Lord of Shadows (eBook)

Die dunklen Mächte 2
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2017 | 1. Auflage
848 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-18626-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lord of Shadows -  Cassandra Clare
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Die junge Schattenjägerin Emma Carstairs hat ihre Eltern gerächt, doch sie findet keinen Frieden. Denn aus der Freundschaft zu ihrem Parabatai Julian ist Liebe geworden - und nach den Gesetzen der Schattenjäger hat eine Beziehung zwischen zwei Parabatai tödliche Konsequenzen. Um Julian und sich zu schützen, lässt sich Emma daher ausgerechnet auf Julians Bruder Mark ein. Mark, der fünf Jahre bei den Feenwesen lebte und dessen Loyalität nicht wirklich geklärt ist.

Zumal Unruhe herrscht in der Unterwelt. Die Feenwesen mussten sich nach dem Dunklen Krieg harten Bedingungen beugen und begehren auf. Aufgerieben zwischen den Intrigen des Feenkönigs und der unerbittlichen Härte jahrtausendealter Gesetze müssen Emma, Julian und Mark ihre privaten Sorgen vergessen und gemeinsam für all das kämpfen, was sie lieben - bevor es zu spät ist und ein neuer Krieg ausbricht ...



Cassandra Clare ist eine internationale Bestsellerautorin. Ihre Bücher wurden weltweit über 50 Millionen Mal verkauft und in 35 Sprachen übersetzt. Seit dem Überraschungserfolg der »Chroniken der Unterwelt« waren all ihre Romane große Bestseller. So auch die neueste Serie »Die Letzten Stunden«. Cassandra Clare lebt in Massachusetts, USA.

2

H

Gähnende Schlünde

Emma, Mark, Cristina und Julian marschierten direkt durch das Institut zur Bibliothek, ohne vorher ihre Montur zu wechseln. Erst als sie in den Raum platzten und Emma bewusst wurde, dass sie alle mit klebrigem Dämonensekret besudelt waren, fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht doch erst einmal hätten duschen sollen.

Das Dach der Bibliothek war zwei Wochen zuvor beschädigt worden und inzwischen notdürftig repariert: Statt des Rundfensters ragte ein schlichtes, durch Runen geschütztes Oberlicht über dem Raum auf, und die kunstvolle Deckenbemalung lag unter einer Verkleidung aus Ebereschenholz, die ebenfalls mit Schutzrunen versehen war.

Das Holz der Eberesche bot besonderen Schutz: Es sorgte dafür, dass keinerlei schwarze Magie hindurchdringen konnte. Darüber hinaus wirkte es sich aber auch negativ auf Feenwesen aus. Beim Betreten des Raums sah Emma, wie Mark zusammenzuckte und den Blick abwandte. Er hatte ihr erzählt, dass sich seine Haut in der Nähe von Ebereschenholz so anfühlte, als würde sie mit winzigen Funken bepudert. Jetzt fragte Emma sich, wie ein Vollblutfeenwesen wohl auf die Bibliothek reagieren würde.

»Gut, dass ihr zurück seid«, sagte Diana. Sie saß am Kopfende eines der langen Lesetische, die Haare zu einem eleganten Knoten hochgesteckt. Eine schwere Goldkette hob sich schimmernd von ihrer dunklen Haut ab, und ihr schwarzweißes Kleid war wie immer makellos sauber und ohne jede Knitterfalte.

Neben ihr thronte Diego Rocio Rosales, dem Rat als extrem gut ausgebildeter Zenturio bekannt – was ihm bei den Blackthorns den Spitznamen »der Perfekte Diego« eingebracht hatte. Und er war tatsächlich fast schon widerwärtig perfekt – unglaublich attraktiv, ein sensationeller Krieger, clever und stets höflich. Aber er hatte auch Cristina das Herz gebrochen, bevor sie aus Mexiko nach Los Angeles gekommen war – was bedeutete, dass Emma normalerweise Pläne für seinen Tod schmieden würde. Doch das konnte sie jetzt nicht mehr, weil er und Cristina sich versöhnt hatten und seit zwei Wochen wieder ein Paar waren.

Als Cristina die Bibliothek betrat, schenkte er ihr ein Lächeln, das seine ebenmäßigen weißen Zähne kurz aufblitzen ließ. Ein silbernes Zenturioabzeichen mit der Inschrift Primi Ordines glitzerte an seiner Schulter. Denn er war nicht einfach nur ein Zenturio – er war Mitglied der Ersten Kompanie, der besten Absolventen der Scholomance. Eben weil er perfekt war.

Gegenüber von Diana und Diego saßen zwei Personen, die Emma sehr gut kannte: Jace Herondale und Clary Fairchild, die heutigen Leiter des New Yorker Instituts – und das, obwohl sie bei ihrer ersten Begegnung mit Emma noch Teenager gewesen waren, ungefähr so alt wie Emma jetzt. Mit seinen zerzausten goldenen Haaren war Jace wie immer umwerfend gutaussehend, aber er schien inzwischen viel mehr in sich selbst zu ruhen. Und Clary war eine Mischung aus roten Haaren, störrischen grünen Augen und einem täuschend zarten Gesicht – sie besaß einen eisernen Willen, wie Emma nur allzu gut wusste.

Jetzt sprang Clary auf und strahlte über das ganze Gesicht, während Jace sich lächelnd auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Da seid ihr ja!«, rief sie und lief zu Emma. Sie trug Jeans und ein fadenscheiniges T-Shirt mit dem Aufdruck MADE IN BROOKLYN, das vermutlich einst ihrem besten Freund Simon gehört hatte. Das Shirt wirkte abgetragen und weich, genau wie die Sorte von T-Shirts, die Emma oft aus Julians Kleiderschrank stibitzt und nicht mehr herausgerückt hatte. »Wie ist es mit dem Krakendämon gelaufen?«

Aber da Clary sie im nächsten Moment fest an sich drückte, konnte Emma ihre Frage nicht beantworten.

»Gut«, sagte Mark. »Wirklich gut. Diese Tintenfische stecken voller Flüssigkeiten.«

Der Gedanke schien ihm tatsächlich zu gefallen.

Clary gab Emma frei und betrachtete stirnrunzelnd die Mischung aus Dämonensekret, Salzwasser und unidentifizierbarem Schleim, die sich auf ihr T-Shirt übertragen hatte. »Ich verstehe.«

»Ich begrüße euch lieber von hier aus«, sagte Jace und winkte ihnen zu. »Aus eurer Richtung wabert ein beunruhigender Calamaresgeruch herüber.«

Emma hörte ein Kichern, das sofort unterdrückt wurde. Als sie hochschaute, entdeckte sie mehrere Beine, die zwischen dem Geländer der oberen Galerie herabbaumelten. Belustigt erkannte sie Tys lange Gliedmaßen und Livvys gemusterte Strümpfe. Das Obergeschoss der Bibliothek bot zahlreiche Nischen, die sich perfekt zum Lauschen eigneten. Emma konnte die Male im Nachhinein gar nicht mehr zählen, bei denen Julian und sie als Kinder heimlich die von Andrew Blackthorn geleiteten Besprechungen belauscht hatten – und dabei das Wissen und das Gefühl der Bedeutungsschwere, das jede Divisionssitzung umgab, förmlich in sich aufgesogen hatten.

Jetzt warf sie Julian einen Seitenblick zu und sah, dass er Tys und Livvys Anwesenheit ebenfalls bemerkt und dann – genau wie sie selbst – beschlossen hatte, nichts dazu zu sagen. Sein gesamter Denkprozess zeigte sich ihr in seinem amüsierten Lächeln. Es war seltsam, wie durchschaubar er für sie in diesen ungeschützten Momenten war, aber wie wenig sie über seine Gedanken sagen konnte, wenn er sie bewusst vor ihr verbarg.

Cristina ging zu Diego und knuffte ihn leicht gegen die Schulter, woraufhin er ihr einen Kuss auf das Handgelenk drückte. Emma sah, wie Mark den beiden einen Blick zuwarf. Aber seine Miene blieb undurchdringlich. Mark hatte mit ihr während der vergangenen zwei Wochen über viele Dinge geredet, aber nicht über Cristina. Kein einziges Mal über Cristina.

»Also, wie viele Meerdämonen waren das jetzt?«, fragte Diana. »Insgesamt?« Sie bedeutete den anderen, sich an den Tisch zu setzen. Mit einem leicht quatschenden Geräusch ließ Emma sich neben Mark nieder, direkt gegenüber von Julian. Er beantwortete Dianas Frage so ruhig, als würde er kein Dämonensekret auf das polierte Parkett tropfen.

»In dieser Woche mehrere kleine«, erklärte er, »aber das ist normal. Sobald es stürmt, werden sie an Land gespült. Wir sind hier oben Patrouille gegangen und die Ashdowns weiter südlich. Ich denke, dass wir sie alle erwischt haben.«

»Dieser hier war der erste wirklich große Meerdämon«, fügte Emma hinzu. »Ich meine, ich habe bisher nur wenige so große Exemplare gesehen. Normalerweise steigen sie nicht aus den Tiefen des Meeres bis an die Oberfläche und kriechen an Land.«

Jace und Clary warfen sich einen Blick zu.

»Gibt es da irgendetwas, das wir wissen sollten?«, fragte Emma. »Sammelt ihr richtig große Meerdämonen, um damit euer Institut zu dekorieren oder so?«

Jace beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Er hatte ein ruhiges, raubkatzenartiges Gesicht und unergründliche bernsteingoldene Augen. Clary hatte Emma einmal erzählt, dass sie bei ihrer ersten Begegnung mit Jace gedacht hatte, er würde aussehen wie ein Löwe. Und genau das konnte Emma jetzt auch erkennen: Löwen schienen immer so gelassen und fast schon träge, bis sie plötzlich und beinahe explosionsartig in Aktion traten.

»Vielleicht sollten wir euch erzählen, warum wir hier sind«, sagte er.

»Ich dachte, ihr wärt wegen Kit hier«, wandte Julian ein. »Weil er ein Herondale ist.«

Aus dem oberen Stockwerk ertönte Geraschel und ein leises Murmeln. Ty hatte während der vergangenen Nächte vor Kits Zimmertür geschlafen, ein seltsames Verhalten, das aber niemand kommentiert hatte. Emma nahm an, dass Ty den Jungen ungewöhnlich und interessant fand – auf die gleiche Weise, wie er Bienen und Echsen ungewöhnlich und interessant fand.

»Zum Teil«, antwortete Jace. »Wir sind gerade erst von einer Ratsversammlung in Idris zurückgekehrt, weshalb wir so lange gebraucht haben, um hierherzukommen – obwohl ich eigentlich gern sofort angereist wäre, nachdem ich von Kit gehört hatte.« Er lehnte sich zurück und legte einen Arm über seine Stuhllehne. »Bestimmt überrascht es euch nicht, wenn ich euch erzähle, dass über diese Malcolm-Geschichte intensiv debattiert wurde.«

»Du meinst die Geschichte, bei der sich der Oberste Hexenmeister von Los Angeles als Serienmörder und Totenbeschwörer entpuppt hat?«, fragte Julian. In seiner Stimme schwangen gleich mehrere Vorwürfe mit: Der Rat hatte Malcolm nicht verdächtigt; er hatte keinen Einspruch gegen dessen Ernennung zum Obersten Hexenmeister erhoben, und er hatte nichts unternommen, um Malcolms Mordserie zu stoppen. All das hatten die Blackthorns selbst tun müssen.

Von der Galerie ertönte erneutes Gekicher. Diana hüstelte, um ein Lächeln zu verbergen. »Tut mir leid«, wandte sie sich an Jace und Clary, »aber ich glaube, wir haben Mäuse.«

»Ich habe nichts gehört«, sagte Jace.

»Wir sind einfach nur überrascht, dass die Ratsversammlung so schnell vorbei war«, sagte Emma. »Wir haben gedacht, dass wir vielleicht eine Zeugenaussage machen müssen. Zu Malcolm und allem, was passiert ist.«

Emma und die Blackthorns hatten schon einmal vor dem Rat aussagen müssen, vor Jahren, kurz nach dem Dunklen Krieg. Eine Erfahrung, die sie nicht unbedingt wiederholen wollte. Aber dann hätten sie wenigstens die Gelegenheit gehabt, ihre Sicht der Ereignisse darzulegen. Und zu erklären, warum sie mit den Feenwesen zusammengearbeitet hatten, entgegen der Vorschriften des Kalten Friedens. Warum sie Ermittlungen zum Obersten Hexenmeister von Los Angeles durchgeführt hatten, ohne den Rat darüber zu informieren. Und was sie getan hatten, nachdem ihnen klar geworden war, dass Malcolm Fade all diese abscheulichen...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2017
Reihe/Serie Die Dunklen Mächte
Übersetzer Franca Fritz, Heinrich Koop
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Lord of Shadows (The Dark Artifices 2)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Chroniken der Unterwelt • eBooks • Fantasy • Los Angeles • New-York-Times-Bestsellerautorin • Parabatai • Romantasy • Schattenjäger • Spiegelbestseller • Spiegel Bestseller Autorin • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-18626-9 / 3641186269
ISBN-13 978-3-641-18626-5 / 9783641186265
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