Winterengel (eBook)

Roman | Die romantische historische Liebesgeschichte der Bestsellerautorin
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2017 | 1. Auflage
352 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1668-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Winterengel -  Corina Bomann
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Gläserne Weihnachtsengel, eine Einladung von der Queen und die Verheißung einer großen Liebe   Die kleinen Glasengel fertigt Anna Härtel nur an, um das Einkommen ihrer Familie aufzubessern. Bis sie unerwarteten Besuch im schwäbischen Spiegelberg bekommt. Ein Gesandter von Queen Victoria bittet sie an den englischen Hof. Die Königin liebt deutsche Weihnachtstraditionen und ist von Annas Engeln begeistert. Gemeinsam mit dem Diener John und einer Kiste ihrer schönsten Glasengel macht Anna sich auf die Reise. Ihr Leben verändert sich für immer.   Schimmernde Träume und zerbrechliches Glück. Ein neuer Winterschmöker von Bestsellerautorin Corina Bomann. 

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen. Immer wieder begeistert sie ihre Leserinnen mit großen dramatischen Romanen und Heldinnen, die etwas Besonderes erreichen. Ihre Romane werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Sie wohnt in Berlin.

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mit "Die Schmetterlingsinsel" gelang ihr der absolute Durchbruch. Seitdem ist jeder ihrer Romane ein Bestseller geworden, auch international. Inzwischen wohnt sie abwechselnd in Berlin und in einem gemütlichen Haus in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist der perfekte Ort zum Schreiben.

1. KAPITEL


1895


»Glas ist wie die Liebe«, hörte ich meinen Vater sagen, als er die Tür zu seiner Werkstatt öffnete. »Es kann Jahrzehnte überdauern, aber von einem Moment zum anderen zerstört werden. Beides, Liebe und Glas, muss gefühlvoll behandelt werden, wenn es nicht zerbrechen soll. Gelingt das, kann es die Menschen ewig erfreuen.«

Es war das erste Mal, dass er mich mitnahm in seine Glashütte. Hitze umfing mich. Das Feuer des Glasschmelzofens leuchtete durch das Fenster der schweren Tür wie das Auge eines Drachens. Die vielen Zangen, Wannen und anderen Werkzeuge kamen mir im ersten Moment beängstigend vor. Doch mit meinen sechs Jahren wusste ich bereits, dass sie die Grundlage für unser Leben waren: das Dach über unseren Köpfen, das Brot, das wir aßen, die Betten, in denen wir schliefen, und die Kleider, die wir trugen.

Von Liebe hatte ich keine Ahnung, deshalb erfasste ich die Bedeutung seiner Worte in diesem Augenblick noch nicht. Mein Vater berührte mich an der Schulter und führte mich dann herum. Schließlich standen wir vor dem großen Spiegel, dem Meisterstück meines Vaters.

Er wirkte wie das Tor in eine andere Welt. Eine Welt, in der es eine weitere Anna gab, die ein rotes Mantelkleid und einen Hut auf dem Kopf trug, und noch einen Vater, der mit seinem dunklen Gehrock und seinem schwarzen Haar wie ein König ohne Krone aussah. Der König der Spiegel.

»Gott wird mir keine Söhne schenken, also wirst du das hier eines Tages erben«, sagte mein Vater und stellte sich hinter mich. »Du wirst eine Spiegelmacherin werden wie all deine Vorfahren. Du wirst lernen, wie man Glas herstellt und daraus Gegenstände formt, die bei den Menschen Begehren hervorrufen. Für Spiegel, auch wenn sie nichts mehr wert sind, wenn sie zerbrechen, wurde gemordet. Vielen Menschen ist nichts wertvoller als das eigene Antlitz.«

Ich starrte meinen Vater über das Spiegelbild mit weit aufgerissenen Augen an.

Meine Ahnen, das waren all die Leute, die von Gemälden in seinem Arbeitszimmer auf mich herabsahen. Ihre Blicke fürchtete ich, denn oftmals waren sie mürrisch oder anklagend.

Seine Augen hatten allerdings nichts mit den Blicken der Toten auf den Bildern gemein. Sie waren lebendig und leuchteten, als würde ein Sonnenstrahl auf blaues Glas fallen.

»Stimmt es, dass man, wenn man zu lange in einen Spiegel schaut, den Teufel sieht?«, fragte ich, ohne den Blick von unserem Spiegelbild abwenden zu können. Diesen Spruch hatte ich nur wenige Tage zuvor von einer alten Frau auf der Straße gehört. Sie bezeichnete Spiegel als Spielzeug der Eitelkeit und als Sünde. Mama hatte gemeint, sie wäre nicht mehr ganz richtig im Kopf.

»Nein, den Teufel sieht man nicht«, beruhigte mich mein Vater. »Aber möglicherweise kann man in sein eigenes Herz schauen, auf Begierden und Sehnsüchte. Oder man erkennt seine eigene Hässlichkeit, egal, wie schön man ist. Ein Spiegel lässt sich nicht betrügen, er zeigt die Welt so, wie er sie sieht. Und wenn ich jetzt hineinschaue, sehe ich keinen Teufel, ich sehe meine Zukunft.«

»He, Anna, träumst du schon wieder?«

Ich schreckte auf. Die Hitze, die ich soeben noch zu spüren meinte, verschwand und wurde zu einem eisigen Hauch auf meinen Wangen.

Wenzel, der Sohn von Meister Philipps, grinste mich frech an. Mit seinem rotblonden Haarschopf und den vielen Sommersprossen glich Wenzel einem Kobold. Ich hatte keine Ahnung, warum, doch immer, wenn er bei mir stand oder mit mir redete, begann mein Herz heftig zu klopfen. Noch schlimmer war es aber, wenn er mich dabei ertappte, wie ich in meine Tagträume versank.

»Nein, ich … ich habe nur nachgedacht.«

»Das tust du oft in letzter Zeit«, entgegnete Wenzel und setzte sich auf den Verkaufstisch.

»Nein, mach das nicht!« Ich riss abwehrend die Hände hoch. Ich wusste nur zu gut, wie instabil der Tisch war. Deshalb beluden wir ihn niemals vollständig. Wenzels zusätzliches Gewicht ließ ihn gefährlich ächzen. Ich versetzte ihm einen kräftigen Schubs.

Er taumelte zurück. »Was ist denn los mit dir?«

»Du sollst dich nicht auf den Tisch setzen!«, fuhr ich ihn an. »Was, wenn er zusammenbricht? Dann war die ganze Arbeit umsonst. Glas verzeiht nicht, wenn es auf dem Pflaster landet, das weißt du doch selbst!«

»Beruhige dich wieder«, entgegnete er beschwichtigend und kam zu mir. Ich erstarrte förmlich, als er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Die Wärme seiner Haut durchdrang die Kälte meiner Wange mühelos und ließ mich erschaudern. »Ich weiß, es ist nicht gerade leicht für dich, aber ich verspreche dir, wir finden eine Lösung.«

Wie auch immer diese aussehen mochte. Der Glashütte von Meister Philipps ging es noch verhältnismäßig gut, dennoch reichte mein Lohn hinten und vorne nicht. Die Glasfiguren waren ein gutes Zubrot – wenn sie verkauft wurden und nicht zerbrachen, weil sich jemand auf den wackligen Tisch setzte.

Heute war nicht ein einziger Engel über den Verkaufstisch gegangen.

Vielleicht war es noch zu früh, immerhin waren es noch fünf Wochen bis Weihnachten. Der erste Advent würde erst kommendes Wochenende gefeiert werden.

Die Farbe des Himmels wechselte schon den ganzen Tag über von Dunkelgrau zu Bleigrau und wieder zurück. Kein einziger Sonnenstrahl durchbrach die Wolkendecke. Es würde sicher Schnee geben. Da blieben die Leute lieber zu Hause, und wenn sie doch auf den Markt gingen, beschränkten sie sich auf das Wesentliche.

»Lass uns zusammenpacken«, sagte Wenzel schließlich. »Es bringt ja doch nichts mehr. Eher zerspringt das Glas vom Frost.«

So viel zu seiner versprochenen Lösung. Ich bezweifelte, dass er wirklich eine hatte.

Vorsichtig stapelte ich meine Figürchen in die Schachtel, deren Fächer ich mit Rohwolle ausgekleidet hatte, damit sie nicht zerbrachen: rote und purpurne Engel, goldene Sterne und weiße Eiskristalle, meine neueste Kreation. Schließlich setzte ich den Deckel darauf und hob die Schachtel auf die Arme. Sie hatte ein beträchtliches Gewicht, doch trotz meiner schlanken Gestalt war ich nicht kraftlos.

Als Wenzel den Tisch verstaut hatte, stiegen wir auf seinen Wagen. Nach den Samstagmärkten brachte er mich immer heim, auch wenn ich die Strecke in einer halben Stunde gut zu Fuß bewältigen konnte und dies an normalen Arbeitstagen auch tat. Eigentlich wäre das nicht nötig gewesen, aber ich genoss es, dass er sich um mich kümmerte und dass ich Zeit mit ihm verbringen konnte.

Während die Räder über die vereisten Wege ratterten, dachte ich wieder an den Tagtraum.

Von der einst prachtvollen Werkstatt meines Vaters war nicht viel geblieben. Nach seinem Tod wurde der Schuldenberg offenbar, den er angehäuft hatte.

Die Leute, die gemeint hatten, dass es Wahnsinn sei, die Spiegelproduktion in dieser Gegend noch einmal aufleben zu lassen, schienen recht zu bekommen. Die Zeiten, in denen ein Fürst ein ganzes Schloss mit Spiegeln ausstatten wollte, waren längst vorbei. Aufträge für große Spiegel gab es immer seltener, schließlich fertigte die Manufaktur fast nur noch Gläser und Flaschen für Wirtshäuser. Die holländische Glasproduktion, die schon vor hundert Jahren zur Schließung der großen Spiegelhütte geführt hatte, machte uns weiterhin schwer zu schaffen.

Vermutlich war es der Gram, der das Herz meines Vaters plötzlich stillstehen ließ.

In der ersten Nacht nach seinem Tod träumte ich, dass sein Herz aus Rubinglas wäre und in tausend Stücke zersprungen sei. Viele Wochen konnte ich rotes Glas nicht mehr ansehen.

Wenige Tage nach Vaters Beerdigung erschienen die Leute von der Bank. Sie pfändeten die Werkstatt mit allem, was darin war – ebenso wie unser Wohnhaus. Wir waren gezwungen, in eine kleine Wohnung zu ziehen. Von einem Tag zum anderen verloren wir die Grundlage unseres Lebens.

Es war ein Wunder, dass ich in Spiegelbergs Nachbarort Jux bei einem Glasmacher eine Anstellung fand. Als schlecht bezahlte Hilfskraft zwar, aber ich verdiente wenigstens etwas und konnte mit Glas arbeiten.

»Anna?«, fragte Wenzel sanft. Seine Stimme ließ einen warmen Schauer durch meinen Körper laufen.

»Ja?«

»Ich wollte dich das schon eine ganze Weile fragen«, begann er zögernd.

»Was denn?«

»Na ja … würdest du …« Er atmete tief durch und fuhr dann mit festerer Stimme fort: »Würdest du am Sonntag nach dem Kirchgang ein wenig mit mir spazieren gehen?«

Ich blickte ihn überrascht an. Seine Ohren glühten, als hätte er zu lange vor dem Ofen gestanden.

Was war los mit ihm?

»Warum?«, fragte ich. Wollte er über die Lösung, die er sich ausgedacht hatte, sprechen, oder … Plötzlich wurde mir bewusst, welchen Hintergedanken er haben könnte.

Wir kannten uns bereits seit der Schule. Wenzel war zwei Jahre älter als ich. Ich beneidete ihn damals, als er schon in der Werkstatt seines Vaters anfangen konnte und ich noch immer die Schulbank drücken musste. Er war mir immer ein wenig voraus, und manchmal half er mir, wenn ich mit einigen Dingen nicht nachkam. Ich mochte ihn damals schon und jetzt, wo wir zusammenarbeiteten, noch ein bisschen mehr.

Doch allein mit ihm unterwegs gewesen war ich noch nie.

»Nun ja, ich möchte etwas mit dir besprechen«, antwortete er mit hochrotem Kopf.

Das beunruhigte mich ein wenig. Sicher, die Schwärmerei für ihn war...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2017
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Advent • Buch 2017 • Bücher Bestseller 2017 • Die Glasbläserin • England • englische Weihnacht • englische Weihnachten • Franken • Frauenunterhaltung • Geschenkbuch • Glasbläser • Glasbläserin • Glasbläserkunst • Glasengel • Große Gefühle • Handwerkskunst • Historischer Roman • Love Story • Löwenhof • Lucinda Riley • Neu 2017 • Neuerscheinung 2017 • Neuerscheinungen 2017 • Roman • Schmetterlingsinsel • Schwaben • Schwäbische Alb • Schwäbischer Wald • Spiegelberg • SPIEGEL-Bestseller • Sturmherz • Weihnachten • Weihnachten Roman • Weihnachtsbuch • Weihnachtsengel • Weihnachtsgeschichte • Weihnachtsgeschichten Erwachsene • Weihnachtstradition
ISBN-10 3-8437-1668-4 / 3843716684
ISBN-13 978-3-8437-1668-0 / 9783843716680
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