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Mit dem Kochlöffel durch die sächsische Geschichte (eBook)

25 berühmte Sachsen bitten zu Tisch
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
160 Seiten
Bild und Heimat (Verlag)
978-3-95958-748-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
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Hat der Thomaskantor Johann Sebastian Bach seine 'Kaffeekantate' komponiert, um seine Töchter vor allzu viel Kaffeegenuss zu warnen? Welche kulinarischen Vorlieben mögen Bachs Musikerkollegen Richard Wagner zum Lohengrin inspiriert haben? Welches Gericht liebte die Schriftstellerin Lene Voigt über alles? Mit dem Titel Mit dem Kochlöffel durch die sächsische Geschichte möchten wir Sie anhand von 25 berühmten sächsischen Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart zu einem anregenden Bummel durch die Vielfalt der sächsischen Küche und zu einer einmaligen Reise durch die sächsische Geschichte einladen. Zahlreiche Anekdoten zeigen, dass alles ohne eine gehörige Portion Humor nicht denkbar ist, und verleihen dem Ganzen das 'gewisse Etwas'. Unsere kulinarische Zeitreise regt zum Lesen, Schauen und (Nach-) Kochen an!

Daniel Bergner, geboren 1978, war als Buchhändler tätig und hat Verlagswirtschaft studiert. Als Redakteur in einem Verlag betreut er Medienprojekte, die sich mit regionalen, historischen und zeitgenössischen Themen beschäftigen. Sein besonderes Interesse gilt der mitteldeutschen Geschichte in all ihren Facetten. Mit dem Kochlöffel durch die sächsische Geschichte ist sein erstes Buch.

Daniel Bergner, geboren 1978, war als Buchhändler tätig und hat Verlagswirtschaft studiert. Als Redakteur in einem Verlag betreut er Medienprojekte, die sich mit regionalen, historischen und zeitgenössischen Themen beschäftigen. Sein besonderes Interesse gilt der mitteldeutschen Geschichte in all ihren Facetten. Mit dem Kochlöffel durch die sächsische Geschichte ist sein erstes Buch.

»Sein größtes Vergnügen war die Liebe«

August der Starke

Neben der Liebe erfuhr er sicherlich auch manche kulinarischen Höhepunkte. Nicht zuletzt aufgrund dessen dürfte Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, als August II. König von Polen, zu enormer Leibesfülle gekommen sein, die ihm den Beinamen »der Starke« eintrug.

Bildungsbeflissene Eltern und Großeltern zeigen heute noch gern ihren Kindern und Enkeln den (vermeintlichen) Daumenabdruck des starken August im Eisengeländer der Brühlschen Terrasse in Dresden. Eine schöne Mär, die eben nur eine Mär ist, weil das heutige Geländer der Brühlschen Terrasse gar nicht aus der Zeit Augusts des Starken stammt. Daran wird deutlich, was alles die Nachwelt dem sächsischen Herkules an honorablen Leistungen zuschreibt und zutraut. Auch ein von ihm verbogenes Hufeisen, das sich in den Dresdner Kunstsammlungen erhalten hat, lässt sich in diesen Kontext einordnen: Das Hufeisen wurde zwar vom Kurfürsten zerbrochen und mit einem Begleitschreiben versehen, das diese Leistung gebührend und vollmundig in schönster Manier und sprachlicher Zier zu erörtern weiß, jedoch wollen Stimmen nicht verstummen, die behaupten, das Hufeisen sei vorher präpariert worden … Wir schweigen betreten und wollen es lieber nicht so genau wissen. Hatte hier vielleicht ein kluger Kopf des Dresdner Hofes, der im Falle eines Scheiterns des starken August um seinen fürchtete, »medienwirksam« die Hände im Spiel? Heute staunt man ob solcher »Marketingmaßnahme« im frühen 18. Jahrhundert.

Vielleicht ist es bei August dem Starken ebenso wie bei Königin Luise von Preußen, über die Fontane schrieb, sie hätte nachträglich mehr unter ihren Verehrern als unter ihren Kritikern zu leiden gehabt. Wer also war August der Starke? Wie kam er zur Macht? Stimmt es wirklich, dass er 365 Kinder gezeugt haben soll? Warum ist er auch heute noch eine der populärsten sächsischen Persönlichkeiten?

Die Geschichtsschreibung hat es mit dem sächsischen Kurfürsten und polnischen König nicht gut gemeint. Während er zu Lebzeiten als sächsischer »Sonnenkönig« verehrt worden war, wandelte sich das Bild bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts schlagartig. Die Zeiten hatten sich geändert. Sachsens »Erzfeind« Preußen strebte eine Vormachtstellung in Europa an. Für das absolutistische Herrscherverständnis, wie es August der Starke personifizierte, war in dieser kriegerischen Phase kein Platz mehr. Der Siebenjährige Krieg, der zwischen 1756 und 1763 zu einem großen Teil auf dem Rücken Sachsens ausgetragen wurde, führte in die Katastrophe: Sachsen war bei Kriegsende bankrott und bedurfte einer grundlegenden Reformierung. Die Ideen der Aufklärung, das Erstarken des sächsischen Bürgertums und neue politische Strömungen führten schnell zu einer Neubewertung der barocken Pracht und des politischen Wirkens Augusts des Starken. Im 19. Jahrhundert wollte man, übrigens in Sachsen wie in Polen, nichts mehr von ihm wissen. August der Starke verkam zum »dummen August«, der als potenter Potentat ständig Kinder gezeugt, geschmacklose Bauwerke geschaffen, Tausende Taler durch- und Tausende Landeskinder in scheinbar sinnlosen Kriegen ums Leben gebracht hatte. Die Kunstschätze im Grünen Gewölbe präsentierte man gern, empfand sie aber im Innersten doch als teuren »Kitsch«, den man kunstgeschichtlich nicht einordnen konnte.

Erst mit der großen Ausstellung »August der Starke und seine Zeit«, die 1933 in Dresden präsentiert wurde, und zahlreichen neuen Forschungsansätzen und wissenschaftlichen Publikationen zu Leben und Werk wurde es allmählich möglich, August dem Starken die Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die seinem historischen Stellenwert entspricht. Und trotz alledem bleibt August der Starke der populärste sächsische Herrscher, der kulinarische König, Hufeisen- und Herzensbrecher. Damit lebt er, sagenhaft überhöht, ein Eigenleben, wie es wohl nur noch auf ähnliche Weise im bayerischen Märchenkönig Ludwig II. seine Entsprechung findet.

Friedrich August I. wurde am 12. Mai 1670 als zweiter Sohn des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. und seiner Frau, der dänischen Königstochter Anna Sophie, geboren. Bei seiner Geburt war nicht abzusehen, dass er jemals die sächsische Herrscherkrone tragen würde, denn der erstgeborene Sohn des sächsischen Kurfürstenpaares, Johann Georg, war dazu erkoren und wurde dementsprechend erzogen. Mit dem kleinen Friedrich August scheint man sich nicht viel beschäftigt zu haben. Er spielte im dynastischen Verständnis nur die Rolle einer Rückversicherung im Falle des Ablebens seines älteren Bruders. Da damit niemand rechnete, konnte der junge Kurfürstensohn seinen Neigungen nachgehen. Die Hofmeister, denen man die Erziehung antrug, hatten alle Hände voll zu tun, um aus diesem rüpelhaften, unberechenbaren, aber auch willensstarken jungen Mann ein ehrenvolles Mitglied des sächsischen Herrscherhauses zu machen. Die Kriegskunst interessierte ihn mehr als das Schöngeistige. Die deutsche Sprache blieb ihm ein Leben lang ein Buch mit sieben Siegeln, und er schrieb so, wie er sprach, nämlich im breitesten Sächsisch. Lieber wollte er an den Kriegsfronten Europas Ruhm und Ehre gewinnen.

Friedrich August wurde damit zum Lieblingssohn seines Vaters, den man auch den »sächsischen Mars« nannte. Zu seiner Mutter hatte August der Starke sein Leben lang ein schwieriges Verhältnis. Um die sittenstrenge Dame machte er einen Bogen, wo er nur konnte, und hütete sich noch als sächsischer Kurfürst und König von Polen, sie zu verärgern. Als der junge Kurfürstensohn pubertierte und erste Amouren pflegte, noch dazu mit einer Hofdame der Kurfürstin, schob seine energische Mutter dieser Entwicklung einen Riegel vor: Der junge Mann wurde auf eine Bildungsreise quer durch Europa geschickt. Ob das allerdings etwas nützte, sei dahingestellt. Denn statt wie erhofft Bildung und höfische Manier auf dieser Reise zu festigen, lernte Friedrich August I. den Prunk und die Pracht der absolutistischen Königshöfe Europas kennen und schätzen und stürzte sich lieber in galante Abenteuer. In Paris entkam er nur knapp einem eifersüchtigen Ehemann mit dem Leben, in Madrid riss er einem Stier die Zunge aus dem Hals. In Venedig hob er aus Kraftmeierei eine schwere Marmorplatte hoch. Die Erinnerung daran wird ihn ein Leben lang begleiten, denn die Marmorplatte stürzte und zerquetschte ihm einen Zeh.

Zurück in Dresden wartete seine Mutter mit der nächsten Überraschung auf ihn: Friedrich August sollte heiraten. Man muss leider sagen, dass die sächsische Kurfürstin bei der Wahl ihrer Schwiegertöchter kein glückliches Händchen bewies. Für ihren Zweitgeborenen sah sie Prinzessin Christiane Eberhardine aus dem Hause Brandenburg-Bayreuth vor. Die in sich gekehrte Landpomeranze und der lebenslustige und in jeder Hinsicht vitale Kurfürstensohn passten so gar nicht zusammen. Mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes Friedrich August 1696, vier Jahre nach der Hochzeit 1693, waren für August den Starken die ehelichen Pflichten erfüllt. Das Paar ging von nun an getrennte Wege.

1694 war das Unerwartete geschehen! Friedrich August wurde sächsischer Kurfürst. Wie kam das? 1691 starb Kurfürst Johann Georg III., und sein erstgeborener Sohn kam als Johann Georg IV. an die Regierung. Schon vor der Regierungsübernahme geriet Johann Georg IV. in die Fänge einer sehr einflussreichen Adels-Clique, die ihn steuerte und alles in die Wege leitete, um durch ihn Einfluss auf die Regierungsgeschäfte zu nehmen. Die frühreife Tochter dieser Familie, Sybille von Neitschütz, die schon dem alten Kurfürsten sexuelle Dienste angeboten hatte, wie die Fama zu berichten weiß, versuchte gemeinsam mit ihrer Mutter, den neuen Kurfürsten permanent an sich zu binden. Jedes Mittel war recht, um dieses Ziel zu erreichen, selbst alchemistische Künste wurden hierfür zurate gezogen. Dieses Abhängigkeitsverhältnis endete abrupt und unerwartet. Sybille von Neitschütz erkrankte an den Blattern und starb 1694 19-jährig. Johann Georg IV., der sie aufopferungsvoll gepflegt hatte, war dabei selbst erkrankt und starb ebenfalls nach kurzem Krankenlager. Was niemand vermutet hatte, wurde wahr: Friedrich August wurde Kurfürst. Gerüchte, sein Bruder sei nicht an den Blattern gestorben, sondern einem Giftmord zum Opfer gefallen, halten sich bis heute.

1696 starb der polnische König Jan Sobieski. Die polnische Königskrone wurde frei. Trotz aller Zweifel und flehenden Bitten seiner Minister, die Hände von dieser »Dornenkrone« zu lassen, bewarb sich Friedrich August I. um sie. Er sah in der Verbindung von Sachsen und Polen einen ungeheuren Vorteil für sich und einen Machtzuwachs für das Haus Wettin. Was er unterschätzte war die Tatsache, dass Polen ein Wahlkönigtum mit einem unabhängigen und starken Adel war. Der König war eher eine Marionette denn ein absolutistischer Herrscher, der uneingeschränkt regieren konnte. Alles hing vom Willen oder Unwillen des polnischen Adels ab. Dazu kam, dass nur ein katholischer Bewerber überhaupt Chancen hatte, gewählt zu werden. August der Starke sah das ganz pragmatisch. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion trat er am 1. Juni 1697 in Baden bei Wien, mit aller nötigen Diskretion, vom protestantischen zum katholischen Glauben über.

Die Nachricht vom Konfessionswechsel des Kurfürsten schlug nach ihrem Bekanntwerden im Kurfürstentum wie eine Bombe ein. Sachsen, das Kernland der lutherischen Reformation, fühlte sich verraten. Lautstark wurde von den Kanzeln verkündigt, es wäre besser gewesen, man hätte den Kurfürsten als Kind im Bade ersäuft. Der Kurfürst ließ die Redner nicht bestrafen … Dreieinhalb Monate später war es dann endlich...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2017
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Schlagworte Anekdote • Essen • Gerichte • Johann Sebastian Bach • Kaffeekantate • Karl May • Kochen • Kochlöffel • Kulinarisches • kulinarische Vorliebe • Lene Voigt • Lieblingsgerichte • Rezepte • Richard Wagner • Sachsen • Sächsische Geschichte • Sächsische Küche
ISBN-10 3-95958-748-1 / 3959587481
ISBN-13 978-3-95958-748-8 / 9783959587488
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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