Seelengesänge (eBook)

Der Armageddon-Zyklus 3
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
944 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-96563-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Seelengesänge -  Peter F. Hamilton
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Der dritte Band des faszinierenden Armageddon-Zyklus: Die uralte Bedrohung ist von Lalonde entkommen und hat den Frieden der Konföderation zerstört. Jene, die sich ihr unterwarfen, haben gottähnliche Kräfte erlangt, doch wandeln sie nun auf den Pfaden des Bösen. Auf allen Planeten wird gegen die Höllenkräfte gekämpft. Währenddessen setzt Dr. Alkad Mzu alles daran, die von ihr entwickelte Superwaffe zu reaktivieren. Joshua Calvert muss sie finden, bevor die Apokalypse ausbricht ...

Peter F. Hamilton wurde 1960 in Rutland, Großbritannien, geboren. 1988 verkaufte er seine erste Kurzgeschichte an das legendäre »Fear«-Magazin. Mit seinen gefeierten Serien um das »Konföderations«- und das »Commonwealth«-Universum wurde er zu einem der erfolgreichsten phantastischen Autoren unserer Zeit und verkaufte weltweit mehrere Millionen Bücher. Der »Armageddon«-Zyklus gehört zu den modernen Klassikern der Science-Fiction.

1. Kapitel


Es schien Louise Kavanagh, als dauerte die furchtbare Hitze des Mittsommers schon endlose monotone Wochen und nicht nur die vier Duke-Tage seit dem letzten schwachen Regenschauer. Teufelsküchenluft nannten die alten Weiber auf dem Land diese entsetzliche, stille Hitze, die auf den Hochebenen lastete. Sie war wie gemacht für Louises Stimmung. Louise fühlte in jenen Tagen kaum etwas. Das Schicksal hatte ihr offenbar auferlegt, die wachen Stunden mit nichts als Warten zu verbringen.

Angeblich wartete sie auf ihren Vater Grant, der die Miliz von Stoke County nach Boston geführt hatte, um dort bei der Niederschlagung eines von der Demokratischen Landarbeitergewerkschaft angezettelten Aufstands zu helfen. Als Grant das letzte Mal zu Hause angerufen hatte, vor drei Tagen, hatte er in kurzen, grimmigen Worten mitgeteilt, dass die Lage doch noch schlimmer war, als der Lord Leutnant ihn hatte glauben machen. Seither sorgte sich Louises Mutter halb zu Tode. Was bedeutete, dass Louise und ihre Schwester Geneviève verstohlen wie Mäuse durch Cricklade Manor schleichen mussten, nur um Mutters Laune nicht noch zu verschlimmern.

Seither hatte es keine Nachricht mehr gegeben. Weder von Vater noch von sonst jemandem bei der Miliz. Das Land knisterte natürlich nur so von Gerüchten. Von schrecklichen Schlachten und unglaublichen Gräueltaten seitens der Aufständischen. Louise bemühte sich nach Kräften, die Ohren davor zu verschließen, fest überzeugt, dass es sich nur um bösartige Propaganda handeln konnte, verbreitet von Sympathisanten der Gewerkschaft. Niemand wusste, was wirklich vor sich ging. Was Stoke County betraf, so hätte Boston genauso gut auf einem anderen Planeten liegen können. Selbst die nichtssagenden Meldungen in den abendlichen Nachrichtensendungen, in denen von ›Unruhen‹ die Rede war, waren ausgeblieben, seit die Milizen die Stadt eingekesselt hatten. Zensiert durch die Regierung.

Sie konnten nichts weiter tun außer hilflos auf den Sieg der Milizen zu warten, der ganz ohne Zweifel nur eine Frage der Zeit war.

Louise und Geneviève hatten einen weiteren Morgen damit verbracht, ziellos im Haus umherzustreifen. Es war gar nicht leicht; einfach herumzusitzen und nichts zu tun war so unglaublich langweilig, doch falls sie die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich zogen, würde man sie mit niederen häuslichen Aufgaben betrauen. Nachdem alle jungen Männer weg waren, hatten die Mägde und die alten Diener alle Hände voll zu tun, um das weitläufige Gebäude in Ordnung zu halten. Und die Farmbetriebe draußen im Umland mit ihren ausgedünnten Mannschaften aus Arbeitern hingen bestürzend weit hinter den Vorbereitungen für die zweite Getreideernte dieses Sommers zurück.

Gegen Mittag hielt Louise die Langeweile nicht mehr länger aus und schlug vor, zusammen mit ihrer Schwester auszureiten. Sie mussten die Tiere selbst satteln, doch das war die Sache wert, um dem großen, leeren Haus für ein paar Stunden zu entkommen.

Louises Pferd suchte sich behutsam seinen Weg über den harten Boden. Die Hitze von Dukes Strahlen hatten den Boden austrocknen lassen und mit einem Netzwerk aus Spalten und Rissen überzogen. Die einheimischen Pflanzen, die alle genau zur Mittsommerzeit geblüht hatten, waren inzwischen längst verwelkt. Wo noch zehn Tage zuvor das Grasland mit wunderschönen pinkfarbenen und gelben Sternen übersät gewesen war, bedeckten nun kleine verschrumpelte Blütenblätter den Boden wie Herbstlaub. In manchen Senken hatten sie sich wie Wanderdünen angesammelt und lagen einen Fuß hoch.

»Warum eigentlich glaubst du, dass die Gewerkschaft uns so sehr hasst?«, fragte Geneviève nörgelnd. »Nur weil Daddy manchmal aus der Haut fährt, heißt das noch lange nicht, dass er ein böser Mensch ist.«

Louise schenkte ihrer jüngeren Schwester ein mitfühlendes Lächeln. Jeder sagte, wie sehr sie sich ähnlich sahen, Zwillinge, die vier Jahre auseinander geboren worden waren. Und Louise hatte manchmal tatsächlich das Gefühl, als blickte sie in einen Spiegel; die gleichen Gesichtszüge, das gleiche dicke schwarze Haar, die zierliche Nase, die beinahe orientalischen Augen. Aber kleiner noch, und ein gutes Stück kindlicher. Und jetzt in diesem Augenblick niedergeschlagen und traurig.

Geneviève hatte in der letzten Woche sehr auf die Stimmungen ihrer großen Schwester geachtet und nichts gesagt, das die unerklärliche Gereiztheit von Louise vielleicht noch mehr verstärkt hätte.

Sie betet mich so an, dachte Louise. Eine Schande, dass sie ihrer kleinen Schwester kein besseres Vorbild abzugeben imstande war.

»Es ist nicht nur Daddy, nicht einmal die Familie der Kavanaghs«, erklärte Louise. »Sie hassen grundsätzlich die Art und Weise, wie Norfolk funktioniert.«

»Aber warum denn? Hier in Stoke County ist doch jeder glücklich!«

»Weil hier im County für jeden gesorgt wird. Das ist ein Unterschied. Wie würdest du dich fühlen, wenn du dein ganzes Leben lang Tag für Tag auf den Feldern arbeiten müsstest und dann uns beide vorbeireiten sehen würdest, als gäbe es keine Sorgen auf der Welt?«

Geneviève blickte ihre Schwester verwirrt an. »Ich weiß es nicht.«

»Du würdest neidisch werden, und du würdest am liebsten die Plätze tauschen.«

»Vermutlich hast du recht, ja.« Sie grinste durchtrieben. »Dann wäre ich diejenige, die neidisch auf uns wäre.«

»Siehst du? Genau darin liegt das Problem.«

»Aber was die Leute erzählen, die grässlichen Dinge, die diese Gewerkschaftler tun …«, sagte Geneviève unsicher. »Ich habe gehört, wie sich zwei Mägde heute Morgen darüber unterhalten haben. Sie haben sich schreckliche Sachen erzählt. Ich bin nach einer Minute davongelaufen.«

»Sie lügen, Geneviève. Wenn irgendjemand in Stoke County wüsste, was in Boston geschieht, dann wären das wir, die Kavanaghs. Die Mägde erfahren solche Dinge immer als allerletzte.«

Geneviève strahlte ihre ältere Schwester bewundernd an. »Du bist so schlau, Louise!«

»Du auch, Gen. Vergiss nicht, wir haben die gleichen Gene.«

Geneviève lächelte erneut, dann gab sie ihrem Pferd fröhlich die Sporen und galoppierte glücklich vor. Merlin, ihr alter Schäferhund, jagte bellend hinter ihr her und wirbelte ganze Wolken von vertrockneten Blütenblättern auf.

Instinktiv drängte Louise ihr Pferd zu einem Handgalopp, als sie es in Richtung von Wardley Wood lenkte, das eine Meile entfernt lag. In früheren Sommern hatten die beiden Schwestern den kleinen Wald immer als ihren ganz privaten Abenteuerspielplatz in Beschlag genommen. Diesen Sommer jedoch war noch etwas anderes hinzugekommen, etwas Bittersüßes. Wardley Wood enthielt Erinnerungen an Joshua Calvert und die Dinge, die Louise und Joshua getan hatten, als sie neben dem kleinen Felsentümpel in der Sonne lagen. Sexuelle Dinge von einer Ungeheuerlichkeit, die keine der hochwohlgeborenen Damen Norfolks jemals zugegeben hätte – und Dinge, die wieder zu begehen Louise kaum noch erwarten konnte. Und die Erinnerung an das, was sie an den letzten drei Morgen hintereinander hatte erbrechen lassen. Nanny hatte sich wie stets rührend um Louise gesorgt – die beiden ersten Male. Glücklicherweise hatte Louise es geschafft, ihre Übelkeit an diesem Morgen zu verbergen, sonst hätte Nanny mit Mutter gesprochen. Und Mutter machte man so leicht nichts vor.

Louise schnitt eine unglückliche Grimasse. Alles wird wieder gut, wenn Joshua erst zurück ist. Der Gedanke hatte sich in letzter Zeit zu so etwas wie einem Mantra entwickelt.

Lieber Gott, wie ich dieses Warten hasse!

Geneviève war noch eine Viertelmeile vom Waldrand entfernt und Louise knapp hundert Yards hinter ihr, als die beiden Schwestern den Zug hörten. Das durchdringende Pfeifen trug sehr weit in der stehenden Luft. Drei kurze Pfiffe, gefolgt von einem langen. Das Warnsignal, dass sich der Zug dem Bahnübergang von Collyweston näherte, der nicht durch eine Schranke gesichert war.

Geneviève zügelte ihr Pferd und wartete, bis Louise heran war. »Er kommt in die Stadt!«, rief das jüngere Mädchen aufgeregt.

Beide kannten die Abfahrts- und Ankunftszeiten der lokalen Züge auswendig. Colsterworth hatte zwölf Anschlüsse pro Tag. Das hier war kein planmäßiger Zug.

»Sie kommen zurück!«, kreischte Geneviève. »Daddy kommt nach Hause!«

Merlin bemerkte ihre Aufregung und sprang begeistert bellend um das Pferd.

Louise biss sich auf die Lippe. Ihr fiel keine andere Möglichkeit ein. »Vermutlich hast du recht.«

»Daddy kommt! Daddy kommt!«

»Also schön, dann komm. Reiten wir zurück.«

Cricklade Manor war umgeben von einer dichten Reihe...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2017
Reihe/Serie Der Armageddon-Zyklus
Übersetzer Axel Merz
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abenteuer • Alien • Buch • Bücher • Chronik der Faller • Chroniken der Faller • Commonwealth • Planeten • Science Fiction • SF • SF Roman • Space Opera • Taschenbuch • Weltraum
ISBN-10 3-492-96563-6 / 3492965636
ISBN-13 978-3-492-96563-7 / 9783492965637
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