Arnulf - Das Schwert der Sachsen (eBook)

Die Arnulf-Saga, Band 2
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
464 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-21426-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Arnulf - Das Schwert der Sachsen -  Robert Focken
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774 nach Christus: Krieg, Aufruhr und Vertreibung erschüttern das Reich Karl des Großen. Während der Frankenkönig in Italien die Langobarden niederringt, schmiedet der Sachsenherzog Widukind ein Bündnis der heidnischen Stämme, um das verhasste Frankenreich heimzusuchen. Im Strudel dieser Ereignisse steht Arnulf, ein fränkischer Gefangener an Widukinds Hof. Nur er kann die Franken vor dem Angriff warnen - doch die Flucht scheitert. Mit der Kraft der Verzweiflung stemmt Arnulf sich gegen sein Schicksal, während Widukinds Krieger sich für den großen Sturm rüsten...

Ein packendes Drama aus der Zeit der Sachsenkriege, das den Leser über blutige Schlachtfelder und durch heidnische Waldwildnis bis zu den mythischen Heiligtümern der Falenstämme führt.



Robert Focken wurde in Höxter in Nordrhein-Westfalen geboren und wuchs in Holzminden auf. Von dort zog einst Karl der Große mit seinem Kriegsheer ins Sachsenland. Diesem Umstand mag es geschuldet sein, dass bei Focken immer ein Interesse für Geschichte vorhanden war. Seit 1994 ist Focken in der Finanzindustrie tätig, sein Herz aber schlägt nach wie vor für die historischen Ereignisse seiner Region. Mit seiner »Arnulf«-Saga tritt Focken an, den deutschen historischen Roman auf Blockbuster-Niveau zu bringen.

1

Vor der Siedlung Korbach, im Frühjahr 774

Halblaute Worte unterbrachen die Stille. Widukind hörte Dagos leises Lachen.

»Das Seil ist gespannt, Herzog! Fünfzig Schritt vor dem Tor, außerhalb des Fackellichts!«

»Gut«, raunte Widukind. »Hoffen wir, dass die Kerle auch rauskommen …«

Schemenhaft sahen sie die Umrisse des Palisadenzaunes von Korbach vor sich. Seit Anbruch der Dunkelheit harrte der West­falenherzog mit einer Handvoll Krieger in einer kleinen Vertiefung nördlich des befestigten Edelhofes aus. Immer noch klangen die getragenen Gesänge der Christen herüber. Widukind spürte das Kribbeln aus seinem Innern aufsteigen, das sich vor jedem Gefecht einstellte.

»Ich sage, die Franken machen einen Ausfall!« Dago kniete direkt neben ihm. »Bei Wodan, nach den ersten Brandpfeilen müssen sie rauskommen … ich wette um Eure junge Fuchsstute, Herzog, dass sie kommen! Was setzt Ihr ein?«

Widukind lächelte in sich hinein. Dago war einer seiner Schildmänner, der engsten Kampfgefährten. Und einer, der das Wettspiel liebte. »Die Stute«, murmelte Widukind, »gegen Euren Sattel mit den Silberbeschlägen, den Ihr aus Nordelbien mitbrachtet!«

Dago streckte eine Hand aus, Widukind meinte ihn grinsen zu sehen. »Es gilt«, raunten sie gleichzeitig.

Etwa drei Dutzend Frankenkrieger bewachten die Siedlung. Dago hatte dies herausgefunden, als er sich vor nicht allzu langer Zeit unter die Arbeiter gemischt hatte, die beim Kirchenbau helfen mussten; sächsische Grundherren, die sich mit den Franken gutstellen wollten, schickten ihnen ihre Knechte. Der Krieger räusperte sich. »Sie singen noch für ihren Gott, in dem Steinbau, mit ihrem Priester …«

Widukind schnaubte verächtlich. »Sie singen für ihren Gott?«, fragte er und verlagerte das Gewicht auf das rechte Knie, leise knirschte sein Kettenhemd. »Werdet Ihr das Dach treffen?«

Dago wandte ihm sein Gesicht zu. Wolken verdeckten die Mondsichel, es war fast völlig dunkel. »Der Runenmeister hat die Pfeile geweiht«, murmelte der Gefährte. Er zog einen Pfeilschaft aus dem Köcher, den er an der Seite trug, und ging mit den Fingern über das Holz in der Mitte, wo ein winziges, zackenartiges Zeichen eingeschnitzt war. »Und ich habe einen Richtungsstock ausgelegt, im letzten Licht. Wir müssen beim Zielen hoch genug anhalten, das ist alles. Die Pechlappen machen die Pfeile schwer …«

Widukind grunzte zufrieden, denn alles war vorbereitet: Ein paar Schritt hinter ihnen warteten Krieger mit einem Brandtopf. Auf der Südseite des Anwesens harrte unweit des Tores ein weiterer Trupp: Er würde Warnung geben, wenn fränkische Krieger wider Erwarten die Siedlung verließen, bevor es losging. Ein flackernder Lichtpunkt bewegte sich jetzt auf der Palisade: eine Wache mit Harzfackel. Die acht bis neun Fuß hohen Holz­balken der Umwallung waren kein echtes Hindernis für entschlossene Angreifer. Lange hatte Widukind überlegt, ob er Korbach nicht einfach stürmen sollte. Da war die heranwachsende Kirche, eine der ersten auf sächsischer Erde: Sie musste zerstört werden. Nebenbei würden Pferde und die wertvollen Schuppenpanzer der Besatzung als Beute anfallen. Aber ein offener Angriff blieb riskant für einen Kriegsherrn, dessen Gefolgschaft kaum mehr als hundert Krieger zählte! Er musste seine Kräfte gut einteilen, denn jenseits von Korbach lockte ein ganz anderes, bedeutsameres Ziel: die Eresburg1! Der Verlust der Festung an die fränkischen Eroberer ein Jahr zuvor war das Fanal für einen schänd­lichen Rückzug gewesen …

Das Gesinge war vorbei! Eine geradezu unheim­liche Stille breitete sich aus. Der Herzog nahm den Geruch des Pechs war, als sein Kamerad die ersten Pfeile aus dem Köcher holte. Schon machte sich Dago mit zwei anderen daran, ein Feuer zu entzünden. Sie hatten dafür einen Eimer mit Zunder und Kleinholz mitgebracht. Stahl schlug auf Feuerstein, und nach vorsichtigem Pusten züngelte eine Flamme aus dem Eimer, halbwegs abgedeckt zur Siedlung hin durch die mächtigen Rundschilde der Männer. Dago tauchte den ersten Pfeil mit dem stinkenden Pech in den Brandtrog, sofort fing er Feuer. Der Krieger richtete sich zu voller Größe auf und zog die Sehne aus, bis seine rechte Hand fast die Wange berührte – die Pfeilspitze zeigte in den Nachthimmel. Mit einem lauten Schlag löste sich der Pfeil, stumm verfolgten die Falen den feurigen Bogen, der in den Himmel stieg, wieder an Höhe verlor und sich auf die Dächer der Siedlung senkte. Ein sattes »Wock!« verkündete den Aufschlag.

Dago ließ den Bogen sinken. »Im Dach, Herzog!«

Im Grunde konnte man es nur ahnen, wenn man nicht die Augen einer Eule hatte; knapp ragte das Dach der großen Halle über die Palisadenhöhe hinaus. Prompt taten die anderen beiden Schützen es Dago gleich, Brandpfeil um Brandpfeil surrte los, um in weitem Bogen auf die große Halle Korbachs niederzugehen. Bald sahen sie erste Flammen emporzüngeln – Widukinds Herz schlug schneller. Endlich, nach unfassbar langer Zeit, erscholl der erste Warnruf. »Fiur!«

»Na also«, sagte Dago grimmig. »Dachte schon, wir hätten die Wachen gleich mitdurchbohrt!«

»Schießt, was Ihr könnt!«, stieß Widukind hervor. Von der Palisade aus konnte man sie mit dem Feuertopf sehen, das stand fest – die Franken könnten versuchen zurückzuschießen. Oder einen Ausfall wagen … Schon verschmierten Pechtropfen die Bogen­hölzer. Die Bogner wischten es so gut wie möglich mit ledernen Handschuhen ab, um sofort das nächste, qualmig-stinkende Geschoss aufzulegen. Der Dachfirst war mittlerweile von den Flammen beleuchtet. Widukind fluchte in sich hinein, nur zäh breitete das Feuer sich aus. Die letzten Wochen waren zu feucht gewesen. Enttäuschung rollte durch seine Adern wie ein Kältestoß, erstmals an diesem Abend fröstelte er unter Wolfsfell und Kettenhemd. Lautes Rufen drang jetzt herüber, die Franken versuchten, mit Wassereimern zu löschen. Waren sie mutig genug für einen Ausfall?

»Das reicht! Los, zu den anderen!«

Auf das Kommando des Herzogs hin griffen sie Waffen, Schilde und Pfeilköcher und liefen zu den Pferden – nur der Feuertopf blieb zurück. Udo, ein junger Halbfreier, hielt das Ross des Herzogs. »Ihr heizt ihnen ein, Herr!«, rief er mit mühsam gedämpfter Aufregung.

»Nicht genug«, schnappte Widukind und schwang sich in den Sattel. Sie umritten Korbach in einem halbkreisförmigen Bogen, da das Tor auf der Südseite lag. Widukind steuerte die dunklen Umrisse der Walnussbäume an, unter denen eine Schar ­fälischer Krieger mit Blick auf das Tor kauerte. Hier führte Widukinds Vetter Ingmar das Kommando. »Die Kreuzanbeter trauen sich nicht raus«, rief er dem Herzog missmutig ent­gegen. »Das Gesinge hat ihr Mark weich gemacht!« Er hatte eine dünne Stimme, die nicht zu seinen massiven Umrissen passen wollte.

Widukind stieg vom Pferd und starrte wie die anderen auch auf das dunkle Tor. »Sie wären mutiger, Ingmar, wenn Ihr nicht neulich im Forst ihre Holzhauer massakriert hättet«, bemerkte er trocken.

Ingmar schnaubte ein kurzes, hartes Lachen und versuchte, Widukinds Gesichtszüge zu erkennen; war das ein Tadel seines Blutsverwandten? Er beschloss, dass ihm das gleichgültig war. Für ein paar Augenblicke verfolgten sie still das Schreien und Klappern hinter dem Tor. Köpfe einiger Frankenkrieger tauchten auf dem Wehrgang über dem Tor auf, schwarz hoben sie sich gegen den Feuerschein im Hintergrund ab. Auch sie konnten mit dem Bogen umgehen, aber im Dunkeln waren die Sachsen für sie wie Geister …

»Verdammte Feiglinge«, murmelte Dago. »Wegen Euch verliere ich einen guten Sattel!«

»Still!«, zischte Widukind. »Der Torbalken!«

Tatsächlich hörten sie nun das schwere Reiben von Holz auf Holz. Gebannt starrten sie auf die aufschwingenden Torflügel knapp hundert Schritt vor ihnen: Ein Trupp Franken kam heraus, zu Fuß, im Laufschritt – im Fackellicht konnte Widukind die Eisenschuppen auf den Panzern der vorderen Männer erkennen. Sie würden die Reste des Feuertopfes auf der anderen Seite der Palisade ansteuern, weil es das Einzige war, was sie vom Feind sahen. Es mochten zwanzig Mann sein, weniger noch, als Widukind selbst dabeihatte. Das Kribbeln kam zurück, heftiger als zuvor, er spürte jede Faser und jeden Muskel. Seine Rechte umfasste den Griff seines Schwertes bluot trinkar.

»Zum Teufel …!« Die ersten Franken stürzten über das Seil, fluchten, rappelten sich hoch – ein Augenblick der Verwirrung …

»Schießt!«, brüllten Ingmar und Dago gleichzeitig. Zehn Bogenschützen hatten sie dabei – ihre erste Salve traf die Franken vollkommen überraschend. Drei oder vier Mann schrien getroffen auf oder gingen zu Boden. Aber schon die zweite Runde Geschosse blieb in den Schilden stecken, flog über die Frankenkrieger hinweg und bohrte sich in die Palisaden. Widukind warf sich in den Sattel. »Schießt auf die Palisadenwachen!«, schrie er Ingmar zu. »Die anderen – mir nach!«

»Aber … Rabendreck!« Ingmar knirschte mit den Zähnen. Widukind wollte den fränkischen Ausfall niederreiten und sein Schwert in Frankenblut tauchen – wie viel ruhmloser war es, von weit hinten auf die feind­lichen Bogner zu schießen!

Wie Gespenster aus dem Dunkeln sprengten Widukinds Reiter heran. Verblüfft und erschrocken machten die ersten Franken kehrt. Sie versuchten, das Tor zu erreichen – nur wenige Schritt...

Erscheint lt. Verlag 11.12.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • Deutsche Geschichte • eBooks • Historische Romane • Karl der Große • Mittelalter • Sachsenkriege
ISBN-10 3-641-21426-2 / 3641214262
ISBN-13 978-3-641-21426-5 / 9783641214265
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