf und sagte:

»Also hört, meine Untertanen, wie die Adresse lautet!«

Und er las sie vor, so gut es eben ging.

»Eine kuriose Adresse!«, meinte Herr Ärmel, als der König fertig gelesen hatte.

»Ja«, rief der Briefträger entrüstet, »man kann sie kaum entziffern, so viele Fehler sind darin. So etwas ist äußerst unangenehm für uns Postboten. Wenn man bloß wüsste, wer das geschrieben hat!«

Der König drehte das Paket um und suchte nach dem Absender.

»Hier steht nur eine große 13«, sagte er und blickte ratlos den Briefträger und seine Untertanen an.

»Sehr sonderbar!«, ließ sich wieder Herr Ärmel vernehmen.

»Nun denn«, sagte der König entschlossen, »sonderbar oder nicht, XUmmrLanT kann doch nur Lummerland heißen! Es bleibt uns also nichts anderes übrig, jemand von uns muss Frau Malzaan oder so ähnlich sein.«

Und befriedigt nahm er seine Brille wieder ab und tupfte sich mit seinem seidenen Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn.

»Ja, aber«, rief Frau Waas, »es gibt doch auf unserer ganzen Insel keine dritte Etage.«

»Das ist allerdings richtig«, sagte der König.

»Und eine alte Straße haben wir auch nicht«, meinte Herr Ärmel.

»Auch das ist leider richtig«, seufzte der König bekümmert.

»Und eine Nummer 133 haben wir schon gar nicht«, fügte Lukas hinzu und schob seine Schirmmütze ins Genick. »Ich müsste das doch wissen, denn schließlich komme ich ja ziemlich viel auf der Insel herum.«

»Eigenartig!«, murmelte der König und schüttelte versonnen den Kopf. Und alle Untertanen schüttelten die Köpfe und murmelten: »Eigenartig!«

»Es könnte ja auch einfach ein Irrtum sein«, meinte Lukas nach einer Weile. Aber der König antwortete:

»Vielleicht ist es ein Irrtum, vielleicht ist es aber auch kein Irrtum. Wenn es kein Irrtum ist, dann habe ich ja noch einen Untertanen! Einen Untertanen, von dem ich gar nichts weiß! Das ist sehr, sehr aufregend!«

Und er lief an sein Telefon und telefonierte vor Aufregung drei Stunden lang ohne Unterbrechung.

Inzwischen beschlossen die Untertanen und der Briefträger, die ganze Insel mit Lukas zusammen noch einmal gründlich abzusuchen. Sie stiegen auf die Lokomotive Emma und fuhren los und bei jeder Haltestelle pfiff Emma laut, die Passagiere stiegen ab und riefen nach allen Richtungen:

»Frau Maaaaaalzaaaaan! Hier ist ein Pakeeeeet für Sie!«

Aber niemand meldete sich.

»Na gut«, sagte der Briefträger endlich, »ich habe jetzt keine Zeit mehr weiterzusuchen, weil ich noch mehr Post austragen muss. Ich lasse Ihnen das Paket einfach mal da. Vielleicht finden Sie Frau Malzaan oder so ähnlich doch noch. Ich komme dann nächste Woche wieder vorbei und wenn sich niemand gemeldet hat, nehme ich das Paket wieder mit.«

Damit sprang er auf sein Postschiff und fuhr davon.

Was sollte nun mit dem Paket geschehen?

Die Untertanen und Lukas berieten lange hin und her. Dann erschien der König wieder am Fenster und sagte, er habe inzwischen nachgedacht und telefoniert und sei zu folgendem Entschluss gelangt: Frau Malzaan oder so ähnlich sei ohne Zweifel eine Frau. Die einzige Frau auf Lummerland aber sei, soweit ihm bekannt wäre, Frau Waas. Also wäre das Paket vielleicht für sie. Jedenfalls gäbe er ihr hiermit die königliche Erlaubnis das Paket zu öffnen, dann würde man ja wohl bald klarer sehen.

Die Untertanen fanden diese Anordnung des Königs weise und Frau Waas ging sofort ans Aufmachen.

Sie knüpfte die Schnur auf und faltete das Packpapier auseinander. Da wurde eine große Schachtel sichtbar, die rundherum Luftlöcher hatte wie eine Maikäferschachtel. Frau Waas öffnete die Schachtel und fand darin eine etwas kleinere Schachtel. Die war ebenfalls mit Luftlöchern versehen und gut gepolstert mit Stroh und Holzwolle. Offenbar war etwas Zerbrechliches darin, vielleicht Glas oder ein Radio. Aber wozu dann die Luftlöcher? Schnell hob Frau Waas den Deckel auf und fand darin – wieder eine Schachtel mit Luftlöchern, die war ungefähr so groß wie ein Schuhkarton. Frau Waas öffnete sie und da lag in der Schachtel – ein kleines schwarzes Baby! Es schaute alle Umstehenden mit großen glänzenden Augen an und schien ziemlich froh zu sein, dass es aus dem ungemütlichen Karton herauskam.

»Ein Baby!«, riefen alle überrascht. »Ein schwarzes Baby!«

»Das dürfte vermutlich ein kleiner Neger sein«, bemerkte Herr Ärmel und machte ein sehr gescheites Gesicht.

»Fürwahr«, sprach der König und setzte seine Brille auf, »das ist erstaunlich, sehr erstaunlich!«

Und er nahm seine Brille wieder ab.

Lukas hatte bis jetzt noch nichts gesagt, aber seine Miene hatte sich zusehends verdüstert.

»So eine Gemeinheit ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen!«, polterte er nun los. »So ein kleines Kerlchen in einen Karton zu packen! Was da alles hätte passieren können, wenn wir nicht aufgemacht hätten! Na, wenn ich den Burschen, der das gemacht hat, jemals erwische, der bekommt von mir eine Tracht Prügel, an die er sich sein Lebtag erinnern wird, so wahr ich Lukas der Lokomotivführer bin!«

Als das Baby hörte wie Lukas vor sich hin grollte, begann es zu weinen. Es war ja noch viel zu klein, um irgendetwas zu verstehen, und glaubte, es würde ausgeschimpft. Außerdem war es auch erschrocken vor dem großen schwarzen Gesicht von Lukas, denn es wusste ja noch nicht, dass es selber auch ein schwarzes Gesicht hatte.

Frau Waas nahm das Kind schnell auf den Arm und tröstete es. Und Lukas stand dabei und machte ein ganz bekümmertes Gesicht, weil er doch das Baby gar nicht hatte erschrecken wollen.

Frau Waas war unbeschreiblich glücklich, denn sie hatte sich schon immer ein Kind gewünscht, für das sie abends kleine Jacken und Hosen nähen konnte. Sie schneiderte nämlich für ihr Leben gern. Und dass das Baby schwarz war, fand sie ganz besonders nett, weil das zu rosa Stoff so hübsch aussah und Rosa war ihre Lieblingsfarbe.

»Wie soll es denn heißen?«, fragte der König plötzlich. »Das Kind muss doch einen Namen haben.«

Das war richtig, also begannen alle angestrengt zu überlegen. Endlich sagte Lukas:

»Ich würde es Jim nennen, denn es wird ein Junge werden.«

Dann wandte er sich zu dem Baby und sagte mit einer ganz vorsichtigen Stimme, um es nicht wieder zu erschrecken:

»Na, Jim, wollen wir Freunde sein?«

Da streckte das Baby seine kleine schwarze Hand mit den rosa Handballen nach ihm aus und Lukas ergriff sie behutsam mit seiner großen schwarzen Hand und sagte:

»Hallo, Jim!«

Und Jim lachte.

Von diesem Tag an waren sie Freunde.

Eine Woche später kam der Briefträger wieder. Frau Waas ging zum Ufer und rief ihm schon von weitem zu, er solle ruhig weiterfahren und gar nicht erst an Land kommen. Es sei alles in bester Ordnung. Das Paket sei für sie gewesen. Der Name auf der Adresse wäre nur so unleserlich geschrieben gewesen.

Während sie das sagte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, weil es ja geschwindelt war. Aber sie hatte so große Angst, dass der Briefträger ihr das Kind wieder wegnehmen würde. Und sie wollte Jim auf keinen Fall mehr hergeben, so gern hatte sie ihn jetzt schon.

Der Postbote rief aber nur: »Na, dann ist ja alles gut. Guten Morgen, Frau Waas!«, und fuhr wieder davon.

Frau Waas atmete auf, lief schnell in ihr Haus mit dem Kaufladen und tanzte mit Jim auf dem Arm in der Stube herum. Aber auf einmal musste sie daran denken, dass Jim in Wirklichkeit eben doch nicht ihr gehörte und sie vielleicht etwas ziemlich Schlimmes angestellt hatte. Und dieser Gedanke machte sie sehr traurig.

Auch später, als Jim schon größer war, kam es zuweilen vor, dass Frau Waas...

Erscheint lt. Verlag 6.11.2017
Reihe/Serie Jim Knopf
Illustrationen F. J. Tripp
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Augsburger Puppenkiste • Die unendliche Geschichte • Freunde • Insel mit zwei Bergen • Jim Knopf und die Wilde 13 • Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer • Kinderbuch ab • Kinderbuch ab 6 • Kinderbuchklassiker • Lummerland • Michael Ende • MOMO • schönsten Kinderbücher • Wilde 13 • Zauberschule
ISBN-10 3-522-61046-6 / 3522610466
ISBN-13 978-3-522-61046-9 / 9783522610469
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