Teufelstropfen (eBook)

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2017 | 1. Auflage
320 Seiten
Emons Verlag
978-3-96041-223-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Teufelstropfen -  Gina Greifenstein
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Wenn ein harmloser Seniorenbegleitpudel unversehens eine Leiche in einem Kirchgarten findet, dann kann das nur eines bedeuten: Es gibt Arbeit für das fränkisch-pfälzische Ermittler-Dreamteam Paula Stern und Bernd Keeser. Doch einen Mordanschlag später gibt es zwar Verdächtige zuhauf, aber keinen klaren Hinweis auf den Mörder. Muss es erst noch einen weiteren Toten geben ...?

Gina Greifenstein, aufgewachsen in Würzburg, lebt als freie Autorin in der Südpfalz. Aus ihrer Feder stammen zahlreiche Bestsellerkochbücher, aber auch Romane - 'Der Traummann auf der Bettkante' (Piper) war 2008 für den DELIA-Literaturpreis nominiert. Zuletzt erschienen ist die Pfalz-Krimi-Reihe um die junge Ermittlerin Paula Stern - vor der eigenen Haustür mordet es sich schließlich am besten.

Gina Greifenstein, aufgewachsen in Würzburg, lebt als freie Autorin in der Südpfalz. Aus ihrer Feder stammen zahlreiche Bestsellerkochbücher, aber auch Romane – "Der Traummann auf der Bettkante" (Piper) war 2008 für den DELIA-Literaturpreis nominiert. Zuletzt erschienen ist die Pfalz-Krimi-Reihe um die junge Ermittlerin Paula Stern – vor der eigenen Haustür mordet es sich schließlich am besten.

Der weltbeste Polizeipudel


Freitag, 17. August

Der Wasserhahn bohrte sich schmerzhaft in ihren Hinterkopf, als sie ruckartig den Kopf hob.

»Autsch!« Paula fluchte laut. Dass Telefone immer dann klingeln müssen, wenn es am ungünstigsten ist, dachte sie grantig. Ihr kam es oft so vor, als ob jemand sie mit versteckter Kamera beobachtete und dann in genau dem Moment anrief, wenn sie gerade auf dem Klo saß, eben in den Keller gegangen oder, wie in diesem Augenblick, beim Haarewaschen war – und der just dann auflegte, wenn sie alles stehen und liegen gelassen hatte und endlich an den Apparat gehetzt war.

Kurz überlegte sie, ob sie das Klingeln ignorieren sollte. Wer etwas von ihr wollte, würde sich sicher wieder melden. Letztendlich wickelte sie sich aber doch ein Handtuch um die schäumende Haarpracht und machte sich auf die Suche nach ihrem Handy. Es konnte etwas Wichtiges sein, die Zentrale zum Beispiel, die sie zu einem Tatort rufen wollte, oder – fast noch wichtiger, entschied sie – Sebastian.

Bei diesem Gedanken machte ihr Herz einen hoffnungsvollen Sprung. Ja, es muss Sebastian sein, beschwor sie das immer noch klingelnde Telefon. Aber sie fand es nirgendwo. Schon so oft hatte sie sich vorgenommen, sich einen festen Ablageplatz dafür auszusuchen, damit sie nie wieder nach dem Teil suchen musste. Doch bisher war es noch nicht zur Ausführung dieser genialen Strategie gekommen.

Seifenwasser rann ihr den Rücken hinunter, durchnässte ihr T-Shirt und tropfte auf das Parkett. Sie dachte kurz daran, doch wieder ins Bad zurückzugehen und das Shampoo auszuspülen, suchte dann aber weiter.

Othello, Nachbarpudel und seit mehreren Wochen bei ihr in Pflege, da sich seine über achtzigjährige Besitzerin den Oberschenkelhalsknochen gebrochen hatte und derzeit in Reha-Kur war, folgte jedem ihrer Schritte.

»Ein ambitionierter Polizeihund hätte das Telefon schon längst gefunden«, sagte Paula zu ihm. »Such! Such das Telefon!«

Der Hund wedelte begeistert mit seinem Stummelschwanz und rannte laut kläffend mehrmals um den Wohnzimmertisch.

Paula musste angesichts der flatternden Ohren und des an den Tag gelegten Elans lachen. Othello war wahrhaftig weit davon entfernt, ein Polizeihund zu sein, auch wenn er seit Wochen in einem Kripo-Dienstwagen mitfahren durfte.

»Hund, du bist keine große Hilfe.«

Das Klingeln verstummte genau in dem Moment, als sie das Telefon endlich in der Küche neben dem Wasserkocher entdeckte. Ihre Theorie mit der versteckten Kamera schien damit bestätigt.

Sie nahm das jetzt stumme Handy in die Hand und überprüfte das Display. Es war nicht Sebastian gewesen. Dabei fehlte er ihr so, die Sehnsucht nach ihm tat fast weh. Und das, obwohl er nur ein Stockwerk unter ihr wohnte. In ihren Augen brannten heiße Tränen. Sie versuchte sich einzureden, dass das auch am Shampoo liegen konnte, das ihr in die Augen lief.

»Keeser«, konnte sie verschwommen entziffern. Sie rieb sich mit dem Handrücken über die Lider, was aber nicht hilfreich war, ganz im Gegenteil, das Brennen wurde dadurch nur noch schlimmer.

Paula legte das Handy zurück auf die Arbeitsplatte. Ihr Kollege konnte ruhig warten, bis sie die Haare fertig gewaschen hatte.

***

»Was willst du?«, fragte sie Bernd Keeser ohne jegliche Höflichkeitsfloskel, als sie ihn eine halbe Stunde später zurückrief. Es war ihr freies Wochenende, und wenn er anrief, konnte das nur etwas Unangenehmes bedeuten, zum Beispiel, dass sie einen neuen Fall hatten und das freie Wochenende zu Ende war, bevor es richtig begonnen hatte.

Allerdings war Keeser noch krankgeschrieben. Aber das konnte sich schnell ändern, wenn nicht genügend Leute zur Verfügung standen. Er war nach einer Schussverletzung zwar rekonvaleszent, aber nicht wirklich krank. Wie Paula ihn kannte, hätte er wahrscheinlich lieber heute als morgen wieder gearbeitet.

»Deine reizende Gesellschaft«, antwortete Keeser zuckersüß. »Marianne hat gerade abgesagt, und jetzt weiß ich nicht, wie ich allein nach Minfeld kommen soll.«

Das war also kein neuer Fall für sie, das war ein völlig anderer Fall, folgerte Paula, ein privater Fall. »Ich soll dich nach Minfeld fahren?«

»Genau, und bei der Gelegenheit könntest du mir bei einem Orgelkonzert Gesellschaft leisten.«

Wenn das verlockend klingen sollte, dann war Paula die völlig falsche Adressatin. »Ausgerechnet ich? Überhaupt: Hast du nicht irgendwann mal gesagt, du wärst noch zu jung für Klassikkonzerte?«

»Grundsätzlich ja, aber das ist etwas anderes. Es geht um einen guten Zweck. Das Konzert findet in der historischen Kirche in Minfeld statt. Seit Jahren wird mit derartigen Veranstaltungen das Restaurieren der alten Wandmalereien finanziert. Es ist ein wirklich süßes Kirchlein mit einer tollen Orgel. Es werden heute Werke von Bach gespielt.«

Orgelmusik?, dachte Paula wenig euphorisch.

»Ich glaube nicht, dass ich schon in dem Alter für so was bin«, sagte sie zurückhaltend.

»Ach, komm schon, mach einfach einen Ausflug in die Welt der Erwachsenen – mir zuliebe.«

Eine Möglichkeit, sich zu drücken, hatte sie noch: »Soll ich dich etwa mit dem Motorrad abholen?«, fragte sie mit spöttischem Unterton. Der große, nicht eben schlanke Keeser als Sozius war das Letzte, was sie sich vorstellen konnte.

»Quatsch, nie im Leben steige ich auf diesen Feuerstuhl! Nein, wir fahren natürlich mit dem Auto.«

»Darf ich dich erinnern, dass ich kein Auto besitze?«

»Ich komme bei dir vorbei.«

»Ich dachte, du darfst noch nicht fahren?« Die Wunde in seiner Schulter war zwar gut verheilt, aber er war noch nicht arbeitstauglich geschrieben. Autofahren war somit auch noch nicht erlaubt.

»Ach, die paar Meter bis zu dir schaff ich schon. Es darf mich nur keiner dabei erwischen. Von dir aus fährst dann du.«

Paula glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst, Herr Kriminalhauptkommissar?«

»Doch …«, kam es kleinlaut aus dem Hörer. »Komm schon, sei nicht immer so akkurat.«

Paula überhörte das geflissentlich. »Gut, aber nur, wenn ich Othello mitnehmen darf.« Sie wusste genau, dass Keesers Verhältnis zu dem Hund, der Paula seit Frau Seidels Sturz im Dienst begleitete, gespalten war, besonders wenn es um das Innenleben von Autos ging.

Er antwortete dann auch wie erwartet: »Das ist aber nicht unser Dienstwagen, sondern meine Privatkutsche.«

»Das macht Othello gar nichts aus«, sagte Paula schnell.

»Aber …«

»Du weißt doch, dass Pudel nicht haaren«, unterbrach sie ihn.

»Du kannst ihn aber nicht mit in die Kirche nehmen …«

»Das ist mir klar, er bleibt im Auto, und in der Pause und danach gehen wir ’ne Runde mit ihm, das wird dir auch guttun.«

»Ach Paula …«

»Othello ist dabei, oder du bleibst mit deinem Hintern daheim!«

»Du solltest in eine andere Abteilung wechseln, das SEK und die GSG 9 brauchen immer Leute, die eiskalt mit Erpressern und Geiselnehmern verhandeln«, merkte Keeser trocken an.

»Wann?«

»Bin um achtzehn Uhr bei dir.«

***

Keeser kam fünf Minuten zu spät. Das hatte Paula noch nie bei ihm erlebt. Ungeduldig stand sie abholbereit auf der Straße und malte sich von Minute zu Minute neue Szenarien aus, wie er durch die schussbedingte Einschränkung einen Unfall gebaut hatte. Dann kam seine alte rote Klapperkiste um die Ecke und stoppte genau vor ihr.

»Ist doch gar nicht so einfach, einhändig zu fahren«, sagte er, als er ausstieg und seinen verletzten rechten Arm zurück in die Armschlaufe schob. »Genauso wie allein anziehen und aufs Klo gehen.«

»Bitte erspar mir Einzelheiten.« Paula verfrachtete Othello auf den Rücksitz und setzte sich auf den Fahrersitz, den sie mehrere Stufen nach vorn stellen musste, um an die Pedale zu gelangen. »Gegen deine eins dreiundneunzig bin ich halt doch ein Zwerg.«

Keeser hatte ihr mit kritischem Blick zugesehen. Er mochte es gar nicht, wenn sein Sitz verstellt wurde, das wusste Paula. Deshalb fuhr auch er meistens den Dienstwagen. Aber er sagte ausnahmsweise nichts dazu.

»Ich bin heilfroh, wenn ich mich wieder richtig bewegen und endlich wieder arbeiten kann.« Er stöhnte beim Anlegen des Sicherheitsgurtes. »Wenn ich wenigstens Linkshänder wäre.«

»Geduld ist nun mal nicht deine Stärke, liebster Kollege. Wohin jetzt?« Paula kannte sich inzwischen schon ganz gut in Landau und Umgebung aus, aber manche Ortsnamen hatte sie in den knapp eineinhalb Jahren, die sie jetzt in der Pfalz lebte, noch nie gehört. Minfeld gehörte dazu.

»Fahr erst mal Richtung Billigheim.«

Der Ort war Paula bekannt, also fuhr sie los. Sie fädelte sich durch die große Baustelle, die genau dort war, wo sie vom Südring in die Xylanderstraße abbiegen musste. Hier wurde gerade ein Kreisel gebaut, aber bis der fertig sein würde, war dieser Knotenpunkt ein Ärgernis für alle Landauer.

Paula musste wie meistens vor der herabgelassenen Bahnschranke in der Weißenburger Straße anhalten. Die paar Male, die sie ungehindert hatte durchfahren können, konnte sie an einer Hand abzählen.

»Was meinst du, wie lange du noch krankgeschrieben bist?« Keeser fehlte ihr im Dienst. Seine Ruhe, sein Humor, aber auch die kulinarischen Pausen, die er nur allzu gern einlegte. Jochen Lenzmann, mit dem sie zusammen Dienst tat, seit Keeser vor ein paar Wochen angeschossen worden war, fand sie zwar nett, und es war wirklich angenehm, mit ihm zu arbeiten – aber er war eben nicht Keeser. Fast drei Monate war ihr Lieblingskollege jetzt schon...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2017
Reihe/Serie Pfalz Krimi
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bernd Keeser • Greifenstein Kochen • Greifenstein Krimi • Krimi und Rezepte • Kulinarischer Krimi Pfalz • Landau-Krimi • Paula Stern • Pfalz • Pfälzer Ermittler • Pfälzer Essen und Krimi • Pfalz-Krimi • Pfalzroman • Regio-Krimi Pfalz • Südpfalz-Krimi
ISBN-10 3-96041-223-1 / 3960412231
ISBN-13 978-3-96041-223-6 / 9783960412236
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