Jähzorn - Die Getreuen und die Gefallenen 3 (eBook)

Roman

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
928 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-18869-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jähzorn - Die Getreuen und die Gefallenen 3 -  John Gwynne
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Wer Jähzorn säht, wird Ungnade ernten ....
Die Verfemten Lande versinken in Krieg und Chaos: Die dämonischen Kadoshim sind kurz davor, ihrem Herrscher Asroth und seinen Gefallenen Einlass in die Welt der Sterblichen zu gewähren. Doch damit dieses teuflische Unterfangen gelingt, benötigen die Dämonen die sieben Kostbarkeiten - das mächtigste Artefakt hält allerdings König Nathair in seinen Händen, während sich unbemerkt eine Rebellion gegen ihn erhebt. Denn zusammen mit seinen mutigen Gefährten und einer sprechenden Krähe macht sich Corban auf zur mystischen Feste Drassil, wo ein weiterer Schatz verborgen scheint ...



John Gwynne studierte an der Brighton University, wo er später auch unterrichtete. Er spielte Kontrabass in einer Rock'n'Roll-Band, bereiste die USA und lebte in Kanada. Heute ist er verheiratet, hat vier Kinder und führt in England ein kleines Unternehmen, das alte Möbel restauriert. Nach seiner preisgekrönten Saga »Die Getreuen und die Gefallenen« und der daran angelehnten Reihe »Blut und Knochen« beginnt mit »Nordnacht« die nächste große Fantasy-Serie des SPIEGEL-Bestsellerautors: »Die Saga der Blutgeschworenen«.

2. KAPITEL

CORBAN

Corban erwachte vom heftigen Hämmern seines Herzens. Es waren die Reste seines Traums, der mit dem Erwachen verblasste; nur ein schwacher Abglanz von schwarzen Augen, aus denen unermesslicher Hass leuchtete, hielt sich noch einen Moment. Dann war auch der verschwunden.

Um ihn herum herrschte nur kalte Dunkelheit.

Dann hörte er, wie Sturm knurrte, und richtete sich auf. Mit der Hand tastete er nach seinem Schwertgriff. Irgendetwas stimmt nicht.

Er spürte Sturms Körper neben sich, streckte die Hand aus und fühlte, dass sie die Nackenhaare sträubte.

»Was hast du, mein Mädchen?«, flüsterte er.

Im Lager war es still. Zu seiner Linken glühte die Feuergrube, aber dorthin blickte er absichtlich nicht, weil er wusste, dass er sonst überhaupt nichts mehr im Dunkeln würde erkennen können. Er bemerkte den etwas dunkleren Schatten eines Wächters – am Rand der Senke, in der sie lagerten. Der Mond trat hervor und beleuchtete eine andere Gestalt dicht daneben, eine große dunkelhaarige Gestalt. Meical. Er stand vollkommen regungslos da, während seine Aufmerksamkeit ausschließlich der oberen Kante der Senke galt. Hinter Corban wieherte ein Pferd.

Dann ertönte ein Flattern über ihm, und ein Vogel krächzte. »Aufwachen! Hütet euch vor dem Feind, aufwachen! Aufwachen! Wacht auf!«

Craf oder Fech. Corban sprang auf, und um ihn herum folgten weitere dunkle Schemen seinem Beispiel. Kratzend fuhren Schwerter aus ihren Scheiden. Dann tauchten Gestalten am Rand der Senke auf, deren Umrisse kurz im Mondlicht zu erkennen waren, bevor sie in die Senke stürmten. Es krachte, Körper prallten aufeinander, und Schreie ertönten.

»Kadoshim!«, brüllte Meical. Dann herrschte reines Chaos. Körper wirbelten überall umher, dunkle Schatten, die im Licht der Sterne und des Mondes nur undeutlich zu erkennen waren. Funken stoben auf, als das Feuer hell aufleuchtete und sein Licht auf die Senke fiel. Corbans Blick streifte Brina, die neben den Flammen hockte und Anrufungen flüsterte. Dadurch loderte das Feuer höher auf und schoss auf ihre Feinde zu.

In diesem Licht waren etwa ein Dutzend Angreifer zu erkennen, die genauso gekleidet waren wie die Jehar, sich jedoch anders bewegten. Sie besaßen nicht die Geschmeidigkeit der Krieger. Es war, als könnten ihre Körper die Kraft nicht bändigen, die in dieser Hülle aus Fleisch und Knochen steckte. Sie schlugen sich durch das Lager und schleuderten alle zur Seite, die sich ihnen in den Weg stellten. Corban erinnerte sich daran, wie die Kadoshim in Murias gekämpft hatten, unmittelbar nachdem sie aus dem Kessel emporgestiegen waren. Mit einer wilden, unmenschlichen Brutalität hatten sie ihren Gegnern die Glieder ausgerissen. Mit einem Mal überkam ihn Furcht, und er hatte das Gefühl, seine Füße wären wie angewurzelt. Dann vernahm er einen wütenden Schrei in einer fremden Sprache und sah, wie Balur Einauge, hinter dem sich die anderen Giganten seines Clans versammelt hatten, den Kadoshim seinen Trotz entgegenbrüllte. Die stockten kurz, bevor sie sich auf Balur stürzten.

Sie wollen die Axt.

Während Corban beobachtete, wie sie angriffen, erinnerte er sich an seine Mam, an den Angriff dieser Wesen auf sie, daran, wie er versucht hatte, den Blutfluss zu stillen, als er sie in seinen Armen hielt, und wie das Lebenslicht in ihren Augen allmählich erlosch. Wilder Hass auf diese Kreaturen durchströmte ihn und brannte die Furcht aus seinem Leib, die ihn eben noch hatte erstarren lassen. Im nächsten Moment stürmte er vor. Mit jedem Schritt wurde er schneller. Sturm lief neben ihm her.

Sie sahen ihn, bevor er sie erreicht hatte. Vielleicht war es auch Sturm, die ihn verriet. Jedenfalls erkannten die Kadoshim ihn ganz offensichtlich und wussten auch, wer er angeblich sein sollte: das Reine Licht, der Strahlende Stern, Elyons Paladin und fleischgewordener Avatar. Einige von ihnen lösten sich aus der Gruppe der Kadoshim, die mittlerweile mit Balur und den anderen Giganten kämpfte. Tukul und seine Jehar tanzten um sie herum und setzten ihnen mit ihren Schwertern zu.

Sturm beschleunigte und lief vor Corban. Er sah, wie die Muskeln in ihren Beinen sich zum Sprung anspannten, dann flog sie durch die Luft, krachte wie eine Kugel aus Pelz und Fleisch gegen einen der Kadoshim und schnappte nach seiner Kehle.

Als er seine Feinde erreichte, übernahmen Corbans Instinkte die Kontrolle; mit beiden Händen packte er sein Schwert, hob es hoch über den Kopf und schlug in schrägem Winkel zu. Dabei verlagerte er sein Gewicht und tanzte um sein Ziel herum. Er spürte, wie die Klinge Leder und Kettenpanzer durchdrang, Knochen zerschmetterte und sich durch das Fleisch fraß. Der Schlag hätte tödlich sein müssen. Doch der Kadoshim taumelte nur und packte Corbans Klinge mit einer Hand. Das Wesen starrte ihn mit einem durchbohrenden Blick seiner schwarzen Augen an, dann grinste es. Schwarzes Blut quoll aus seinem Mund. Sie waren nicht mehr die menschlichen Jehar, deren Körper sie in Besitz genommen hatten, nachdem sie aus dem Kessel gekommen waren, sondern etwas weit Mächtigeres.

Corban riss sein Schwert zurück und sah, wie abgetrennte Finger zu Boden fielen, als der Kadoshim versuchte, die Waffe festzuhalten. Seine andere Hand zuckte vor und packte Corban um die Kehle, hob ihn vom Boden hoch. Die Finger begannen mit unglaublicher Kraft zuzudrücken. Corban strampelte mit den Beinen und versuchte, sein Schwert einzusetzen, konnte jedoch keine Kraft in die Schläge legen. Sterne tanzten am Rand seines Blickfeldes, und ihm wurde allmählich schwarz vor Augen. Das Hämmern seines Herzens wurde immer lauter und übertönte alle anderen Geräusche. Panik durchströmte ihn. In dieser Angst fand er plötzlich neue Kraft und hämmerte den Woelvengriff seines Schwertes auf den Schädel des Kadoshim. Er spürte zwar, wie der Knochen brach, aber das Wesen hielt ihn immer noch gepackt.

Es betrachtete Corban gelassen und legte den Kopf auf die Seite.

»Du bist also Meicals Marionette«, knurrte es. Corban erschrak. Die Stimme des Wesens klang wie ein tiefes Rumpeln, zu tief für die Kehle, aus der es kam.

Corban versuchte, sein Schwert anzuheben, aber es war plötzlich zu schwer. Viel zu schwer. Und es glitt ihm aus den Fingern. Die Kraft verließ ihn, sickerte aus ihm heraus, während sich eine schreckliche Lethargie in ihm ausbreitete.

So viel dazu, dass alle hoffen, ich wäre der Strahlende Stern. Fühlt sich der Tod so an? Wenigstens werde ich Mam wiedersehen.

Etwas prallte gegen sie, dann knirschte es, ein Geräusch, das durch seinen ganzen Körper lief, und er sah, wie sich scharfe Zähne in den Hals und die Schulter des Kadoshim gruben.

Sturm. Die Erkenntnis kam wie aus weiter Ferne.

Der Kadoshim wurde herumgewirbelt, als Sturm versuchte, ihn von Corban wegzuzerren. Aber das Wesen ließ Corbans Kehle nicht los. Dann gab es einen neuen Aufprall, der von einem Geräusch begleitet wurde, als würde nasses Holz gespalten. Eine Axtklinge trennte die Hand des Kadoshim von seinem Arm ab.

Corban krachte zu Boden, und seine schwachen Beine konnten ihn nicht mehr tragen. Er sah hoch. Tukul kämpfte mit dem Kadoshim, während Sturm sich in das Bein der Kreatur verbissen hatte. Dann war noch jemand da, ein Schwert beschrieb einen undeutlichen zischenden Bogen, und im nächsten Moment wirbelte der Kopf des Kadoshim durch die Luft.

Sein Körper sank zu Boden, und seine Füße trommelten auf der weichen Erde, als schwarzer Nebel in der Form von großen Schwingen aus dem Leichnam aufstieg. Augen wie glühende Kohlen betrachteten sie einen Moment mit abgrundtiefer Bosheit, bevor ein Windstoß die Nebelgestalt auflöste. Nur ein gequältes Jammern hielt sich noch in der Luft.

Ghar stand neben Corban und zog ihn auf die Füße.

»Ihr müsst ihnen die Köpfe abschlagen«, erklärte der ehemalige Stallmeister.

»Ja, richtig, jetzt fällt es mir wieder ein«, krächzte Corban.

»Denk nächstes Mal gefälligst früher dran.«

Corban nickte und massierte seinen Hals. Als er seinen Krieger-Halsreif berührte, spürte er eine Delle im Metall.

Der Reif muss verhindert haben, dass er mir die Luftröhre zerquetscht hat.

Der Kampf war so gut wie beendet. Das erste Morgengrau war heraufgezogen, während sie kämpften, und in dem Licht sah Corban, wie eine Handvoll Giganten den letzten Kadoshim am Boden festhielt. Balur stand breitbeinig über der Kreatur. Er schwang seine Axt, und im nächsten Moment stieg eine Nebelgestalt empor, die kreischend ihre Wut herausstieß, während sie die Welt des Fleisches verließ.

Dann herrschte Stille, dieser von Erleichterung durchtränkte Augenblick, der sich immer am Ende eines Kampfes einstellt. Corban hielt inne, einfach nur froh darüber, noch am Leben zu sein, während die Angst und die Anspannung des Kampfes von ihm abfielen. Dasselbe Gefühl beobachtete er bei seinen Gefährten ringsum, die Entspannung der Muskeln, die Veränderung in ihren Gesichtern, die Dankbarkeit, die sie alle empfanden. Dann verflog der Moment der Pause.

Beim ersten Tageslicht sammelten sie ihre Toten ein und legten sie in einer Reihe ans Flussufer, neben dem Steingrab, das sie erst gestern fertiggestellt hatten. Corban stand da und starrte auf den Haufen von Steinen, die sie aus dem Fluss geholt hatten.

Unter diesen Steinen liegt meine Mam.

Eine Träne rollte ihm über die Wange, als Trauer und Erschöpfung ihn überkamen. Sie erfüllten seine Brust und nahmen...

Erscheint lt. Verlag 18.12.2017
Reihe/Serie Die Getreuen und die Gefallenen
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Ruin (The Faithful and the Fallen 3)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Brandon Sanderson • das lied von eis und feuer • eBooks • epische Fantasy • epische Schlachten • Fantasy • Gut und Böse • Helden • Heroische Fantasy • High Fantasy • Joe Abercrombie • Krieg • Mittelerde • Robert Jordan • Saga
ISBN-10 3-641-18869-5 / 3641188695
ISBN-13 978-3-641-18869-6 / 9783641188696
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