Schattenrot (eBook)

Kriminalroman
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2017 | 1. Auflage
320 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44220-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schattenrot -  Felix Leibrock
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Ein Weimar-Krimi mit einem originellen Ermittlerteam, der weit in die deutsche Vergangenheit zurückreicht, vom Krimi-Pfarrer Felix Leibrock. Nach einem heißen Sommertag des Jahres 2016 geht bei der Weimarer Kripo eine Vermisstenanzeige ein: Die 17-jährige Unternehmerstochter Anna Kellermann ist am Abend zuvor nicht nach Hause gekommen. Wie Befragungen in Annas Schule ergeben, ist sie mit dem 20-jährigen Maximilian Stein zusammen, der mit Drogen dealt. Die Polizei startet einen groß angelegten Sucheinsatz. In den Fokus rückt ein Waldstück hinter dem Weimarer Klinikum. Mitschüler erzählen, Anna, die sich stark für Umweltthemen engagiert, habe mit zwei Mitschülerinnen an einer Seminarfacharbeit über Wölfe in Deutschland geschrieben. Ihr Part war es, die Geschichte der Wölfe in der DDR zu erforschen. Dazu hat sie unter anderem Förster befragt. Die Kripo findet heraus, dass Anna offenbar einem Wolfshasser auf die Spur gekommen ist, der in DDR-Zeiten mehrere der seltenen Tiere erschossen hat, und überprüft das Alibi aller Sexualstraftäter in Thüringen. Bei einem von ihnen erhärten sich die Verdachtsmomente ... Ein Weimar-Krimi mit viel Lokalkolorit und einer dunklen Thematik von einem Autor, der sich mit recht 'Krimi-Pfarrer' nennen darf!

Felix Leibrock ist Polizeiseelsorger bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei, leitet das Evangelische Bildungswerk München und ist Mitglied der Evangelischen Redaktion bei Antenne Bayern. Früher war er u.a. Buchhändler, Stadtkulturdirektor von Weimar und Pfarrer in Thüringen. Er lebt in München und Weimar.

Felix Leibrock ist Polizeiseelsorger bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei, leitet das Evangelische Bildungswerk München und ist Mitglied der Evangelischen Redaktion bei Antenne Bayern. Früher war er u.a. Buchhändler, Stadtkulturdirektor von Weimar und Pfarrer in Thüringen. Er lebt in München und Weimar.

10


Remde stand im kleinen Vorraum des Lehrerzimmers und erteilte seinen Mitarbeitern im Kommissariat per Telefon ein paar Aufträge. Spätestens am frühen Abend sollte eine Suchaktion der Bereitschaftspolizei starten. Mandy Hoppe saß währenddessen mit Claudia Zott im Büro des Schulleiters.

»Claudia, Sie sind wie Anna als Schülerin in den USA gewesen?« Die Kommissarin sprach leise, empathisch.

»Ja, ein Schuljahr lang.«

»Wo?«

»In Omaha, Nebraska.«

Claudia Zott verstummte, fummelte am Saum ihres Pullovers herum.

»Claudia!« Hoppe beugte sich nach vorne und sah der unsicher dreinschauenden Schülerin in die Augen. »Was ist dran an den Gerüchten, dass Anna in den USA Probleme mit ihrem Gastvater gehabt haben soll?«

Nervöse Blicke in Richtung der Kommissarin, doch den direkten Augenkontakt vermied Claudia. Sie führte den rechten Daumen zum Mund, begann, am Nagel zu kauen.

»Claudia, vielleicht haben die damaligen Vorgänge in den USA mit Annas Verschwinden ja gar nichts zu tun. Aber wir müssen es trotzdem überprüfen.«

Jetzt erwiderte die Schülerin Hoppes Blick.

»Anna wollte darüber nicht reden. Aber über unsere Betreuerin von der Organisation habe ich was gehört.«

»Welche Betreuerin?«

»Na, die von der Organisation. PFU

»PFU

»People for Understanding. Unsere Betreuerin war Debbie Cochrane.«

»Und was hat Anna dieser Betreuerin erzählt, Claudia?«

»Die Anna muss so komische Gasteltern gehabt haben. Der Gastvater hat sie begrapscht. Und die Gastmutter war anscheinend dabei und fand das okay.«

»Die fand das okay?«

»Ja, das war ja das Komische.«

»Und Anna, wollte die das denn?«

»Nein, wollte sie natürlich nicht. Aber die haben sie beide bedrängt mitzumachen.«

Hoppe spürte die Aufregung der Schülerin.

»Und wie ging das Ganze dann aus?«

»Anna hat es unserer Betreuerin erzählt und danach die Familie gewechselt. Schon bald.«

Es klopfte kurz an der Tür, und Remde betrat das Zimmer des Schulleiters.

»Wir müssen los!« Hoppe lächelte der Schülerin noch einmal zu. Sie hätte Claudia gern noch gefragt, ob Anna einen Freund hatte, ob es Auseinandersetzungen in der Schule gab. Aber Remdes Tonfall verriet ihr, dass es etwas Dringliches gab. Sie verabschiedete sich von der Schülerin. Auf dem Weg zum Auto berichtete Remde ihr, was der Grund für ihren hastigen Aufbruch war: ein Anruf aus dem Innenministerium. Kellermann hatte dort interveniert und sich darüber beschwert, dass der Kripochef nicht persönlich bei ihm erschienen wäre. Als einer der größten Arbeitgeber in Thüringen besaß Kellermann gute Kontakte bis in die höchsten Kreise der Politik. Außerdem hatte sich die Presse bei Remde gemeldet und gefragt, was denn mit der Tochter des Unternehmers Kellermann sei. Remde spürte den steigenden Druck. Sie mussten die Presse mit ersten kleinen Erfolgsmeldungen füttern. Sonst würden die Spekulationen ins Kraut schießen.

»Wir müssen jetzt erst einmal zu Annas Eltern. Dort schauen wir uns auch das Zimmer von ihr an. Vielleicht finden wir ja Hinweise zu ihrem Verschwinden.«

Währenddessen schickte Sascha Woltmann seinem Sohn Ronny eine Nachricht, er möge sich in einer der Pausen bei ihm melden. Ronny war ebenfalls am Goethegymnasium. Wenig später rief er seinen Vater zurück.

»Ronny, du hast sicher schon mitbekommen …«

»Ja, Papa, die Anna Kellermann ist verschwunden.«

»Hast du irgendeine Ahnung, wo die sein könnte?«

»Also ich kenn die nicht besonders gut. Sie ist in einer anderen Klasse.«

»Und woher hast du dann die Info, dass sie vermisst wird?«

»Das ist das Gespräch auf dem Schulhof. Schau doch einfach mal auf Facebook oder Instagram, was da abgeht!«

»Ronny, dafür habe ich jetzt keine Zeit, erzähl halt!«

»Die Nachricht von ihrem Verschwinden ist Topthema. Auch ihre amerikanischen Freunde diskutieren voll mit. Bei denen ist es jetzt Nacht. Aber die gehen nicht ins Bett, so sehr beschäftigt sie das. Ausgerechnet die Anna! In ihrer Facebook-Chronik sind ganz viele Posts, sie möge sich melden.«

»Wieso sagst du ›ausgerechnet die Anna‹?«

»Na, die war doch immer die Zuverlässigste und so. Dass die einfach so abhaut, kann man sich kaum vorstellen. Aber …«

»Aber was?«

Ronny Woltmann schwieg.

»Ronny, aber was?«

»Na ja, zum einen hat sie ja steinreiche Eltern. Eine Entführung wäre da nicht so überraschend. Und außerdem würde ich mich an eurer Stelle nach Maximilian Stein erkundigen.«

»Maximilian Stein? Wer ist denn das?«

»Mit dem hat man die Anna Kellermann in der letzten Zeit manchmal gesehen. Der passt überhaupt nicht zu ihr.«

»Wieso nicht?«

»Na, der hat hier in Weimar die Schule abbrechen müssen. Dann ist er nach Leipzig. Den müsstet ihr in eurem Computer haben. Ich muss jetzt wieder in die Schule. Sorry.«

Woltmann starrte auf das Handy. Es war höchste Zeit, Mandy Hoppe von seinen neuen Erkenntnissen zu berichten. Gerade wollte er die Kollegin anrufen, da leuchtete eine WhatsApp-Nachricht auf:

 

Du zahlen 500 Euro. Ich schreiben deiner Frau und Polizei. Du mich vergewaltigen. Bringen Geld an Bahnhof Berlin. Du schreiben Tag und Uhrzeit.

 

Renate aus Ghana, die ihn schon seit einer Weile erpresste. Ein paarmal hatte er sich mit ihr in Berlin getroffen, wo sie … Ihr einfach nicht zu antworten wäre zu gefährlich. Sonst machte die ernst. Mit was auch immer für Beweisen.

Eine weitere Nachricht blinkte auf. Dieses Mal ein Foto. Woltmann erkannte die Örtlichkeit. Die Lobby eines Hotels in Berlin. Er saß in einer Sesselgarnitur. Sein Gesicht war nur halb zu sehen. Die Afrikanerin beugte sich über ihn. Er erinnerte sich: Sie hatte damals angegeben, ihm eine Fluse aus dem Haar zu ziehen. Auf dem Foto sah es allerdings so aus, als würde sie ihn küssen. Das Bild musste jemand hinter einer der Säulen in der Lobby aufgenommen haben. Ein Komplize. Ihr deutscher Ehemann? Angeblich lag sie mit diesem im Streit, wollte die Scheidung. Aber er glaubte ihr nichts mehr.

Mann, wie komme ich aus dieser Nummer nur wieder raus, fragte er sich. Als Beamter unterliege ich dem Legalitätsprinzip. Verbrechen sind anzuzeigen. Und um nichts anderes ging es hier. Um räuberische Erpressung. Aber was würde Yvonne sagen, wenn sie erfuhr, dass er sich mit einer afrikanischen Frau in einem Berliner Hotel traf? Er hatte Angst, sie würde ihm nicht glauben. Die Angst war irrational. Aber die Angst war da. Was, wenn die Story ihre Kreise innerhalb der Polizei zöge? Die paar Begegnungen mit der Afrikanerin lagen schon Jahre zurück. Damals, als er noch in Berlin bei der Polizei war. Die von ihr geforderten fünfhundert Euro würden sie so gut für die Urlaubskasse gebrauchen können. Oder für einen neuen Fernseher. Der alte machte es nicht mehr lang. Aber wenn er Renate aus Ghana das Geld zahlen und dafür zukünftig Ruhe vor ihr haben würde …

Im Hause Kellermann klingelte in diesem Augenblick das Festnetztelefon. Die Rufnummer war unterdrückt. Susanne Kellermann hob ab. Mit jedem Wort der jungen Stimme, die wie gedämpft an ihr Ohr drang, verhärteten sich ihre Gesichtszüge mehr. Ihr Mann kam ins Wohnzimmer.

»Was ist denn los?«

»Hagen, du musst ganz schnell zur Bank. Und dann zum Bahnhof.« Aus ihrem Gesicht wich alle Farbe, während sie ihrem Mann erzählte, was der Anrufer gesagt hatte.

Kaum war der Unternehmer losgefahren, klingelten Remde und Hoppe an der Tür.

»Mein Mann ist eben zu einem geschäftlichen Termin gefahren«, erklärte ihnen Susanne Kellermann.

»Das macht nichts. Zumal wir keine neuen Nachrichten zu Anna haben, sondern nur generell einmal vorbeischauen und uns dabei auch das Zimmer von Anna ansehen wollten.«

»Wie? Das Zimmer? Ach so, ja, natürlich.«

Im Zimmer der Schülerin suchten die Ermittler gezielt nach deren Handy, denn die Ortung des LKA Erfurt hatte ergeben, dass es in einen Mobilfunkmast unmittelbar in der Nähe von Annas Elternhaus eingeloggt war. Tatsächlich fanden sie das Handy auf Annas Schreibtisch, den sie sich zuerst vornahmen, unter einigen Zetteln und DIN-A4-Blättern. Es war stummgeschaltet, der Bildschirm gesperrt. Sie zeigten es Susanne Kellermann.

»Deswegen habe ich sie nicht erreicht. Sie muss es hier vergessen haben.«

»Frau Kellermann, wir nehmen das Handy und auch den Computer von Anna mit. Beide Geräte werten unsere Kollegen vom Landeskriminalamt in Erfurt aus. Auch schicken wir vorsorglich die Spurensicherung bei Ihnen vorbei.«

Die Beamten inspizierten das restliche Zimmer, fragten Annas Mutter nach eventuell fehlenden Kleidern, Taschen, Koffern, auch nach ihrem Waschbeutel. Im Papierkorb fand Hoppe Schnipsel eines Fotos. Sie zog sich Plastikhandschuhe über, versuchte, die winzigen Schnipsel zusammenzusetzen. Das sich ergebende unvollständige Mosaik deutete auf das Porträt eines jungen Mannes mit länglichem Gesicht und Schnurrbart hin. Sie legte das Bild in die Mitte des Schreibtischs, außerdem einen Vermerk für die Spurensicherung mit der Bitte, die Schnipsel zu analysieren.

»Haben Sie eine Ahnung, wer das ist?«, fragte Hoppe.

Sie schaute zu Susanne Kellermann, die ihr förmlich entgegenfiel. Hoppe fing sie auf, legte sie auf den Boden, fühlte ihr den Puls. Remde griff zum Handy. Das Klinikum lag um die Ecke. Nur zwei Minuten später traf die Notärztin ein. Susanne Kellermann war zwischenzeitlich wieder zu sich gekommen. Sie lehnte das Angebot der Ärztin, zur...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2017
Reihe/Serie Ein Fall für Sascha Woltmann und Mandy Hoppe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2. Weltkrieg • DDR • Ermittlerduo • Ermittlerpaar • Krimi • Kriminalroman • Krimi-Pfarrer • Neuerscheinungen 2017 • Regional-Krimi • Weimar • Weimar-Krimi • Wölfe
ISBN-10 3-426-44220-5 / 3426442205
ISBN-13 978-3-426-44220-3 / 9783426442203
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