The Walking Dead 7 (eBook)

Roman
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2017 | 1. Auflage
400 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-20495-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Walking Dead 7 -  Jay Bonansinga,  Robert Kirkman
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Fast scheint es, als könnten Lilly Caul und die anderen Überlebenden im Städtchen Woodbury eine Atempause schöpfen. Die Bedrohung durch den verrückten Prediger und seine Anhänger ist abgewendet, und nun denken Lilly und ihre Mitstreiter an den Wiederaufbau von Woodbury ...

Bis nach einem blutigen Überfall all ihre Kinder entführt werden. Diesmal steht alles auf dem Spiel, und Lilly schwört Rache. Mit seinem postapokalyptischen The-Walking-Dead-Universum hat Robert Kirkman ein internationales Bestseller-Phänomen erschaffen, in dem er einen schonungslosen Blick in die Abgründe der menschlichen Natur wirft.

Jay Bonansinga studierte Filmwissenschaften am Columbia College in Chicago und zählt heute zu den vielseitigsten Thriller- und Horrorautoren der Gegenwart. Gemeinsam mit The Walking Dead-Erfinder Robert Kirkman arbeitet er an den Romanen zur Erfolgsserie. Jay Bonansinga lebt mit seiner Familie in Evanston, Illinois.

Eins

An jenem drückend heißen Altweibersommermorgen hat keiner der Eisenbahnarbeiter auch nur eine Ahnung davon, was gerade in der kleinen Siedlung von Überlebenden, ehemals bekannt als Woodbury, Georgia geschieht. Die Reparatur der Schienenstränge zwischen dem Städtchen Woodbury und den Vororten Atlantas bedarf ihrer ganzen Konzentration – das beschäftigt sie rund um die Uhr, und zwar schon seit beinahe zwölf Monaten –, und der heutige Tag bildet keine Ausnahme. Bald schon haben sie die Hälfte geschafft. In etwas weniger als einem Jahr haben sie die Strecke einer Länge von circa dreißig Kilometern geräumt und mit einem von Maschendraht verstärkten Weidezaun auf beiden Seiten abgesichert, um das Eindringen herumstreunender Untoter, wilder Tiere oder sonstiger Störenfriede, die über die Schienen wehen, sickern, wachsen, kriechen oder ranken, zu verhindern.

In diesem Augenblick hört die Anführerin der Gruppe, Lilly Caul, zu graben auf, erhebt sich und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Sie hat keine Ahnung, dass sich gerade eine Katastrophe mitten in Woodbury aufbaut.

Reflexartig hebt sie den Blick zum aschfahlen Himmel. Die Luft vibriert vom Brummen der vielen Insekten und trägt den faulen Geruch der umliegenden brachen Felder an ihre Nase. Das gedämpfte Wummern von Vorschlaghämmern – um Stifte in uralte Bahnschwellen zu treiben – liefert einen synkopierten Rhythmus für die schwitzenden Arbeiter. Unweit sieht Lilly die große Frau aus Haralson – jeder nennt sie Ash –, die die Baustellengrenze mit einer Bushmaster AR-15 an der Hüfte patrouilliert. Sie macht eine Show daraus, die Augen nach herumlungernden Untoten offenzuhalten, die von dem Lärm der Baustelle angelockt werden, aber auf einer tieferen Ebene ist sie hyperwachsam. Irgendetwas scheint nicht richtig. Niemand vermag es in Worte zu fassen, aber jeder spürt es.

Lilly zieht sich die verdreckten Handschuhe von den Händen und streckt die wunden Finger. Sie trägt ihre goldbraunen Haare in einem hastig geflochtenen französischen Zopf, sodass der unbarmherzige Sommer Georgias die Sonne auf ihren feingliedrigen, geröteten Nacken herabbrennen lässt. Ihre haselnussbraunen Augen, umringt von kleinen Krähenfüßen, suchen die Baustelle ab. Ihr Blick schweift über den Fortschritt der anderen Arbeiter entlang des Zauns. Obwohl Lilly Caul noch keine vierzig ist, haben sich bereits Sorgenfalten gebildet, die man erst bei viel älteren Frauen erwartet. Ihr schmales, jugend­liches Gesicht ist in den vier harten Jahren, seitdem die Seuche über sie hereingebrochen ist, finsterer geworden. Ihre unerschöpf­lichen Energiereserven ließen während der letzten Monate nach, und ihre immerwährend hängenden Schultern verleihen ihr das Auftreten einer Frau mittleren Alters, obwohl sie noch immer ihre üb­liche Hipsterkluft in Form eines zerlumpten Indie-Rock-T-Shirts, einer kaputten Jeans, zerfledderter Motorradstiefel und unzähliger lederner Armreifen und Ketten trägt.

Jetzt erspäht sie einige umherwandelnde Untote hundert Meter westlich von ihr, die sich durch die Bäume schleppen – auch Ash hat sie bereits gesichtet. Man muss sich ihretwegen noch keine Sorgen machen, aber sie weiter im Auge behalten. Lilly betrachtet die anderen Mitglieder ihres Teams, die in regelmäßigen Abständen am Schienenstrang verteilt sind und den widerspenstigen, von Kopoubohnen und Scheinastern durchwurzelten Boden mit Handbaggern bearbeiten. Sie blickt in vertraute Gesichter, andere hingegen sind erst seit einigen Tagen dabei. Dort stehen Norma Sutters und Miles Littleton, unzertrennbar, seit sie vor über einem Jahr nach Woodbury kamen. Dahinter arbeitet Tommy Dupree, ein Junge im Alter von vierzehn Jahren, der wie dreißig wirkt. Die Pandemie hat ihn gestählt. Er ist ein Wunderknabe, wenn es um Feuer- oder Schlag- und Stichwaffen geht. Jinx Tyrell, eine Eigenbrötlerin aus dem Norden, hat sich als wahre Untoten-Killermaschine herausgestellt. Jinx zog vor wenigen Monaten nach Woodbury, nachdem Lilly sie angeheuert hatte. Das Städtchen benötigt Neuzugänge, um zu gedeihen, und Lilly ist dankbar, diese krassen Typen auf ihrer Seite kämpfend zu wissen.

Zudem arbeiten vereinzelte Anführer der umliegenden Ortschaften mit, die zwischen Woodbury und Atlanta liegen. Es handelt sich um gute, vertrauenswürdige Menschen wie zum Beispiel Ash aus Haralson, Mike Bell aus Gordonburg und eine Anzahl anderer, die sich Lillys Mannschaft aus Gründen gemeinsamer Interessen, Träume und Ängste angeschlossen haben. Einige sehen ihre Mission, die Ortschaften mit der großen Stadt im Norden anhand dieser eher schlecht als rechten Eisenbahnlinie zu verbinden, noch immer mit skeptischen Augen, aber viele haben sich ihr trotzdem angeschlossen, weil sie an Lilly glauben. Sie scheint diesen Effekt auf Menschen auszuüben – eine Art Osmose der Hoffnung –, und je länger diese Menschen an dem Projekt mitarbeiten, desto mehr werden sie Teil davon. Mittlerweile sehen sie es sowohl als einen bewundernswerten Versuch, ihre außer Rand und Band geratene Umwelt zu kontrollieren, als auch als eine Anstrengung, eine lang verlorene Zivilisation wieder herzustellen.

Lilly will sich gerade die Handschuhe wieder anziehen und weiterarbeiten, als der Mann namens Bell in einem knappen halben Kilometer Entfernung auf seinem Pferd mit merk­lichem Senkrücken von Norden um die Ecke galoppiert kommt. Der Anführer einer kleinen Gruppe Überlebender, die sich in einer Ortschaft, die sich früher einmal Gordonburg nannte, wacker schlagen, ist Mitte dreißig, klein gewachsen und weist einen rotblonden Schopf auf, der jetzt hinter ihm im Wind weht, während er sich rasch den Arbeitern nähert. Die anderen – Tommy, Norma, Miles – schauen von ihrem Tun auf, wie immer besorgt um ihre Freundin und Anführerin.

Lilly hüpft über den Schienenräumer auf den Schotter, als der Mann auf seinem räudigen Rotschimmel durch den trockenen Dunst auf sie zureitet.

»Da ist wieder einer im Weg«, ruft er ihr zu. Bei dem Pferd, ein unruhiger Zosse mit kräftigem Hals, handelt es sich wahrscheinlich um einen Mischling mit einem Schuss Arbeitsrappen. Bell bewegt sich mit dem ungeschickten Auf und Ab des autodidaktischen Reiters. Er zerrt an den Zügeln und hält auf dem Kies vor Lilly an, sodass er eine kleine Staubwolke aufwühlt.

Das Pferd wirft den Kopf wild hin und her, und Lilly kümmert sich sofort darum, nimmt es am Zaum und versucht es zu beruhigen. Dreckiger Schaum tropft aus seinem Maul, und es ist schweißnass. »Wieder ein was?«, fragt sie und blickt zu Bell auf. »Ein Untoter? Ein Wrack? Vielleicht ein Einhorn? … Was denn?«

»Eine Bockbrücke«, entgegnet Bell und gleitet vom Pferd, um mit einem Grunzen hart auf dem Boden zu landen. Der ehemalige IT-Typ aus Birmingham hat ein jungenhaftes, sonnenverbranntes Gesicht mit Sommersprossen und trägt selbstgemachte Cowboy-Überhosen aus Planen. Er hält sich für einen Jungen vom Land, aber allein die Art, wie er mit seinem Pferd kämpft, und sein nahezu makelloser Akzent weisen eindeutig auf einen Städter hin. »Ungefähr einen knappen Kilometer gen Norden«, fügt er hinzu und weist mit dem Daumen in die angegebene Himmelsrichtung. »Das Land fällt ab. Die Schienen führen fünfzig Meter über das klapprige Gerüst.«

»Und? Wie lautet die Prognose?«

»Du meinst mit der Brücke? Schwer zu sagen, aber das Holz ist schon ganz schön bemoost.«

»Hast du es dir genauer angeschaut? Oder bist du drüber geritten, um es zu testen oder so was?«

Er schüttelt mit dem Kopf. »Tut mir leid, Lilly. Ich dachte nur, du solltest sofort Bescheid wissen.«

Sie reibt sich die Augen und denkt nach. Es ist schon eine Weile her – mehrere Monate –, seit sie über eine Bockbrücke mussten. Und die war nur ein paar Meter lang. Sie macht den Mund auf, um etwas zu sagen, als das Pferd sich plötzlich aufbäumen will – entweder hat ein Geräusch oder ein von Menschennasen nicht aufspürbarer Geruch es erschreckt. Lilly wendet sich an das Tier und streichelt sanft seinen Widerrist. »Schhhhhh«, besänftigt sie es und fährt mit der Hand über die verfilzte Mähne. »Ist schon gut, Freundchen, beruhige dich wieder.«

Das Tier riecht nach Ziege. Seine mit Dreck verkrusteten, schweißnassen Fesseln geben einen moschusartigen Duft ab. Seine Augen sind ganz rot vor Anstrengung. Es ist vielleicht überraschend, aber dieser in Grund und Boden gerittene Rotschimmel – wie so ziemlich alle seine Artgenossen – ist mittlerweile so wertvoll für die Überlebenden wie bereits im neunzehnten Jahrhundert für solche Menschen, die versuchten, den Wilden Westen zu bändigen. Funktionierende Autos und Laster sind ein immer seltener werdender Anblick – auch wird das Pflanzenöl immer rarer, um Biodiesel herzustellen. Menschen mit Elementarkenntnissen der Pferdezüchtung sind heiß begehrt und werden als weise Führungspersonen angesehen, von denen erwartet wird, dass sie ihr Wissen weitergeben. Auch Lilly hat einige von ihnen in Woodbury eingebürgert.

Während der vorangegangenen Monate haben sie viele der uralten, völlig verrosteten Autokarosserien entzweigeschnitten und sie zu behelfsmäßigen Kutschen umfunktioniert, die von einem oder mehreren Pferden gezogen werden. In den Jahren seit Anbeginn der Seuche hat sich der Asphalt derart verschlechtert, dass an Reparaturen nicht mehr zu denken ist. Die Überreste der überwachsenen, zerfallenen und unwegsamen Straßen stellen einen Fluch für jeden Überlebenden dar. Das ist auch der Grund, warum sie ein sicheres,...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2017
Reihe/Serie The Walking Dead-Romane
Übersetzer Wally Anker
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Robert Kirkman's The Walking Dead 7 - Search and Destroy
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte eBooks • Horror • Lilly Caul • Postapokalypse • Robert Kirkman • The Walking Dead • TV-Serie • Untote • Woodbury • Zombies
ISBN-10 3-641-20495-X / 364120495X
ISBN-13 978-3-641-20495-2 / 9783641204952
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