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Die Taufe (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017
400 Seiten
eBook Berlin Verlag
978-3-8270-7939-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
10,99 inkl. MwSt
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Wäre Bert Cousins nicht uneingeladen auf der Taufe von Franny Keating erschienen, all das wäre nicht passiert. Aber noch bevor der Abend hereinbricht, haben er und Frannys Mutter sich geküsst und damit das Ende ihrer jeweiligen Ehe eingeläutet - und beide Familien für immer miteinander verbunden. Die Keating- und Cousinskinder werden zukünftig die Sommer gemeinsam in Virginia verbringen. Sie schmieden über die Jahre ein dauerhaftes Bündnis, sowohl aus Enttäuschung über die eigenen Eltern, als auch aus echter, stetig wachsender Zuneigung. Bis es zwanzig Jahre danach ein neues Familiendrama gibt: 'Täufling' Franny hat eine Affäre mit einem berühmten Schriftsteller. Sie erzählt ihm die Keating-Cousins-Story, und plötzlich wird ihrer aller Kindheit die Grundlage für einen unglaublich erfolgreichen Roman. Die unerwünschte Öffentlichkeit zwingt die Geschwister, sich ganz neu mit ihren Verlusten, ihren Schuldgefühlen und ihrer Loyalität auseinanderzusetzen.

Ann Patchett, 1963 in Los Angeles geboren, lebt als Schriftstellerin und Kritikerin in Nashville, Tennessee. Ihr Roman »Bel Canto«, übersetzt in dreißig Sprachen, wurde mit dem PEN/Faulkner Award und dem Orange Prize ausgezeichnet und war auch in Deutschland ein großer Erfolg. »Familienangelegenheiten« stieg in den USA auf Platz 8 der New-York-Times-Bestsellerliste ein.

Ann Patchett hat bisher fünf Romane veröffentlicht, darunter "Bel Canto", ein internationaler Bestseller, für den sie den Orange Prize for Fiction erhielt. Sie lebt in Nashville, Tennessee, wo sie die Parnassus-Buchhandlung führt. Zuletzt erschien im Berlin Verlag "Fluss der Wunder".

2


Mit anderen Worten, Albie hat seinen Namen dir zu verdanken?«, fragte Franny.

»Das stimmt so nicht«, sagte ihr Vater, während sie zusammen der Krankenschwester durch einen langen, hellen Flur folgten. »Ich hätte Albie nicht so einen dämlichen Namen verpasst. Man kann wohl viele Probleme dieses Jungen direkt auf seinen Namen zurückführen.«

Franny dachte an ihren Stiefbruder. »Na, da wird es wohl noch andere Ursachen geben.«

»Wusstest du, dass ich ihn mal aus dem Jugendgefängnis rausgepaukt habe? Er war gerade vierzehn und hat versucht, seine Schule in Brand zu stecken.«

»Ich erinnere mich«, sagte Franny.

»Deine Mutter rief an und hat mich gebeten, ihn rauszuholen.« Er klopfte sich an die Brust. »Ihr zuliebe, um ihr einen Gefallen zu tun, wie sie es ausdrückte. Wieso sollte ich ihr irgendwelche Gefallen tun wollen? Wenn man bedenkt, wie viele Cops Bert in L. A. kannte, drängt sich schon die Frage auf, warum sie damit gerade zu mir kamen.«

»Du hast Albie geholfen«, sagte sie. »Er war noch ein Kind, und du hast ihm geholfen. Das war bestimmt nicht falsch.«

»Er wusste nicht mal, wie man ein ordentliches Feuer legt. Als ich ihn rausbekommen hatte, bin ich mit ihm direkt zur Feuerwache gefahren, zu deinem Onkel Tom. Tom wohnte damals schon wieder in L. A. ›Wenn du eine Schule voller Kinder niederbrennen willst‹, habe ich zu Berts Jungen gesagt, ›bist du bei den Typen hier an der richtigen Adresse. Die können dir zeigen, wie’s geht.‹ Weißt du, was er darauf geantwortet hat?«

»O ja.« Franny nickte. Verkniff sich den Einwand, dass sich kein einziges Kind in der Schule befunden hatte, als Albie dort Feuer legte, und zwar mit ziemlichem Erfolg. Denn Dinge in Brand stecken, damit kannte Albie sich aus.

»Er hätte kein Interesse mehr daran, hat er gesagt.« Fix blieb stehen, woraufhin Franny ebenfalls stehenblieb, und dann machte auch die Schwester halt, um auf sie zu warten. »Die Leute nennen ihn doch wohl nicht immer noch so, oder?«

»Albie? Keine Ahnung. So habe ich ihn jedenfalls immer genannt.«

»Ich gebe mir alle Mühe, nicht zu lauschen«, sagte Jenny. So hieß die Krankenschwester, Jenny. Sie trug ein Namensschild, aber das benötigten sie gar nicht, weil sie sie schon kannten.

»Sie dürfen gern alles mitbekommen«, sagte Fix. »Aber wir sollten wohl bessere Geschichten erzählen.«

»Wie fühlen Sie sich heute, Mr Keating?«, fragte Jenny. Es war mehr als eine Höflichkeitsfloskel, denn Fix war zur Chemotherapie da, im UCLA Medical Center. Wenn es einem nicht gut ging, schickten sie einen wieder nach Hause, und der gesamte Prozess verschob sich noch weiter in die ungewisse Zukunft.

»Danke, prima«, sagte Fix, der sich bei Franny eingehakt hatte. »Ich fühle mich wie Licht auf dem Wasser.«

Jenny lachte. Kurz darauf kamen sie in einem großen, offenen Raum an, der vom Flur abzweigte, in dem zwei Frauen mit Kopftüchern und Fieberthermometer im Mund saßen. Die eine nickte den Neuankömmlingen matt zu, während die andere starr geradeaus blickte, ohne Notiz von ihnen zu nehmen. Ringsumher herrschte ein Kommen und Gehen von Schwestern in ihrer bonbonfarbenen Pflegekluft. Fix setzte sich, und Jenny gab ihm ein Thermometer, ehe sie ihm die Blutdruckmanschette anlegte. Franny setzte sich auf den Platz neben ihrem Vater.

»Um noch einmal aufs eigentliche Thema zurückzukommen, du und Bert, ihr habt also darüber gesprochen, wie er seinen Sohn nennen sollte, ehe Albie zur Welt kam?« Die Geschichte von der Brandstiftung und dem Anruf, der kurz danach erfolgte, kannte Franny schon in- und auswendig. Von der Sache mit Albies Namen aber hörte sie heute zum ersten Mal.

Fix nahm das Thermometer aus dem Mund, um ihr zu antworten. »Es ist ja nicht so, als hätten wir später noch mal darüber gesprochen.«

»Hey!« Jenny bedeutete ihm, sich das Thermometer zurück in den Mund zu stecken, und er gehorchte.

Franny schüttelte den Kopf. »Es ist halt schwer zu glauben.«

Fix blickte zu Jenny hoch, die ihm gerade die Manschette wieder abnahm. »Was ist schwer zu glauben?«, fragte sie an seiner Stelle.

»Na, alles.« Franny breitete die Hände aus. »Dass du mit Bert zusammen Drinks gemacht hast. Dass ihr euch unterhalten habt. Dass du Bert schon vor Mom gekannt hast.«

»Sechsunddreißig sieben«, verkündete Jenny und entsorgte die Hygieneschutzhülle des Fieberthermometers. Dann zog sie einen leuchtend pinken Stauschlauch aus der Tasche, den sie Fix um den Oberarm band.

»Natürlich habe ich Bert schon gekannt.« Er klang fast entrüstet, als bliebe ihm die gebührende Anerkennung versagt. »Wie hätte deine Mutter ihm denn sonst begegnen sollen?«

»Keine Ahnung.« Diese Frage zu stellen war ihr nie in den Sinn gekommen. In ihrer Erinnerung gab es keine Zeit vor Bert. »Ich habe wohl immer vermutet, dass Wallis die beiden miteinander bekanntgemacht hat. So wie du Wallis gehasst hast.«

Jenny knetete jetzt mit den Fingerspitzen an der Innenseite von Fix’ Unterarm herum, auf der Suche nach einer Vene, die noch zu gebrauchen war.

»Mir sind seinerzeit Junkies untergekommen, die sich den Stoff zwischen die Zehen gespritzt haben«, sagte Fix wehmütig.

»Ein Grund mehr, warum Junkies im Pflegedienst nichts zu suchen haben.« Sie klopfte weiter an der papierenen Haut herum, lächelte dann und hielt einen Finger auf die gefundene Vene, um sie zu fixieren. »Okay, Mister, los geht’s. Nur ein kleines Piksen.«

Fix ertrug es, ohne mit der Wimper zu zucken. Irgendwie war es ihr gelungen, die Nadel gleich beim ersten Anlauf richtig zu setzen. »Oh, Jenny«, seufzte er und blickte in ihr Haar, während sie sich über seinen Arm beugte. »Ich wollte, Sie könnten das immer machen.«

»Haben Sie Wallis wirklich so sehr gehasst?«, erkundigte sich Jenny. Sie stöpselte ein Blutentnahmeröhrchen ein und beobachtete, wie es sich füllte. Danach wiederholte sie den Vorgang, um noch ein zweites Röhrchen Blut abzuzapfen.

»Ja.«

»Die arme Wallis.« Sie zog die Nadel heraus und klebte einen Wattebausch mit Pflaster auf das Einstichloch. »Nun steigen Sie noch rasch auf die Waage, dann bin ich mit Ihnen fertig.«

Fix stieg folgsam auf die Waage und sah dabei zu, wie sie das Metallgewicht mit dem Fingernagel beiseiteschob. Tipp, tipp, ein Pfund weniger, noch ein Pfund weniger, bis sich die Anzeige bei sechzig Kilogramm stabilisierte. »Sie trinken auch fleißig Ihren Nährtrank?«

Nachdem sie diese sogenannten Präliminarien hinter sich hatten, gingen sie den Flur ein Stück weiter hinab, vorbei an der Schwesternstation, wo Ärzte standen und Berichte studierten, auf Computerbildschirmen oder ihren Smartphones, bis sie bei dem großen, sonnigen Raum angelangt waren, in dem Patienten, ausgestreckt auf Liegen, tröpfchenweise per Infusion ihre Chemo verabreicht wurde. Zumindest das Geplärr der Werbung blieb ihnen erspart, da jemand bei allen Fernsehern den Ton abgestellt hatte, das entnervend disharmonische Piepsen von Monitoren aber mussten sie weiter ertragen. Jenny führte Franny und Fix zu zwei Sesseln in der Ecke; ein Glücksfall, in Anbetracht des Hochbetriebs, der hier im Chemo-Raum gerade herrschte. Wer für so etwas noch genug Energie hatte, zog die Sessel in der Ecke vor.

»Haben Sie später noch einen schönen Tag, wenn Sie das hier hinter sich haben«, sagte Jenny. Für die Chemo war eine andere Schwester zuständig. Jenny hatte nur die Aufgabe, die Messwerte aufzulisten, die ihre Kollegin dann benötigte.

Fix bedankte sich bei ihr. Dann machte er es sich auf dem einen der Liegesessel unter Zuhilfenahme beider Hände bequem. Als er dann mit zurückgelehntem Kopf und hochgelagerten Füßen dalag, ließ er das leise, wohlige Seufzen eines Cops vernehmen, der nach einem langen Tag auf Streife in seinem Sessel ausspannt. Er schloss die Augen und lag volle fünf Minuten lang reglos da, sodass Franny schon den Eindruck hatte, er wäre eingedöst, und das vor Beginn der Behandlung. Sie bereute es, sich aus dem Warteraum nichts zu lesen mitgebracht zu haben, und fing eben an, sich im Raum umzusehen, weil hier manchmal Zeitschriften liegenblieben, als ihr Vater unvermutet weitererzählte.

»Wallis war ein schlechter Einfluss«, nahm er den Faden seiner Geschichte wieder auf, ohne die Augen zu öffnen. »Sie hockte ständig in unserer Küche und schwafelte von Emanzipation und freier Liebe. Du darfst eins nicht vergessen: deine Mutter hatte keine eigene Persönlichkeit. Sie war leicht zu beeinflussen und ließ sich bereitwillig die Ansichten anderer aufschwatzen. Wenn sie...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2017
Übersetzer Ulrike Thiesmeyer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Commonwealth
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ehe • Ehebruch • Familienroman • Kinder • Liebe • Untreue • USA • Westküste
ISBN-10 3-8270-7939-X / 382707939X
ISBN-13 978-3-8270-7939-8 / 9783827079398
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