Hochbegabte Kinder (eBook)

Das große Handbuch für Eltern
eBook Download: PDF | EPUB
2017 | 2. Auflage
600 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-75758-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hochbegabte Kinder -  James T. Webb,  Janet L. Gore,  Edward R. Amend,  Arlene R. DeVries
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Das Leben mit hochbegabten Kindern ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Freude, aber auch eine besondere Herausforderung. Als Eltern, Lehrer oder sonstige Betreuer stehen Sie oft vor wichtigen Fragen und Entscheidungen, finden jedoch nur wenig verlässliche Informationen über die Erziehung von hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Dieses Buch schafft Abhilfe: James T. Webb und sein Autorenteam verfügen über viele Jahrzehnte Erfahrung zum Thema Hochbegabung. Sie geben umfangreiche und professionelle Hilfestellungen zu allen wichtigen Themen rund um die Hochbegabung Ihres Kindes: •Welche Eigenarten hat mein hochbegabtes Kind? •Wie kommuniziere ich mit hochbegabten Kindern richtig? •Welcher Kindergarten und welche Schule sind die richtigen für mein Kind? •Wie plane ich die Ausbildung oder das Studium? •Wie ist die Beziehung zu Freunden und Geschwistern? •Wie kann ich mein Kind motivieren und wie gehe ich mit Minderleistung um? •Wie und in welchem Maß setze ich Disziplin um? Die deutschsprachige Ausgabe wurde ergänzt und herausgegeben von den Expertinnen für Hochbegabung Inga Liebert-Cop und Suzana Zirbes-Domke. 'Ein unschätzbarer Ratgeber für Eltern, Großeltern und andere -Betreuer von hochbegabten Kindern und Jugendlichen!' Prof. Raymond D. Fowler, American Psychological Association

Inhaltsverzeichnis und Vorwort 7
Einführung 17
Die Bedeutung der Elternrolle 17
Ein hochbegabtes Kind zu erziehen, ist eine einsame Erfahrung 19
Mythen über hochbegabte Kinder 20
Herausforderungen für hochbegabte Kinder 22
Gibt es eine bessere Bezeichnung als «hochbegabt»? 24
Praktische Ratschläge 25
Kapitel 1: Hochbegabung definieren 29
Was genau ist Hochbegabung? 30
Werden kognitive Fähigkeiten vererbt? 32
Hochbegabung messen 33
Multiple Intelligenzen 38
Kapitel 2: Merkmale hochbegabter Kinder 43
Die typischsten Merkmale 45
Akustisch-sequentiell oder visuell-räumlich? 54
Erhöhte Sensitivität 59
Mögliche Probleme von hochbegabten Kindern 64
Ist mein Kind hochbegabt oder lediglich klug? 68
Kapitel 3: Kommunikation: der Schlüssel zu Beziehungen 73
Welche Kommunikationsmuster leben Sie Ihrem Kind vor? 74
Hindernisse in der Kommunikation und in Beziehungen 76
Kommunikation und Gefühle sind miteinander verbunden 78
Gefühle sind weder richtig noch falsch 79
Gefühle benennen 80
Kommunikationsprobleme von hochbegabten Kindern 82
Das Kind wegen seiner Begabung bestrafen 83
Stolpersteine und Hindernisse in der Kommunikation 86
Kommunikation ist die Rettungsleine 87
Techniken und Strategien 88
Kommunikationsprobleme lösen 109
Kapitel 4: Motivation, Begeisterungsfähigkeit und Underachievement 111
Wie kann Motivation zu einem Problem werden? 111
Woran kann es liegen, dass ein hochbegabtes Kind nicht motiviert ist? 113
Wo anfangen? 121
Der nächste Schritt: Finden Sie heraus, wofür sich das Kind interessiert 123
Bringen Sie Ihrem Kind Selbstmanagement bei 125
Was motiviert Menschen? 126
Die Basis: Vier Grundbedürfnisse 127
Die fortgeschrittenen Stadien: Vier Wachstumsbedürfnisse 130
Sechs praktische Schritte 132
Sorgen Sie für eine motivierende Atmosphäre 133
Vermeiden Sie Machtkämpfe 134
Entwickeln Sie eine positive Beziehung 134
Fordern Sie heraus, aber sorgen Sie auch für Unterstützung 136
Setzen Sie angemessene Ziele 137
Bauen Sie auf dem Erfolg auf 141
Andere Methoden und Strategien 147
Die Balance finden 149
Kapitel 5: Disziplin aufbauen und Selbstmanagement beibringen 151
Disziplin und Bestrafung 152
Drei Disziplinstile 154
Disziplin und Selbstmanagement 155
Selbstdisziplin lernt man langsam 157
Drei Fragen in Bezug auf Disziplin 158
Wie Disziplinprobleme entstehen 159
Grenzen setzen 161
Füttern Sie nicht das Negativ-Monster 162
Konsequenz ist wichtig 164
Wie viele Regeln sind notwendig? 166
Regeln für Ihre Familie 169
Kinder lernen am besten durch Erfahrung 171
Taten sind wirksamer als Worte 176
Machtkämpfe um Disziplin 182
Wie viel Druck ausüben? Wann sollten Sie sich zurückhalten? 184
Alternativen anbieten 185
Richtig loben und ermutigen 187
Weitere Anregungen und Strategien 189
Kapitel 6: Intensität, Perfektionismus und Stress 201
Intensität und Sensitivität 203
Wie reagieren andere auf das Verhalten Hochbegabter? 205
Asynchrone Entwicklung 208
Idealismus und Perfektionismus 210
Ist Perfektionismus angeboren oder erlernt? 212
Arten von Perfektionismus 212
Overachievement: Ist das möglich? 214
Probleme und Chancen im Zusammenhang mit Stress 216
Stressmanagement 218
Frustrationstoleranz lernen 220
Selbstmanagement 221
Unsere innere Stimme 222
Fehler bei Selbstgesprächen 224
Fallstricke vermeiden 228
Zusätzliche Anregungen und Strategien 230
Zur Stärkung der Resilienz: Das ABCDE-Modell 248
Ein starkes Selbstwertgefühl ist lebenswichtig 249
Kapitel 7: Idealismus, Unglücklichsein und Depression 251
Wie verbreitet ist Depression? 252
Depression und Suizid bei hochbegabten Kindern 253
Welche hochbegabten Kinder sind gefährdet? 254
Kritik und Depression 256
Symptome von Depression 258
Depression vorbeugen 260
Vererbung und Umwelt 261
Weitere Ursachen von Depression 262
Depression und Zorn 269
Selbstenttäuschung 270
Einem depressiven Kind helfen 271
Suizid 276
Kapitel 8: Bekanntschaften, Freunde und Peers 279
Wer ist ein wirklicher Peer für ein hochbegabtes Kind? 281
Wie viele Freunde braucht Ihr Kind? 282
Wann fangen die Probleme mit Peers an? 284
Wie wichtig ist Sozialkompetenz? 287
Ältere Spielgefährten 288
Besondere Freunde 289
Introversion und Peers 291
Zeit für sich allein 292
Vergleiche zwischen Peers und das Etikett «Hochbegabt» 293
Strategien für den Aufbau von Freundschaften 295
Peerdruck in der Adoleszenz 298
Peerdruck und Underachievement in der Schule 300
Peerbeziehungen im Studium und danach 302
Freundschaftsstadien 303
Aggressiv, passiv oder durchsetzungsfähig 304
Praktische Anregungen 305
Peerbeziehungen innerhalb der Familie 310
Eltern bei der Bewältigung von Peerdruck unterstützen 311
Kapitel 9: Familienbeziehungen, Geschwister und Einzelkinder 315
Einzelkinder 315
Konkurrenz und Kooperation zwischen Geschwistern 316
Geschwisterreihenfolge 318
Rollen und Status 320
Geschwisterrivalität 322
Die Suche nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Macht 323
Weitere Gründe für Zank und Rivalität 325
Ungleiche Fähigkeiten bei Geschwistern 326
Wie stabil ist die Rollenverteilung unter Geschwistern? 328
Rollenmodelle 329
Praktische Anregungen 331
Gerecht und gleich ist nicht immer dasselbe 340
Kooperation zwischen Geschwistern 342
Kapitel 10: Werte, Traditionen und Einzigartigkeit 345
Der Wert von Traditionen, Bräuchen und sozialen Normen 347
Arten von Traditionen 350
Traditionen können zu Konflikten führen 352
Traditionen dürfen in Frage gestellt werden 353
Der Bruch mit Traditionen kann Fortschritt bewirken 355
Traditionen, Werte und moralische Entwicklung 358
Praktische Anregungen 361
Traditionen entstehen auch aus gemeinsamen Erfahrungen 369
Kapitel 11: Die Komplexität erfolgreicher Kindererziehung 371
Einflüsse auf die moderne Erziehung 372
Die Elternrolle erfolgreich ausüben 378
Eltern müssen auch auf sich selbst Acht geben 379
Bewahren Sie die Verhältnismäßigkeit und etwas Distanz 381
Überehrgeizige Eltern oder nur engagiert? 385
Treffen die üblichen Erziehungsweisheiten auch auf außergewöhnliche Kinder zu? 386
Das Gleichgewicht in der Familie 388
Patchwork-Familien und Stiefeltern 389
Wenn Eltern unterschiedliche Erziehungsstile haben 390
Meinungsverschiedenheiten zwischen Eltern 391
Praktische Anregungen 392
Hochbegabte Erwachsene 394
Kapitel 12: Zweifach außergewöhnliche Kinder 395
Das Problem der Fehldiagnose 396
Störungen, die oft mit Hochbegabung einhergehen 398
Lernstörungen bei hochbegabten Kindern 398
Lernstörungen diagnostizieren 400
Bereiche, in denen Lernstörungen auftreten können 403
Interventionen 410
ADS/ADHS 411
Das Asperger-Syndrom 417
Praktische Anregungen 422
Kapitel 13: Wie Schulen hochbegabte Kinder identifizieren 425
Methoden der Identifikation 429
Die Nominierung durch Lehrer 431
Gruppen-Leistungstests 432
Gruppen-Fähigkeitstests 435
Beurteilungsskalen und Checklisten 437
Kreativitätstests 443
Wenn verschiedene Kriterien und Instrumente genutzt werden 444
Wenn die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprechen 445
Individuelles Testen27 446
Intelligenz messen 448
Wie früh kann ein Intelligenztest durchgeführt werden? 451
Spielen kulturelle Aspekte bei Intelligenztests eine Rolle? 452
Vertrauen Sie Ihren eigenen Beobachtungen 454
Kapitel 14: Die geeignete Schulform finden 457
Kann ich nicht einfach der Schule vertrauen? 458
Mit der Schule zusammenarbeiten 459
Worauf Sie bei der Schule achten sollten 460
Schulische Fördermaßnahmen für hochbegabte Kinder 463
Differenzierung im Regelunterricht 464
Spezielle Programme für Hochbegabte in der Schule 467
Spezielle Beschulungen und Spezialschulen 478
Eltern haben ein Mitspracherecht 481
Informationen über Förderprogramme sammeln 484
Treten Sie für die Rechte Ihres Kindes ein 485
Schulen sind ein Spiegel der Gesellschaft 489
Finanzielle Unterstützung für Hochbegabtenförderung 490
Elterliches Engagement ist wichtig 491
Kapitel 15: Professionelle Hilfe finden 493
Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus 494
Die Entscheidung, einen Berater aufzusuchen 495
Ist Testen notwendig?5 497
Medikation oder Beratung? 498
Familienberatung 500
Wie teuer ist eine professionelle Beratung? 500
Den richtigen Ansprechpartner finden 502
Wie läuft eine professionelle Beratung ab? 504
Endnoten 507
Vorwort 507
Einführung 507
Kapitel 1 509
Kapitel 2 511
Kapitel 3 513
Kapitel 4 514
Kapitel 5 516
Kapitel 6 517
Kapitel 7 522
Kapitel 8 525
Kapitel 9 527
Kapitel 10 527
Kapitel 11 528
Kapitel 12 529
Kapitel 13 533
Kapitel 14 536
Kapitel 15 539
Literaturverzeichnis 541
Quellenangaben 541
Weiterführende Literatur 565
Auswahl deutschsprachiger Literatur 568
Über die Autoren, Herausgeber und Übersetzer 573
Anhang: Adressen und Webseiten 581
Hochbegabung: Informationen, Rat und Hilfe 581
Beratungsangebote in Deutschland 581
Förderung 582
Beratungsstellen der Länder und Universitäten 584
Angebote in der Schweiz: 585
Angebote in Österreich: 586
Europa und USA: 587
Zeitschriften zum Thema Hochbegabung: 588
ADS/ADHS 588
Deutschland: 588
Schweiz: 589
Österreich: 589
Lernstörungen 589
Deutschland: 589
Schweiz: 590
Österreich: 590
Register 591

Vorwort


Ein hochbegabtes Kind zu erziehen ist, als lebe man in einem Themenpark voller Abenteuer und Nervenkitzel. Manchmal lächelt man. Manchmal ringt man nach Luft. Manchmal möchte man schreien. Dann ist einem wieder zum Lachen zumute. Manchmal ist man sprachlos vor Staunen, dann wieder starr vor Schreck. Manchmal ist man stolz. Und manchmal ist die Achterbahnfahrt so nervenaufreibend, dass man nur noch weinen kann.1

Carol Strip und Gretchen Hirsch

Eltern eines hochbegabten Kindes zu sein, ist eine Erfahrung, die oft Freude und Lachen mit sich bringt. Diese Kinder sind aufregend und beglückend, und es ist eine wahre Wonne, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie Dinge tun, die einem den Atem verschlagen können. Vielen Eltern in unserer Gesellschaft bereitet der Gedanke, dass ihr Kind außergewöhnlich klug, schnell im Lernen oder begabt ist, jedoch Unbehagen oder sogar Angst. Oft haben sie widersprüchliche Gefühle: einerseits sind sie stolz darauf, dass ihr Kind mit einer raschen Auffassungsgabe gesegnet ist; andererseits macht es ihnen aber auch Sorgen, dass sie nun eine neue, eine andere Verantwortung tragen, denn schließlich wollen sie das Kind so erziehen, dass sich seine Fähigkeiten voll entfalten können. Einige Eltern leugnen die Hochbegabung ihres Kindes oder spielen sie herunter, weil sie ihm helfen möchten, «normal» zu sein. Sie sagen: «Nun ja, er ist intelligent und anderen Kindern in seinem Alter voraus, aber ich glaube nicht, dass er wirklich ‹hochbegabt› ist. Denn ansonsten ist er ja genauso wie andere Kinder auch.»

Dass viele Eltern verunsichert sind und zwiespältige Gefühle haben, liegt häufig daran, dass sie nicht genau wissen, was «hochbegabt» eigentlich bedeutet. Möglicherweise haben sie noch nie etwas über Hochbegabung gehört, oder sie gehen fälschlicherweise davon aus, dass ein hochbegabtes Kind grundsätzlich ein Genie oder ein Wunderkind ist, oder dass es anderen in allen Bereichen haushoch überlegen ist. Viele Eltern wissen nicht, dass ein Kind auch dann hochbegabt sein kann, wenn es «nur» in einem oder zwei Bereichen weit überdurchschnittliche Fähigkeiten besitzt.

Für Verunsicherung sorgen auch die Kommentare, die Eltern oft von Lehrern oder Schulleitern zu hören bekommen, etwa: «In unserer Schule sind wir der Überzeugung, dass alle Kinder begabt sind» oder «Wir glauben, dass alle Kinder lernen können». Damit ist gemeint, dass alle Kinder alles lernen können, wenn man ihnen die entsprechenden Ressourcen und genügend Zeit zur Verfügung stellt und sie ausreichend ermutigt. Solche Kommentare sind nicht nur verwirrend, sondern auch unzutreffend. Richtlinien von Bund und Ländern versuchen sicherzustellen, dass alle Kinder wenigstens die Minimalziele der jeweiligen Klassenstufe in Lesen, Schreiben und Rechnen erreichen; aber in Wahrheit fällt es manchen Kindern sehr schwer, selbst diese Mindestanforderungen zu erfüllen, während hochbegabte Kinder – vorausgesetzt, sie haben keine Lernstörung – mit Leichtigkeit die Mindestanforderungen von zwei bis drei höheren Klassenstufen bewältigen können.

Sind hochbegabte Kinder wie alle anderen Kinder? In mancher Hinsicht schon. Wie alle Kinder wollen sie Freundschaften schließen, Spaß beim Spielen haben, Liebe und Geborgenheit in ihrer Familie finden und neue Fertigkeiten lernen. Aber manche Kinder lernen eindeutig schneller und leichter als andere. Es gibt Kinder, die schon sehr früh – noch bevor sie in den Kindergarten kommen – entdecken, wie man liest oder Zahlen zusammenzählt, und zwar ohne dass es ihnen jemand beigebracht hat. Wenn sie dann in die Schule kommen, kann ihnen ihr rasches Lernen Probleme bereiten, weil Lehrern lieber ist, wenn niemand «aus der Reihe tanzt». Sie erwarten von diesen Kindern, dass sie «warten, bis die anderen so weit sind». Die meisten Kinder brauchen jedoch viel Übung und Wiederholungen, um in der Schule eine neue Fertigkeit zu erlernen. Ein hochbegabtes Kind, das rasch lernt und bereits eine Fertigkeit erworben hat oder keine Wiederholungen braucht, um sie zu beherrschen, kann dadurch sehr entmutigt werden; das kann so weit gehen, dass es die Schule nicht mehr mag oder sogar hasst, weil es dort nichts Neues oder Interessantes lernt.

Alle Kinder müssen von Erwachsenen angeleitet und ermutigt werden, um ihr Potenzial auszuschöpfen. Kinder mit großen sportlichen Fähigkeiten werden dazu ermutigt, diese Fähigkeiten durch gezieltes Training und die Mitgliedschaft in Vereinen oder Mannschaften zu entwickeln. Ebenso werden Kinder mit einer musikalischen Begabung dazu ermutigt, Musikstunden zu nehmen und in einer Band oder in einem Orchester zu spielen. Dasselbe gilt für Kinder, die ein hohes akademisches Potenzial haben. Kinder mit besonderen intellektuellen, kreativen, künstlerischen oder anderen Fähigkeiten brauchen ebenfalls Gelegenheiten, um ihre Talente zu entwickeln. Leider bietet die Schule aus verschiedenen Gründen nur selten etwas an, das über den Standard-Lehrplan hinausgeht. Für manche Schüler sind diese Lehrpläne eine Herausforderung, für fortgeschrittene Lerner in der Regel nicht.

Manche Lehrer sind der Auffassung, dass «intelligente Kinder keine besondere Unterstützung benötigen; schließlich haben sie doch ohnehin schon so viele Vorteile.»2 In Wirklichkeit gehen die Lernbedürfnisse hochbegabter Kinder unmittelbar aus ihren Stärken hervor; eben weil diese Kinder schnelle und fortgeschrittene Lerner sind, brauchen sie spezielle Lerngelegenheiten. Es sind außergewöhnliche Kinder, und entsprechend brauchen sie außergewöhnliche Maßnahmen, genau wie Kinder mit Lernschwierigkeiten außergewöhnlich sind und besondere Maßnahmen und Aufmerksamkeit benötigen.

Manchen Eltern widerstrebt es, anderen nahezulegen, dass ihr Kind, das doch so mühelos lernt, möglicherweise eine besondere Förderung oder Unterstützung braucht. Selbst wenn die Schule spezielle Lehrpläne und Programme für hochbegabte Schüler anbietet, zögern Eltern mitunter, solche schulischen Fördermaßnahmen für die fortgeschrittenen Fähigkeiten ihrer Kinder in Anspruch zu nehmen. Manche zögern, weil sie Schuldgefühle haben und denken, dass andere Kinder die Unterstützung besser gebrauchen könnten. Es ist jedoch wichtig, dass Eltern und Erzieher Anpassungen vornehmen, die den Lehrplan auf die Fähigkeiten des Kindes abstimmen und dafür sorgen, dass das Kind Fortschritte macht und nicht «auf der Stelle tritt».

Hochbegabte Kinder müssen in ihren Talentbereichen angeleitet und unterstützt werden, und das gilt auch für den sozialen und emotionalen Bereich. Wie alle Kinder wollen sie Freunde haben und von anderen akzeptiert werden. Dabei kann es aber zu zwischenmenschlichen Schwierigkeiten kommen; weil sie anders sind, fällt es hochbegabten Kindern möglicherweise schwer, Freunde zu finden. Manchmal werden sie ungeduldig, wenn andere Kinder nicht so schnell mitkommen; es kann sein, dass sie von eben jenen Kindern ausgeschlossen werden, weil sie anspruchsvollere Aktivitäten bevorzugen, die die anderen Kinder einfach nicht interessieren. Eltern und Lehrer können hochbegabten Kindern helfen, mit den emotionalen Hochs und Tiefs zurechtzukommen, die sie tagtäglich erleben. Sie können ihnen helfen, zu verstehen, dass Menschen nun mal unterschiedlich sind, und dass diese Vielfalt eine Bereicherung für die Welt ist.

Viele von Ihnen wissen bereits, dass die Erziehung eines hochbegabten Kindes eine große Herausforderung sein kann. Eine Mutter meinte einmal ironisch: «Mein Sohn ist mit Hochbegabung geschlagen.»3 Wenn Ihr Kind hochbegabt ist, bedeutet das, dass aus ihm einmal ein zufriedenes, verantwortungsvolles, leistungsstarkes und angesehenes Mitglied der Gesellschaft werden wird, richtig? Wahrscheinlich wird es eine Laufbahn in einem prestigeträchtigen Berufsfeld wie Medizin oder Jura einschlagen; oder vielleicht wird es bahnbrechende Erfolge in der Forschung erzielen; oder es wird ein gefeierter Dichter und Bestsellerautor, vielleicht sogar Präsident der Vereinigten Staaten! Oder? Nun, nicht unbedingt. Es gibt hochbegabte Kinder, die ihrem hohen Potenzial nie gerecht werden.4 Andere Faktoren können ihnen in die Quere kommen, und oft handelt es sich dabei um soziale und emotionale Faktoren. Warum? Die Gründe sind komplex.

Zum einen herrscht in unserer Gesellschaft und an unseren Schulen eine generelle Ambivalenz gegenüber hochbegabten Kindern; oft werden sie genau für das, was sie ausmacht (ihre Sensibilität und Intensität und so weiter), kritisiert. Sowohl zu Hause als auch in der Schule wird ihnen gesagt: «Du bist zu empfindlich! Du bist zu intensiv! Du hast einen eigenartigen Humor! Musst du immer so kreativ sein? Warum musst du jede Regel in Frage stellen?» Wie soll ein Kind mit so einer Kritik umgehen? Am Ende glaubt es diesen Botschaften und gelangt zu der Überzeugung, dass etwas mit ihm nicht stimmt.

Auf der einen Seite behaupten wir, dass wir die Fähigkeiten hochbegabter Kinder schätzen oder sogar bewundern; auf der anderen Seite gefällt es uns aber nicht, wenn sie von der Norm abweichen. Oft empfinden wir ihr Anderssein als unbequem, und manchmal ertappen wir uns dabei, wie wir uns wünschten, sie würden einem «normaleren» Bild entsprechen. Beispielsweise fällt einer Mutter auf, dass ihr zweijähriges Kind bereits Dinge tut, die Erziehungsratgeber für Vier-, Fünf- oder gar Sechsjährige vorsehen. Dieses Kind ist außergewöhnlich und entspricht nicht der Norm. Was sollen Eltern mit diesen Informationen anfangen? Wenn sie Rat bei Pädagogen suchen, werden sie wahrscheinlich hören:...

Erscheint lt. Verlag 24.7.2017
Übersetzer Cathrine Hornung
Sprache deutsch
Original-Titel A Parent╔s Guide to Gifted Children
Maße 160 x 160 mm
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Entwicklungspsychologie – Pädagogische Psychologie • Psychiatrie • Sachbücher und Ratgeber
ISBN-10 3-456-75758-1 / 3456757581
ISBN-13 978-3-456-75758-2 / 9783456757582
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