Der göttliche Stein -  Jennifer A. Nielsen

Der göttliche Stein (eBook)

Band 3
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
368 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-74773-0 (ISBN)
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Seit Nicolas Calva die Magie nach Rom gebracht hat, ist es sein Schicksal, einen Jupiterstein zu erschaffen. Bedrängt von den Prätoren, die mit der Kraft dieses göttlichen Steins die Alleinherrschaft über Rom an sich reißen wollen, ist Nics einziger Ausweg, alle magischen Gegenstände, auch den Jupiterstein, für immer zu zerstören. Damit wäre der Krieg um Rom beendet - doch Nic müsste dafür mit seinem Leben bezahlen ... Der dritte Band der atemberaubenden Fantasy-Actiontrilogie.

Jennifer A. Nielsen ist in den USA bereits eine erfolgreiche und von Kritikern gelobte Fantasy-Autorin. Sie liebt Schokolade, alte Bücher und entspannte Tage in den Bergen. Mit ihrem Mann, drei Kindern und einem sehr eigensinnigen Hund lebt sie im Bundesstaat Utah, wo sie geboren wurde und aufgewachsen ist. Besuchen kann man sie auf ihrer Homepage: www.jennielsen.com.

ZWEI


»Nicolas Calva, wo bist du?«

Eine schrille Stimme riss mich unsanft aus dem Schlaf. Kurz darauf hörte ich einen schmerzerfüllten Schrei, der von den Trümmern widerzuhallen schien und mir durch Mark und Bein ging.

Es war stockdunkel hier unten, aber ich brauchte kein Licht, um zu wissen, dass ich immer noch allein war. Die Stimme war in meinem Kopf und gehörte Radulf. Er rief nach mir. Und dafür wurde er bestraft.

Auf grausamste Art und Weise. Das wusste ich, weil ich es gespürt hatte, fast so, als würde ich es selbst erleben. Mein Herz klopfte immer noch wie wild. Meine Fingerspitzen brannten, als stünden sie in Flammen, aber ich konnte mich nicht frei genug bewegen, um etwas dagegen zu unternehmen.

Die Herrin hatte sich Radulf geschnappt, weil sie glaubte, er hätte den Armreif des Mars. Auf den ersten Blick wirkte der Armreif ziemlich unauffällig, ein einfacher Silberreif für den Unterarm, wie ihn Gladiatoren manchmal trugen. Doch jeder, der selbst Magie in sich hatte, spürte seine enorme Macht, die groß genug war, ein ganzes Reich zu stürzen. Mehr als alles auf der Welt wünschte sich die Herrin, den Armreif zu besitzen.

Nur dass Radulf ihn eben gar nicht hatte. Ich hatte ihn, er war irgendwo hier bei mir in der Dunkelheit.

Meine Augenlider waren schwer, ich hätte mich am liebsten wieder dem traumlosen Schlaf hingegeben, in den ich immer wieder fiel, seit ich hier unten festsaß.

Das war zweifellos Dianas Fluch, der jeden Gefangenen des Tempels schlafen ließ und damit sein Leben rettete, ihn jedoch gleichzeitig davon abhielt, ins Leben zurückzukommen.

Ich musste hier raus.

Mein rechter Arm war unter einem großen Tempelbrocken eingeklemmt und ich hatte schon vor längerer Zeit jegliches Gefühl darin verloren. Ich versuchte, die Hand zur Faust zu ballen, war mir aber nicht sicher, ob es mir gelang. Der ganze Arm war taub. Mein linker Arm lag neben meinem Körper. Ich konnte das Handgelenk nicht bewegen, und da fiel mir wieder ein, dass die Herrin es gebrochen hatte. Offenbar hatte ich also noch beide Arme, konnte sie aber nicht benutzen. Meine Beine lagen verdreht unter mir, um zertrümmerte Tempelsteine gewickelt, genauso nutzlos.

Der Armreif musste auch irgendwo hier sein. Ich erinnerte mich dunkel daran, den Tempel mit dem Armreif in der Hand zum Einsturz gebracht zu haben. Mehrere Tonnen Marmor und Steine über meinem Kopf zusammenbrechen zu lassen, war eine ziemlich gefährliche Aktion gewesen. Doch immer noch besser, als den Armreif der Herrin zu überlassen. Jetzt war ich mir allerdings nicht mehr so sicher. Die beste Entscheidung wäre gewesen, gar nicht erst nach dem Armreif zu suchen, obwohl es diese Möglichkeit wahrscheinlich nie gegeben hatte. Früher oder später wäre ich dazu gezwungen worden, hierherzukommen. Dianas Fluch musste immer noch auf diesem Tempel liegen, sonst wäre ich wahrscheinlich längst tot gewesen.

Den Tempel einstürzen zu lassen, war nur ein Teil meines dämlichen Plans gewesen. Der andere Teil bestand darin, mithilfe des Armreifs aus den Trümmern herauszukommen. Dummerweise war er mir aus der Hand gefallen. Ich hoffte, er war noch irgendwo in der Nähe.

Ich schloss die Augen und suchte nach einem letzten Funken Magie in mir. Es war nicht das erste Mal, dass ich meine Magie verloren hatte. Radulf hatte sie mir im Amphitheater genommen, außerdem hatte ich schon des Öfteren so viel Magie auf einmal verbraucht, dass sie völlig ausgeschöpft war. Aber sie war immer wieder zurückgekommen. Und das würde sie auch ein weiteres Mal tun. Hoffte ich zumindest.

Der Göttliche Stern zeichnete meine Schulter. Er war immer noch da und konnte mich heilen. Doch wo war die Bulla?

Ich spürte ihr Gewicht auf meiner Brust, doch das Amulett war kalt. Ich hob ganz langsam das linke Handgelenk und biss die Zähne zusammen, als die gebrochenen Knochen gegen die Bewegung protestierten. Wie oft hatte ich während meines Kampfes mit der Herrin dieses Handgelenk geheilt, nur damit es einen Moment später wieder gebrochen wurde? Warum sollte ich es nicht noch einmal heilen können?

Ich konnte es. Ich musste nur die Bulla berühren, und da meine rechte Hand wahrscheinlich platt gedrückt war wie ein zertretener Käfer, würde meine linke Hand wohl oder übel diese Aufgabe übernehmen müssen.

Ich atmete ein paarmal tief durch und nahm meinen ganzen Mut zusammen. Dann hob ich den Arm ruckartig und zog ihn unter zertrümmerten Steinen und loser Erde hervor. Ich musste kurz Luft holen und ein paar Flüche ausstoßen. Immerhin befand sich mein Handgelenk jetzt oberhalb meiner Hüfte. Noch eine Bewegung und ich würde nach der Bulla greifen können.

Mein gesamter Arm pulsierte vor Schmerz und mir wurde schlecht. Ich wollte mich nicht mehr bewegen. Wenn ich mich doch nur hätte kurz entspannen und einschlafen können, wie ich es davor schon so oft getan hatte. Dieser Ort wollte, dass ich schlief und hier für immer verschwinden würde.

Aber Radulf hatte sich für mich geopfert, und in dem Moment hatte ich geschworen, ihn zu finden und vor was auch immer die Herrin mit ihm vorhatte zu bewahren. Wie lange auch immer sie ihn jetzt schon in ihren Klauen hatte, es war zu lange. Ich musste dringend hier raus.

Ehe ich es mir anders überlegen konnte, riss ich den Arm nach oben. Mein Handgelenk krachte gegen einen spitzen Stein, der im Weg war, doch mein Arm schob sich daran vorbei. Ich schrie auf, was dazu führte, dass sich meine Lunge mit Staub füllte, den mein Arm aufgewirbelt hatte. Röchelnd und hustend drückte ich den Unterarm an die Brust. Plötzlich veränderte sich etwas.

Meine linke Hand war auf der Bulla gelandet. Ich konnte nicht richtig greifen, aber derselbe spitze Stein, der mir so viel Schmerz verursacht hatte, hielt meinen Arm nun in Position auf dem goldenen Amulett.

Eine vertraute Hitze breitete sich in meiner Brust aus und verteilte sich in meinem Körper. Ich hörte auf zu zittern. Interessanterweise hatte ich bis eben gar nicht bemerkt, wie kalt mir gewesen war.

In dem Moment, als die Magie der Bulla den Göttlichen Stern erreichte, strömten seine Heilkräfte von meiner Brust zu meinen Armen und Beinen. Magische Wärme drang in die Knochen meines Handgelenks, machte sie stärker und verband sie wieder miteinander. Machten mich wieder ganz. Ein kurzes, schmerzloses Schütteln des Handgelenks bestätigte, dass es wieder heil war.

Ich war allerdings immer noch gefangen, und ich bezweifelte, dass die Bulla Tonnen eingestürzter Tempelbrocken von mir heben konnte. Aber es gab etwas, das so viel Macht hatte.

Magie konnte andere Magie immer spüren, wenn sie in der Nähe war. Diese Kraft setzte ich ein, um nach dem Armreif des Mars zu suchen.

Ursprünglich hatte die Bulla einmal Julius Cäsar gehört. Damals trug das magische Amulett die Kräfte der Venus in sich. Nach Cäsars Tod verließ Venus’ Macht die Bulla, und Diana ersetzte die Magie durch ihre eigene, in der Hoffnung, das Amulett würde einmal in ihrem Kampf gegen die Götter eingesetzt werden. Die Tatsache, dass ich die Bulla hatte und sie dazu benutzte, diesen Krieg zu stoppen, machte sie wahrscheinlich rasend vor Wut.

So als Regel könnte man sagen, dass es nie eine gute Idee war, einen Gott wütend zu machen. Das hatte ich sehr wohl verstanden.

Dass sich der Armreif in meinem Besitz befand – mehr oder weniger –, machte die Sache sicherlich nicht besser. Der Armreif stammte vom Gott Mars und hatte die Macht, diesen Krieg zu beenden. Also, jeden Krieg zu beenden, um genau zu sein. Denn der Armreif des Mars garantierte seinem Träger den Sieg.

Wenn Diana es schon hasste, dass ich die Bulla gestohlen hatte, konnte ich mir lebhaft vorstellen, was sie davon hielt, dass ich auch im Besitz des Armreifs war. Doch sie hatte kein Anrecht auf dieses magische Amulett. Ich schon. Mir war der Schlüssel zu seinem Versteck gegeben worden. Sie musste mich schon vernichten, um den Armreif des Mars zurückzubekommen.

Was für ein Start in den Tag – mit der Erkenntnis, dass eine Göttin mich zum Ziel ihrer Zerstörungswut erkoren hatte. Ich verzog das Gesicht und beschloss, dass mich Diana wenigstens nicht hier töten sollte.

Ich konnte die Magie des Armreifs unterhalb meiner rechten Hand spüren. Vorsichtig tastete ich danach, doch sofort verschoben sich die Steine um mich herum. Sie waren offenbar weniger gut ausbalanciert, als ich gedacht hatte. Vielleicht hielt meine rechte Hand sie in Position.

...

Erscheint lt. Verlag 10.7.2017
Übersetzer Tanja Hamer
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-74773-X / 340774773X
ISBN-13 978-3-407-74773-0 / 9783407747730
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