Im Zweifel tue nichts -  Fleur Ferris

Im Zweifel tue nichts (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
276 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-82330-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Taylor und Sierra sind beste Freundinnen, auch wenn sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Sierra überstrahlt alle, Taylor steht in ihrem Schatten. Nach einem Chat-Flirt kommt Sierra nicht zur abgemachten Zeit von ihrem Date zurück. Sollen Taylor und ihre Freunde den Eltern alles gestehen? Aber dann käme heraus, dass sie gelogen haben, um Sierra zu decken. Und Sierra hat so etwas doch schon einmal getan. Je länger die Freunde warten, desto banger wird ihnen. Denn auch als das Wochenende zu Ende geht, haben sie von Sierra nichts mehr gehört. Ist Sierra wiedermal nur auf Tour mit einer Romanze oder ist dieses Mal wirklich etwas passiert? Ist es vielleicht sogar schon zu spät?

Fleur Ferris wuchs auf einer Farm in Patchewollock, Australien auf. Danach zog sie 20 mal in 20 Jahren um, arbeitete als Sanitäterin und Polizistin. Sie lebt sie mit ihrem Mann und drei Kindern in Southern New South Wales. 'Im Zweifel tue nichts' ist ihr Debut.

1


Sierra und ich sitzen in meinem Zimmer, ich mit meinem iPad, sie mit meinem Laptop. Wir sind also zusammen und gleichzeitig auch nicht. Sierras Eltern haben ihr verboten, ins Internet zu gehen, doch da unsere Mums unten sicher stundenlang quatschen werden, brauchen wir keine Angst zu haben, dass sie uns erwischen.

»Ich hab jemanden«, sagt Sierra.

Ich blicke zu ihr hinüber. Offenbar langweilt sie sich, denn sie ist im Mysterychat.

asl lautet die Nachricht.

»Darf ich deinen Namen benutzen?«, fragt sie.

»Auf keinen Fall, Sierra!«

»Komm schon, mal sehen, was dabei herauskommt.« Sie tippt auf die Tasten. »Jedenfalls werd ich die Sache durchziehen. Könnte ja sein, dass es ein ganz süßer Typ ist.«

Ich lache. »Seit wann trifft man auf dieser Site denn süße Typen?«

»Also es ist ein Typ. Er sagt, er ist achtzehn … O mein Gott! Und er wohnt in Melbourne!« Sierra kreischt vor Begeisterung.

Ich richte mich auf meinem Bett auf und sehe zu, was sie macht. Sie hämmert wie wild auf die Tastatur ein.

Wir sind zwei Mädchen, beide 16. Wir wohnen auch in Melbourne! Nenn uns einfach S & T.

»Sierra! Wir sind nicht sechzehn!«

»Das weiß er doch nicht. Wir müssen es so machen, dass es legal ist«, erwidert sie.

»Ja, aber wenn er wirklich nett ist und sich irgendwas ergibt – was sowieso niemals passieren wird –, dann hast du bereits gelogen!«

»Ach, nun reg dich ab. Ein Jahr ist doch gar nichts. Außerdem ist es noch nicht einmal ein Jahr. Wir sind fast sechzehn.«

Hi, S & T. Ihr könnt J zu mir sagen. Schön, euch kennenzulernen.

»Zumindest hat er nicht verlangt, unsere Brüste zu sehen«, sagt Sierra. Wir kichern beide.

Sierra tippt weiter.

Wo in Melbourne?

Die Antwort kommt sofort.

Brighton.

»Oooh. Brighton. Dann muss er reich sein«, meint Sierra.

»Tja, vielleicht ist er aber auch ein dreißig Jahre alter schmieriger Typ.« Bei dem Gedanken schüttelt es mich und ich wende mich wieder meinem iPad zu.

»Was machst du gerade?«, fragt Sierra.

»Facebook checken. Unterhalte mich mit Riley. In den Ferien hat sie sich von Joel getrennt.«

Sierra verdreht die Augen. »Schon wieder? Sie sollte auf Taylor Wolfe hören. Kennst du ihren neuen Song schon?« Sierra steht auf und singt in einen Kugelschreiber, den sie sich wie ein Mikrofon an den Mund hält: »Never go back, I told you so, once it’s over, let it go.«

Sie klingt tatsächlich wie Taylor Wolfe, was ich ihr aber nicht sage, weil sie es ohnehin weiß. Sie hat den gleichen Pony wie Taylor Wolfe, trägt die gleiche Kleidung, redet wie sie und singt genauso gut wie sie. Und obwohl Sierra die sechswöchigen Sommerferien im Schneegebiet von Nordamerika verbracht hat, sind ihre langen schlanken Beine genauso braun gebrannt wie die von Taylor Wolfe.

»Die gleichen Shorts hat sie bei Ellen getragen«, sagt Sierra und macht eine Kehrtwendung, um mir ihren Hintern zu zeigen.

»Ja, ich weiß, und jaaa, du siehst genauso aus wie sie.« Ich verdrehe die Augen, aber ihr ist klar, dass ich nur genervt tue.

»Tja, und du hast ihren Namen. Ich wünschte, meine Mum hätte mich Taylor genannt. Stell dir das mal vor!«

»Ja, klar, weil Taylor Gray solch ein interessanter Name ist«, erwidere ich in sarkastischem Ton. »Sierra Carson-Mills … das klingt doch ziemlich elegant.«

Sierra ist ständig auf Komplimente aus, und obwohl ich das weiß, gehe ich aus irgendeinem Grund immer darauf ein. Manchmal beobachte ich mich selbst, um festzustellen, wie lange es dauert, bis die Komplimente aus mir heraussprudeln wie Öl aus einem Bohrloch.

Als ein leises Signal anzeigt, dass eine Nachricht eingegangen ist, setzt Sierra sich wieder an den Computer. Warum fliegen alle Typen immer auf Sierra?

»Ich dachte, du stehst auf Callum«, sage ich in möglichst gleichgültigem Ton. »Habt ihr zwei euch am Ende des letzten Schuljahrs nicht geküsst?«

»Nur ein bisschen rumgeknutscht. Hatte nichts zu bedeuten.«

Ich tue so, als sei ich in eine Facebook-Seite vertieft. Ich stehe schon seit ewigen Zeiten heimlich auf Callum. Als Riley mir damals erzählte, was sie gesehen hatte, ließ ich mir meine Enttäuschung nicht anmerken: Ich stand am anderen Ende des Zimmers … Es war ein ziemliches Gedränge, aber es sah jedenfalls so aus, als ob sie sich küssten. Das waren Rileys Worte. Ich war früh von der Party fortgegangen, weil ich Kopfschmerzen hatte. Jetzt wünschte ich, ich wäre geblieben. Den ganzen Sommer über hab ich mir Gedanken darüber gemacht: Haben sie oder haben sie nicht? Ich brannte förmlich darauf, dass Sierra zurückkam, damit ich sie fragen konnte, was passiert war. Ich hätte nie gedacht, dass sie es auf Callum abgesehen hat … und ich wusste nicht, dass er sie mag, weil er sie eigentlich nie beachtet. Vielleicht ist er ja einer dieser schüchternen Jungs, die sich, wenn das Mädchen, das sie mögen, in der Nähe ist, mit einer ihrer Freundinnen unterhalten … sozusagen als Ablenkungsmanöver …

»Ich wollte nicht, dass das Ganze zu weit geht«, fährt Sierra fort. »Ich muss schließlich Single bleiben … wegen Chumpy Pullin, des besten Snowboarders des Universums.«

»Meine Güte, bitte nicht schon wieder der«, stöhne ich, bin in Gedanken aber noch bei der Formulierung nur ein bisschen rumgeknutscht. Was heißt das? Ein Kuss? Zwei Küsse? Was für Küsse?

»Der ist ja sooo heiß«, seufzt Sierra. »Und er war da. Ich hab ihn von Weitem gesehen. Vor drei Jahren hab ich ihm mal einen Zungenkuss gegeben, weißt du.«

Ich lache laut. »Vor drei Jahren warst du zwölf. Da hast du Chumpy Pullin ganz sicher nicht geküsst. Hast du überhaupt schon mal mit ihm gesprochen

»Nein.« Sie lächelt. »Aber am Sessellift hab ich seine kleine Schwester gesehen. Glaub ich jedenfalls.« Sie dreht sich zurück zum Bildschirm.

Gehst du noch zur Schule?, schreibt Sierra.

Bin in der 12. Klasse. Meine Familie ist früher viel rumgereist, deshalb bin ich eigentlich ein bisschen zu alt für die Schule. Will Medizin studieren. Und du?

»Was willst du jetzt schreiben? An jemandem in der zehnten Klasse hat er sicher kein Interesse«, stichele ich.

11. Klasse. Will Jura studieren, antwortet sie.

»Du bist schrecklich. Weißt du, was passieren wird? Dieser J wird sich als supertoll rausstellen, und irgendwann wirst du an deinen Lügen ersticken.«

»Woher weißt du denn, dass ich nicht vorhabe, Jura zu studieren?«, entgegnet sie schnippisch.

»Weil man für Jura in jedem Fach supergut sein muss. Das ist nicht drin. Für uns beide nicht«, füge ich hinzu.

»Du meinst, für mich ist es nicht drin.«

Offenbar reicht es nicht, in einer intakten Familien zu leben, massenhaft Geld zu haben, eine Sportskanone zu sein, fabelhaft auszusehen und einen Dad mit einem Unternehmen im amerikanischen Schneegebiet zu haben.

J steht für Jacob, ist auf dem Bildschirm zu lesen.

T steht für Taylor, antwortet Sierra und postet die Nachricht, bevor ich sie daran hindern kann.

»Ich hab doch Nein gesagt. Und das meine ich ernst.« Sie geht ständig unter meinem Namen online. Ich hasse das.

»Sierra! Wir müssen los!«, ruft in dem Moment Sierras Mum Rachel. Mist. Nach dem, was beim letzten Mal passiert ist, rastet sie aus, wenn sie uns dabei erwischt, dass wir im Mysterychat sind. Ich springe vom Bett, stürze zur Tür und mache sie einen Spaltbreit auf. Rachel steht direkt davor.

Lächelnd mache ich die Tür ein Stück weiter auf und merke, wie mein Gesicht rot anläuft. »Wir kommen sofort.« Ich blockiere die Tür so lässig wie möglich, damit Sierra genügend Zeit hat, hinter mir aufzutauchen. Sie ist ebenfalls knallrot.

»Ich bin so weit«, teilt sie Rachel mit. »Wir sehen uns dann am Montag in der Schule«, sagt sie zu mir und zwinkert mir  zu.

***

Ich helfe Mum bei den Vorbereitungen fürs Abendessen und decke den Tisch. Anschließend gehe ich wieder in mein Zimmer. Ich checke mein Handy. Ich habe eine E-Mail von Jacob Jones. Jacob Jones? Dann fällt mir alles wieder ein: J steht für Jacob.

Ungläubig starre ich auf den Namen. Wie konnte ihm Sierra bloß meine Adresse geben? Ich öffne die E-Mail. ...

Erscheint lt. Verlag 11.7.2017
Übersetzer Michael Koseler
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-82330-4 / 3407823304
ISBN-13 978-3-407-82330-4 / 9783407823304
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Stefanie Rietzler; Nora Völker-Munro; Fabian Grolimund

eBook Download (2023)
Hogrefe AG (Verlag)
14,99