Totenkalt (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017
640 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-19791-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Totenkalt - Stuart MacBride
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Martin Milne wird bereits seit drei Tagen vermisst, als Sergeant Logan McRae und sein Team eine Leiche finden. Der Tote liegt nackt, gefesselt und mit einer Plastiktüte über dem Kopf in einem Wald nahe der schottischen Küste. Doch es ist nicht Milne - es ist dessen Geschäftspartner. Ganz in der Nähe hatte man kurz zuvor die Studentin Emily Benton erschlagen aufgefunden. Hängen die Fälle womöglich zusammen? Die Ermittlungen leitet DCI Roberta Steel, die mit ihren Leuten aus Aberdeen in das Küstenstädtchen Banff kommt. Steel war früher McRaes Vorgesetzte, und das Verhältnis der beiden ist äußerst angespannt. Nun müssen sie sich zusammenraufen, um die beiden Morde aufzuklären. Oder sind es längst drei Morde? Von Martin Milne fehlt nämlich noch immer jedes Lebenszeichen ...

Bereits »Die dunklen Wasser von Aberdeen«, Stuart MacBrides erster Roman um den Ermittler Logan McRae, wurde als bestes Krimidebüt des Jahres ausgezeichnet. Seither sind die brillanten Spannungsromane des Schotten aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Stuart MacBride lebt mit seiner Frau im Nordosten Schottlands.

1

Wo zum Teufel blieb Syd?

Der Song trudelte aus, und der DJ war wieder da. »War das nicht fantastisch? Gleich haben wir J. C. Williams am Mikrofon, die über ihr neuestes Buch, PC Munro und die Katze der Giftmörderin, sprechen wird. Aber jetzt hören wir erst mal Stacy mit den Elf-Uhr-Nachrichten und dem Wetter. Stacy?«

Logan schraubte den Verschluss auf seine Thermoskanne, legte sie aufs Armaturenbrett und schlang dann die Hände um den Plastikbecher. Die Wärme drang in seine Finger, fast bis in die durchgefrorenen Knochen. Dampfkringel mischten sich mit seinem Atem und beschlugen die Windschutzscheibe.

»Danke, Bill. Die Suche nach dem vermissten Geschäftsmann Martin Milne aus Peterhead wird heute fortgesetzt …«

Er schmiegte sich in seinen Sitz und verkroch sich tiefer in der Stichschutzweste wie eine Schildkröte in ihren Panzer. Drückte die Knie zusammen und rieb sie ein bisschen aneinander, um die kratzige schwarze Hose Marke Police Scotland auch so richtig schön zu spüren. Nahm einen Schluck aus dem Thermosbecher.

Tee. Heiß und milchig. Manna vom Himmel. Na ja, eigentlich aus der Teeküche im Revier, aber es kam fast aufs Gleiche raus.

»… um seine Sicherheit besorgt, nachdem sein Wagen verlassen auf einem Rastplatz nahe Portsoy gefunden wurde …«

Logan wischte ein Guckloch in die Scheibe des Beifahrerfensters.

Kahle Bäume ragten zu beiden Seiten des Feldwegs auf. Dunkelgraues Wasser stand in den unregelmäßig geformten Schlaglöchern. Die kahlen Stängel alter Brennnesseln ragten aus dem gelblichen Gras wie die Speere einer längst untergegangenen Armee. Alles eingehüllt in den mattgrauen Kokon eines regnerischen Februartags.

Etwas Helles bewegte sich in der Ferne, dort, wo die Eichen und Buchen den regelmäßigen Reihen von Kiefern wichen – ein signalgelber Fleck, der gleich wieder vom Wald verschluckt wurde.

»… die Null-Eins-Null anzurufen, wenn Sie sachdienliche Informationen haben. Ein jugendlicher Autofahrer, der mit seinem Wagen in das Schaufenster des Poundland in Peterhead gerast war, hatte die Promillegrenze um das Sechsfache überschritten …«

Logans Handy, das neben der Thermoskanne lag, gab einen Glockenton von sich und rutschte vibrierend ein paar Zentimeter nach rechts. Er schnappte es, bevor es vom Armaturenbrett fallen konnte, und drückte mit dem Daumen auf das SMS-Icon.

Laz, ruf mich zurück – asap!

Keine Mätzchen, es ist dringend!

Wo zur Hölle steckst du?!?

DCI Steel wieder mal, diese verdammte Nervensäge. Schon das dritte Mal für heute.

»Lass mich in Ruhe. Ich bin bei der Arbeit, okay? Falls du nichts dagegen hast.«

Er löschte die Nachricht und starrte grimmig das leere Display an.

»… bei der Party zum achtzehnten Geburtstag eines Freundes acht Pints Cider getrunken …«

Zwei Scheinwerfer blitzten im Rückspiegel auf – die Kavallerie war eingetroffen. Und hatte hoffentlich Kekse mitgebracht.

»… bleibt in Untersuchungshaft. Die Leiche einer jungen Frau, die vor zehn Tagen in einem Waldstück bei Inverurie gefunden wurde, konnte jetzt zweifelsfrei identifiziert werden …«

Logan nahm noch einen Schluck Tee, dann klinkte er die Tür auf und kletterte hinaus, während ein verbeulter grüner Renault mit einem Ruck hinter ihm anhielt und mit quietschenden Scheibenwischern stehen blieb.

Alles roch nach Erde und Schimmel und Grünzeug.

»… Emily Benton, eine neunzehnjährige Philosophiestudentin aus Aberdeenshire …«

Die Tür des Renault öffnete sich mit einem Klacken, und ein Mann stieg aus, bekleidet mit einer schmuddeligen Cargohose und einer wattierten schwarzen Fleecejacke. Breites Grinsen im Gesicht, kurze graue Haare, die eine Landebahn aus rosig glänzender Kopfhaut säumten. Sein Atem dampfte in der nieseligen Morgenluft. »Ist ’n guter Tag dafür.« Er zog eine Baseballkappe aus der Gesäßtasche – schwarz, mit dem aufgenähten Schriftzug »Polizei« über einem Streifen mit schwarz-weißem Schachbrettmuster – und setzte sie auf, um seine kahle Stelle vor dem Regen zu schützen.

Logan prostete ihm mit seinem Thermosbecher zu. »Syd. Haben Sie Ihre vierbeinigen Kollegen mitgebracht?«

»Emily wurde zuletzt lebend gesehen, als sie am Samstagabend das Formartine House Hotel verließ …«

Syd bückte sich noch einmal in den Wagen und holte eine dicke lederne Leine hervor, die er sich um den Hals legte, unter den Armen durchzog und hinter dem Rücken festschnallte wie ein Paar Hosenträger Marke Eigenbau. »Ich dachte, Sie hätten diese Ecke schon mit Ihren Helferlein abgesucht.«

»… dringend gesucht wird in diesem Zusammenhang der Fahrer eines roten Ford Fiesta, der in der Nähe gesehen wurde.«

»Haben nichts gefunden.« Achselzucken. »Danke, dass Sie gekommen sind.«

»Keine Ursache.« Syd machte eine wegwerfende Handbewegung. »Irgendwann hat man auch Herr der Ringe mal über.« Er ging zum Heck des Wagens und öffnete die Klappe. Ein Golden Retriever sprang hinaus auf den Feldweg, wedelte aufgeregt mit dem Schwanz, hüpfte um sein Herrchen herum und reckte die Nase zu ihm hinauf, das Maul weit aufgesperrt. »Na, willst du uns zeigen, was für ein guter Schnüffler du bist, Lusso? Hm? Ja, das willst du, nicht wahr?« Er kraulte den Hund hinter den Ohren. »Wird dir guttun, zur Abwechslung mal wieder den Hintern hochzukriegen und ein bisschen was zu arbeiten, du alter Fettkloß.«

»… einen Zeugenaufruf herausgegeben. So, liebe Hörer, haben Sie schon Pläne für den Valentinstag? Da gibt es nämlich einen geschäftstüchtigen Teenager, der seine Reservierung für ein romantisches Dinner für zwei versteigert, und zwar im Restaurant Silver Darling in –«

Logan schaltete das Radio aus und kippte den letzten Schluck Tee hinunter. Er zog eine gefütterte Warnjacke über seine Stichschutzweste. Dann griff er in den Seesack, der zwischen Vordersitz und Rückbank eingeklemmt war, und fischte einen Beweismittelbeutel aus braunem Papier heraus. »Bitte sehr.«

»Socken?«

»Noch besser.« Logan öffnete die Tüte und zog ein rotes T-Shirt hervor. Der Name der Firma war mit Farbflecken gesprenkelt: »Geirrød – Container-Management und Logistik«.

»Na ja, man kann nie wissen. Seit wir uns zur Ruhe gesetzt haben, hat Lusso nichts Anspruchsvolleres mehr ausgeschnüffelt als die Hinterteile anderer Hunde.« Syd entrollte eine Art kleine gelbe Signalweste, zog sie dem Golden Retriever über den Kopf und befestigte die Riemen hinter den Vorderbeinen des Hundes. Dann nahm er das T-Shirt, knüllte es zu einem Ballen zusammen, ging in die Hocke und hielt es Lusso unter die glänzende schwarze Nase. »Schön kräftig schnuppern.«

Logan zog ein Paar gefütterte Lederhandschuhe an. »Sind wir so weit?«

»Zu allen Schandtaten bereit.« Syd stand auf und schwenkte dann einen Arm im Bogen, bis er in den Wald auf der einen Seite des Wegs zeigte. »Auf geht’s, Lusso – such

Der Hund sprang eine Weile hin und her, dann senkte er die Nase auf die Erde und setzte sich schnüffelnd in Bewegung.

Sie folgten Lusso über den feuchten Laubteppich in das Dunkel des Waldes, duckten sich unter Ästen hindurch und stapften geräuschvoll durch spröde beigefarbene Büschel von abgestorbenem Farn.

Logan deutete mit einem Nicken auf den Hund. »Was schätzen Sie?«

»Ein Schuss ins Blaue, um ehrlich zu sein.« Syd steckte die Hände in die Hosentaschen. »Wenn Sie hinter Leichen, Bargeld oder Sprengstoff her sind, ist Lusso der Hund Ihrer Wahl, aber diese Fährtenarbeit …« Er lutschte an seinen Zähnen. »Na ja, man kann nie wissen.«

Der braune Moschusgeruch der Erde stieg auf und hüllte sie ein, wurde schärfer und antiseptischer, als sie die Grenze zwischen Laub- und Nadelwald überschritten. Allerdings machten nur die Wipfel der immergrünen Bäume ihrem Namen Ehre – hier unten in Bodennähe war alles schwarz und grau und struppig.

Weiter über eine Lichtung mit Büscheln von Heidekraut, gesäumt von Brombeergestrüpp.

Abwärts in eine kleine Schlucht.

Sie kletterten über einen umgestürzten Baum, dessen Wurzeln wie ein haariger Schild in die Luft ragten.

Dann ging es wieder steil bergauf. Keuchend und schnaufend kamen sie oben an.

Aber besonders beeindruckend war die Aussicht von der Anhöhe nicht – nur noch mehr dunkle Baumstämme, die sich den Hang hinunterzogen und irgendwann im Nebel und Nieselregen verschwammen.

Syd schniefte. »Ist natürlich ein Problem, dass Lusso schon so lange nicht mehr richtig gearbeitet hat – da denkt er vielleicht, dass wir einfach nur einen Spaziergang machen.«

Auch wieder wahr.

»Na ja, wenigstens haben wir –« Logans Handy dudelte mit seinem anonymen Klingelton los. Er schloss die Augen und sackte ein wenig in sich zusammen. Dann richtete er sich wieder auf und lächelte gequält. »Tut mir leid. Ich komm dann nach.«

Er fischte das Telefon aus der Tasche, während Syd den Abhang hinunterkraxelte, immer dem wedelnden Schwanz nach.

»McRae.«

Eine Frauenstimme. »Logan? Hier ist Louise von Sunny Glen.«

Und Logan sackte noch ein bisschen weiter zusammen.

Es knackte und raschelte, als Syd sich durch ein Dickicht aus toten Weidenröschen kämpfte, dann war es...

Erscheint lt. Verlag 17.7.2017
Reihe/Serie Detective Sergeant Logan McRae
Detective Sergeant Logan McRae
Übersetzer Andreas Jäger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel In the Cold Dark Ground
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Banff • eBooks • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Logan McRae • Loyalität • Roberta Steel • Schottische Küste • Schottland • Thriller
ISBN-10 3-641-19791-0 / 3641197910
ISBN-13 978-3-641-19791-9 / 9783641197919
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