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Die Insel der Zitronenblüten (eBook)

Roman - Das Buch zum Film
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-19870-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Eine kleine Bäckerei auf Mallorca, der Duft des Sommers und ein geheimnisvolles Erbe ...
Als Marina von ihrem Erbe erfährt, ahnt sie nicht, dass es ihr ganzes Leben verändern wird. Vor langer Zeit verließ sie ihre Heimat Mallorca und brach den Kontakt zu ihrer Schwester Anna ab. Niemals mehr wollte sie zurückkehren. Doch jetzt wurde ihnen beiden die kleine Bäckerei in Valldemossa vermacht. Auf der Insel angekommen, kann Marina dem Duft von Zitronenbrot nicht widerstehen. Sie weiß, sie sollte das alte Anwesen einfach verkaufen, aber irgendetwas hält sie davon ab - ein Geheimnis, das nur darauf wartet, gelüftet zu werden ...

Cristina Campos wurde 1975 in Barcelona geboren und machte ihren Abschluss in Geisteswissenschaften an der Universität von Barcelona. Anschließend studierte sie an der Universität in Heidelberg, wo sie auch das dortige Filmfestival mitorganisierte. Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat widmete sie sich ganz der Filmindustrie und arbeitet inzwischen seit zehn Jahren als Castingagentin für Film und Fernsehen. Nebenbei lebt sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben aus. Die Insel der Zitronenblüten ist ihr erster Roman.

1

Mutterschaft oder Injera

Zutaten:

 300 g Teffmehl

 250 ml Wasser

 eine Prise Salz

Zubereitung im Keramik-Mogogo:

Teffmehl in einer Schüssel mit Wasser und Salz anrühren und abgedeckt einen bis drei Tage ruhen lassen, bis die Mischung fermentiert ist.

Den Mogogo mit Essig auswischen und bei mittlerer Temperatur aufs Feuer stellen. Den Teig auf dem Mogogo verteilen und ausbacken. Das Injera darf nur von einer Seite gebacken werden.

Es wurde dunkel. Am heißesten und entlegensten Ort des Planeten, in der Danakil-Wüste im Nordosten von Äthiopien, pfiff ein unbarmherziger Wind. Nichts als Salz, Sand und Schwefel in dieser endlosen Weite, wo die Temperatur auf sechzig Grad anstieg und es kaum Leben gab. Dort, mitten in der Stille und dem Nichts, versteckt in einem weißen Betonhäuschen, lag Marina nach dem Liebesakt eng umschlungen mit Mathias, und er liebkoste sie.

»Ausgerechnet eine Bäckerei«, sagte Mathias.

»Dauernd muss ich daran denken«, sagte Marina und legte ihre Hand sanft in die von Mathias. »Warum schenkt uns jemand eine Bäckerei? Warum Anna und mir? Man vermacht sein Haus und seinen Laden doch nicht einfach irgendwelchen Unbekannten.«

»War dem Testament denn kein Brief beigelegt?«

»Nicht dass ich wüsste. Meine Schwester stellt Nachforschungen an, aber noch wissen wir nicht, was uns mit dieser Frau verbindet.«

»Und die Mühle, ist die noch in Ordnung?«, fragte Mathias.

»Das Gebäude ist heruntergekommen. Aber die Bäckerei funktioniert schon noch. In Valldemossa war sie die Einzige.«

Marina dachte eine Weile nach.

»María Dolores Molí … Ich kann diesen Namen noch so oft aussprechen, bei mir klingelt einfach nichts …«

»Dolores … das heißt auf Deutsch Schmerzen, stimmt’s?«, fragte Mathias.

Marina nickte.

»Merkwürdig, wie kann man nur seine Tochter Dolores nennen, das ist ja fast so, als würde man jemanden Angst oder Schwermut nennen«, setzte er hinzu.

»Dolores ist in Spanien ein ganz gewöhnlicher Name«, erklärte ihm Marina.

»Ich würde dich gerne begleiten. Ich bin wahrscheinlich der einzige Deutsche, der noch nie auf Malorca war«, sagte Mathias mit einem Gähnen.

»Mallorca, mit zwei L«, erwiderte sie mit einem zärtlichen Lächeln.

Den Laut des Doppel-L gibt es nicht im deutschen Alphabet, und Mathias konnte noch so viele Spanischkurse machen, er machte immer denselben Fehler. Genau wie Marina, die das deutsche Ä und das Ö immer noch nicht aussprechen konnte. Sie sprachen Englisch miteinander, und manchmal brachten sie sich gegenseitig etwas aus ihrer Muttersprache bei. Vor zwei Jahren hatten sie sich in einer Buchhandlung am Flughafen von Barajas ein schwarzes Moleskine-Büchlein gekauft, in dem sie sich ihr ganz eigenes Wörterbuch angelegt hatten. Sie schrieben in die Wörter hinein, die ihnen wichtig vorkamen. In der rechten Spalte die spanischen und in der linken die deutsche Übersetzung.

Marina streckte ihre Hand aus und griff nach dem Büchlein, das auf dem Nachttisch lag. Sie öffnete ihr Mäppchen und holte einen schwarzen Kugelschreiber heraus.

»Mit zwei Punkten?«

»Auf dem A.«

Marina schrieb panadería und daneben Bäckerei.

Seufzend legte sie das Büchlein auf den Nachttisch zurück.

»Jetzt bin ich schon über zehn Jahre nicht mehr auf Mallorca gewesen«, sagte Marina ein wenig traurig.

Mathias schaltete die nackte Glühbirne aus, die von der Decke hing. »Gute Nacht, Erbin, und denk nicht länger darüber nach, ich kenne dich doch. Solange du hier bist, findest du ohnehin keine Lösung.«

Marina drehte ihm den Rücken zu, und er schlang die Arme um sie.

Nach wenigen Minuten schlief Mathias ein. Mit dem Einschlafen hatte Marina immer Schwierigkeiten. Sie dachte noch einmal alle Probleme durch, die tagsüber bei der Arbeit angefallen waren, und überlegte sich Lösungen für den nächsten Tag. Aber diesmal kreisten ihre Gedanken nicht um die Arbeit, sondern um die Reise nach Mallorca, auf die sie zwar keine Lust hatte, die aber sein musste. Sie erinnerte sich an die letzten Worte in Annas Mail.

Vielleicht ist diese mysteriöse Erbschaft am Ende dazu gut, dass wir uns wiedersehen, dass du endlich wieder nach Hause kommst.

Über den letzten Satz hatte Marina sich geärgert. Mallorca ist nicht mein Zuhause, hatte sie gedacht. Es ist der Ort, an dem ich geboren wurde und an dem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe. Wo meine Eltern gelebt haben und wo heute nur noch Anna lebt. Nein, das ist nicht mein Zuhause. Nichts verbindet mich mehr mit dieser Insel.

Da Marina kein eigenes Haus besaß, gab es auch keinen Ort, an den sie an Weihnachten fahren konnte. Ein Ort, wie normale Familien ihn hatten, ein Ort, an dem sie die Feiertage verbrachten. Marina hatte zwar das nötige Geld, um sich ein Haus zu kaufen, aber den Wunsch nach eigenen vier Wänden hatte sie nie verspürt. Ihre Psychologin hatte einmal gesagt – und dabei einen Schriftsteller zitiert, dessen Name Marina entfallen war: »Zu Hause ist dort, wo man erwartet wird.« Dieser Satz hatte sie tage- und nächtelang verfolgt. Ihre Eltern waren schon gestorben. Mit anderen Verwandten hatte sie kaum Kontakt gehalten. Und natürlich war da noch Anna, ihre ältere Schwester. Anna und alles, was so lange zwischen ihren gestanden hatte.

Marina hatte sich schon in ihrer Jugend entwurzelt gefühlt. Mit vierzehn war sie aufgebrochen, mittlerweile war sie fünfundvierzig und immer noch unterwegs. Ihre Arbeit zwang sie zum Reisen. Warum nur hatte sie dieses Nomadenleben gewählt? Immer von einem Ort zum andern. Sie wollte nirgendwo Wurzeln schlagen. Wo ist dein Zuhause, Marina? Wer wartet auf dich? Dass sie diese Frage nicht beantworten konnte, machte ihr manchmal Angst. Seit Jahren schon suchte sie nach einer ehrlichen Antwort und war irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass ihr Zuhause, ihr echtes Zuhause, die ganze Welt war – die ganze Welt und Mathias. Das war die Antwort, die sie sich selbst gab. Eine Antwort, die sie beruhigte und die außerdem der Wahrheit entsprach, denn an allen Orten dieser Welt, an denen sie schon gewesen waren – mochten sie auch noch so klein, geheim und verborgen gewesen sein –, waren sie von den Menschen stets mit offenen Armen empfangen worden.

Diese Antwort beruhigte sie zwar, dennoch war eines gewiss: Sie hatte keinen festen Zufluchtsort, kein Ithaka wie ihre Freunde und Arbeitskollegen und wie Mathias natürlich, dessen Eltern in Berlin-Kreuzberg eine Wohnung besaßen, in der Bergmannstraße Nr. 11.

Sicher, Marina hätte sich auch für ein konventionelleres Leben entscheiden können. Ein Leben mit mehr Sicherheit. Mit mehr Beständigkeit. Sie hätte auf diesem vom Meer umschlossenen Fleckchen Erde bleiben können, auf dieser Insel, die hundert Kilometer lang und achtundsechzig Kilometer breit war. Wäre sie nach Mallorca zurückgegangen, wäre sie jetzt vielleicht verheiratet wie ihre Schwester, mit einem von den Männern aus dem Königlichen Segelclub von Palma, so wie ihre Mutter es ihr geraten hatte. Oder vielleicht würde sie, dem Wunsch ihres Vaters entsprechend, in der Geburtshilfe-und-Gynäkologie-Abteilung des Universitätskrankenhauses San Dureta arbeiten, das im Bezirk Poniente am Stadtrand von Palma lag.

Aber stattdessen war sie 7843 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt, mitten in der Danakil-Wüste, in den Armen des Mannes, den sie liebte.

Sie konnte noch immer keinen Schlaf finden. Sie drehte sich zu Mathias um und sah ihm zu, wie er friedlich schlief. Sie waren so verschieden, er war groß, kräftig, ungemein deutsch. Sie hatte dunklere Haut, schwarzes Haar, das ihr auf die Schulter fiel, sie war klein, etwas stämmig, ungemein spanisch. Liebevoll strich sie ihm übers Kinn, über den wilden braunen Bart. Dann strich sie ihm das Haar aus dem Gesicht, und ihre Finger fuhren sanft über die Haut rund um die Augen. Während sie diese Geste wiederholte, dachte sie an die zarten Fältchen, die sie langsam bekam. Er war fünfunddreißig Jahre alt. Sie selbst würde im August sechsundvierzig werden. Dieser Gedanke beunruhigte sie für einen Moment. Dann verbannte sie ihn sogleich wieder. Sie nahm seinen Arm und legte ihn sich um die Taille, denn es beruhigte sie und machte sie glücklich, im Arm dieses Mannes zu liegen, der so durch und durch gut war, zehn Jahre jünger als sie, der sie liebte und sie bewunderte. Marina schloss die Augen und fand endlich Schlaf. Unbewusst drückte er sie an sich. Sein Zuhause. Sein Heim.

Ein festes Klopfen. Marina hatte erst eine Stunde geschlafen. Sie schlug die Augen auf. Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Wieder dieses Klopfen. Leise erhob sie sich und schlich zur Schlafzimmertür. Das Klopfen kam von der Haustür. Sie ging weiter durchs Esszimmer, hin zu dem kleinen Fenster. Sah hinaus. Es war zu dunkel draußen. Sie konnte niemanden erkennen. Wieder hämmerte jemand gegen die Tür, diesmal schon kraftloser.

Sie ging hin und machte auf. Auf dem Boden lag, halb bewusstlos, eine junge, schwangere Äthiopierin …

»Mathias!«, rief Marina und kauerte sich neben das junge Mädchen, das nicht älter als fünfzehn sein konnte.

»Ganz ruhig«, sagte sie zu ihr auf Englisch.

Sie legte die Fingerspitzen auf das Handgelenk der jungen Frau. Nahm den Puls. Er raste.

Mathias kam aus dem Schlafzimmer geeilt, schob die Arme unter die junge Frau und hob sie hoch. Auf der nackten Erde unter ihrem Körper hatte sich eine Blutlache gebildet....

Erscheint lt. Verlag 19.3.2018
Übersetzer Michaela Meßner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Pan de limón con semillas de amapola
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Backen • Berlinale • Buchverfilmung • Buch zum Film • Cristina Caboni • eBooks • Frauenromane • Kinoverfilmung • Laura Dave • Liebesromane • Mallorca • mediterran • Rezepte • Romane für Frauen • Spanien • Valldemossa
ISBN-10 3-641-19870-4 / 3641198704
ISBN-13 978-3-641-19870-1 / 9783641198701
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