Ein Killer wie du und ich (eBook)

Thriller

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97610-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Killer wie du und ich -  Dan Wells
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John Cleaver ist nicht irgendein junger Mann. Er ist ein Serienkiller. Er kann Dämonen sehen. Doch er kämpft für das Gute. Und er ist unsere einzige Hoffnung auf Rettung ...  Im lang erwarteten sechsten Roman führt Bestsellerautor Dan Wells seinen gebrochenen Helden John Cleaver in den finalen Kampf gegen die Mächte des Schreckens, die unsere Welt an sich reißen wollen. Der Abschluss der ebenso erfolgreichen wie kontroversen Reihe ist ein Muss für alle Dan-Wells-Fans! 

Dan Wells studierte Englisch an der Brigham Young University in Provo, Utah, und war Redakteur beim Science-Fiction-Magazin »The Leading Edge«. Mit »Ich bin kein Serienkiller« erschuf er das kontroverseste und ungewöhnlichste Thrillerdebüt der letzten Jahre. Ihm folgten weitere John-Cleaver-Romane, Thriller um die »Partials«, die »Mirador«-Saga und ein weiterer Science-Fiction-Roman.

Dan Wells studierte Englisch an der Brigham Young University in Provo, Utah, und war Redakteur beim Science-Fiction-Magazin »The Leading Edge«. Mit »Ich bin kein Serienkiller« erschuf er das kontroverseste und ungewöhnlichste Thrillerdebüt der letzten Jahre. Nach seinen futuristischen Thrillern um die »Partials« und der »Mirador«-Saga schließt Dan Wells mit »Ein Killer wie du und ich« seine sechsbändige Reihe um John Cleaver ab.

Es gibt nicht viele Möglichkeiten, sich eine Leiche genau anzusehen.

Natürlich kann man selbst jemanden töten. So halten es die meisten. Das geht schnell, ist billig, und man kann es mit den Hilfsmitteln bewerkstelligen, die man zu Hause gerade zur Hand hat, etwa mit einem Hammer oder einem Küchenmesser. Man sucht sich einen Verwandten, der keine Ruhe geben will – und peng! So bekommt man eine Privatleiche. Wenn man schon über Heimwerkerarbeiten spricht, dann ist ein Mord viel einfacher zu begehen und kommt viel häufiger vor als ein Anstrich des Wohnzimmers, aber – um ehrlich zu sein – man kann die Sache viel schwerer vertuschen. Obendrein gibt es noch andere Hemmnisse. Zuerst einmal ist es ein Mord, und so etwas tut man nicht. Zweitens, und für meine eigene Situation noch bedeutsamer, ist es erforderlich, dass der Tote, den man sich ansehen will, zu Lebzeiten leicht erreichbar gewesen sein muss. Bei den wirklich interessanten Leichen trifft das leider nur selten zu. Nehmen wir an, Sie wollen einen ganz bestimmten Leichnam untersuchen. Um einfach mal ein Beispiel aus dem Ärmel zu schütteln, stellen wir uns eine alte Dame vor, die unter mysteriösen Umständen in einer Kleinstadt in Arizona ums Leben gekommen ist. In einem solchen Fall wird es erheblich schwieriger.

Falls Sie sich eine ganz bestimmte Leiche ansehen möchten, hilft es sehr, wenn Sie ein Cop sind. Oder, noch besser, ein FBI-Agent. Dann können Sie sich mühelos einen Vorwand einfallen lassen, warum gerade diese Leiche ein wichtiger Bestandteil Ihrer Ermittlungen sei, und daraufhin gehen Sie einfach rein, zücken die Dienstmarke, und die Sache ist geritzt. Möglicherweise entspricht es sogar der Wahrheit. Das wäre eine nette Dreingabe, ist allerdings nicht unbedingt nötig. Wenn Sie kein richtiger Ordnungshüter sind, aber das Geschäft gut genug kennen, können Sie mit einem falschen Abzeichen hineinmarschieren und versuchen, das Gleiche zu erreichen. Falls Sie aber beispielsweise erst achtzehn sind, haben Sie wahrscheinlich große Schwierigkeiten, die Ortspolizei zu überzeugen. Das Gleiche gilt für einen Jugendlichen, der sich als Leichenbeschauer, Gerichtsmediziner oder Reporter ausgeben will. Manchmal hatte ich Erfolg mit der Behauptung, ich würde für eine Schülerzeitung recherchieren. Das klappt ganz gut, solange das Objekt der Untersuchung keine verwesende menschliche Leiche ist.

Damit bleiben noch drei andere Möglichkeiten. Wenn man schnell genug ist, kann man den Leichenbeschauer vielleicht davon überzeugen, man sei der neue Fahrer der örtlichen Leichenhalle und habe den Auftrag, den Toten abzuholen und zum Einbalsamieren abzutransportieren. Dazu muss man ein paar Papiere fälschen, aber der Aufwand ist nicht so groß, wie man glauben könnte, denn als angeblicher Fahrer ist man ein unbedeutender Mitarbeiter, dessen Alter keine große Rolle spielt. Wenn man in einem Bestattungsunternehmen aufgewachsen ist, seit dem Alter von zehn Jahren im Familienbetrieb ausgeholfen hat und daher den ganzen Betrieb in- und auswendig kennt – auch dies wieder nur, um ein Beispiel aus dem Ärmel zu schütteln –, dann kommt man damit sogar ziemlich leicht durch. Das klappt jedoch nur, wenn man rechtzeitig eintrifft. Falls man zu spät kommt, weil man zwei Bundesstaaten entfernt ist und per Anhalter reist (der Grund ist eigentlich auch egal, wichtig ist nur, dass man zu spät kommt), muss man sich für die zweite Möglichkeit entscheiden, die mehr oder weniger die gleichen Fähigkeiten erfordert: nach Feierabend in die Leichenhalle einbrechen und sich umsehen. Ich sage hier, dass es mehr oder weniger die gleichen Fähigkeiten sind, weil man nie weiß, wie gut das Sicherheitssystem der Leichenhalle ist, und weil man rein hypothetisch gesehen eben ein jugendlicher Bestatter, aber kein Fassadenkletterer ist. In einer Kleinstadt oder sogar in einem größeren Ort – und wenn das Bestattungsunternehmen über eine entsprechende Tradition verfügt –, könnte das funktionieren, weil nicht jede Leichenhalle über genügend Geld verfügt, um alles auf dem neuesten Stand zu halten. Das ist ein Problem, unter dem die ganze Branche leidet.

Aber nehmen wir an, die Firma hat die Einrichtung modernisiert – nicht mit einer Kamera, sondern mit einem Bewegungsmelder –, und Sie wollen keinesfalls erwischt werden, wenn Sie bei einem Bestatter einbrechen. Ich meine, vermutlich will sowieso niemand bei einem Einbruch erwischt werden, aber nehmen wir in diesem Fall beispielsweise mal an, dass Sie ganz, ganz bestimmt nicht erwischt werden wollen. Wir gehen sogar so weit zu sagen, dass die bereits erwähnten Ordnungshüter, die zu imitieren unser völlig hypothetischer jugendlicher Beerdigungsexperte vorübergehend versucht war, sogar aktiv nach ihm suchen. Deshalb scheiden illegale Wege von vornherein aus. Damit bleibt uns nur noch eine einzige Möglichkeit: Wir müssen warten, bis der Bestatter die Türen öffnet, die Leiche ins Hinterzimmer schiebt und alle hereinbittet, die das Bedürfnis haben, von dem Toten Abschied zu nehmen. Aber das wird niemals passieren, oder?

Falsch. Man nennt es Aufbahrung, und es geschieht jeden Tag. Natürlich darf man dort nicht herumschnüffeln, aber es ist besser als gar nichts. Und im Fall von Kathy Schrenk, einer kleinen alten Dame, die in Lewisville in Arizona unter geheimnisvollen Umständen gestorben war, hatte der Bestatter die Aufbahrung für diesen Tag angesetzt. Vor der Tür stand ein jugendlicher Einbalsamierer mit FBI-Erfahrung und hoffte, dass sein Anzug nicht zu schmutzig war.

Hallo, ich bin John Cleaver, und mein Leben scheint ziemlich verrückt zu sein, wenn ich es auf diese Weise darstelle.

Ich kann es auch anders beschreiben, aber das klingt bestimmt nicht normaler: Ich jage Monster. Früher habe ich es allein getan, eine Weile habe ich mit einem spezialisierten Team der Behörde zusammengearbeitet, aber dann haben uns die Monster gefunden und fast alle umgebracht. Jetzt jage ich sie wieder allein. Die Monster nennen sich die Verwelkten oder manchmal die Verfluchten, mitunter auch die Gesegneten, wenn man mal einem begegnet, der guter Dinge ist, aber das kommt heutzutage nur selten vor. Sie sind alt und müde und klammern sich eher aus Starrsinn denn aus irgendeinem anderen Grund an das Leben. Früher waren sie Menschen, aber sie haben einen wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit aufgegeben – die Erinnerungen, die Gefühle oder ihre Identität. Das ist bei jedem anders, und jetzt sind sie keine Menschen mehr. Einer sagte mir mal, sie seien zugleich mehr und weniger als die Menschen. Zehntausende von Jahren lang besaßen sie unglaubliche Kräfte und beherrschten die Welt als Könige und Götter, aber jetzt knirschten sie mit den Zähnen und versuchten nur noch, irgendwie zu überleben.

Kathy Schrenks geheimnisvoller Tod war das klassische Futter für die Käseblätter. Sie war weit entfernt vom Wasser ertrunken, und der Körper war durchnässt, während ringsum alles knochentrocken war. Seltsam, aber nicht unbedingt übernatürlich. Miss Marple hätte den Fall vermutlich in der Mittagspause gelöst. In neun von zehn Fällen – oder in neuntausend von neuntausendundeins Fällen – steckte ein ganz normaler Zeitgenosse dahinter, der eifersüchtig, wütend oder gelangweilt war. Wir sind schreckliche Menschen, wenn man es recht betrachtet. Kaum wert, dass man uns rettet.

Aber was sollte ich denn tun? Damit aufhören?

Ich starrte die Leichenhalle eine ganze Weile an: Ottensen Brothers Funeral Home. Ich zupfte einen Flusen vom Ärmel, strich mir über das Haar, zupfte einen weiteren Flusen ab. Jetzt oder nie.

So hielt ich es schon seit Monaten, seitdem das Team gestorben war. Ich hatte Brooke nach Hause geschickt und war auf eigene Faust aufgebrochen, um die Verwelkten ohne Verstärkung, ohne Führung und ohne aktuelle Informationen zu jagen. Ich hielt Ausschau nach Anomalien und ging den Hinweisen nach. Meist kam nichts dabei heraus, und ich zog einfach weiter.

Ich betrat das Gebäude.

Die hypothetische Situation, die ich gerade beschrieben habe, war gar nicht so hypothetisch. Ich bin tatsächlich in einem Bestattungsinstitut aufgewachsen, aber das haben Sie vermutlich schon geahnt. Meine Eltern waren Bestatter, und wir lebten in einer kleinen Wohnung über der Kapelle. Mit zehn durfte ich bei den Beerdigungen helfen, und einige Jahre später habe ich selbstständig Leichen einbalsamiert. Als ich das Geschäft der Ottensen Brothers betrat, fühlte ich mich in meine eigene Vergangenheit zurückversetzt. Die geschmackvollen, dezenten Dekorationen, die mindestens ein Jahrzehnt aus der Mode waren, der halbmondförmige kleine Tisch mit dem Gästebuch und einem nur scheinbar kostbaren Füller, diese seltsame Mischung aus Kultiviertheit, echter Frömmigkeit und einem banalen Wasserspender an der Wand. Ich berührte die Tapete – elegant, aber abgestoßen und robust genug, um dem Gedränge der Menschen und den unerfahrenen Sargträgern standzuhalten. Währenddessen dachte ich über mein früheres Zuhause nach, das ich seit fast drei Jahren nicht mehr betreten hatte. Hin und wieder hatte ich es kurz in den Nachrichten gesehen. Meine Schwester und meine Tante führten das Bestattungsunternehmen inzwischen, aber wer konnte schon voraussagen, wie lange sie das noch schafften? Allein kamen sie nicht so gut zurecht, und mein Vater half ihnen bestimmt nicht. Meine Mutter … nun ja, auch sie war nicht mehr da, um ihnen zu helfen.

Ihre Leiche war so verstümmelt gewesen, dass ich sie nicht einmal einbalsamieren konnte. Diese Arbeit hatten wir als Einziges miteinander geteilt, und selbst das wurde uns verwehrt.

Kathy Schrenk hatte nicht viele Besucher. Überwiegend...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2017
Reihe/Serie Serienkiller
Übersetzer Jürgen Langowski
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aliens • Buch • Bücher • Dame • Dämon • Du bist noch nicht tot • eBook • Erinnerungsverlust • Fantasy • Fantasy Reihe • Fantasy Serie • Fantasy Thriller • Gesichter • Horror • John Cleaver • Killer • Schatten • Schule • Sciencefiction • Serienkiller • Serienmörder • Soziopath • Thriller
ISBN-10 3-492-97610-7 / 3492976107
ISBN-13 978-3-492-97610-7 / 9783492976107
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