Die Pyramiden von Pirimoy (eBook)
320 Seiten
Feder & Schwert (Verlag)
978-3-86762-292-9 (ISBN)
Christian Lange wurde 1974 in Magdeburg geboren. Nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker arbeitet er an einem Magdeburger Forschungsinstitut. In seiner Freizeit beschäftigt er sich vor allem mit Lesen, Schreiben und Fotografieren. Seine Schriftstellerkarriere begann mit Romanen zum Rollenspiel 'Das Schwarze Auge', mit dem er 1993 zum ersten Mal in Berührung kam. 'Caldaia' war sein erster Roman. Sein zweiter Roman 'Kors Kodex', ebenfalls für 'Das Schwarze Auge' geschrieben, erschien im Juni 2014. Aus seiner Feder gibt es zudem einige Kurzgeschichten in den Anthologien 'Eis und Dampf', 'Schattenlichter' und 'Karl - Geschichten eines Großen'. Im März 2016 erschien sein Thriller 'Durch fremde Augen'. Mit 'Die Pyramiden von Pirimoy' liegt nun sein erster Roman im Splittermond-Universum vor.
Christian Lange wurde 1974 in Magdeburg geboren. Nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker arbeitet er an einem Magdeburger Forschungsinstitut. In seiner Freizeit beschäftigt er sich vor allem mit Lesen, Schreiben und Fotografieren. Seine Schriftstellerkarriere begann mit Romanen zum Rollenspiel "Das Schwarze Auge", mit dem er 1993 zum ersten Mal in Berührung kam. "Caldaia" war sein erster Roman. Sein zweiter Roman "Kors Kodex", ebenfalls für "Das Schwarze Auge" geschrieben, erschien im Juni 2014. Aus seiner Feder gibt es zudem einige Kurzgeschichten in den Anthologien "Eis und Dampf", "Schattenlichter" und "Karl - Geschichten eines Großen". Im März 2016 erschien sein Thriller "Durch fremde Augen". Mit "Die Pyramiden von Pirimoy" liegt nun sein erster Roman im Splittermond-Universum vor.
Kapitel I
Am Hofe des Halbriesen
Sie wusste, dass er log.
So wie er in der Reihe vor dem Audienzsaal des Halbriesen stand, die Fragen des Audienzmeisters beantwortete und seine blaugrünen Augen dem prüfenden Blick des Mannes standhielten, konnte er nur ein Lügner sein.
Ein guter, zweifellos, aber trotzdem ein Lügner.
Der Zauber den sie nutzte, um die Gefühle eines Besuchers oder des Halbriesen zu erspüren, war heute nur mäßig gelungen. Sie konnte nicht genau fassen, worin seine Lüge bestand. Aber dass er log, dessen war sie sich sicher.
Lian reichte ihm einen Becher verdünnten Wein, schaute einen Moment zu lange in seine Augen und sah darin Angst aufblitzen.
Angst hatten viele, die hier in der Reihe standen. Der Halbriese galt zwar als gerechter Herrscher, aber sagte man etwas Falsches, konnte es passieren, dass man den Audienzsaal nicht lebend verließ.
Der Fremde bemerkte ihren Blick und kniff die Augen zusammen. Lian senkte eilig den Blick. Sie hatte ihn zu lange gemustert. Ohne ihm noch einmal in die Augen zu schauen, nahm sie den leeren Becher entgegen und widmete sich dem Nächsten in der Reihe.
Es dauerte nicht lange, dann öffneten sich die hölzernen Tore des Audienzsaals. Die Wartenden setzten sich langsam in Bewegung. Das Wetter war drückend heiß, die feuchte, warme Luft bewegte sich kaum.
Lian ging in die Palastküche und füllte ihren Weinkrug nach, dieses Mal jedoch nicht mit dem Verdünnten. Dann ging auch sie in den Saal.
Eigentlich war es gar kein Saal, hatte einer der Besucher einmal etwas zu laut gemurmelt. Nur wenig später hatte man ihn mit gebrochener Nase herausgeschleift.
Lian mochte diesen Ort, ganz egal wie man ihn nannte. Er bestand aus Holzpfählen, Seite an Seite in den feuchten Untergrund gerammt, dort wo sich die beiden Flüsse trafen, die das Wasser von den Gipfeln des Pangawai zum Schimmermeer trugen. Ab hier hieß der Fluss Awigi und war bis hinab zum Meer schiffbar. Das war vermutlich auch der Grund, warum die Stadt Tonatak hier gegründet worden war.
Zwischen den hölzernen Pfählen gab es noch den einen oder anderen lebenden Baum. Zusammen boten sie einem Teil des Saales unter ihnen Schutz vor Regen oder Sonne – und natürlich war dies der Teil, in dem der Thron stand. Der größte Teil jedoch kam ohne Dach aus. Freier Blick in den Himmel.
Sie atmete tief ein. Dies war der Ort in Tonatak, der ihrer Dschungel-Heimat am Nächsten kam. Hier war die Luft nicht verseucht von den Ausdünstungen zu vieler Menschen auf zu wenig Raum. Hier roch es nicht ständig nach schlechtem Essen und Schweiß.
Nein, hier sah sie das Grün des Urwalds, in all seinen Schattierungen.
Das Tor war bereits verschlossen. Die Dienerin schob vorsichtig die kleine Seitentür auf. Noch hatte die Audienz nicht begonnen. Leise schlich sie sich an ihren Platz in der Nähe des Thrones.
Die große Tür hinter dem Thron öffnete sich. Furko und Jurko betraten den Raum, ihre großen Säbel kampfbereit in den Händen. Die Rüstungen der Zwerge glänzten ölig. Die Beiden musterten kurz die Anwesenden, dann senkten sie ihre Waffen wieder.
Furko stellte sich links neben den steinernen Thron, Jurko bewachte die rechte Seite.
Lian musste ein Schmunzeln unterdrücken. Als sie das erste Mal einer Audienz des Halbriesen beigewohnt hatte, war dieser Auftritt noch beeindruckend gewesen. Der Saal, die beiden Zwerge, und natürlich der große Amboß vor dem Thron. Das alles hatte sie mit großen Augen bestaunt.
Später war ihr Blick tiefer gegangen und sie hatte mehr verstanden. Die beiden Zwerge waren Säufer, die es nur mühsam schafften, zur wöchentlichen Audienz nüchtern zu bleiben – oder zumindest, ohne zu schwanken ihre Plätze zu erreichen.
„Ruhe“, brüllte Furko, obgleich niemand im Raum sprach.
Lian sah seine geröteten Augen. Wahrscheinlich quälte ihn Kopfschmerz, weil er zu viel getrunken hatte. Oder zu wenig.
Dann betrat der Mann den Raum, der auch ohne zwergische Eskorte, Thron und Drohungen alle Aufmerksamkeit band.
Mit seiner Größe von mehr als zwei Schritt überragte er jeden Bewohner von Tonatak, selbst die wenigen Alben die hier lebten. Halbriese nannten sie ihn, und das bezog sich nicht nur auf seine schiere körperliche Überlegenheit. Lian ließ ihren Blick über seinen nackten, muskulösen Oberkörper gleiten. Der Halbriese brauchte seine Zwergengarde nicht. Ihn anzugreifen – und einige wenige hatten es versucht – bedeutete den sicheren Tod.
Lian ließ ihren Blick über die Anwesenden wandern. Einige waren Bewohner Tonataks und zeigten Respekt, aber keine Überraschung beim Anblick des Statthalters. Den Fremden hingegen stand der Mund offen. Der Lügner presste die Kiefer zusammen. Offenbar merkte er was ihm blühen konnte, wenn seine Lüge offenbar wurde.
Die Audienz begann.
Nach und nach traten die Bittsteller vor und trugen dem Halbriesen ihr Anliegen vor. Bei den Einen waren es kleine Streitigkeiten um Geld oder Frauen. Die anderen waren Reisende, die vom Statthalter Tonataks die Genehmigung zur Weiterreise erhalten wollten. Die bekamen sie in der Regel auch, wenn sie die Gebühr bezahlten, die sich völlig willkürlich nach den Waren richtete, die sie mitführten. Dies war eine der Haupteinnahmequellen des Halbriesen.
Lian wartete derweilen an der Seite des Saales. Hin und wieder füllte sie dem Halbriesen seine Weinbecher nach. Dabei spürte sie bisweilen seine Pranke auf ihrem Hintern.
Es war nicht das erste Mal. Es störte sie eigentlich auch nicht. Schließlich hatten sie bereits einige Male das Lager geteilt. Doch vor anderen Männern angefasst zu werden, gefiel ihr nicht.
Aber sie wusste um ihre Möglichkeiten, ihm zu widersprechen, und hier waren weder der Ort noch die Zeit dafür.
Ein Bürger Tonataks sprach als Nächster vor. Er beschuldigte einen auf dem Boden kauernden Mann des Diebstahls. Der Mann war nachts in das Haus des ehrenwerten Händlers eingestiegen und hatte Schmuck gestohlen. Dummerweise war er kurz darauf den Gardisten in die Arme gelaufen, die unter dem Schmuck auch einen Siegelring des Händlers fanden.
Da gab es wenig zu beschönigen und der Dieb versuchte es auch gar nicht. Lian kannte das Urteil in solchen Fällen. Es war schlicht und wirkungsvoll.
Noch heute würde man den Dieb auf den Markt an den Pranger stellen. Morgen zur Mittagsstunde würde dann Furko, oder vielleicht auch Jurko, erscheinen, je nachdem wer nüchterner war, und dem Mann die linke Hand abschlagen. Ein Wundarzt würde den Verletzten danach versorgen. Die Hand würde Furko aufspießen und am Rande des Marktes, dort wo die Geldwechsler ihre Bänke hatten, zur Schau stellen.
Nachdem das Urteil gesprochen und der Verurteilte wimmernd aus dem Saal geschleift worden war, kam nun die Reihe an den Lügner. Der Audienzmeister las laut dessen Namen vor.
„Arko Melasgar, ein Händler aus Arkuri.“
Lian bemerkte wie der Kopf des Halbriesen ein Stück nach vorn ging, so als wollte er den Gast näher anschauen. Es war nur eine winzige Bewegung, doch sie war ungewöhnlich.
„Melasgar, hmm?“, brummte er.
Der Angesprochene trat vor, verbeugte sich tief und umständlich. So wie es nur jene hinbekamen, die ihr Leben lang mit den Reichen und Schönen zu tun hatten.
„Ja, edler Herr. Aus der Familie Melasgar, eine der sechs Familien, welche die Geschicke unserer schönen Stadt Arkuri leiten. Wir handeln seit Generationen mit …“
„Ich weiß, wer die Melasgar sind“, unterbrach ihn der Halbriese.
„Natürlich wisst ihr das. Ein Mann eurer Qualität und Größe …“
Der Halbriese hob die Hand. Der Lügner verstummte.
„Was willst du?“
„Ich reise nach Pirimoy“, er machte eine kurze Pause, “aus geschäftlichen Gründen.“
Der Halbriese legte den Kopf leicht schief.
„Viele die hier entlangkommen, reisen aus geschäftlichen Gründen.“
Der Lügner nickte zögerlich.
„Ja, durchaus, edler Herr. Aber meine sind besondere Gründe. Gründe, die ich nicht vor aller Ohren bekanntgeben kann.“ Er deutete auf die anderen Bittsteller.
Der Halbriese trank sein Weinglas aus.
„Dann tritt näher. Ich hoffe für dich, dass dein Grund gut genug ist …“
Lian musste ein Grinsen unterdrücken, als sie sah, wie der Lügner schluckte.
„Wein, Lian“, befahl ihr Herr gleichzeitig.
Sie ließ sich Zeit. Um nichts in der Welt wollte sie verpassen, was der Betrüger dem Halbriesen zu erzählen hatte.
„… von meiner Familie beauftragt, nach Pirimoy zu reisen, um eine der dortigen Pyramiden in Besitz zu nehmen.“
Lian stolperte, einen Moment bevor der Halbriese sein donnerndes Lachen erschallen ließ.
Sie kannte dieses Lachen.
Es war donnernd, laut, mitreißend. Und gespielt.
Der Halbriese gab sich keineswegs dem Amüsement hin. Das tat er selten in der Audienz. Nein, er versuchte, durch das Lachen Zeit zum Überlegen zu schinden.
Lian trat ein paar Schritte zurück. Wenn der Halbriese unsicher war, wollte sie nicht in Reichweite seiner Arme sein.
„Pirimoy also“, stellte der Statthalter grinsend fest.
„Allerdings, edler Herr. Die Familie Melasgar …“
„Verschone mich, Melasgar.“
Der Halbriese schüttete seinen Wein hinunter,...
Erscheint lt. Verlag | 12.10.2017 |
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Reihe/Serie | Splittermond |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer • Abenteuerroman • Dschungel • Dschungelfantasy • Epic Fantasy • Fantasy • High Fantasy • Lorakis • Pirimoy • Pyramiden • Rollenspiel • Rollenspielroman • Splittermond • Uhrwerk Verlag |
ISBN-10 | 3-86762-292-2 / 3867622922 |
ISBN-13 | 978-3-86762-292-9 / 9783867622929 |
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