Bosheit - Die Getreuen und die Gefallenen 2 (eBook)

Roman

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
832 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-17581-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bosheit - Die Getreuen und die Gefallenen 2 -  John Gwynne
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Düster, episch, mitreißend: Diese Saga stellt alles in den Schatten!
Der Krieg ist ausgebrochen und hat die Verfemten Lande in Chaos gestürzt. Der Krieger Corban, der einst treu für König Brenin kämpfte, ist auf der Flucht - bis dem Feind ein wertvolles Pfand in die Hände fällt: Die junge Cywen ist Corbans Schwester, und um sie zu retten, würde er jeden Preis zahlen. Gleichzeitig ringt Corban mit der Bürde, ein Held zu sein. Doch während er vor seinem Schicksal flieht, formieren sich dunkle Mächte, um die Verfechter der Gerechtigkeit für immer zu zerschlagen ...

John Gwynne studierte an der Brighton University, wo er später auch unterrichtete. Er spielte Kontrabass in einer Rock'n'Roll-Band, bereiste die USA und lebte in Kanada. Heute ist er verheiratet, hat vier Kinder und führt in England ein kleines Unternehmen, das alte Möbel restauriert. Nach seiner preisgekrönten Saga »Die Getreuen und die Gefallenen« und der daran angelehnten Reihe »Blut und Knochen« beginnt mit »Nordnacht« die nächste große Fantasy-Serie des SPIEGEL-Bestsellerautors: »Die Saga der Blutgeschworenen«.

2. KAPITEL

CYWEN

Cywen erwachte genauso langsam wie die hereinkriechende Flut.

Als Erstes kehrte ihr Gefühl zurück. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf, ihrer Schulter, ihrer Hüfte. Ihr ganzer Körper war wie zerschlagen, aber einige Stellen schmerzten besonders. Dann hörte sie es. Ein Stöhnen, gedämpfte Stimmen, Schritte, ein schabendes Kratzen, als würde etwas über den Boden gezogen. Dann das Kreischen von Möwen und das ferne Rauschen des Meeres. Sie versuchte, die Augen zu öffnen. Eines war verkrustet und geschwollen. Das Tageslicht drang ihr wie ein Stich ins Hirn. Wo bin ich? Sie sah sich um. Krieger in roten Mänteln zerrten Leichen über den gepflasterten Hof und hinterließen blutige Spuren auf den Steinen. Sie warfen die Toten auf einen Haufen mit Leichnamen.

Plötzlich strömte alles auf sie ein, kamen all die Erinnerungen zurück, das Gespräch mit Marrock auf den Zinnen, Evnis im Burghof, die schwarz gekleideten Krieger innerhalb der Mauern, die Tore, die sich öffneten, und Conall

Irgendetwas Weiches befand sich unter ihr. Sie lag auf einer Toten, einer Frau, die mit leblosen Augen zu ihr hinaufstarrte. Taumelnd rappelte sich Cywen auf, und alles drehte sich um sie, bevor die Welt wieder zur Ruhe kam.

Das Steintor stand weit offen. Ein gleichförmiger Strom von Menschen ging durch die Tore hinein und hinaus. Die meisten trugen die roten Mäntel von Narvon. Schwarze Rauchsäulen stiegen in den blassen Himmel empor, wo ein leichter Wind vom Meer her an ihnen zupfte und sie zu einem Schleier formte.

Die Schlacht ist also verloren. Dun Carreg ist gefallen.

Dann drang ein anderer Gedanke durch ihren benebelten Verstand. Meine Familie.

Sie betrachtete die Leichen um sich herum und erinnerte sich daran, wie sie mit Conall hinabgestürzt war. Aber sie konnte ihn nirgends unter den Toten entdecken. Die Gesichter ihrer Mam und ihres Pas zuckten ihr durch den Kopf, außerdem die von Corban und Ghar. Wo waren sie nur alle?

Cywen entfernte sich unbehelligt aus dem Burghof und ließ sich langsam durch die Straßen treiben, folgte der Spur der Toten. Sie lagen überall herum, manchmal in kleinen Haufen, wo die Kämpfe heftiger getobt hatten, und einige Lachen waren immer noch in makabrer Umarmung ineinander verschlungen. Der Geruch von Rauch und Feuer verstärkte sich, je weiter sie in die Festung hineinging. Unwillkürlich lenkte sie ihre Schritte zu den Stallungen. Dort waren noch mehr Krieger, rot gewandete Männer, die sich um die panischen Pferde kümmerten. Sie sah Corbans Hengst Schild in der kleinen Koppel. Dann war er verschwunden, zwischen den anderen Pferden der Herde, die dort zusammengetrieben worden war.

Wo ist Ghar?

Wie in einem Traum ging sie weiter und musterte die Gesichter der Toten. Sie suchte nach ihrer Familie. Jedes Mal war sie erleichtert, wenn sie in ein lebloses Gesicht blickte und es nicht einem von ihnen gehörte. Sie suchte weiter und wurde hektischer, bis sie sich schließlich in dem Hof vor der Großen Halle wiederfand.

Hier war ebenfalls ein Leichenhaufen aufgeschichtet, der noch größer war als der vor dem Steintor. Überall waren Krieger, Verletzte, die mit Asche und Blut bedeckt waren. In einer Ecke sah Cywen die grauen Uniformröcke von Ardan. Die besiegten Krieger scharten sich zusammen, viele von ihnen waren verletzt. Sie wurden von einer Abteilung von Owains Männern bewacht.

Dann ertönte lautes Wehklagen aus der Halle. Ein Brett oder vielleicht auch eine Tischplatte wurde aus dem Eingang hinausgetragen und mit einem dumpfen Schlag gegen eine der Säulen neben dem Eingang gelehnt. Cywen sah, dass eine Leiche darauf befestigt war. Sie war blutüberströmt, aber trotzdem deutlich zu erkennen. Cywen drehte sich fast der Magen um.

Es war Brenin. Sein Kopf schwang schlaff hin und her, die Arme waren verdreht, und man hatte seine Handgelenke und Knöchel auf die Platte genagelt. Blut säumte die tiefe Wunde in seiner Brust. Cywen spuckte Galle auf die blutbefleckten Pflastersteine, während Ascheflocken wie schwarzer Schnee um sie herum zu Boden fielen.

Dann wischte sie sich über den Mund und näherte sich stolpernd den Türen der Halle. Den Blick hielt sie auf Brenins Leichnam gerichtet.

»Bitte, Elyon, Allvater«, betete sie leise, »lass meine Verwandten noch am Leben sein.« Sie blieb vor Brenin stehen und starrte ihn an, bis ein Krieger sie anstieß und ihr befahl, aus dem Weg zu gehen. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.

Aus der Festhalle drang Lärm in den Hof hinaus. Es entstand Unruhe, Männer schrien, und jemand gab ein tiefes Knurren von sich. Sturm?

Im nächsten Moment stürmte sie durch die offenen Türen in die Halle und blinzelte, während sich ihre Augen an das gedämpfte Licht gewöhnten. Im Inneren herrschte vollkommenes Durcheinander. Tische und Stühle waren umgestoßen worden, die Dachbalken waren rußgeschwärzt vom Feuer, und dort, wo die Flammen gerade erst gelöscht worden waren, hingen immer noch Rauchwolken unter dem Dach. Hier waren viele Menschen. Sie sah Owain, im Gespräch mit Nathair, der von einer Gruppe der schwarz gekleideten Krieger umringt war, die die Tore erstürmt hatten. Evnis war bei ihnen, und auch Conall. Wut packte sie, und instinktiv griff sie zu ihrem Messergurt. Dann runzelte sie die Stirn, als ihr wieder einfiel, dass sie all ihre Wurfmesser letzte Nacht auf der Mauer verbraucht hatte.

Schließlich glitt ihr Blick in Richtung des Lärms, der ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Eine Gruppe von Kriegern stand im Halbkreis um ein schnappendes, knurrendes Etwas herum.

»Bring ihn einfach um«, sagte einer der Krieger. Cywen sah scharfe weiße Zähne blitzen, eine stumpfe Schnauze und scheckiges Fell.

»Buddai«, flüsterte sie und rannte los, drängte sich mit den Ellbogen durch die Reihe der Krieger.

Der massige Hund stand mit gesenktem Kopf da und fletschte die Zähne.

Cywen kam stolpernd zum Stehen, und Buddais großer Schädel schwang zu ihr herum. Er schnappte nach ihr, doch dann erkannte er sie plötzlich. Er winselte und wedelte zögernd mit dem Schwanz, als er jemand Vertrautes an diesem Ort des Todes sah, jemand, der zu seinem Rudel gehörte. Sie stürzte sich auf ihn, schlang ihm die Arme um den Hals und grub das Gesicht in sein Fell. So verharrte sie lange, während ihre Tränen in Buddais Fell versickerten. Schließlich lehnte sie sich zurück, spürte die Zunge des Hundes auf ihrem Gesicht und blickte zu Boden.

»Deshalb bist du also hier«, murmelte sie. Ihr Pa lag ausgestreckt da, die Augen glasig und blicklos. Sein ganzer Körper war von Wunden übersät und mit schwarzem Blut verkrustet. Sie schluchzte erstickt, kniete sich neben Thannons Leiche und fuhr ihm sanft mit den Fingerspitzen über die Wange. Sind sie etwa alle ermordet worden? Sie legte den Kopf auf die Brust ihres Vaters. Buddai schmiegte sich an sie und drückte seine Schnauze in Thannons Hand. Sie sackte schlaff zu Boden.

»Mädchen.« Ein Speerschaft bohrte sich ihr in den Rücken.

»Was denn?«

»Geh da weg.« Der Mann war ein älterer Krieger. Sein roter Bart war von silbernen Strähnen durchzogen.

»Nein.« Sie umklammerte ihren Pa fester.

»Wir müssen die Halle säubern, Mädchen, und dieser Köter lässt uns nicht in seine Nähe.« Er stieß mit dem stumpfen Ende seines Speers gegen Thannons Stiefel. Buddai knurrte. »Wenn du diesen Hund mitnehmen kannst, umso besser, sonst bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn zu töten.«

Buddai töten? Bitte keine Toten mehr.

»Ich … ja.« Cywen wischte sich über Augen und Nase. Dann kniete sie sich vor Buddai hin und streichelte ihn. Das Fell über seinen Vorderläufen war blutverkrustet, und er winselte leise, als sie die Wunde untersuchte. »Komm mit mir, Buddai«, flüsterte sie. »Sonst töten sie dich auch noch.« Er legte nur den Kopf schief und blickte sie verständnislos an.

Cywen stand auf, trat ein paar Schritte von dem Hund weg und rief ihn. Er näherte sich ihr zögernd, blickte dann zu seinem toten Herrn zurück und jaulte erbärmlich.

»Komm schon, Buddai, komm mit.« Cywen schlug mit der Hand gegen ihr Bein, und diesmal gehorchte er. Der rotbärtige Krieger nickte und fuhr mit seiner schaurigen Arbeit fort.

Niemand nahm Notiz von Cywen. Sie war nur eine weitere blutverschmierte Überlebende dieser schrecklichen Nacht. Die Krieger in der Halle schienen vor allem damit beschäftigt zu sein, den Boden von Leichen frei zu räumen oder sich um verletzte Kameraden zu kümmern. Owain und Nathair waren immer noch in ihr Gespräch vertieft, aber Cywen bemerkte, dass der Schildmann des Königs von Tenebral, der schwarz gekleidete Krieger namens Sumur, zu ihr hersah.

»Komm schon, Buddai«, sagte Cywen. »Machen wir lieber, dass wir hier wegkommen.« Sie drehte sich zur Tür der Halle herum und stieß mit jemandem zusammen.

»Esel!« Der Mann grunzte vor Schmerz. »Pass doch auf, wohin du – du!«

Cywen stand wie erstarrt da und erkannte, mit wem sie zusammengestoßen war. Es war Rafe.

Der Sohn des Jägers erwiderte finster ihren Blick. Buddai knurrte, und Rafe trat einen Schritt zurück.

Sein blondes Haar war stumpf und voller Asche, und seine Augen waren gerötet und blutunterlaufen. Er hatte geweint. In einem Hosenbein war ein tiefer Schnitt, kurz über dem Knie, und eine Spur von getrocknetem Blut lief hinab bis zu seinen Stiefeln. Die Wunde war mit einem Fetzen Tuch verbunden.

»Das hat dein Bruder mir angetan«,...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2017
Reihe/Serie Die Getreuen und die Gefallenen
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Valour (The Faithful and the Fallen 2)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte eBooks • Epos • Fantasy • Für Leser von George R.R. Martin • Gut und Böse • Heldenmut • Heroische Fantasy • High Fantasy • Mittelerde • Schwertkämpfer • Tragischer Held
ISBN-10 3-641-17581-X / 364117581X
ISBN-13 978-3-641-17581-8 / 9783641175818
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