Um unsere Webseiten für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch Bestätigen des Buttons »Akzeptieren« stimmen Sie der Verwendung zu. Über den Button »Einstellungen« können Sie auswählen, welche Cookies Sie zulassen wollen.

AkzeptierenEinstellungen

Beim Leben meiner Mutter (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
416 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97797-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Als Marissa stirbt, beschließen ihre beiden Töchter Luna und Pia nach Brooklyn, Marissas Geburtsort, zu reisen. Hier wollen sie mehr über das dunkle Geheimnis erfahren, das ihre Mutter jahrelang gehütet und sie schließlich zugrunde gerichtet hat. Doch die beiden Schwestern stoßen nur auf noch mehr Fragen, statt auf Antworten. Bis Luna eines Tages eine rätselhafte - ja, magische - Erfahrung macht: Sie begegnet ihrer Mutter als junge Frau, im Sommer 1977. Erst glaubt Luna, verrückt geworden zu sein. Doch dann wird ihr klar: Wenn sie tatsächlich die Fähigkeit besitzt, durch die Zeit zu reisen, dann kann sie auch die Vergangenheit ändern. Doch ist es möglich, das Leben ihrer Mutter zu retten, ohne ihr eigenes zu opfern?

Rowan Coleman lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire. Wenn sie nicht gerade ihren fünf Kindern hinterherjagt, darunter lebhafte Zwillinge, verbringt sie ihre Zeit am liebsten schlafend, sitzend oder mit dem Schreiben von Romanen. Da kann das Bügeln schon mal zu kurz kommen. Rowan wünschte, ihr Leben wäre ein Musical, auch wenn ihre Tochter ihr mittlerweile verboten hat, in der Öffentlichkeit zu singen. Sie hat bereits mehrere sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht.

Rowan Coleman lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire. Wenn sie nicht gerade ihren fünf Kindern hinterherjagt, darunter lebhafte Zwillinge, verbringt sie ihre Zeit am liebsten schlafend, sitzend oder mit dem Schreiben von Romanen. Da kann das Bügeln schon mal zu kurz kommen. Rowan wünschte, ihr Leben wäre ein Musical, auch wenn ihre Tochter ihr mittlerweile verboten hat, in der Öffentlichkeit zu singen. Sie hat bereits mehrere sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht.

1


Wir befinden uns in einer Art Blase, meine kleine Schwester Pia und ich. Wir sitzen im Schutz der ruhigen, kühlen Kabine eines klimatisierten Taxis und fahren durch uns unbekannte, brütend heiße Straßen in einem fremden Land. Wir kommen an Brücken und Gebäuden vorbei, die uns doch irgendwie bekannt vorkommen, weil sie immer wieder in den Erzählungen vorkamen, mit denen wir aufwuchsen. Keine von uns ist je hier gewesen, und doch ist ein Teil dieser Welt ein Teil unserer DNA.

Ich habe im Laufe meines Lebens viele in New York spielende Kinofilme gesehen, aber in der Realität sieht der Brooklyner Stadtteil Bay Ridge ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte: breite Straßen, maximal zwei Stockwerke hohe Häuser mit Holzfassaden – amerikanisches Kleinstadtflair gleich neben einer der größten und großartigsten Städte der Welt. Mir kommt es vor, als würde New York über den breiten Hudson hinweg nach Bay Ridge schielen und dabei gleichgültig mit den Schultern zucken.

Die Julisonne brennt vom Himmel, und es herrscht eine ruhige Atmosphäre. Die Fußgänger auf den Straßen wirken alle so gelassen, als wäre dies hier ihr ganz eigener, sicherer Ort, ein Ort, um den sich der Rest der Welt sonst nie kümmert, ein Ort, an dem Geheimnisse, wenn man sie gut versteckt, für immer unentdeckt bleiben. Hier können das Leben, die Liebe und der Tod sich leise entfalten, ohne dass es sonst irgendwo auf der Welt bemerkt wird. Fast kommt es mir vor, als würde die Zeit ein klein wenig langsamer vergehen, wenn man erst die Brooklyn Bridge hinter sich gelassen hat.

Dies ist die Welt, in der unsere Mutter aufwuchs, die Welt, aus der sie floh und in die sie nie wieder zurückkehrte. Uns war nie in den Sinn gekommen, dass ausgerechnet wir – Pia und ich – eines Tages eine Reise hierher unternehmen würden, eine Reise zurück an den Anfang des Lebens unserer Mutter. Offiziell sind wir hier, um ihren Nachlass zu regeln und den Verkauf eines heruntergekommenen, mit Brettern vernagelten Hauses in die Wege zu leiten, das ihr gemeinsam mit ihrer Schwester gehört hatte – einer Frau, mit der sie die letzten dreißig Jahre keinen Kontakt mehr hatte. Das Haus ist ihr Elternhaus und war viele Jahre ihr Lebensmittelpunkt. Inoffiziell und insgeheim sind wir hier, weil sie uns dazu aufgefordert hat. Weil sie möchte, dass wir sie suchen und etwas über meinen leiblichen Vater herausfinden. Mir kommt das immer noch alles wie ein böser Traum vor.

»Vielleicht hat sie da einfach nur was durcheinandergebracht«, hatte Pia gesagt, als der Film fertig war und aufgewirbelter Staub im Lichtstrahl des Projektors tanzte, den wir uns unbemerkt von unserem Vater geliehen hatten. »Ich meine, in ihren dunkelsten Phasen hat sie doch Wahnvorstellungen gehabt. Hat sich Sachen eingebildet. Vielleicht erzählt sie in Wirklichkeit nur von einem schrecklichen Albtraum und an der Sache ist gar nichts weiter dran.«

»Ja«, sagte ich. Langsam. Verunsichert. Ich ließ ihre Worte in mich hineinsickern. »Ja, könnte schon sein … aber …«

Ich sah meine Schwester an, und jetzt begann sie zu begreifen, was ich längst wusste. Meine strahlend blauen Augen, die einzigen blauen Augen seit Generationen.

»Aber du musst der Sache auf den Grund gehen«, beendete Pia den Satz für mich. »Die beiden haben sich so geliebt, vor allem damals, als sie aus Brooklyn weg ist und für ihn ihre Familie aufgegeben hat. Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen, dass da ein anderer Mann im Spiel gewesen sein soll … Und selbst wenn, dann ändert das ja nichts. Du bist immer noch du. Du bist immer noch unsere Luna.«

Pia konnte nicht wissen, dass ich mich zeit meines Lebens ein wenig fremd gefühlt hatte in unserer Familie. Ein klein wenig außer Takt. Und dass das, was unsere Mutter in ihrer Videobotschaft offenbart hatte, mir ein seltsamer Trost war.

Unser Vater hätte uns gerne begleitet, aber wir konnten ihn überzeugen, zu Hause zu bleiben. Selbst jetzt, Monate später, litt er immer noch enorm unter dem Verlust, und sein Blutdruck war so hoch, dass sein Arzt ihm von einer Flugreise abgeraten hatte. Von dem Video haben wir ihm nichts erzählt. Dabei hätten wir das tun können. Wir hätten ihn rundheraus nach der Wahrheit fragen und ihm dann glauben können. Aber genau das taten wir nicht. Es wäre zu grausam gewesen, ihm innerhalb weniger Monate nicht nur die Frau, sondern auch eine Tochter zu nehmen – auch wenn wir uns hinterher noch genauso lieben würden wie vorher. Ich war sicher, wenn er wüsste, dass ich es wusste, hätte ihn das zu sehr geschmerzt. Darum beknieten wir ihn, zu Hause zu bleiben bei unseren Freunden, die sich um ihn kümmern würden, während wir den Papierkram erledigten. Und vielleicht ein paar Geheimnisse entdeckten. Und einen Teil meiner selbst.

Der Teil, der meiner Mutter am meisten ähnelte, glaubte tatsächlich, sie würde irgendwo in Bay Ridge auf uns warten.

Ihre Schwester Stephanie hatte das Haus sofort verkaufen wollen, als ihr Vater, unser Großvater, 1982 starb. Ständig bekamen wir Post von irgendwelchen Anwälten, und obwohl ich nicht recht verstand, worum es dabei ging, bemerkte ich, dass meine Mutter auf jeden Luftpostumschlag mit Händezittern reagierte. Mum weigerte sich zu verkaufen, und sie gab nicht nach. Sie hatte ihre Gründe, in die sie uns nie einweihte, und vielleicht hatte sie das alles geplant, denn sie hatte ihre Hälfte des Elternhauses Pipi und mir vermacht.

Womit uns nun eine Finanzspritze beschert wäre, die wir beide sehr gut gebrauchen könnten. Einmal nach Bay Ridge fahren, das Haus zum Verkauf anbieten, und im Handumdrehen müsste genügend Geld herausspringen, um meiner Schwester wieder auf die Füße zu helfen, und zwar endgültig. Und ich finde vielleicht Antworten auf Fragen, die ich immer mit mir herumgetragen habe, ohne mir dessen bewusst zu sein.

Pipi – so nenne ich meine Schwester, seit sie geboren ist – sitzt da und verknotet nervös die Finger in ihrem Schoß. Ihre Fingernägel sind brüchig und abgekaut, ihre Knöchel gerötet und rau. Sie kämpft. Nicht im Sinne von prügeln. Aber sie kämpft. Jeden Tag. Gegen den Drang, zum Glas oder zu Tabletten zu greifen. Sie ist vierundzwanzig und seit acht Wochen trocken und clean. Letztes Mal hat sie achtzehn Monate durchgehalten, und ich dachte schon, sie hätte es geschafft – aber dann ist Mum gestorben, völlig unerwartet, ein totaler Schock. Ich habe getan, was ich konnte, um Pipi Halt zu geben inmitten der Trauer und des Chaos, die sie wegzureißen drohten. Aber ich war nicht stark genug.

Dieses Mal werde ich meine Schwester nicht hängen lassen.

Dieses Mal werde ich dafür sorgen, dass sie in Sicherheit ist. Wenn ich mich nur einfach an das halte, was wirklich zählt, an das, was wirklich wahr ist, dann werde ich sie retten können.

Ich lege die Kamera in den Schoß und nehme Pipis Hand. Sie sieht mich durch die rosafarbene, herzförmige Brille an, die sie am Flughafen gekauft hat.

»Wozu hast du eigentlich das olle Ding da mitgebracht?«, fragt sie mich und nickt Richtung Kamera. Es ist die alte Pentax meines Vaters. Die Kamera, durch die er unsere Mutter zum ersten Mal gesehen hat. »Für die würdest du bei eBay keine fünfzig Pfund mehr kriegen. Glaub mir, ich hab nämlich schon versucht, sie da zu verticken. Heutzutage ist einfach alles digital.«

»Ich weiß. Aber das hier ist mehr als eine Kamera, das hier ist ein … Relikt. Es ist ein Stück von Mums und Dads Geschichte, und abgesehen davon betrachte ich die Dinge gerne durch eine Linse. Ich dachte, ich könnte dieselben Sachen fotografieren, die Dad damals fotografiert hat, und ihm die Fotos dann zeigen. Seine Kamera ist ja zum Glück fit genug, um die Reise mitzumachen, im Gegensatz zu ihm, und ich dachte, das würde ihn freuen.«

»Wird es auch.« Pipi nickt. »Du hättest Fotografin werden sollen, nicht Wissenschaftlerin. Für eine Wissenschaftlerin bist du künstlerisch viel zu begabt.«

»Ich bin Physikerin«, erinnere ich sie. »Und ganz viel von dem, was ich tue, ist Kunst. Wie geht es dir?«

»Habe unbändigen Bock auf einen Drink. Oder ein paar Pillen. Oder beides«, sagt sie. »Aber gut, ich bin ja auch wach. Normal.«

Wir schweigen eine Weile.

»Aber wie geht es dir?«, fragt sie schließlich. »Jetzt mal ehrlich?«

Ich zögere. Die ehrliche Antwort wäre, dass ich unendlich wütend und traurig bin, eine Scheißangst habe, mich ziemlich verloren fühle und nicht sicher bin, ob ich je wieder festen Boden unter die Füße bekommen werde. Aber das behalte ich für mich. Unsere geliebte Mutter hat sich mit Tabletten das Leben genommen, und obwohl sich unser gesamtes Familienleben immer nur um ihre Depressionen gedreht hat, hatte das dann doch niemand kommen sehen. Keiner von uns konnte sie retten, und das kann ich mir nicht verzeihen. Und als wäre das nicht genug, weiß ich jetzt, dass ich zur Hälfte von einem Fremden abstamme, dass ich zur Hälfte eine Fremde bin, dass ich einen entscheidenden Teil meiner selbst nicht kenne, und das macht mich fertig.

»Ich glaube, die nächsten Tage werden eine ziemliche Herausforderung werden«, sage ich stattdessen mit Bedacht. »So ganz ohne sie. Ich hab immer gedacht, eines Tages würden wir alle zusammen herkommen – du und ich, Mum und Dad. Ich hab immer gedacht, die Geschichte würde irgendwann ein ordentliches Ende haben, alles würde sich lösen, und Mum würde es besser gehen. Ich dachte, Mum würde irgendwann glücklich werden. Ich hätte nie gedacht, dass sie …«

»Sich...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2017
Übersetzer Marieke Heimburger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Buch • Bücher • ebook deutsch • einfach unvergesslich • Epilepsie • Familiengeheimnis • Familiengeheimnisroman • Familienroman • Frauenliteratur • Geschenkbücher für Frauen • Geschenkbücher für Mütter • Guillaume Musso • Jojo Moyes • Lucy Clarke • Mutter und Tochter • Mutter und Tochter-Roman • Roman Bestsellerautorin • Roman für Frauen • Roman für Mütter • Roman romantisch • Roman über Epilepsie • Roman über Schwestern • Rowan Coleman • Schwestern • Wohlfühlroman • Zeitreise • Zeitreise Roman
ISBN-10 3-492-97797-9 / 3492977979
ISBN-13 978-3-492-97797-5 / 9783492977975
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Wolf Haas

eBook Download (2025)
Carl Hanser Verlag München
18,99
Roman

von Percival Everett

eBook Download (2024)
Carl Hanser Verlag München
19,99
Roman

von Chimamanda Ngozi Adichie

eBook Download (2025)
S. Fischer Verlag GmbH
19,99