Der Attentäter (eBook)

Ein Isaac-Bell-Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
480 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-19501-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Attentäter -  Clive Cussler,  Justin Scott
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Die Standard Oil Company des mächtigen Millionärs John D. Rockefeller drängt die Konkurrenz mit brutalen Mitteln aus dem Geschäft. Rockefeller wird sogar verdächtigt, einen Auftragsmörder auf seine Gegner angesetzt zu haben. Um seine Weste rein zu waschen, beauftragt er den Privatdetektiv Isaac Bell von der Van Dorn Agency, seine Unschuld zu beweisen. Bell nimmt den Auftrag an - und befindet sich plötzlich selbst im Visier des skrupellosen Meisterschützen.

Die besten historischen Actionromane! Verpassen Sie keinen Fall des brillanten Ermittlers Isaac Bell. Jeder Roman ist einzeln lesbar.

Seit er 1973 seinen ersten Helden Dirk Pitt erfand, ist jeder Roman von Clive Cussler ein »New York Times«-Bestseller. Auch auf der deutschen SPIEGEL-Bestsellerliste ist jeder seiner Romane vertreten. 1979 gründete er die reale NUMA, um das maritime Erbe durch die Entdeckung, Erforschung und Konservierung von Schiffswracks zu bewahren. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2020 in der Wüste von Arizona und in den Bergen Colorados.

PROLOG

1899
PENNSYLVANIA

»Ist das ein Zug?«, fragte Spike Hopewell.

»Es sind zwei Züge«, sagte Bill Matters. Das schwere, wasserdampffeuchte Stampfen der 2-8-0-Güterzuglokomotiven der Pennsylvania Railroad war in der stillen Nachtluft meilenweit zu hören. »Sie befinden sich auf der Hauptstrecke, nicht hier auf dem Nebengleis.«

Spike war nervös. Es lockerte seine Zunge und machte ihn gesprächig. »Weißt du, was ich glaube? John D. Rockefeller hat das gesamte Ölgeschäft schon längst an sich gerissen, bevor die meisten Leute geboren wurden.«

»Zur Hölle mit Rockefeller. Zur Hölle mit Standard Oil.«

Bill Matters hatte ihre Achillesferse gefunden. Nach dreißig Jahren Kampf gegen die »Standard«, nach dreißig Jahren Wühlen im Dreck, würde er ihr Pipeline-Monopol endlich brechen.

In dieser Nacht. Unter einem Himmel, silberweiß von Sternen, in einem niedrig gelegenen Heufeld in den Ausläufern der Allegheny Mountains. Bewaldete Berghänge rahmten das Feld ein. Gleise der Pennsylvania Railroad durchschnitten es und überbrückten die Senke in den Bergen auf einem hohen Gerüstpfeilerviadukt, der aus Holz erbaut worden war.

Entgegen seiner besseren Einsicht war Spike Hopewell bereit, den Plan in die Tat umzusetzen. Bill war schon seit jeher für rasende Geistesblitze empfänglich gewesen, die an nackten Wahnsinn grenzten, und es wurde immer schlimmer. Abgesehen davon wusste er: Wenn es darum ging, einen Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen, kannte John D. Rockefeller jeden denkbaren Trick, und zwar, weil er ihn selbst erfunden hatte.

»Jetzt!« Bill zog seinen alten Remington Trommelrevolver und feuerte einen Schuss in die Luft.

Peitschen knallten. Maultiere stemmten sich in ihr Zaumzeug. Lastfuhrwerke, besetzt mit Männern und beladen mit Baumaterial, rumpelten über das Feld und bis unter den Viadukt – eine Gitterkonstruktion aus verschraubten Balken, die die Gleise trug und über das tief liegende Gelände hinwegführte.

Rohrleitungen, die Matters und Hopewell bereits verlegt hatten, endeten in den Wäldern an den einander gegenüberliegenden Rändern des Heufelds. Der westliche Strang verlief zweihundert Meilen weit über die Allegheny Mountains bis zu den Ölfeldern Pennsylvanias. Der östliche Strang endete nach einhundertachtzig Meilen in ihrer Raffinerie an der Küste in Constable Hook, New Jersey, wo hochseegängige Tanker ihre Petroleumladungen fassen konnten. Alle dreißig Meilen waren Pumpen und Puffertanks installiert worden, und alles, was jetzt noch zu tun blieb, war, diese offene Lücke auf dem Land, das sie erworben hatten, unter der Eisenbahnstrecke zu schließen.

Spike konnte nicht schweigen. »Weißt du, was der Präsident der Penney meinte? Er hat gesagt: ›Was würde ich mir an Kosten für Lokomotiven und Pullman-Waggons oder an Beschwerden ersparen, wenn ich meine Passagiere verflüssigen und genauso durch die Rohre pumpen könnte wie Sie Ihr Erdöl.‹«

»Ich bin dort gewesen«, sagte Matters. In der Hauptverwaltung der Pennsylvania Railroad hoch oben über der Broad Street Station in Philadelphia, wo sie mit dem Hut in der Hand vorgesprochen hatten, um eine Überführungsgenehmigung zu beantragen. Der Präsident, stinkreicher Eigentümer eines feudalen Anwesens im Main-Line-District der Stadt, hatte die Ölrowdys über seine indigniert gerümpfte Nase hinweg herablassend gemustert.

»Ich beneide Sie, Gentlemen. Ich besäße liebend gern eine Pipeline.«

Wer täte das nicht? Man bräuchte nur Rockefeller zu fragen. Rohöl direkt von der Quelle zur Raffinerie zu pumpen war in jeder Hinsicht besser als der Transport mit der Eisenbahn. Anstatt umständlich und mühsam Fässer, Frachtschiffe und Tankwagen zu be- und entladen, öffnete man einfach ein Ventil. Und das war nur der Anfang. Eine Rohrleitung war außerdem eine Lagerstätte; man konnte Rohöl in den Rohren und Tanks sammeln, bis Lieferengpässe entstanden und der Preis anstieg. Man konnte wie eine Bank Geld verleihen und für den Kredit Zinsen verlangen, die durch das Öl in den Rohrleitungen abgesichert wurden, für dessen Lieferung der Produzent bezahlte. Wenn man eine Pipeline besaß, war das Beste – oder Schlimmste, je nach Geschäftsgebaren –, das man tun konnte, die Frachtraten dergestalt festzulegen, dass man seine Freunde bevorzugte und seine Feinde erpresste. Man konnte sich sogar weigern, egal zu welchem Preis zu verkaufen – was eine Spezialität Rockefellers war, um unabhängige Raffinerien aus dem Feld zu schlagen. Matters’ und Hopewells Raffinerie in Constable Hook lag still und war regelrecht ausgetrocknet, allein weil Standard Oil sich weigerte, Rohöl dorthin zu liefern.

Spike lachte. »Weißt du auch noch, was ich darauf erwidert habe? ›Wir verflüssigen Ihre Passagiere in der Raffinerie, aber dann ist es Ihr Job, sie wieder in einen festen Zustand zu versetzen.‹«

Der Präsident der Eisenbahn hatte für Spikes Scherz nur ein schmales Lächeln übrig und versetzte ihrem Plan, das Gelände zu pachten, den Todesstoß. »Sie können mir gar nicht so viel zahlen, dass ich Ihnen gestatte, mit Ihrer Rohrleitung meine Strecke zu kreuzen.«

»Weshalb nicht?«

»Anweisungen direkt aus der Elften Etage.«

Im Jahr 1899 gab es nur eine einzige »Elfte Etage« in den Vereinigten Staaten von Amerika – Rockefellers Büro in der Hauptverwaltung von Standard Oil im Gebäude Broadway Nr. 26 in New York – und sie war einflussreicher und schlagkräftiger als das Weiße Haus und der Kongress zusammen.

An diesem Tag schlug Bill Matters zurück.

Sechzig Männer, ausgerüstet mit Hacken, Schaufeln, Rohrgreifern und Lagerböcken, stiegen von den Fuhrwerken herab. Im Licht der Sterne gruben sie unter dem Gerüstviadukt eine flache Rinne quer durch das Feld. Mit Rohrgreifern hievten sie zehn Meter lange und zwanzig Zentimeter dicke Stahlrohre von den Fuhrwerken, legten sie auf Rohrböcke auf und schraubten sie zusammen.

Der ferne Eisenbahnlärm, den sie vorher gehört hatten, wurde plötzlich laut.

Matters gewahrte ein Leuchten zwischen den Bäumen und erkannte – jedoch zu spät –, dass er die Position seiner Widersacher falsch eingeschätzt hatte. Sie befanden sich tatsächlich auf dieser Nebenstrecke, nicht weit entfernt, aber sie dampften langsam und leise heran, ein Zug von Norden, einer von Süden.

Die Gräber in der Erdrinne und die Männer, die die Rohrgreifer bedienten, schauten hoch.

Gleißendes Scheinwerferlicht fraß sich durch die Nacht. Die massigen H6-Baldwin-2-8-0-Lokomotiven brachen zwischen den bewaldeten Bergen hervor und rumpelten auf das Viaduktgerüst zu.

»Weiterarbeiten!«, rief Bill Matters. »Das Land gehört uns. Wir haben alle Rechte! Arbeitet weiter!«

Die neunzig Tonnen schweren Zugmaschinen donnerten über ihre Köpfe hinweg und hielten Nase an Nase an, so dass die Kuhfänger sich beinahe berührten, genau über der von Matters und Hopewell soeben verlegten Rohrleitung. Die eine Lokomotive zog einen Flachwagen, dicht besetzt mit Eisenbahnpolizisten, die andere einen Bauzug mit einem Hundert-Tonnen-Kran. Die Eisenbahncops schubsten die Heizer der Lokomotiven vor ihren Feuerkästen beiseite, rissen die Feuerklappen auf und rollten Schläuche ab, die an die Dampfkessel der Loks angeschlossen waren.

Eine riesenhafte Erscheinung stand an der Spitze des Schienenräumzugs. Die grellen Scheinwerfer beleuchteten ein hartes, wutverzerrtes Gesicht und einen massigen Oberkörper mit breitem Brustkorb. Matters erkannte den Mann auf Anhieb. Es war Big Pete Straub, ein hünenhafter Streikbrecher der Standard Oil, mit einem Abzeichen der Firmenpolizei am Revers seiner Weste, einem Revolver in einem Holster an der Hüfte und einem Kreuzhackenstiel in der Faust.

»Werkzeug fallen lassen!«, brüllte Straub zu den Männern auf dem Feld hinunter.

»Hört nicht auf ihn!«, rief Matters. »Weiterarbeiten!«

»Verschwindet!«, brüllte Straub.

»Das Gesetz ist auf unserer Seite! Wir sind im Recht!«

»Gebt’s ihnen, Leute!«

Die Eisenbahnpolizisten schaufelten glühende Kohle aus den Heizöfen und schwenkten zischende Dampfschläuche. Feuer und kochend heißes Wasser regneten auf Matters’ Arbeiter hinab.

»Haltet die Stellung!«

Versengt und verbrüht ergriffen sie die Flucht.

Matters stellte sich dem Ansturm in den Weg. Ließ die Fäuste fliegen und schlug wahllos Helfer nieder, die sich in Sicherheit bringen wollten.

Spike fiel ihm in den Arm. »Sacht, Bill. Lass sie laufen. Sie sind ohne Waffen und hoffnungslos unterlegen.«

Matters brach einem der Gräber die Rippen und schlug einen anderen mit einem einzigen Faustschlag nieder. »Feiglinge!«

Eine brennende Kohle segelte einen Funkenschweif hinter sich herziehend vom Sternenhimmel herab.

Sie setzte Matters’ Jackenärmel in Brand. Kohlenglut rieselte auf seine Wangen. Der Gestank verbrannter Haare drang in seine Nase. Er zog den Remington Colt aus der Jackentasche, rannte zum Viaduktgerüst und schickte sich an hinaufzuklettern.

Spike stürmte auf das Schlachtfeld zurück und bekam im letzten Moment seinen Stiefel zu fassen. »Bist du von Sinnen? Wo willst du hin?«

»Ich bringe Straub um!«

»Er ist zwanzig Jahre jünger als du und hat fünfzig bewaffnete Helfer. Nichts wie weg hier. Hau ab!«

Spike Hopewell war um einiges schwerer als Bill Matters. Er zog ihn vom Gerüst herab.

Feuer und Dampf vertrieben sie von dem Kampfplatz. Bill Matters zielte mit seinem Colt auf Straub. Spike schlug ihm jedoch die Waffe aus der Hand, fischte sie aus dem Morast und steckte sie in seine Jackentasche.

Mit ohnmächtiger Wut verfolgte Matters das Geschehen. Der Hundert-Tonnen-Kran ließ einen Baggereimer herab. Dessen stählernen...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2017
Reihe/Serie Die Isaac-Bell-Abenteuer
Übersetzer Michael Kubiak
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Assassin (Isaac Bell)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Abenteuerroman • Blutnetz • Das Panama-Attentat • Der Attentäter • Die Gnadenlosen • Die Rückkehr der Bestie • Die Titanic-Verschwörung • eBooks • Erdöl • Historische Kriminalromane • Höllenjagd • Isaac Bell • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Meeresdonner • Öl • Privatdetektiv • Rockefeller • Sabotage • Spätwestern • Teufelsjagd • Thriller • Todesrennen • Unbestechlich • Western
ISBN-10 3-641-19501-2 / 3641195012
ISBN-13 978-3-641-19501-4 / 9783641195014
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