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Das Mädchen aus Somerset (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-3967-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
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England 1953. Die junge Ladenbesitzerin Molly macht eine grausige Entdeckung: Ihre Freundin Cassie wurde ermordet, und Cassies sechsjährige Tochter Petal ist spurlos verschwunden. Als die Wochen vergehen, ohne dass die Polizei etwas herausfindet, macht Molly sich schließlich selbst auf die Suche nach Petal. Vom friedlichen und ländlich geprägten Somerset verschlägt es sie ins finstere Londoner East End, das schwer vom Krieg gezeichnet ist. Dort taucht sie in Cassies zwielichtige Vergangenheit ein und versucht alles, um Petal zu finden. Ein gefährlicher Ort für eine junge Frau - erst recht, wenn sie einem Mörder auf der Spur ist ...



Die gefühlvollen Romane von Lesley Pearse sind in England und in vielen weiteren Ländern regelmäßig große Bestseller und haben sich weltweit bereits über zehn Millionen Mal verkauft. Neben dem Schreiben engagiert Lesley Pearse sich im Britischen Kinderschutzbund intensiv für die Bedürfnisse von Frauen und Kindern. Sie lebt in der Nähe von Bristol, liebt ihren Garten und ist stolze Großmutter.

Die gefühlvollen Romane von Lesley Pearse sind in England und in vielen weiteren Ländern regelmäßig große Bestseller und haben sich weltweit bereits über zehn Millionen Mal verkauft. Neben dem Schreiben engagiert Lesley Pearse sich im Britischen Kinderschutzbund intensiv für die Bedürfnisse von Frauen und Kindern. Sie lebt in der Nähe von Bristol, liebt ihren Garten und ist stolze Großmutter.

KAPITEL 1


2. Juni 1953

»Wo um alles in der Welt stecken Cassie und Petal denn bloß?« Im Gemeindesaal war es so laut, dass Molly Heywood schreien musste, damit Brenda Percy, die Wirtin des Pied Horse, sie hören konnte.

Heute sollte Elizabeth II. in der Westminster Abbey in London zur Königin gekrönt werden, und leider war das seit Langem geplante und mit großer Vorfreude erwartete Straßenfest wegen des starken Regens in letzter Minute in den Gemeindesaal verlegt worden. Molly und Brenda kämpften sich gerade die lange Tischreihe entlang und verteilten Sandwichs an all die aufgeregten Kinder.

Brenda blieb stehen, um einen kleinen Jungen, der das Mädchen neben sich mit Orangensaft bespritzen wollte, zur Ordnung zu rufen. »Tja, wahrscheinlich hat der Regen Cassie abgeschreckt«, antwortete sie, nachdem sie dem Jungen mitgeteilt hatte, dass er knapp davor war, mit Schimpf und Schande nach Hause geschickt zu werden. »Ich glaube, ich wäre auch nicht gekommen, wenn ich nicht gleich gegenüber wohnen würde.«

»Aber so ist Cassie nicht, und sie hat für Petal ein ganz tolles Kostüm geschneidert«, rief Molly zurück.

Brenda, der die Nervosität in der Stimme der jungen Frau nicht entging, hätte ihr am liebsten an den Kopf geworfen, sie solle endlich aufhören, sich um andere Leute Sorgen zu machen, und sich gefälligst amüsieren. Aber Molly Heywood nahm sich die Probleme anderer gern zu Herzen und versuchte ständig, ihren Mitmenschen zu helfen, was sie angesichts ihres eigenen freudlosen Lebens praktisch zu einer Heiligen machte.

Molly hatte an der von der Gemeinde Sawbridge organisierten Busfahrt nach London teilnehmen wollen, um sich den Krönungszug anzuschauen, aber ihr Vater hatte es strikt verboten. Die meisten Leute, dachte Brenda bei sich, wären sicher der Meinung, eine junge Frau von fünfundzwanzig Jahren sollte ihren Vater schlicht und einfach ignorieren und trotzdem fahren, aber Jack Heywood war kein Mann, dem man sich gern widersetzte. Er hatte ein bösartiges Wesen und würde es Molly bitter büßen lassen, wenn sie seinen Wünschen zuwiderhandelte.

Brenda war seit zwanzig Jahren Wirtin des Pied Horse, und da Jack, der im Ort ein Lebensmittelgeschäft führte, jeden Tag in die Kneipe kam, wusste sie genau, wie streitsüchtig, eigensinnig und boshaft er sein konnte. Es war allgemein bekannt, dass Emily, seine ältere Tochter, nach einer Tracht Prügel ihr Elternhaus Knall auf Fall verlassen hatte, um es nie wieder zu betreten. Jacks Frau Mary war eine sanftmütige Person, die alle gern hatten, aber sie war furchtbar nervös und viel zu schwach, um sich gegen einen solchen Despoten zu behaupten.

Abgesehen von den Männern, die im Krieg zum Militär eingezogen worden waren, hatten sich die meisten Einwohner von Sawbridge, einem kleinen Dorf in Somerset, in ihrem ganzen Leben kaum mehr als zehn Meilen von ihrem Heimatort entfernt. Selbst eine Fahrt nach Bristol oder Bath erschien ihnen wie ein großes Abenteuer. Daher neigten sie zu einem beschränkten und engstirnigen Denken.

Von Molly glaubten sie, sie wäre genauso schwach wie ihre Mutter und so etwas wie ein Prügelknabe, aber das stimmte nicht. Mollys Fehler – wenn es denn einer war – bestand darin, dass sie viel zu weichherzig war. Sie lehnte sich nicht gegen ihren Vater auf, um ihrer Mutter Kummer zu ersparen. Sie half gern anderen und war ausgesprochen tatkräftig, und als ihr die Fahrt nach London verwehrt wurde, übernahm sie es, ein Straßenfest zu organisieren. Sie wollte etwas ganz Besonderes auf die Beine stellen, damit sich jedes Kind im Dorf für den Rest seines Lebens an den Krönungstag erinnerte.

Molly gebührte großes Lob für ihre Bemühungen. Die High Street war mit bunten Wimpeln geschmückt, von denen sie einen Großteil selbst auf der Nähmaschine angefertigt hatte. Sie brachte nicht nur praktisch jede Hausfrau im Dorf dazu, Kuchen, belegte Brötchen oder Konfitüren beizusteuern, sondern plante noch dazu Wettläufe auf dem Cricketplatz, eine Schatzsuche und einen Kostümwettbewerb. Als dann der Tag mit starken Schauern begann und nichts auf eine Besserung der Wetterlage hindeutete, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sämtliche Klappstühle und Tische von der Straße hereinzuholen und rasch den Gemeindesaal zu schmücken. Jemand machte den Vorschlag, als Dekoration die am Vortag aufgehängten Wimpel zu verwenden, aber die waren tropfnass und ließen sich nur schwer abnehmen.

Obwohl die neuen Dekorationen für den Saal geliehen waren, eigentlich hauptsächlich aus Weihnachtsschmuck bestanden und etliche Sachen ihre besten Tage längst hinter sich hatten, war der Gesamteindruck fröhlich und bunt. Nach all der Mühe, die Molly sich gegeben hatte, fand Brenda es ziemlich unhöflich von den Erwachsenen, einfach daheim zu bleiben und nur ihre Kinder in den Gemeindesaal zu Molly und allen anderen zu schicken, die gutmütig genug waren, um zu helfen.

Aber diese Leute verpassten den Anblick von fünfundvierzig Kindern im Alter zwischen zwei und vierzehn Jahren, die mit großen Augen all die Herrlichkeiten anstarrten, die vor ihnen ausgebreitet wurden. Nach der Lebensmittelknappheit im Krieg und in den darauffolgenden Jahren hatte die Regierung anlässlich der Krönung jedem Bürger eine höchst willkommene größere Zuckerration zugestanden, und die Frauen im Dorf hatten sämtliche Register gezogen, um ihr Können im Kuchenbacken unter Beweis zu stellen. Die meisten der jüngeren Kinder, die während des Kriegs und in der Zeit danach geboren waren, hätten sich nie träumen lassen, welche Wunderwerke ihre Mütter zustande brachten.

Der Kostümwettbewerb hatte fast genauso viel Aufregung und Ehrgeiz geweckt. Wenn Brenda sich im Saal umschaute, sah sie mehrere Königinnen, König Artus, den Papst, einen Pearly King, dessen Kostüm traditionell über und über mit Perlmuttknöpfen besetzt war, und eine Herzdame. Für Letztere war es nicht ganz leicht, in ihrem Spielkartenkostüm aus steifem Pappkarton ein Sandwich zu essen, und Brenda sah voraus, dass das Kostüm in Kürze zu Bruch gehen würde.

Außerdem gab es Preise für besonders schön geschmückte Schaufenster im Dorf. Eigentlich hätte der erste Preis Molly für ihre Leistung beim Lebensmittelladen zugestanden, aber da der Wettbewerb ihre Idee gewesen war, konnte sie natürlich nicht die Siegerin sein.

Verdient hätte ihr Werk den Preis aber durchaus. Das Mittelstück war eine große Kuh aus Gips, die sie in einem Schuppen aufgestöbert hatte. Molly hatte sie weiß angemalt und ihr aus Pappe eine Krone gemacht, sie mit Flitterkram verziert und mit Edelsteinen aus Weingummi besetzt und der Kuh einen purpurroten Krönungsmantel umgelegt. Den Boden des Schaufensters hatte sie dick mit Stroh bestreut und darin verschiedene britische Nahrungsmittel gefällig arrangiert: ein großes Stück Cheddar, Körbe mit Eiern, Obststeigen mit Erdbeeren, Steingutkrüge mit Cider und Gläser mit Marmelade, Chutney und Honig.

Aber im Moment sah Molly ganz und gar nicht glücklich aus. Sie mochte für das Strahlen auf den Kindergesichtern verantwortlich sein, aber sie machte sich Sorgen um das eine Kind, das fehlte.

»Lass gut sein, Molly«, meinte Brenda und legte einen Arm um das Mädchen. »Du weißt doch, dass Cassie ihren eigenen Kopf hat – wahrscheinlich ist sie mit Petal woandershin gefahren, wo vielleicht mehr los ist als hier. Sie ist eine zu gute Mutter, um einfach in der Stube zu hocken und nach draußen auf den Regen zu starren.«

Brenda hatte Molly schon immer gern gehabt. Ihr freundliches, mädchenhaftes Gesicht, die rosigen Wangen, die sanften blauen Augen und das liebenswerte Lächeln erhellten jeden Tag. Das Mädchen war der Hauptgrund, warum in Heywoods Laden immer so viel Betrieb war. Jack Heywood bildete sich ein, das Geschäft ginge seinetwegen so gut, aber tatsächlich würde er über Nacht einen Großteil seiner Kunden verlieren, wenn Molly ihre Arbeit dort einmal aufgab.

»Das würde sie nicht machen, Brenda.« Molly schüttelte den Kopf. »Sie hat tagelang an Petals Kostüm gearbeitet, und außerdem wäre sie bestimmt gekommen, um mir zu helfen.«

Brenda konnte sich noch gut erinnern, wie alle im Dorf über Cassandra March geklatscht hatten, als sie vor zwei Jahren nach Sawbridge gekommen war. Die Bewohner hatten die üppige Rothaarige mit tiefstem Misstrauen beäugt. Sie trug keinen Ehering und hatte ein vierjähriges Mischlingskind im Schlepptau, ein kleines Mädchen. Dass die Kleine Petal, also Blütenblatt, hieß, rief weiteres Getuschel und scheele Blicke hervor. Welcher normale Mensch würde seinem Kind schon einen solchen Namen geben?

»Dürfte eine Nutte sein«, meinte Jack Heywood damals eines Abends im Pied Horse, und obwohl Brenda der festen Überzeugung war, man solle keinen Menschen verurteilen, solange man ihn nicht kannte, musste auch sie zugeben, dass das flammend rote Haar der Frau, der enge Rock, der knappe Pulli, die hohen Absätze und das starke Make-up das Bild einer leichtfertigen Person heraufbeschworen.

Niemand glaubte daran, dass Cassandra March sich in Sawbridge häuslich niederlassen wollte; man ging davon aus, dass sie gekommen war, um sich hier mit jemandem zu treffen, und dass sie danach wieder verschwinden würde. Aber zur allgemeinen Überraschung sah sie sich nach einem Häuschen um, das sie mieten konnte.

Es war nicht weiter verwunderlich, dass Molly sich mit ihr anfreundete – schon als kleines Mädchen hatte sie sich um Kinder gekümmert, von denen sonst niemand etwas wissen wollte. Aber bald entdeckte auch Brenda etliche liebenswerte Eigenschaften an der geheimnisvollen jungen Frau, die...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2017
Übersetzer Britta Evert
Sprache deutsch
Original-Titel Without a Trace
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Beziehung • Drama • England / Großbritannien • Familiengeheimnis • Frauen Bücher • Frauen Bücher Bestseller • Frauenroman • Frauenroman Bestseller • Frauenromane • Gefühl • Gefühle • Historische Liebesromane • Liebe • Liebe / Beziehung • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane für Frauen • Liebhaber • Romantik • Tragik • Trennung • Unterhaltung
ISBN-10 3-7325-3967-9 / 3732539679
ISBN-13 978-3-7325-3967-3 / 9783732539673
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