Cold Kill. Nichts ist je vergessen (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
336 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40180-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cold Kill. Nichts ist je vergessen -  P.J. Tracy
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Zu jedem von ihnen kommt der Tod. In Minnesota fallen dicke Schneeflocken. Doch ans Weihnachtsfest denkt niemand: Zwei Menschen sind brutal ermordet worden. Am selben Tag wird ein Todkranker von der Intensivstation entführt, ein alter Mann vermisst gemeldet. Sie alle sind Nachfahren der sieben Wissenschaftler, die zur Zeit des Kalten Krieges an einem Geheimprojekt der US-Regierung arbeiteten: an einer Erfindung, die eine weltweite Katastrophe auslösen könnte. Die Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth wissen: Es ist an der Zeit, die Computerspezialisten der Monkeewrench-Crew einzuschalten. Schon bald müssen sie feststellen, dass die Agenten vieler Regierungen versuchen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen ...

P.J. Tracy ist das Pseudonym eines Autorenteams aus Mutter und Tochter. Die ehemaligen Drehbuchautorinnen erzielten mit ihrem Krimidebüt 'Spiel unter Freunden' einen internationalen Überraschungserfolg, der von Lesern und Kritikern mit Lob überhäuft wurde. Seitdem schreiben sie erfolgreich an ihrer Serie um das Monkeewrench-Team.

P.J. Tracy ist das Pseudonym eines Autorenteams aus Mutter und Tochter. Die ehemaligen Drehbuchautorinnen erzielten mit ihrem Krimidebüt "Spiel unter Freunden" einen internationalen Überraschungserfolg, der von Lesern und Kritikern mit Lob überhäuft wurde. Seitdem schreiben sie erfolgreich an ihrer Serie um das Monkeewrench-Team. Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, unter anderem von Zadie Smith, Bernardine Evaristo, Anna Quindlen und Charlotte McConaghy, und ist auch als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig.  2019 wurde sie mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.

Prolog


--- 1957 ---

Steckt man ein Dutzend Wissenschaftler und Ingenieure in eine scheinbar endlose Wüste, voller Sand und ohne jede Freizeitbeschäftigung, dann machen sie sich unweigerlich daran, einen Golfplatz zu planen und zu bauen.

«Und das ist nicht nur irgendein Golfplatz, Donald», betonte Arthur immer wieder. «Das ist Augusta, ein nahezu perfektes Abbild der ersten neun Löcher, nur ohne den Rasen und die Wasserhindernisse, versteht sich.»

«Beides allerdings keine ganz unwichtigen Attribute eines ordentlichen Golfplatzes, findest du nicht auch?»

«Ach, Donald, das sind doch nur Äußerlichkeiten, eine Frage der persönlichen Vorliebe. Tennis wird schließlich auch mit dem gleichen Elan auf Sand oder Rasen gespielt. Du musst dir das einfach als Golfversion eines Sandplatzes vorstellen. Ich finde es geradezu genial.»

«Ein paar Caddies und ein Clubhaus wären allerdings nicht schlecht.»

«Da hast du recht.»

Arthur trug wie immer eine karierte Hose und eine karierte Kappe, genau wie sein großer Held Bobby Jones, was im verlassenen Hinterland von New Mexico besonders albern aussah. Aber das war ja das Charmante an Arthur: Mit dieser Hose und dieser Kappe war er tatsächlich auf Augusta, dem berühmten Golfplatz, den Bobby Jones gebaut hatte, und er gab einem das Gefühl, als sei man mit ihm dort.

Donald Buchanan und Arthur Friedman spielten jeden Morgen auf dem improvisierten Golfplatz, während die anderen Männer schliefen. Die meisten der Wissenschaftler verlegten ihre Arbeitsstunden in die kühle Wüstennacht und verschliefen die heftigste Hitze des Tages, doch die inneren Uhren von Donald und Arthur tickten anders.

«Ich habe da eine Idee», sagte Donald, während er zum Abschlag ansetzte.

«Herrje, das letzte Mal, als du das gesagt hast, hättest du mit Edward Teller fast die halbe Welt in die Luft gejagt.»

«Das ist eine schamlose Übertreibung.»

«Und immer noch im Bereich des Möglichen. Schöner Schlag.» Arthur sah dem Golfball nach, der vor der Kulisse aus Bergen und blauem Himmel einen Bogen durch die trockene Luft beschrieb. «Und was ist das nun für eine Idee?»

«Eine Bombe, die niemanden tötet.»

«Das widerspricht nun aber ziemlich dem Zweck einer Bombe.»

«Wie man’s nimmt. Angenommen, man erfindet etwas, das die Infrastruktur zerstört – Stromnetze, Liefersysteme für Waffen, Kommunikations- und Transportsysteme –, dann wäre der Feind schwer beschädigt, es kostet aber kein Menschenleben. Die Welt würde nie wieder ein solches Grauen erleben wie in Hiroshima und Nagasaki.»

«Ohne Infrastruktur bricht das Chaos aus, die Ressourcen werden knapp, es gibt kein Geld und nichts mehr, was man kaufen könnte, selbst wenn man noch Bargeld hätte. In so einem Vakuum würde Anarchie ausbrechen, und dann sterben trotzdem Menschen. Am Ende bringen sich Freunde und Nachbarn wegen eines Stück Brots um oder wegen eines Fläschchens Penicillin.»

«Möglich. Aber im Vergleich zu einer mehrere Megatonnen schweren Atombombe wären die Opferzahlen gering.»

«Du wünschst dir also eine ethischere Waffe.»

«Ich wünsche mir zumindest eine, die ethisch weniger verwerflich ist. Infrastrukturen kann man wieder aufbauen, aber Menschen nicht wieder zum Leben erwecken.»

«Und wie stellst du dir die Entwicklung einer solchen Waffe vor?»

«Das weiß ich noch nicht. Aber ich finde die elektromagnetischen Impulse interessant, die unsere Bomben erzeugen.»

«Für einen elektromagnetischen Impuls, der stark genug ist, um als effiziente Waffe zu dienen, brauchst du aber eine nukleare Explosion, und die willst du doch gerade vermeiden.»

«Stimmt. Aber es muss einen Weg geben, diese Impulse ohne nukleare Explosion zu erzeugen. Und wenn wir uns so etwas zunutze machen könnten, es vielleicht verkleinern und gezielt steuern … Eine Überlegung ist es zumindest wert.»

«Durchaus. Im Moment würde ich an deiner Stelle aber lieber überlegen, was du mit deinem schönen Abschlag anfängst. Der ist nämlich im Bunker gelandet.»

Darüber mussten sie beide lachen, denn schließlich war diese ganze verflixte Wüste ein einziger großer, sandgefüllter Bunker.

 

Mit ihren neun Jahren war Alice bereits fünfmal umgezogen. An die ersten zwei Umzüge konnte sie sich nicht erinnern, da war sie noch zu klein gewesen, doch die letzten drei waren ihr sehr genau präsent.

Jedes Mal lief es gleich ab. Irgendwann kam Vater abends nach Hause und erzählte ihnen, dass sie in zwei Wochen an einen wunderbaren neuen Ort ziehen würden, in ein größeres Haus, in eine schönere Stadt mit besseren Schulen. Alice, ihr Bruder und ihre Schwester, die fünf beziehungsweise sechs Jahre älter waren als sie, fingen an zu weinen, weil sie schon wussten, dass sie ihre besten Freunde nie wiedersehen würden, und dann schickte Vater sie alle ohne Abendessen ins Bett, denn Weinen war streng verboten.

Vater war in vielem sehr streng, mit dem Weinen zum Beispiel, aber er war nie gemein, nicht so wie Melindas Vater, der Melinda einmal geohrfeigt hatte, als Alice direkt daneben stand. Wenn Vater sie ohne Abendessen ins Bett schickte, brachte er ihnen später immer noch eine Kleinigkeit aufs Zimmer, und wenn sie am nächsten Morgen aufwachten, lächelte er und war wieder ganz lieb.

«Komm mit ins Wohnzimmer, Alice. Wir wollen uns ein bisschen unterhalten, nur du und ich.» Er setzte sich in den großen braunen Ohrensessel, den Mutter nicht leiden konnte, weil er überhaupt nicht zu dem weißgeblümten Sofa passte, und klopfte auf den Fußschemel, damit Alice sich dort hinsetzte.

Alice lupfte ihre Caprihose leicht an den Knien, weil Vater das auch immer machte, wenn er sich in seiner guten Anzughose hinsetzte, und weil es ihn aus irgendeinem Grund immer zum Lächeln brachte, wenn sie das tat. Gehorsam, fast schon ehrfürchtig, nahm sie vor ihrem Vater Platz, die großen Augen gierig auf ihn gerichtet, den kleinen Mund atemlos geöffnet. Gespräche unter vier Augen zwischen Vater und Tochter kamen in der Familie selten vor, und meistens waren es Strafpredigten, wenn ihre große Schwester beim Rauchen erwischt worden war oder Wimperntusche benutzt hatte. Aber Alice war ja immer brav und hatte deshalb nichts zu befürchten. Sie war nur aufgeregt.

Er reichte ihr ein zerlesenes Taschenbuch, eines von der Sorte, die Mutter immer aus dem Bücherregal nahm und hinter der Tür des Wohnzimmerschranks versteckte, wenn Gäste kamen. «Das ist Schund», hatte sie Vater einmal vorgehalten, «und für Kinder absolut ungeeignet.» Alice konnte sich noch gut an diesen Tag erinnern, weil Mutter laut geworden war, und das kam sonst nie vor.

Seither durften im Bücherregal nur noch große, dicke Bücher ohne Bilder vorne drauf stehen. Alice las jedes Buch, das sie von ihrem Vater bekam, auch wenn sie dann immer schrecklich viele Wörter in dem abgegriffenen Lexikon nachschlagen musste. Aber am schönsten war es, wenn Vater an den Schrank mit den Schundbüchern trat und eines davon für sie aussuchte. Auf dem Umschlag war immer eine verdorbene Frau abgebildet. Dass sie verdorben war, merkte man an dem roten Lippenstift, den sie trug, und an der Bluse, die die Schultern nicht bedeckte und grundsätzlich den Ansatz eines riesigen Busens sehen ließ. Genau so ein Bild war auch auf dem Umschlag dieses Buches, nur zog diesmal kein Mann die Frau am Arm, sondern sie lief vor einem großen Feuer davon.

«Dieses Buch darfst du deiner Mutter nicht zeigen.»

«Mach ich nicht.»

«Du darfst es überhaupt niemandem zeigen. Weder deiner Mutter noch deinem Bruder oder deiner Schwester und auch nicht deinen Freundinnen. Du musst es an einem sicheren Ort verstecken. Und wenn du einmal erwachsen bist, musst du es weiter versteckt halten. Es ist unser kleines Geheimnis. Und merk dir die Stelle mit dem Generator – ich habe sie für dich markiert. Die musst du immer wieder lesen, so lange, bis du sie auswendig kannst. Hast du das verstanden?»

«Ja, Sir. Aber was ist denn ein Generator?»

«Eine Maschine, mit der man Strom erzeugt. Man braucht sie, um alles in Gang zu halten, wenn der Strom ausfällt.»

«Aha. Ist gut. Ich merke mir die Stelle.»

«Fein. Und jetzt geh spielen.»

Zwei Tage später fuhren Mutter und Alice Vater zum Flughafen. Er musste bei seinem Beruf viel reisen und hatte seine Aktentasche immer ans Handgelenk gekettet.

Alice kam furchtbar gern mit zum Flughafen. In den großen Räumen mit dem gekachelten Boden hallte alles. Sie trug immer ihre Lackschuhe, obwohl die Riemchen furchtbar zwickten, aber die Absätze klapperten genauso laut wie die Pumps der Stewardessen. Ihre Geschwister waren zu Hause geblieben, doch Mutter nahm Alice meistens mit. Sie war die Jüngste, und als Mutter sie das letzte Mal mit ihren Geschwistern allein zu Hause gelassen hatte, hatten die beiden Alice die ganze Zeit, die Mutter weg war, in den Dielenschrank gesperrt.

Bevor Vater aufbrach, hockte er sich jedes Mal vor sie hin und fasste sie an den Schultern. Diesmal fühlte es sich fast so an, als wollte er sie in den Arm nehmen, aber dann tat er es doch nicht.

«Liest du das neue Buch?»

Alice nickte. «Ich bin schon halb durch … aber ein bisschen unheimlich ist es schon.» Sie blickte um ihren Vater herum, um sicherzugehen, dass Mutter nicht hinhörte. «Das ist doch nur eine Geschichte, oder? So was kann doch nicht in echt passieren?»

«Nein, natürlich nicht.» Er wandte kurz den Blick ab und fasste sich an den Bauch, wie er es immer tat, wenn er Magenschmerzen hatte. «Aber du musst es trotzdem ganz lesen.»

«Mache ich. Den Teil...

Erscheint lt. Verlag 15.12.2017
Reihe/Serie Monkeewrench
Übersetzer Tanja Handels
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Entführung • Gino Rolseth • Leo Magozzi • Monkeywrench-Team • Schneefall • Weihnachten
ISBN-10 3-644-40180-2 / 3644401802
ISBN-13 978-3-644-40180-8 / 9783644401808
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