Wer andern eine Bombe baut (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
512 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31842-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wer andern eine Bombe baut -  Christopher Brookmyre
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Cool, britisch und ziemlich raffiniert: Ein Thriller über einen gewissenlosen Auftragsterroristen - voller Esprit und schwarzem Humor und mit einem atemberaubenden Showdown in den schottischen Highlands. War's das für Raymond Ash? An der Uni träumten er und sein Kumpel Simon von einer Zukunft als Rockstar, stattdessen hat er jetzt, mit Mitte 30, ein schreiendes Baby und einen neuen Job als Lehrer an der Backe - und Simon ist seit drei Jahren tot. Kein Wunder, dass Ray seinen Augen nicht traut, als er ihn am Glasgower Flughafen sieht. Und dann geschehen auf einmal Dinge, die seltsamer und brutaler sind als jedes von Rays geliebten Computerspielen. Gemeinsam mit der Polizistin Angelique de Xavia (bekannt aus Die hohe Kunst des Bankraubs) gerät er in sich immer schneller überschlagende Ereignisse, und die beiden müssen über sich hinauswachsen, um einen Terroranschlag zu verhindern, den der »neue«, sehr sehr böse Simon verüben will. Nur: was ist überhaupt das Ziel der Attacke? Die Spur fuhrt in die schottischen Highlands ... Mörderische Spannung, tiefschwarzer britischer Humor, ein halsbrecherischer Showdown und umwerfende Protagonisten - nach Die hohe Kunst des Bankraubs der nächste Pageturner mit der toughen Glasgower Polizistin Angelique de Xavia!

Christopher Brookmyre, geboren 1968, ist in Großbritannien ein Bestsellerautor. Auf Deutsch erschienen von ihm bei Galiani Berlin Wer schlafende Hunde weckt (2012), Die hohe Kunst des Bankraubs (2013), Angriff der unsinkbaren Gummienten (2014) und Wer andern eine Bombe baut (2018). Er lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner St.-Mirren-FC-Dauerkarte in der Nähe von Glasgow.

Christopher Brookmyre, geboren 1968, ist in Großbritannien ein Bestsellerautor. Auf Deutsch erschienen von ihm bei Galiani Berlin Wer schlafende Hunde weckt (2012), Die hohe Kunst des Bankraubs (2013), Angriff der unsinkbaren Gummienten (2014) und Wer andern eine Bombe baut (2018). Er lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner St.-Mirren-FC-Dauerkarte in der Nähe von Glasgow. Hannes Meyer wurde 1982 in Preetz bei Kiel geboren. Er studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen und arbeitet seit 2007 als freier Übersetzer. Er übersetzte u.a. Bücher von James Franco und Philip Kerr.

Als Toter in Stavanger


Armselige Vorstadtsklaven. Notschlachten wäre noch zu nett gewesen.

Im Ernst.

Diese Ratten sollten ruhig ewig leben. Die AVS in ihren ewig gleichen Pseudofachwerk-Strafkolonien. Die Insassen hatten sich einreden lassen, dass sie freiwillig dort waren, also brauchte das Gefängnis keine Mauern. Und in dieser Inhaftierung durch Ambition pflanzten sie sich auch noch treudoof fort und gaben ihre Diener-DNA an die nächste Generation stumpfäugiger Gefangener weiter.

Und jeden Tag standen sie wieder auf und beteten, die Befreiung möge niemals kommen: »Lieber Gott, bewahre uns vor der Einzigartigkeit. Gib uns ewige Anpassung und erlöse uns von jeder Besonderheit. Amen.«

Gerade hing ihm so einer auf der Stoßstange, ließ die Lichthupe seines MX3 aufblitzen, riss dazu die Augen auf und schnaubte. Was für ein Pfosten! Riskierte sein Leben bei einem Überholmanöver kurz vor dem Ende der Kriechspur, damit er eine Stelle – eine Stelle – weiter vorne an der Ampel stand. Was sagte einem das über das Leben, das er da gerade riskierte?

Ganz genau.

Armselige Vorstadtsklaven. So kam es überhaupt erst zu Stress und Gewalt im Straßenverkehr. Die gingen nicht etwa auf die immer schlimmere Staulage zurück (wobei die Autoeinzelbelegung natürlich mit beiden zu tun hatte), sondern vor allem darauf, dass die AVS hier ihre einzige Chance für ein bisschen Kühnheit sahen, einen letzten, geisterhaften Rest des Willens zur eigenen Identität. Nur noch hier konnten sie ansatzweise Individualität zeigen, wenn sie allein hinter dem Lenkrad saßen und mit den anderen Gesichtslosen um die Platzierung kämpften. Wenn man den Typen im größeren, neueren, schickeren Auto überholte, vergaß man, auf wie viele andere, bedeutendere Weisen er einen abgehängt hatte. Wenn einem einer in die Quere kommt, einen aufhält, projiziert man all seine Frustrationen auf ihn, weil er einen daran erinnert, wie viele Hindernisse zwischen hier liegen und dort, wo man hinwill. Der Wagen vor einem ist das mangelnde Selbstvertrauen, das Vermächtnis der überbehütenden Mutter. Der Wagen vor einem ist die Konfrontationsangst, das Erbe des geknechteten, gebrochenen Vaters. Der Wagen vor einem ist die Uni, auf die man nicht gegangen ist, der Golfclub, dem man nicht beigetreten ist, die Bruderschaft, zu der man nicht gehört. Der Wagen vor einem sind die Frau und die Kinder und die Risiken, die man nicht eingehen kann, weil man Verantwortung trägt.

Aber das eigentlich Tragische ist, dass man das Auto vor sich, das Hindernis braucht, weil es einem die Konfrontation mit der Tatsache erspart, dass man nicht weiß, wohin man will. Außerhalb der Strafkolonie würde man sich nicht zurechtfinden. Es ist gruselig da draußen.

Das wäre nichts für einen.

Und deshalb wurden jedes Jahr Milliarden ins Marketing quasiidentischer Karren als Zeichen persönlichen Geschmacks und Urteilsvermögens investiert. Toyota, Nissan, Honda, Ford, Vauxhall, Rover, jeder mit einem Kombi, einem Coupé, einer Limousine, jedes Modell bis auf das Markenzeichen kaum von seinen Konkurrenten zu unterscheiden. In den Werbespots waren Muskelprotze mit breitem Unterkiefer zu sehen, die Kinder retteten, mit Haien kämpften und es trieben wie die Hengste, Hauptsache, niemand achtete allzu sehr auf das Auto. »Der neue Vauxhall: Mit geringfügig anders geformten Scheinwerfern. Weil Sie geringfügig anders sind.« Zieht nicht so recht, was?

Aber da gab es ja noch die Allrad- und Sportkarossen. Mit dem Geländewagen zur verdammten Videothek; offroad war die Karre höchstens mal auf der Auffahrt des »Traumhauses« aus Rigips und Spanplatten und natürlich in der Werkstatt, nachdem man eine Kurve mit über sechzig genommen und plötzlich gemerkt hatte, dass pure Masse ohne jede Aerodynamik auch nicht alles war. Manchmal gab es noch einen Görenvan für die Frau oder auch nur irgendeinen Standardviertürer, je nach Gehalt. Also sparte und rackerte und schleimte man, damit man sich den MR2 oder CRX oder GTI leisten konnte, um sich an die erbärmliche Fantasie seiner Restvirilität zu klammern. Man hatte vielleicht die Frau, den Hauskredit, die Kinder und jeden Sonntag die Schwiegereltern zum Abendessen da, aber ein Teil von einem würde sich niemals zähmen lassen. Noch jemand eine Scheibe Viennetta?

Da konnte das Benzin noch so teuer werden, da konnten noch so viele Subventionen in die Park-and-Ride-Angebote gebuttert werden, die Staulage der Großstädte würde sich niemals bessern. Denn auf dem Arbeitsweg, der halben Stunde morgens und abends, in der man seinen röhrenden Straßenkoloss lenkte (und zwar genauso schnell wie die Ente vor einem), konnte man noch einen armseligen kleinen Traum von sich selbst leben.

Fahrgemeinschaft? Niemals! Der Vorstadtsklave stand lieber jeden Tag im Stau und wartete auf den kurzen Augenblick, in dem er aufs Gas treten und so tun konnte, als hätte er etwas Wichtiges zu tun, als müsste er unbedingt dorthin, und zwar schnell. Sich vom Motor in den Sitz drücken lassen, das Lenkrad in der Hand und Bryan Adams auf den Boxen. In dem Augenblick war er cool wie sonst was: ein Geheimagent, ein Superbulle, ein Auftragskiller, ein Terrorist. Und kein Versicherungssachverständiger.

Wobei ihm natürlich nicht klar war, dass ein echter Geheimagent, wenn es ihn denn gäbe, ein echter Superbulle, Auftragskiller oder Terrorist irgendeine 08/15-Vorstadtsklavengurke fahren würde, damit er nicht auffiel. An seinem freien Tag saß er dann vielleicht in etwas Coolerem, aber ganz bestimmt nicht in einem verdammten Mazda. Und er träumte beim Rumheizen garantiert nicht von einem Leben als Familienvater und Lohnsklave.

Die Träume des AVS sind einheitlich und vorhersagbar, weil er keine Fantasie hat. Ohne Werbung kann er sich nichts vorstellen. Deshalb glaubt er frei von jeglicher unabhängiger Meinung oder sachkundiger Urteilsfähigkeit, dass Denise Richards sexy ist, dass Sony hochwertige Hi-Fi-Ausrüstung herstellt und dass er mit einer Flasche Beck’s in der Hand cooler ist als der Typ neben ihm mit einem Pint Heavy. Deshalb glaubt er, er sehe am Steuer des Familiensechssitzers anders aus als an dem seiner überteuerten (aber aus irgendeinem Grund jeden Penny werten) Egokarosse. Er glaubt, Auftragskiller und Terroristen gurken in Sportwagen herum, und würde man ihn fragen, was für ein Auto der Tod fährt (und ihm schnell erklären, dass ein Leichenwagen zu offensichtlich wäre), würde er wohl den Wagen seiner tollkühnsten Träume beschreiben, natürlich in Schwarz. Einen Lamborghini oder Ferrari oder am besten gleich ein Batmobil; eine schnittige, starke, dunkle und unvergleichlich machomäßige Maschine.

Und da läge er falsch. Meilenweit.

Der Tod würde einen Espace fahren.

Er würde eine Sklavenfamilienkarre fahren, um zu unterstreichen, dass das Leben, das er nahm, sowieso nicht lebenswert gewesen war; und hinten war genug Platz für die nächste Generation, wenn sie an der Reihe war.

 

Jetzt war er auf der Hauptstraße, von hier waren es an jedem anderen Wochentag fünf Minuten bis zum Flughafen, aber heute, am Montagmorgen, zehn. Hätte es einen besseren Zeitpunkt für einen Neuanfang geben können als den Beginn der Arbeitswoche, den Tag, der für alle anderen die 104-Stunden-Messe einläutete, bei der sie für die Erlösung des Freitagabends beteten?

Aber jeder Neuanfang war immer auch ein Ende, jede Wiedergeburt brauchte vorher einen Tod. Es wäre doch respektvoll, ja anständig (und natürlich witzig), wenn er noch einmal das Leben betrachtete, das er bald zurücklassen würde, das nur noch ein paar Stunden auf der Uhr hatte. Bei dem Gedanken nahm er die Kassette aus dem Radio und drückte auf den Sendertasten herum, bis er den örtlichen privaten hatte. Den richtigen trostlosen Soundtrack. Ein düsteres Grinsen kroch ihm über die Lippen, als er den Song erkannte, den neuen Chart-Topper von EGF. Eine ordentliche Portion Euro-Dance-Einheitsbrei, eine Kelle voll von dem Dünnschiss, mit dem die Benelux-Länder die Teenagerkopulationskolonien am Mittelmeer und ganz Europa überschwemmten.

EGF. Die Eindhoven Groove Factory. Kein Witz. Vor gar nicht so langer Zeit hatte man seine festlandeuropäische Herkunft gefälligst geheim gehalten, wenn man es im Musikgeschäft zu etwas bringen wollte und einem nicht sowieso alles egal war wie zum Beispiel den Einstürzenden Neubauten. Das war kommerzieller wie credibility-technischer Selbstmord. Man konnte einfach nicht vom europäischen Festland sein und erwarten, in Großbritannien oder den USA Alben zu verkaufen, den beiden größten Musikmärkten der Welt.

Die Skandinavier wurden aus irgendeinem Grund toleriert, der vielleicht weniger mit der Geographie zu tun hatte und mehr mit dem Reichtum an drallen Blondinen. Von Abba über die Cardigans und Roxette bis Ace of Base hatte es den Albumverkäufen nie geschadet, wenn die Frontfrau blond mit Beinen bis zum Arsch war. Das musste man den Skandinaviern schon lassen: Sie hatten das einzige erfolgsträchtige Exportrezept genau erkannt. Doch anscheinend hatte man nirgendwo südlich dieser Gegend kapiert, dass der eigene Sub-Eurovision-Rotz auf der Insel als reinster internationaler Aggressionsakt gedeutet werden würde. Deshalb schaffte es auch kaum etwas in Dover durch die Quarantäne. Gelegentlich wurde mal ein Exemplar als zoologisches Kuriosum importiert, um...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2018
Übersetzer Hannes Meyer
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anschlag • Christopher Brookmyre • Die Hohe Kunst des Bankraubs • E-Leseexemplar • Highlands • Schottland • Terrorismus • Terrorist • Thriller
ISBN-10 3-462-31842-X / 346231842X
ISBN-13 978-3-462-31842-5 / 9783462318425
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99