Talon - Drachenblut (eBook)

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2017 | 1. Auflage
512 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-17183-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Talon - Drachenblut -  Julie Kagawa
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Auf alles war das unerschrockene Drachenmädchen Ember vorbereitet - aber nicht auf den Schmerz, den sie empfindet, als der Sankt-Georgs-Ritter Garret leblos in ihren Armen niedersinkt, vom Schwert des Gegners schwer verwundet.

Ohne zu wissen, ob Garret jemals wieder die Augen aufschlagen wird, muss Ember in den nächsten Kampf ziehen. Denn die mächtige Organisation Talon rüstet sich zum endgültigen großen Schlag gegen die Ritter und die aufständischen Drachen. Ganz vorne mit dabei: Dante, Embers Zwillingsbruder. Gemeinsam mit dem rebellischen Drachen Riley, der weiter um ihr Herz kämpft, dringt Ember in Dantes Versteck vor. Was die beiden nicht ahnen: Dante erwartet sie bereits. Und in seinen finsteren Plänen spielt Ember eine der Hauptrollen. Sollte sie sich widersetzen, ist ihr Leben nichts mehr wert ...



Schon in ihrer Kindheit galt Julie Kagawas große Leidenschaft dem Schreiben. Nach Stationen als Buchhändlerin und Hundetrainerin machte sie ihr Interesse zum Beruf. Mit ihren Fantasy-Serien »Plötzlich Fee« und »Plötzlich Prinz« wurde sie rasch zur internationalen Bestsellerautorin. In ihrer neuesten Erfolgsserie »Plötzlich Rebell« erzählt sie von einer magischen Liebe, die nicht sein darf. Julie Kagawa lebt mit ihrem Mann in Louisville, Kentucky.

Dante

Sie war immer ihr Liebling.

»Ember!« Schon zum zweiten Mal in dieser Stunde stieß Mr. Gordon einen tiefen Seufzer aus. »Bitte pass auf. Das ist wichtig. Hörst du überhaupt zu?«

»Ja«, murmelte meine Zwillingsschwester, ohne vom Tisch aufzublicken, wo sie lustlos Strichmännchen in ihr Buch malte. »Ich höre zu.«

Mr. Gordon runzelte die Stirn. »Also schön. Kannst du mir sagen, wie man den fleischigen Teil des menschlichen Ohres nennt?«

Ich hob die Hand. Wie erwartet ignorierte Mr. Gordon mich völlig.

»Ember?«, hakte er nach, als sie nicht reagierte. »Kennst du die Antwort auf diese Frage?«

Seufzend legte Ember den Stift hin. »Ohrläppchen.« Ihr Tonfall verriet unmissverständlich, was sie dachte: Das ist langweilig, und ich wünschte, ich wäre jetzt irgendwo anders.

»Stimmt«, bestätigte Mr. Gordon mit einem Nicken. »Den fleischigen Teil des menschlichen Ohres nennt man Ohrläppchen. Sehr gut, Ember. Schreibt euch das auf, das ist wichtig für den morgigen Test.« Ember kritzelte etwas in ihr Heft, allerdings ging ich nicht davon aus, dass es die korrekte Antwort oder sonst irgendetwas war, was auch nur im Entferntesten mit dem Test zu tun hatte. Also schrieb ich den Begriff auf, nur für den Fall, dass sie es vergaß. Inzwischen fuhr Mr. Gordon fort: »Nun zur nächsten Frage. Haare und Fingernägel der Menschen bestehen aus der gleichen Substanz wie die Krallen und Hörner der Drachen. Wie nennt man diese Substanz? Ember?«

»Äh.« Ember blinzelte ratlos. Offenbar hatte sie keine Ahnung. »Weiß nicht.«

Ich wollte schon die Hand heben, überlegte es mir dann aber anders. Es hatte ja doch keinen Zweck.

»Das haben wir gestern erst durchgenommen«, rügte Mr. Gordon sie. »Während der ganzen Stunde haben wir ausschließlich über die menschliche Anatomie gesprochen. Du solltest es also wissen. Haare und Fingernägel des Menschen sowie Krallen und Hörner der Drachen bestehen aus …?«

Komm schon, Ember, drängte ich sie innerlich. Du weißt es. Es ist irgendwo in deinem Hirn gespeichert, auch wenn du gestern fast die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt hast.

Ember zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich lässig in ihren Stuhl zurück, was ihre Ich-will-hier-raus-Attitüde noch weiter unterstrich. Unser Lehrer seufzte erneut und wandte sich mir zu. »Dante?«

»Keratin«, antwortete ich prompt.

Ein knappes Nicken, dann konzentrierte er sich wieder auf Ember. »Jawohl, Keratin. Dein Bruder hat aufgepasst.« Er kniff die Augen zusammen. »Warum gelingt dir das nicht?«

Embers Miene verfinsterte sich. Sie mit mir zu vergleichen war eine todsichere Methode, um sie auf die Palme zu bringen. »Ich sehe einfach nicht ein, warum ich den Unterschied zwischen Schuppen und menschlichen Zehennägeln kennen sollte«, murmelte sie und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Wen interessiert schon, wie man das nennt? Ich wette, die Menschen wissen selbst nicht, dass ihre Haare aus Keramik bestehen.«

»Keratin«, korrigierte Mr. Gordon sie stirnrunzelnd. »Und es ist sogar von größter Wichtigkeit, dass du weißt, welche Form dein Körper bei einer Verwandlung annimmt, innerlich wie äußerlich. Wenn du die Menschen bis ins kleinste Detail nachahmen willst, musst du sie auch bis ins kleinste Detail kennen. Sogar wenn sie selbst es nicht tun.«

»Ich finde es trotzdem dämlich«, brummte Ember und warf wieder einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster. Hinter dem Maschendrahtzaun, der das Gelände umgab, erstreckten sich die Wüste und der endlos weite Himmel. Die Miene unseres Lehrers wurde immer düsterer.

»Nun, dann sorgen wir doch mal für zusätzliche Motivation. Wenn Dante und du bei dem Test morgen nicht mindestens fünfundneunzig Prozent erreicht, ist das Spielzimmer für euch einen Monat lang gesperrt.« Ruckartig fuhr Ember hoch und riss wütend die Augen auf. Mr. Gordon lächelte nur kalt. »So wichtig ist Talon eine fundierte Kenntnis der menschlichen Anatomie. Wenn ich ihr wäre, würde ich also fleißig lernen.« Er deutete mit der Hand auf die Tür. »Die Stunde ist beendet.«

»Das ist so was von unfair«, wütete Ember, während wir den staubigen Innenhof überquerten, um zu unseren Schlafräumen zu gelangen. Die heiße Sonne von Nevada vertrieb die Kälte der Klimaanlagenluft aus dem Klassenzimmer und hinterließ wohlige Wärme auf meiner Haut. Oder sollte ich besser sagen: auf meiner Epidermis?

Ich musste grinsen; Ember würde den Witz wohl nicht verstehen. Und selbst wenn, fände sie ihn bei ihrer momentanen Laune wahrscheinlich nicht besonders komisch.

»Gordon ist ein Tyrann«, schimpfte sie weiter und trat so heftig gegen ein Steinchen, dass es wild über die trockene Erde hüpfte. »Der kann uns doch nicht einen ganzen Monat lang aus dem Spielzimmer verbannen – wie krank ist das denn? Dann drehe ich durch. Hier kann man doch sonst überhaupt nichts machen!«

»Na ja, du könntest versuchen, im Unterricht besser aufzupassen«, schlug ich vor. Wir hielten auf das lang gestreckte Gebäude ganz hinten am Zaun zu. Wie erwartet gefiel ihr meine Idee nicht sonderlich.

»Wie soll ich das denn machen, wenn der ganze Kram so langweilig ist?«, fauchte Ember und riss die Eingangstür auf. Wir betraten das Wohnzimmer, das fast bis auf Minusgrade heruntergekühlt war. Zwei Ledersofas bildeten ein L um den Couchtisch und waren gleichzeitig auf den riesigen, glänzenden Fernseher ausgerichtet, der stumm und dunkel an der gegenüberliegenden Wand hing. Mit dem Ding konnten wir über hundert Kanäle empfangen, alles von Science-Fiction bis hin zu Nachrichten-, Film- und Sportsendern. Vermutlich sollten wir damit ruhiggestellt werden, auch wenn das bei Ember nie so ganz funktionierte. Sie trieb sich lieber draußen herum, statt den ganzen Tag vor der Glotze zu hängen. Das Zimmer war aufgeräumt und makellos sauber, und das, obwohl ein gewisser Zwilling hier fast täglich das totale Chaos hinterließ.

Ember marschierte zu einem der Sofas und warf ihre Bücher auf die Polster. »Die lassen mich keine Sekunde in Ruhe«, jammerte sie, ohne darauf zu achten, dass eines der Bücher von der Couch rutschte und polternd auf dem Boden landete. »Immer machen sie mir Druck: Das kannst du besser, du musst schneller sein, pass besser auf! Egal was ich mache, es ist nie gut genug für sie.« Genervt, aber mit einem halben Grinsen im Gesicht sah sie mich an. »Mit dir machen sie das nie, Diedeldum.«

»Was daran liegen könnte, dass ich im Unterricht aufpasse.« Ich legte meine Tasche auf den Tisch und ging in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Unser Betreuer Mr. Stiles war nirgendwo zu sehen, also war er entweder nicht da oder in seinem Zimmer. »Ich gebe ihnen einfach keinen Grund, so hinter mir her zu sein.«

»Tja, dir ist wohl nicht klar, was für ein Glück das ist«, knurrte Ember. Sie marschierte in den Flur, der zu ihrem Zimmer führte. »Falls du mich suchst: Ich bin in meinem Zimmer und stopfe mir für den blöden Test morgen das Hirn mit Wissen voll. Und mach dir keine Sorgen, falls es irgendwann laut wird. Das ist nur mein Kopf, den ich gegen die Wand hämmere.«

Klar doch, dachte ich, während ich hörte, wie ihre Zimmertür erst geöffnet und dann zugeknallt wurde. Ich bin ein Glückspilz.

Ich schenkte mir Orangensaft ein, setzte mich auf einen der Hocker am Frühstückstresen und starrte trübsinnig in mein Glas.

Glück, hatte Ember gesagt. Ihr kam das wahrscheinlich wirklich so vor. Sie war ja auch der Liebling, auf den sich die gesamte Aufmerksamkeit konzentrierte. So war es schon immer gewesen. In den vergangenen elf Jahren war anscheinend immer sie diejenige gewesen, der zuerst die Fragen gestellt oder neue Dinge gezeigt wurden, bei der die Erzieher zuerst dafür gesorgt hatten, dass sie alles lernte, was sie wissen musste. Klar, sie übten eine Menge Druck auf sie aus und verlangten, dass sie immer alles richtig machte. Dabei schien aber niemand zu bemerken, dass ich die Antworten bereits wusste. Oder es interessierte keinen. Und wenn sie mich dann mal beachteten, sollte ich bloß als Beispiel für meine Schwester herhalten. Siehst du, Dante kennt die Antworten. Dante weiß die Lösung schon. Ich würde einen Mord begehen, um auch nur halb so viel beachtet zu werden wie sie.

Ich trank den Saft aus, stellte das Glas in die Spülmaschine und ging in mein Zimmer. Ich muss einfach noch besser werden, dachte ich entschlossen. Meiner Schwester flog die allgemeine Aufmerksamkeit automatisch zu, während ich sie mir durch Arbeit verdienen musste. Ember war temperamentvoll und brachte sich ständig in Schwierigkeiten; meine Aufgabe bestand darin, auf uns beide aufzupassen. Aber wenn ich gleichzeitig weiter hart arbeitete und großartige Leistungen brachte, würde ihnen sicher irgendwann auffallen, dass ich in allem besser war als meine Schwester. Sie würden begreifen, dass ich der Clevere von uns beiden war, dass ich derjenige war, der jede ihrer Prüfungen bestand. Wenn man bei Talon nicht von allein bemerkte, wozu ich fähig war, würde ich es ihnen eben vor Augen führen.

»Mr. Hill? Der Große Wyrm erwartet Sie. Sie können jetzt zu ihr hineingehen.«

Mit diesen Worten wurde ich in die Gegenwart zurückgeholt. Ich saß in einem kalten, hell erleuchteten Vorzimmer. Kopfschüttelnd versuchte ich, die finsteren Gedanken und die Erinnerungen loszuwerden. In letzter Zeit hatte ich oft an Ember gedacht, ständig spukte sie...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2017
Reihe/Serie Talon-Serie
Übersetzer Charlotte Lungstrass-Kapfer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Legion - The Talon Saga 4
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 14 • Abenteuer • Bestsellerautorin • Drachen • Dreiecksbeziehung • eBooks • Erste Liebe • Fantasy • Kinderkrimi • Ritter • Romantasy • Romantik • Romeo und Julia • Young Adult
ISBN-10 3-641-17183-0 / 3641171830
ISBN-13 978-3-641-17183-4 / 9783641171834
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