Der Herr der Bogenschützen (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
704 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44303-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Herr der Bogenschützen -  Mac P. Lorne
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Mac P. Lorne entzaubert den Mythos Jeanne d'Arc: Spannende historische Unterhaltung auch für ein männliches Publikum. Für die Leser von Bernard Cornwell, Ulf Schiewe und Simon Sparrow. Vom Autor des erfolgreichen historischen Romans 'Der Pirat'. Vom enteigneten Sohn eines Verschwörers zum Kommandanten der englischen Langbogenschützen: John Holland, der spätere Duke of Exeter, ist eine schillernde Figur im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich. Mac P. Lorne lässt uns seine Ausbildung bei den walisischen Bogenschützen ebenso hautnah miterleben wie seine Kriegsgefangenschaft und sein mehrfaches Aufeinandertreffen mit einer verblendeten und fanatischen jungen Frau, die einmal als Jeanne d'Arc in die Geschichte eingehen soll und der es gelingt, einen fast beendeten Krieg wieder aufflammen zu lassen - und deren Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen er am Ende nicht verhindern kann, obwohl er ahnt, dass so eine Märtyrerin geschaffen wird ... Lesen sie 'Der Herr der Bogeschützen' im eBook schon vorab!

Mac P. Lorne (*1957) hat bisher zwölf historische Romane bei Droemer Knaur veröffentlicht, von denen bereits sechs mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet worden sind. Mit 'Der Pirat - ein Francis-Drake- Roman' und Jack Bannister - Herr der Karibik' widmete er sich sehr erfolgreich maritimen Themen und erreichte eine große Leserschaft. In seiner Dilogie über Englands berühmtesten Seehelden setzt er die Thematik jetzt fort.

Mac P. Lorne (*1957) hat bisher zwölf historische Romane bei Droemer Knaur veröffentlicht, von denen bereits sechs mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet worden sind. Mit "Der Pirat - ein Francis-Drake- Roman" und Jack Bannister - Herr der Karibik" widmete er sich sehr erfolgreich maritimen Themen und erreichte eine große Leserschaft. In seiner Dilogie über Englands berühmtesten Seehelden setzt er die Thematik jetzt fort.

1. Teil


Von Pontefract nach Azincourt, 1400–1415

Pontefract Castle, Yorkshire, Winter 1400


Ein Dutzend Reiter hatte sich zwischen den Bäumen eines kleinen Wäldchens versteckt. Die meisten von ihnen spähten erschrocken zu der mächtigen Festung mit den vielen hohen Türmen, Gräben und Torhäusern hinüber, die sich auf einem Felsen über der Stadt erhob und völlig unbezwingbar schien. So hoch im Norden, in Yorkshire, waren viele von ihnen noch nie gewesen. Sie stammten aus Devon im Südwesten Englands und kannten somit Pontefract, die gewaltige, im Auftrag von Wilhelm dem Eroberer errichtete Trutzburg, nicht. Über die Jahrhunderte war sie ständig erweitert und vervollkommnet worden. Selbst Richard Löwenherz hatte die Burg – wenn auch nur kurze Zeit – getrotzt, als er nach seiner Freilassung aus deutscher Gefangenschaft sein Land wieder in Besitz nehmen wollte.

»Da sollen wir hineingelangen?« Die Stimme des Ritters klang verzagt. »Aber es braucht doch ein paar tausend Mann und mindestens ein halbes Jahr, um diese Mauern zu bezwingen!«

»Macht Euch nicht die Brouche nass, Hugh«, fuhr John Holland, Earl of Huntingdon und bis vor kurzem noch Duke of Exeter, seinen Gefolgsmann an. »Der Kasten dort gehörte einmal meinem Schwiegervater John of Gaunt. Wie aus allen seinen Burgen hat er ein Schloss daraus gemacht und es noch dazu seiner Gemahlin geschenkt. Das dürfte die Wehrhaftigkeit beträchtlich eingeschränkt haben. Außerdem wollen wir die Burg ja gar nicht stürmen. Ich kenne den Kastellan, Sir Thomas Swynford, recht gut. Wir sind sogar weitläufig miteinander verwandt. Kaum anzunehmen, dass er uns nicht einlassen wird. Schließlich kann die Nachricht von unserem gescheiterten Aufstand noch nicht bis hierher gelangt sein, sind wir doch geritten, als wären nicht Henrys Häscher, sondern der Teufel selbst hinter uns her.«

Henry Bolingbroke war im letzten Herbst aus seiner Verbannung zurückgekehrt, hatte seinen Cousin, König Richard II., vom Thron gestürzt und sich auf Anraten und mit Billigung des Parlaments selbst die Krone aufs Haupt gesetzt. Doch kaum hatte er seine Herrschaft einigermaßen gefestigt, begann er, Ländereien und Titel neu zu verteilen, und machte dabei selbst vor seinem Schwager, John Holland, nicht halt. Der war allerdings auch der Halbbruder des entmachteten Königs und keinesfalls gewillt, auf die Einkünfte und das Ansehen eines Duke of Exeter ohne weiteres zu verzichten.

Gemeinsam mit anderen Vertretern des Hochadels, denen es wie ihm ergangen war, hatte John geplant, zu Weihnachten seinen Schwager in Windsor gefangen zu nehmen und zur Abdankung zu zwingen, um seinem in Pontefract Castle gefangengehaltenen Halbbruder wieder auf den Thron zu verhelfen. Doch der Plan war verraten worden. John hegte den leisen Verdacht, dass seine teure Gemahlin ihren Bruder gewarnt hatte, aber einen Beweis gab es dafür nicht. Jetzt waren die Verschwörer allesamt auf der Flucht, und wo immer man ihrer habhaft wurde, töteten die Verfolger sie ohne Gnade und Gerichtsurteil.

John Holland hatte sich in der Hoffnung nach Norden gewandt, seinen Halbbruder Richard befreien und mit ihm gemeinsam nach Schottland fliehen zu können. Dort wollten sie dann in Ruhe die anderen Unzufriedenen um sich scharen und gemeinsam die Zurückgewinnung der Macht über England in Angriff nehmen. Wo käme man denn hin, wenn ein gekrönter und gesalbter Monarch – nur weil er vielleicht ein paar Fehler während seiner Regierungszeit gemacht und sich mit dem Parlament überworfen hatte – so mir nichts, dir nichts abgesetzt und eingesperrt werden konnte? Das konnte unmöglich der Wille des Herrn sein und verstieß gegen das althergebrachte Gottesgnadentum, mit dem jeder König seine Herrschaft legitimierte. John Holland jedenfalls war nicht bereit, seinen Schwager anstatt seines Bruders auf dem Thron zu akzeptieren. Zumindest nicht, wenn dieser ihn in seinen Würden und Privilegien beschnitt, anstatt ihn darin zu bestätigen.

»Los jetzt, voran!«, befahl er. Wenigstens die kleine Grafschaft Huntingdon hatte Henry ihm immerhin gelassen. »Niemand auf der Burg wird es wagen, uns bei diesem grauenvollen Wetter ein Nachtquartier zu verweigern. Und sind wir erst einmal drin, weiß jeder von euch, was er zu tun hat. Es muss schnell und so lautlos wie möglich gehen. Wenn Swynford tot ist, werden seine Männer im ersten Schreck wie aufgescheuchte Hühner herumirren. Wir müssen ihnen nur klarmachen, dass sie reich belohnt werden, stellen sie sich auf die Seite von König Richard. Ich bin sicher, dass mir das gelingen wird und wir mit Gottes Hilfe meinen Bruder befreien werden.«

Was John Holland in der einbrechenden Dämmerung und dem Schneetreiben nicht sah, war der skeptische Gesichtsausdruck seiner Getreuen. Dafür hörte er die aufmunternden Worte seines Sohnes Richard, der bis vor kurzem dem Earl of Salisbury, einem Mitverschwörer, als Knappe gedient hatte. Nach dessen Ermordung war es dem vierzehnjährigen Richard gelungen, sich zu seinem Vater durchzuschlagen. Jetzt hoffte er, dass es ihnen nicht wie seinem ehemaligen Dienstherrn ergehen würde.

»Worauf warten wir? Kommt, lasst uns Onkel Richard befreien und dann diesen Thronräuber zum Teufel jagen! So viele gute Männer mussten ihr Leben lassen, seit er nach der Krone gegriffen hat. Dem muss ein Ende gemacht werden!«

»Hört ihr den Jungen? Welcher Ritter wird kneifen, wenn sich die Knappen in den Kampf stürzen? Kommt, lasst es uns zu Ende bringen! Für Gott und König Richard!«

»Für Gott und König Richard.« Es war mehr ein Murmeln als ein Schlachtruf, mit dem die Gefolgsleute ihrem Anführer antworteten, was auf nicht allzu viel Zuversicht schließen ließ.

John Holland war in seiner Jugend ein gefürchteter Turnierkämpfer gewesen, hatte die Hand einer der schönsten Frauen Englands errungen, später seinem Schwiegervater als Heerführer in Spanien gedient und eine Pilgerreise ins Heilige Land unternommen. Schon zu Lebzeiten eine Legende, hatte ihn die Demütigung durch seinen Schwager, den jetzigen König, tief getroffen. Er war ein stolzer Mann von oft aufbrausendem Temperament, der solch eine Herabwürdigung weder vergaß noch vergab. Sollte sein heutiges Unterfangen scheitern, wollte er lieber sterben, als weiterhin in Schande zu leben. Allerdings hoffte er, dass Henry sich in diesem Fall seinen Nichten und Neffen gegenüber gnädig zeigen und diese nicht für die Sünden des Vaters büßen lassen würde.

Die kleine Kavalkade setzte sich in Bewegung und strebte durch das dichter gewordene Schneetreiben auf die heruntergelassene Zugbrücke von Pontefract Castle zu. Es sah ganz so aus, als sollte John Holland recht behalten, denn nur zwei Torwachen stellten sich den Ankömmlingen in den Weg, gaben ihn aber sofort frei, als der Earl of Huntingdon sie anraunzte und verlangte, sofort zum Kastellan vorgelassen zu werden. Über eine weitere Brücke gelangte die Reiterschar in die Vorburg – und hier brach das Verderben über sie herein.

 

Vor und hinter den Männern, die bisher so mühelos in die Festung gelangt waren, rasselten Fallgatter herunter. Gleichzeitig erschienen auf den Mauern und Türmen Bogen- und Armbrustschützen und schossen ohne Vorwarnung Pfeile und Bolzen auf die Ankömmlinge. Pferde bäumten sich erschrocken auf und gingen durch, wenn sie getroffen wurden, oder brachen schwer verwundet zusammen. Ritter brüllten, zogen unnützerweise ihre Schwerter und versuchten, sich mit ihren Schilden zu decken, doch das war wenig aussichtsreich angesichts der Vielzahl der Geschosse, die auf sie niedergingen.

John Holland, noch unverletzt, hatte sich mit seinem Sohn vor dem Beschuss unter dem Mauervorsprung, in den das Fallgatter zur Hauptburg eingelassen war, in Sicherheit gebracht. Wie von Sinnen rüttelte er an den starken, eichenen und eisenbeschlagenen Streben und schrie, wilde Verwünschungen ausstoßend, nach Thomas Swynford.

Doch der ließ sich nicht blicken. Erst als alle Begleiter Huntingdons tot oder schwer verwundet am Boden lagen und nur noch er selbst und sein Sohn aufrecht standen, kam stattdessen ein junger Mann in blitzender Rüstung, umringt von Rittern der königlichen Leibgarde, auf das Fallgatter zu. Ihn hatte John Holland hier am allerwenigsten erwartet: Thomas Fitzalan, den Sohn von Richard Fitzalan, dem vor drei Jahren hingerichteten Earl of Arundel. Der Graf hatte der Krone viele Jahre als Heerführer, Admiral und Diplomat treu gedient, bevor er sich auf die Seite derer schlug, die die Autorität des Königs einschränken und an seiner Stelle herrschen wollten. Aber die dem König feindlich gesinnten sogenannten Lords Appellants wähnten sich ihrer Sache zu sicher. Denn nachdem Richard in den folgenden Jahren die Macht wieder zurückgewonnen hatte, nahm er an seinen Gegnern blutige Rache und ließ viele von ihnen hinrichten. Andere, wie den jetzigen König Henry, schickte er wiederum nur in die Verbannung, was er nach seiner Gefangennahme und Absetzung bitter bereute.

John Holland, durch König Richards Gnade Duke of Exeter, hatte damals nicht unwesentliche Teile des Vermögens und der Ländereien des Earls of Arundel übereignet bekommen. Gleichzeitig erhielt er auch die Vormundschaft über dessen damals sechzehnjährigen Sohn Thomas, den er zusammen mit seinen eigenen Söhnen aufziehen sollte.

Nun war Holland nicht gerade für sein zartfühlendes Händchen bekannt. Bei ihm gehörten Maulschellen und auch Prügel durchaus zur Erziehung mit dazu. Ebenso harte Arbeit im Stall, auf den Feldern und beim Bau von Befestigungen. Doch während seine beiden Söhne, Richard und der jüngere John, dies alles klaglos ertrugen, begehrte Thomas Fitzalan ständig auf,...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 100jähriger Krieg • 15. Jahrhundert • Bogenschütze • Duc of Exeter • Duke of Exeter • Heerführer • historische Abenteuerromane • historische Romane England • Historische Romane Frankreich • historische Romane für Männer • Historischer Roman • Hundertjähriger Krieg • Jeanne d'Arc • Johanna von Orleans • John Holland • Langbogenschützen • Mythos
ISBN-10 3-426-44303-1 / 3426443031
ISBN-13 978-3-426-44303-3 / 9783426443033
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99