Der Weltenfinder - Die zweite Reise ins Wolkenmeer (eBook)

Roman
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2018 | 1. Auflage
432 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490570-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Weltenfinder - Die zweite Reise ins Wolkenmeer -  Bernd Perplies
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Das Wolkenmeer birgt viele Geheimnisse ... »Der Weltenfinder - Die zweite Reise ins Wolkenmeer« ist ein eigenständiger Roman aus der Welt der »Drachenjäger« von Bernd Perplies. Lange bevor es die Menschen und ihre fliegenden Schiffe gab, herrschten die ArChaon über die Welt. Sie begründeten eine mächtige Zivilisation und enträtselten mit ihrer Magie die Geheimnisse des Kosmos. Doch ihre Wissensgier war so groß, dass sie eines Tages einen verhängnisvollen Fehler begingen - und das Wolkenmeer sie verschlang. So will es zumindest die Legende. Als dem Gelehrten und Abenteurer Corren von Dask eine Karte in die Hände fällt, auf der die mythische Stadt ThaunasRa verzeichnet ist, versammelt er die mutigsten Abenteurer der Küstenlande um sich und rüstet eine Flugschiff-Expedition aus. Es wird eine Reise in die lichtlosen Tiefen des Wolkenmeers. Doch sollte man wirklich wecken, was dort seit Äonen ruht? Ein abenteuerlicher High-Fantasy-Roman für Leser von Markus Heitz, T. S. Orgel, Tad Williams und Bernhard Hennen.

Bernd Perplies (*1977) studierte Filmwissenschaft und Germanistik in Mainz. Heute lebt er als hauptberuflicher Autor und Übersetzer mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die »Magierdämmerung«-Trilogie und die »Tarean«-Saga. Für »Imperium der Drachen: Das Blut des Schwarzen Löwen« wurde er 2015 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet.

Bernd Perplies (*1977) studierte Filmwissenschaft und Germanistik in Mainz. Heute lebt er als hauptberuflicher Autor und Übersetzer mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die »Magierdämmerung«-Trilogie und die »Tarean«-Saga. Für »Imperium der Drachen: Das Blut des Schwarzen Löwen« wurde er 2015 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet.

Kapitel 1 Im Dunkel der Nacht


11. Tag des 3. Mondlaufs im Jahr 850

Die Steilwand zu erklimmen wäre schon bei Tage nicht ungefährlich gewesen. Bei Nacht stellte die Kletterei eine noch viel größere Herausforderung dar. Niemand, dem keine Flügel aus dem Rücken wuchsen oder der nicht über die Alte Macht gebot, war so töricht, im Dunkeln den Aufstieg zu wagen. Zwar stand der silbrig schimmernde Mond beinahe in voller Pracht am Himmel über Endar, doch immer wieder wurde er von schweren Wolkenballungen verdeckt, die das Land in tiefe Schatten tauchten – und ebenso den einsamen Berg an den Gestaden des Terrhenianischen Meers.

Aus diesem Grund rechneten die Mönche von Tahza nicht mit einem Eindringling von dieser Seite des Klosters. Das Haupttor ihres abgelegenen Refugiums an der Südküste des Landes Carthaos wurde gut bewacht, ebenso die Vorderseite der auf der Bergkuppe thronenden Anlage, die über einen sanft ansteigenden Hangweg gut zu erreichen war. Bei den drei Seiten des festungsähnlichen Bauwerks, die zum Meer wiesen, überließen es die Mönche hingegen dem Stein und dem Wind, unliebsame Besucher fernzuhalten.

Corren von Dask schreckte weder das eine noch das andere. Er war bereits die titanischen Mauern von At Ethanon hinuntergeklettert – zugegeben, nicht ganz freiwillig –, und er hatte ein halbes Jahr bei den Settländern auf den Gipfeln der Grauen Berge gelebt. Höhen und eine frische Brise um die Nase war er daher gewohnt, und sein Talent im Klettern stand seinen Reit- und Fechtkünsten in nichts nach.

Vorsichtig bewegte er sich an der Steilwand aufwärts. Dabei musste er sich nicht allein auf sein Gefühl verlassen, um Spalten und Vorsprünge zu finden, die seinen Händen und Füßen Halt boten. Das Katzenaugen-Amulett, das er mit Hilfe eines geflochtenen Tuchs an seiner Stirn befestigt hatte, verstärkte das Mondlicht, das auf die Bergflanke fiel, so merklich, dass für Corren beinahe der Eindruck eines trüben Tages herrschte.

Obwohl er sich zu nächtlicher Stunde und über einen mehr als ungewöhnlichen Weg Zugang zu dem Kloster zu verschaffen suchte, war Corren im Grunde kein Dieb. Natürlich hatte er gelegentlich Dinge mitgehen lassen – nützliche Ausrüstungsgegenstände ebenso wie seltene Artefakte –, doch all das diente allein der Wissenschaft. Der sehnige, in dunkle Kleider gehüllte Mann mit dem schulterlangen braunen Haar und den klaren blauen Augen nannte sich selbst einen Forschungsreisenden oder einen abenteuerlustigen Gelehrten. Er stand auch wirklich als Magister im Sold der Akademie von Geolath, einer Stadt, die im Land Phoekia auf der anderen Seite des Ozeans lag. Allerdings hielt er sich dort eher selten auf. Corren sah seine Aufgabe vielmehr darin, den unzähligen Geheimnissen auf die Spur zu kommen, die in Jahrtausenden auf der Welt Endar und in den sie umgebenden Nebeln hinterlassen worden waren. Eines der größten beschäftigte ihn schon seit Jahren – und im Kloster von Tahza hoffte er, eine wichtige Spur zu finden.

Mit leisem Ächzen zog sich Corren über die Felskante auf die Bergkuppe. Seine Arm- und Beinmuskeln schmerzten, und seine Hände zitterten leicht. Viel länger hätte diese Kletterpartie nicht dauern dürfen. Er kroch in den Schatten eines der niedrigen Sträucher, die an dieser Stelle wuchsen, und legte den Kopf in den Nacken. Mit der Mauer des Klosters galt es, ein letztes Hindernis zu überwinden, aber sie war auf dieser Seite kaum drei Manneslängen hoch und bestand aus groben Felsquadern. Sobald er sich kurz ausgeruht hatte, war dieser Teil seines Aufstiegs kaum der Rede wert.

Dennoch wünschte sich Corren, er wäre nicht zu diesem ungebetenen Besuch gezwungen. Er schritt lieber hocherhobenen Hauptes durch die Vordertür, als sich geduckt durch den Hintereingang zu schleichen. Er hatte durchaus versucht, den ersten Weg zu gehen. Bedauerlicherweise erwiesen sich die Mönche als ausgesprochen feindselig. Sie schienen kein Interesse an Besuchern aus fremden Ländern zu haben und noch weniger an jenen, die ihre geheimen Schätze zu studieren suchten. Corren war froh, dass er diese erste Begegnung überstanden hatte, ohne mit einem Pfeil im Rücken zu enden. Man sagte den Mönchen, die einem recht unerfreulichen Geschwisterpaar aus dem Pantheon ihrer Heimat Carthaos huldigten, hohe Kunstfertigkeit im Umgang mit Waffen aller Art nach.

Rasch überprüfte Corren seine Ausrüstung. Der Rucksack saß noch immer fest auf seinem Rücken, Dolch und Kurzschwert steckten sicher in ihren Scheiden am breiten Gürtel, das Rufhorn hing an einem Riemen um seine Schulter. An ledernen Bändern baumelten ein halbes Dutzend Schutzamulette unterschiedlicher Herkunft, die er während der Kletterei sicherheitshalber in sein Hemd geschoben hatte. Und in einer Gürteltasche, die hinter der Dolchscheide saß, steckte etwa die gleiche Zahl an alchemistischen Tinkturen, die ihm bei diesem Ausflug nützlich sein mochten. Solcherlei Dinge – Amulette und Tinkturen – waren ausgesprochen kostbar, und Corren gedachte, sie nur im äußersten Notfall einzusetzen. Aber er war lieber zu gut vorbereitet als zu schlecht. Wie weise dies war, hatte er in den ersten Jahren seines Lebens als Forschungsreisender unter einigen Schmerzen und Verlusten lernen müssen.

Er holte tief Luft, dann kam er auf die Beine und glitt zur nahen Klostermauer. Aufmerksam lauschend und mit einem weiteren Blick nach oben vergewisserte sich Corren, dass keiner der Mönche zufällig auf dem Wehrgang herumspazierte, weil ihm der Schlaf verwehrt blieb. Er konnte niemanden hinter den Zinnen ausmachen. Das galt auch für die beiden nahen Türme, deren offene, säulengeschmückte Spitzen von kreisrunden Schindeldächern gekrönt waren, wie man sie häufig in diesem Teil von Carthaos sah.

Behände kletterte Corren die Mauer empor und zwängte sich zwischen zwei breiten Zinnen hindurch. In der Hocke landete er auf dem dunklen Wehrgang und sah sich um. Das Kloster bestand aus mehreren, miteinander verschmolzenen Gebäuden, die von der Außenmauer eingefasst wurden. An den Eingängen und Hausecken hingen Öllampen, deren Lichtkreise jedoch kaum ein paar Schritt weit reichten. Corren war dankbar für das Katzenaugen-Amulett, das ihn Bereiche des Hofs und der Wehranlagen erkennen ließ, die sonst in tiefem Schatten gelegen hätten.

Ein Mann ohne Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten wäre dennoch auf der Suche nach der Klosterbibliothek verloren gewesen. Zu Correns Glück vermochten sich die Mönche nicht vollständig selbst zu erhalten. Sie mussten Nahrungsmittel und andere Güter des täglichen Lebens in den umliegenden Dörfern erwerben und von den Bauern anliefern lassen. Auch der eine oder andere Handwerker des Umlandes hatte das Kloster in der Vergangenheit schon besucht. Corren hatte all seine Menschenkenntnis und einige Edelsteine aufwenden müssen, um die richtigen Männer zu bestechen – also jene, die zwar etwas wussten, ihn aber nicht gleich an die Mönche verrieten. Der Preis seiner Mühen war eine immerhin leidlich glaubwürdige Beschreibung des inneren Aufbaus der Klosteranlage – die, soweit er das von seinem gegenwärtigen Platz auf der Mauer aus beurteilen konnte, größtenteils der Wahrheit entsprach.

Corren zog sein Kurzschwert – und schob es nach einem Augenblick des Nachdenkens zurück in die Scheide. Er war hier, um eine Karte zu finden, nicht um Menschen zu töten. Wenn sein heimlicher Besuch wie geplant verlief, erreichte er sein Ziel und verschwand wieder, bevor irgendjemand von seiner Anwesenheit Wind bekam. Das war ihm in jedem Fall lieber, als die Tricks, die er auf Lager hatte, zur Schau stellen zu müssen.

Lautlos eilte er über den Wehrgang bis zur nächsten Treppe, die nach unten führte. Über diese gelangte er in den Hof. Von Schatten zu Schatten huschte Corren an der Mauer entlang, bis er das nächste Gebäude erreichte. Die meisten Fenster waren dunkel, nur aus einer kreisrunden Öffnung im Dachgeschoss drang ein fahles, grünliches Licht. Außerdem glaubte Corren, als er darunter vorbeischlich, monotonen, mehrstimmigen Sprechgesang zu vernehmen. Er wollte gar nicht wissen, was um diese Stunde dort oben geschah. Es hieß, dass sich die Mönche von Tahza bei der Verehrung ihrer freudlosen Götter allerlei eigentümlichen und mitunter verstörenden Praktiken hingaben.

Verstohlen warf er einen Blick um die Hausecke. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Bibliothek des Klosters, einem schmalen, hohen Bauwerk zwischen zwei größeren Gebäuden. Unglücklicherweise war die einzige frei zugängliche Tür in den Schein zweier Öllampen getaucht, die links und rechts neben dem Portal brannten. Die Tür war nicht unmittelbar vom bewachten Torbereich aus zu sehen, allerdings wiesen genug Fenster benachbarter Klosterteile in ihre Richtung. Der zufällige Blick eines ruhelosen Mönchs durch eins dieser Fenster konnte zu Correns Entdeckung führen. Doch ihm blieb kaum eine Wahl, als das Wagnis einzugehen. Der einzige andere Weg, von dem er wusste, führte aus dem Inneren des angrenzenden Haupthauses in die Bibliothek. Sich von dort aus Zugang zu verschaffen war ungleich gefährlicher.

In Momenten wie diesen wünschte er sich einen Mantel, der ihn unsichtbar machte. Geschichten erzählten gelegentlich von derartigen Artefakten, aber er hatte noch nie einen Alchemisten oder Magiegelehrten getroffen, der imstande gewesen wäre, so ein Kleidungsstück herzustellen. Corren überlegte, ob er seine Phiole mit künstlichem Nebel einsetzen sollte, um sein Vordringen zu verbergen, verwarf den...

Erscheint lt. Verlag 23.5.2018
Reihe/Serie Die Reise ins Wolkenmeer
Die Reise ins Wolkenmeer
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Bernhard Hennen • deutsche Fantasy • Deutscher Phantastik-Preis • Drache • Drachen • Fantastik • Fantasy • Flugschiffe • Heitz • High Fantasy • Legende • Luftschiffe • Magie • Phantastik • Schatzsuche • Skargakar • Tad Williams • Tolkien • T. S. Orgel • Vogelmenschen • Wolkenmeer
ISBN-10 3-10-490570-3 / 3104905703
ISBN-13 978-3-10-490570-9 / 9783104905709
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