Der Gärtner war's nicht! (eBook)

Die K&K-Schwestern ermitteln
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
318 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-75198-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Gärtner war's nicht! -  Tatjana Kruse
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Konny und Kriemhild, beide über sechzig, führen nicht sonderlich erfolgreich eine Pension in der Provinz. Eines Tages wird die Idylle durch einen Mord gestört - und die Schwestern entpuppen sich als wahre Meisterdetektivinnen ...

In die Beschaulichkeit der Bed & Breakfast-Pension der Schwestern Konny und Kriemhild platzt eine Band junger Musiker, die den Haushalt ordentlich auf den Kopf stellen - bis einer von ihnen tot aufgefunden wird.

Hat der Gärtner den Gast versehentlich mit seinem Aufsitzrasenmäher umgefahren? War es wirklich ein Unfall? Oder nicht doch Mord? Kurzentschlossen nehmen die Schwestern die Ermittlungen selbst in die Hand - ihr Haus, ihre Regeln.

All das vor den Augen eines zufällig anwesenden Hotelkritikers. Und der Pensionskatze: dem unsäglich hässlichen Sphynx-Kater Amenhotep.

Das Chaos ist perfekt!

»Wenn Tatjana Kruse über ältere Damen schreibt, dann ist das, als würde Guy Ritchie auf Agatha Christie treffen. Einzigartig in der deutschen Krimiszene und sowas von hinreißend!« Simone Buchholz, ?Blaue Nacht?

»Gib dem Leben einen Gin: Wenn ich tauschen dürfte für eine Nacht, dann käme nur Tatjana Kruse als Körper- Geist- und Schreibtauschpartnerin in Frage.« Nina George, ?Das Lavendelzimmer?

»Tatjana Kruse ist mit so viel Humor gesegnet, dass ich mich auf jedes Treffen mit ihr mordsmäßig freue.« Ingrid Noll, ?Die Apothekerin?

»Tatjana Kruse ist der Champagner unter den deutschen Krimiautoren.« Bernhard Aichner, ?Die Totenfrau?



Tatjana Kruse ist leidenschaftliche Krimödien-Autorin. Sie lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall, der Stadt zur Bausparkasse, und wurde fu?r ihre Krimis bereits mit dem Marlowe der Raymond-Chandler-Gesellschaft, dem Fancy Media- und mit dem Nordfälle-Preis ausgezeichnet.

Tatjana Kruse, Jahrgangsgewächs aus süddeutscher Hanglage, wuchs in einem reinen Frauenhaushalt auf.Zudem befand sich dieser Frauenhaushalt in einem Kleinstadthotel, das von ihrer Mutter geleitet wurde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Tatjana Kruse das literarisch aufarbeitete. Mittlerweile ist sie von Beruf Kriminalschriftstellerin.

Idylle … [Substantiv, feminin], trügerische … [Adjektiv]


 

 

Großer Gott, was für ein Gesülze, dachte Konny und schüttelte sich innerlich. Nicht wegen der Message. Sie stand voll hinter jedem einzelnen Wort. Nur wegen der blumig-braven Ausformulierung. Am liebsten hätte sie dieser jammerlappigen Barbie eine virtuelle Ohrfeige versetzt. Das sahen allerdings die Redaktionsvorgaben nicht vor. Bis Redaktionsschluss musste Konny zweihundert Wörter liefern, und Redaktionsschluss war in zehn Minuten. Also war's das jetzt. Konny drückte auf »senden«.

Im Grunde war es ihr, der ehemals investigativen Journalistin, peinlich, für eine Frauenzeitschrift zu schreiben. Happy 50+ – das Lifestylemagazin für aktive Best Agers. Zielgruppenunabhängig gingen Frauenzeitschriften ja immer nach demselben Schema vor, kennt man ja: auf Seite eins bis zehn: Akzeptiere dich so, wie du bist! Seite elf bis zwanzig: Verliere fünfzehn Kilo in vier Wochen. Seite einundzwanzig bis dreißig: Leckere Tortenrezepte.

Hallo?

Aber mit dem Honorar unterhielt Konny sich, ihre Schwester und ihren Gärtner. Die Pension warf nichts ab. Noch nicht, wie Konny inständig hoffte. Ihre Schwester Kriemhild sah das skeptischer.

Wenn man an den Teufel denkt …

»Konniieeee!«, rief Kriemhild mit ihrer durchdringenden Stimme von unten aus dem Keller. Durchdringend und in einer Frequenz, die knapp davor war, dass nur noch Fledermäuse sie hören konnten und sie den Putz von der Decke rieseln ließ.

»Waaas?«, brüllte Konny zurück.

Draußen vor dem offenen Fenster schreckte ein Spatz aus dem Efeu hoch.

»Was ist das für ein Fleck auf deiner Leinenbluse?«

Seit sie vor einem Jahr aus ihrem ehemaligen Elternhaus eine Pension gemacht hatten, teilten sie die Arbeit strikt untereinander auf. Kriemhild kochte, wusch und putzte, Konny erledigte die Reservierungen und – wegen ihrer größeren sozialen Kompetenz – die Gästebetreuung.

Gäste, die es im Moment nicht gab.

Konny seufzte. Wegen der fehlenden Gäste. Und wegen des Flecks.

»Keine Ahnung«, brüllte sie zurück.

Obwohl eine innere Ahnung, die man durchaus auch als zarte Gewissheit bezeichnen könnte, ihr sagte, es müsse sich um einen Rotweinfleck handeln. Hatten sie nicht vorgestern Abend draußen auf der Terrasse noch einen Schlummertrunk zu sich genommen? Kriemhild hatte wie immer – und trotz des lauen Sommerabends – an einer heißen Schokolade genippt, Konny an einem kräftigen Franzosen. Leider keinem aus Fleisch und Blut, sondern aus vergorenen Trauben. Vielleicht hatte sie daneben genippt. Konny war in solchen Dingen nicht penibel. Das überließ sie Kriemhild.

»Die Bluse muss in die Reinigung«, dröhnte Kriemhild. Auf dem langen Weg vom Waschkeller ins Büro verloren ihre Schallwellen nicht an Wucht. Beinahe das Gegenteil war der Fall. Kriemhild hatte ihre Schallwellen unter Kontrolle. Wie sonst auch alles. »Obwohl es humaner wäre, das Teil einfach zu verbrennen!«

»Untersteh dich!«, brüllte Konny, die schon heiser wurde, weil ihr das nötige Brüllaffentraining fehlte. Sie hatte eben nie einen schwerhörigen Seebären geheiratet.

Konny war die jüngere der beiden Schwestern. Um exakt vierzehn Minuten jünger. Sie war drall, hatte eher eine Hummelhüfte als eine Wespentaille, und sah immer erst mal das Gute in allem. Eine Seele von Mensch.

Ganz anders Kriemhild. Fast einen Kopf größer als ihre Schwester und nur halb so breit, mit stets fest zusammengepressten Lippen. Konny, die sie schon ihr ganzes Zwillingsleben lang kannte, wusste, dass die nach außen sichtbare Grundmissbilligung von allen und allem nichts damit zu tun hatte, dass Kriemhild vom Leben unbotmäßig gebeutelt worden wäre, obwohl sie das war. Nein, sie hatte schon als Embryo im Mutterbauch die Lippen zusammengepresst und immer ein wenig unzufrieden geguckt.

Das war über sechzig Jahre her.

Wer an sie beide dachte, dachte aber nicht: »Was für zwei süße, alte Damen«, er dachte: »Großer Gott, was haben sie jetzt wieder angestellt?«

Konny war immer schon ein verrücktes Huhn gewesen, hatte als Kind ständig irgendeinen Schabernack getrieben, liebte es auch später noch, Regeln zu brechen und als freiberufliche Journalistin beispielsweise über das zu schreiben, was andere gern zugedeckelt hätten. Sie hatte zahlreiche Affären gehabt und sich den Wind des Lebens um die Nase wehen lassen – was nach Freiheit und Abenteuer klang, und das zu Recht, was aber auch bedeutete, dass sie mit über sechzig unverheiratet war und mehr oder weniger mittellos dastand. 

Kriemhild hatte dagegen regelkonform gelebt, war Lehrerin geworden, ohne je in ihrem Beruf zu arbeiten, weil sie mit Kindern ebensowenig konnte wie mit Erwachsenen, hatte bei einer Hamburg-Reise einen sehr viel älteren, ehemaligen Hochseeschifffahrtskapitän kennen- und lieben gelernt, der aber auf seinen Fahrten ebenfalls nicht reich geworden war. 

So gesehen, traf es sich gut, dass vor zwölf Monaten ihre alte Lieblingstante Barbara gestorben war. Mit 102. Da war die Hebamme auch nicht mehr schuld. Einhundertundzwei ist ein gesegnetes Alter, da darf man ruhig mal einschlafen und nicht mehr aufwachen. Was Konny und Kriemhild in ihrer Kindheit nicht gewusst hatten und erst nach dem Unfalltod ihrer Eltern erfuhren, als beide schon lange aushäusig lebten und liebten und arbeiteten: Das Haus ihrer Kindheit, ihr Elternhaus, gehörte in Wirklichkeit Tante Barbara. Und die zog dann auch bis zu ihrem eigenen Ableben ein. Mit Gudrun, der Nenn-Tante von Konny und Kriemhild, mit der Barbara fast sechzig Jahre liebevoll zusammengelebt hatte, ein Fakt, der in der Familie nie thematisiert worden war. Die beiden hatten keine Kinder, und Gudrun war wenige Monate vor Barbara gestorben. So fiel das Haus an Konny und Kriemhild, die spontan beschlossen, für ihre eigene Altersabsicherung eine Bed-&-Breakfast-Pension daraus zu machen. Eine Villa im Grünen, in der Nähe einer süddeutschen Kleinstadt, in einer touristisch bestens erschlossenen Gegend – da hatte auch die Bank ein Einsehen und finanzierte den Einbau von sieben Nasszellen in den Zimmern des ersten Stocks. So weit, so gut. Wenn jetzt nur noch mehr Gäste kämen … 

Konny klappte ihren Laptop zu. Wie aufs Stichwort rollte ein Fleischball heran und ließ sich auf dem noch warmen Elektronikteil nieder. 

»Amenhotep, mein Schöner«, gurrte Konny. 

Schönheit lag ja bekanntermaßen im Auge der Betrachterin. Im alten Ägypten hielt man Katzen für Götter. Die Katzen haben das nicht vergessen. Amenhotep schon gar nicht. Auch wenn er für Außenstehende nichts weiter war als ein fetter Sphynx-Kater mit Mundgeruch und permanent schlechter Laune. Ja, genau, ein Sphynx-Kater, im Volksmund auch gern »Nacki« genannt. Ein Kater ohne Fell. Das beleidigte das Schönheitsempfinden mancher Ästheten, war aber positiv, weil selbst katzenallergische Pensionsgäste gut mit ihm klar kamen und seine Nacktheit ihn nicht daran hinderte, als fleißiger Soldat durch die Villa zu patrouillieren und jede Maus zu killen, der er ansichtig wurde. Und er war ein verdammt guter Mäusejäger, wie Konny in diesem Moment feststellen musste. 

»Igitt, Amenhotep!« 

Nonchalant hatte er gerade einen abgebissenen Mäusekopf auf die Schreibtischplatte gespuckt. Seine riesigen, leicht schräg stehenden, türkisblauen Augen blickten stolz. Ich bin der Beste, der Größte, der Schönste!

Konny wickelte ein Papiertaschentuch um die Beute ihres Inhouse-Raubtieres und trug sie in die Küche. 

Wo sie schon da war, konnte sie sich auch gleich eine Tasse Tee machen. 

In der Spüle türmte sich das dreckige Geschirr. Es gab ja immer zwei Sichtweisen auf das Leben. Konny sah das Geschirr und hielt es für eine sensibel angelegte Installation mit dem Titel »Das Gesicht des Alltags – im Spannungsfeld zwischen Intimität und Spröde des Daseins«. Eine andere, reaktionäre Lesart des Kunstwerks wäre natürlich: »Keiner hat Bock auf Abwasch.« Konny sortierte ein paar Teller neu, damit sie den altmodischen Wasserkessel unter den Wasserhahn halten konnte. 

Die wenigen Gäste, die sie bisher gehabt hatten – die meisten waren durch Mund-Propaganda auf sie aufmerksam geworden –, fanden den altmodischen Charme des Hauses unwiderstehlich. Einer hatte das sogar auf TripAdvisor geschrieben: Bezauberndes B&B, von außen wie die Villa aus Psycho, innen liebevoll bis ins letzte Detail eingerichtet – mit knarzenden Dielen, Kronleuchtern, Himmelbetten und Meißner Porzellan. Geführt von zwei reizenden, alten Ladys. Altmodischer Charme vom Feinsten. Ich gebe fünf Sterne.

In Wirklichkeit hatten sie einfach kein Geld, um sich neu auszustatten. Was sie nicht geerbt hatten, stammte vom Flohmarkt. 

»Konniieeee!«, brüllte Kriemhild. »Schick Herrn Hirsch runter, die Waschmaschine zickt!« 

»Ist guuuut.« 

Herr Hirsch fuhr am anderen Ende des Grundstücks, dort, wo der Wald anfing, sehr vergnügt auf seinem Aufsitzrasenmäher herum. Die Waschmaschine musste warten. Hoffentlich gelang es ihm, sie wiederzubeleben. Bettwäsche und Handtücher der Gäste wurden vom Wäscheservice der Adretta-Reinigung professionell und porentief gesäubert, aber ihre Privatwäsche wuschen sie natürlich hier im Haus. Und weil Konny Vorratshaltung jedweder Art abging, hatte sie – sollte die Waschmaschine den Geist aufgeben – ab morgen nichts mehr anzuziehen...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2017
Reihe/Serie Die Schnüffelschwestern
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 50+ • Alter • Älterwerden • Andreas Föhr • Bed and Breakfast • Bestseller 2017 • Bienenstich • Detektiv-Duo • Detektivin • Die Schnüffelschwestern • DUO • Faden • Finger • Finger, Hut und Teufelsbrut • Frauenkrimi • Frauenunterhaltung • Geschenke für Frauen • Glücklich altern • Golden Girls • Hackebeil • Herzstich • Humor • Hut und Teufelsbrut • insel taschenbuch 4565 • IT 4565 • IT4565 • Jörg Maurer • Katzen • Klüpfel/Kobr • Kommissar Seifferheld • Kommissar Siegfried Seifferheld • Kreuzstich • Kreuzstich, Bienenstich, Herzstich • Krimi • Kriminalroman • Kultkrimi • Meerjungfrauen morden besser • Muttertag • Muttertagsgeschenk • Nadel • Nadel, Faden, Hackebeil • Pension • Provinz • Provinzkrimi • Regiokrimi • regional • Regionalkrimi • Rita Falk • Schnüffelschwestern • Schwarzer Humor • Schwestern • Spannung • Stuttgart • Süddeutschland • Unterhaltung • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-458-75198-X / 345875198X
ISBN-13 978-3-458-75198-4 / 9783458751984
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