Die Katze (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
480 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-21529-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Katze -  Joy Fielding
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Wer die Wahrheit sucht, begibt sich in tödliche Gefahr
Charley Webb ist Journalistin und allein erziehende Mutter von zwei Kindern. Eines Tages erhält sie eine schockierende E-Mail: Jill Rohmer, die des kaltblütigen Mordes an drei Kindern überführt wurde und im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartet, bietet Charley ihre Geschichte exklusiv für ein Buchprojekt an. Zunächst zögert Charley, doch schließlich willigt sie ein. Während sie aber noch damit beschäftigt ist, erste Recherchen über Jill einzuholen, bekommt sie plötzlich entsetzliche Drohbriefe, in denen der Tod ihrer Kinder angekündigt wird. Charley ist außer sich vor Angst, denn sie ahnt, dass sie Geister rief, die ihr selbst zum mörderischen Verhängnis werden können ...

Eine Psychopathin in der Todeszelle. Eine Frau auf der Suche nach der Wahrheit. Und ein perfides Spiel, bei dem nur einer gewinnen kann.

Joy Fielding gehört zu den großen Spitzenautorinnen Amerikas. Seit ihrem Psychothriller »Lauf, Jane, lauf« waren alle ihre Bücher internationale Bestseller. Joy Fielding hat zwei Töchter und lebt mit ihrem Mann in Toronto, Kanada, und in Palm Beach, Florida.

KAPITEL 1


Von: Wütende Leserin
An: Charley@Charley’sWeb.com
Betreff: DIE SCHLECHTESTE KOLUMNISTIN ALLER ZEITEN!!!
Datum: Montag, 22. Januar 2007, 07:59:47 EST

 

Hey, Charley,

ich wollte Ihnen nur eins kurz sagen: Sie sind nicht nur DIE SCHLECHTESTE KOLUMNISTIN ALLER ZEITEN!!!, sondern wahrscheinlich auch die EGOZENTRISCHSTE FRAU AUF DIESEM PLANETEN!!! Man sehe sich nur Ihr Foto an – die langen, blonden, leicht gelockten Haare, der wissende, gesenkte Blick, das subtile Grinsen Ihrer garantiert mit Restylane aufgespritzten Lippen. Daran erkennt man gleich, wie sehr Sie von sich eingenommen sind. Und Ihre geistlosen Kolumnen über den Kauf perfekter High Heels, den idealen Rouge-Ton und die Schindereien Ihres neuen Personal Trainers haben mein Urteil nur bestätigt. Aber wie um alles in der Welt sind Sie auf den Gedanken verfallen, dass irgendjemand auch nur mäßiges Interesse an Ihrem jüngsten Ausflug in die Welt der totalen Oberflächlichkeit aufbringen könnte – an einem Intimwaxing?!!! Vor Ihrer plastischen und unnötig grausigen Schilderung der Enthaarung Ihrer unteren Gefilde in der Sonntagsausgabe Ihrer Zeitung – (WEBB SITE, Sonntag, 21. Januar) – hatte ich offen gestanden keine Ahnung, dass es so etwas überhaupt gibt, geschweige denn, dass eine erwachsene Frau sich freiwillig einer derart barbarischen Prozedur unterziehen würde. Immerhin sind Sie, wie ich aus Ihrer letzten Kolumne weiß, dreißig Jahre alt und kein Teenager mehr. Ich frage mich, wie Ihr armer Vater reagiert hat, als er von seiner Tochter, einer Harvardabsolventin, derart infantiles und erniedrigendes Zeug lesen musste. Ich frage mich, wie Ihre Mutter ihren Freundinnen erhobenen Hauptes gegenübertreten kann, während Sie in aller Öffentlichkeit permanent private – um nicht zu sagen intime – Fragen erörtern. (Zum Glück haben Ihre Eltern zwei weitere Töchter, an denen sie sich aufrichten können!!! Meinen Glückwunsch an Anne übrigens zu dem Erfolg ihres neuesten Romans Denk an die Liebe – Platz 9 auf der Bestsellerliste der New York Times, mit weiter aufsteigender Tendenz!!! Und an Emily, die als Vertretung von Diane Sawyer bei Good Morning, America wirklich großartig war!!!) Das sind zwei Töchter, auf die Eltern stolz sein können.

Apropos Töchter. Was muss Ihre achtjährige Tochter wohl denken, wenn sie Sie nackt durchs Haus stolzieren sieht?? Ich nehme mal an, dass jemand wie Sie, der sich mit solch offensichtlicher Lust in gedruckten Worten entblößt, auch davor keine Hemmungen hat!!!! Nicht zu erwähnen den Spott, den Ihr fünfjähriger Sohn sich in der Vorschule von den anderen Kindern anhören muss, deren Eltern wahrscheinlich ähnlich entsetzt über Ihre sonntägliche Kolumne sind wie ich! Der Artikel vom letzten Sonntag über Sexspielzeuge war schon schlimm genug!!

Können Sie nicht über Ihre – garantiert dank eines kostspieligen Schönheitschirurgen – kesse kleine Nasenspitze hinausschauen und die Auswirkungen Ihres taktlosen Tratsches auf diese unschuldigen Kinder bedenken? (Aber was kann man schon von einer Frau erwarten, die stolz darauf ist, keinen der Väter ihrer beiden Kinder geheiratet zu haben?!!!)

Ich habe die Nase gestrichen voll von Ihrem geistlosen Alles-Charley-Geplapper. (Vielen Dank, dass Sie nicht Ihren Taufnamen Charlotte benutzen. Damit haben Sie uns zumindest die Entweihung des gleichnamigen wundervollen Kinderbuchs erspart!) Nachdem ich drei Jahre lang Ihre beschränkten Betrachtungen gelesen und entsetzt den Kopf geschüttelt habe!!!, ist mein Langmut nun endgültig zu Ende. Ich würde mich lieber an meinem bis dato unversehrten Schamhaar aufhängen, als noch ein weiteres Wort Ihrer kindischen Prosa zu lesen, und ich kann auch nicht länger eine Zeitung unterstützen, die dieselbe veröffentlicht. Deshalb kündige ich mit sofortiger Wirkung mein Abonnement der Palm Beach Post.

Ich bin sicher, dass ich für viele verärgerte und angewiderte Leser spreche, wenn ich sage: WARUM HALTEN SIE NICHT EINFACH DIE KLAPPE UND VERSCHWINDEN?!!!!

Charley Webb starrte den wütenden Brief auf ihrem Bildschirm an und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Irgendetwas darin jagte ihr Angst ein, nicht nur weil die Mail so gehässig war; im Laufe der Jahre hatte sie viel schlimmere erhalten, davon einige an diesem Morgen. Es lag auch nicht an dem hysterischen Ton des heutigen Schreibens, denn auch an die Empörung der Leserschaft war sie gewöhnt. Die vielen, drastisch eingesetzten Satzzeichen konnten es auch nicht sein. Schreiber wütender E-Mails neigten dazu, jeden ihrer Sätze für so bedeutend zu halten, dass sie den inflationären Einsatz von Großbuchstaben und Ausrufezeichen rechtfertigen. Es lag auch nicht am persönlichen Ton der Anwürfe. Eine Frau, die ihrem jüngsten Intimwaxing tausend Wörter gewidmet hatte, musste mit persönlichen Attacken rechnen. Manche – darunter auch etliche Kollegen – waren vermutlich der Ansicht, dass sie es geradezu darauf anlegte, die Leute zu provozieren. Und dass sie es letztlich nicht anders verdient hätte.

Und vielleicht hatten sie sogar recht.

Charley zuckte die Achseln. Sie war an Kontroversen und Kritik ebenso gewöhnt wie daran, als inkompetent und oberflächlich abgestempelt zu werden. Dass ihre Motive und ihre Seriosität angezweifelt wurden, dass man giftige Kommentare über ihr Aussehen machte, war ebenfalls nichts Neues. Gleichzeitig wurde ihr genauso regelmäßig vorgeworfen, ihre Kolumne überhaupt nur wegen ihres guten Aussehens bekommen zu haben. Oder weil eine ihrer berühmteren Schwestern ihre Beziehungen hatte spielen lassen. Oder weil ihr Vater, ein hochgeachteter Professor für englische Literatur in Yale, seinen Einfluss geltend gemacht hatte.

Sie war es gewohnt, als schlechte Tochter, noch schlechtere Mutter und furchtbares Vorbild hingestellt zu werden. Doch derlei Schmähungen perlten für gewöhnlich an ihr ab. Was an dieser speziellen E-Mail ließ sie also zwischen Lachen und Weinen schwanken? Warum fühlte sie sich plötzlich so verdammt verletzlich?

Vielleicht hatte sie immer noch an der Kolumne vom vergangenen Sonntag zu knapsen. Ihre Nachbarin Lynn Moore, die ein paar Häuser weiter in der vormals heruntergekommenen und jetzt schon fast wieder schicken kleinen Straße in der Innenstadt von West Palm Beach wohnte, hatte sie kurz vor Weihnachten zu einer sogenannten Passion Party eingeladen. Dahinter verbarg sich eine Variante der guten alten Tupperparty mit dem Unterschied, dass statt strapazierfähiger Plastikbehälter Dildos und Vibratoren vorgestellt wurden. Charley hatte sich beim Hantieren mit den diversen objets und bei der blumigen Präsentation, mit der die Passion-Vertreterin ihre Waren angepriesen hatte, köstlich amüsiert – »Und diese unscheinbare kleine Perlenkette, meine Damen, wirkt, wie ich Ihnen versichern kann, wahre Wunder! Ich sage nur multipler Orgasmus! Das ist mal ein Weihnachtsgeschenk, an dem man das ganze Jahr Freude hat!« – und den Abend einen Monat später in ihrer Kolumne genüsslich ausgeweidet.

»Wie konntest du das tun?«, hatte Lynn am Tag des Erscheinens persönlich zu wissen verlangt. Sie stand auf der Stufe vor Charleys winzigem Bungalow, Charleys Kolumne in ihrer geballten Faust zusammengeknüllt, die Finger um Charleys Hals auf dem Foto. »Ich dachte, wir wären Freundinnen.«

»Wir sind Freundinnen«, hatte Charley protestiert, obwohl sie in Wahrheit wohl eher gute Bekannte als echte Freundinnen waren. Echte Freundinnen hatte Charley nicht.

»Und wie konntest du dann so etwas tun?«

»Das verstehe ich nicht. Was habe ich denn gemacht?«

»Das verstehst du nicht?«, hatte Lynn ungläubig wiederholt. »Du weißt nicht, was du getan hast? Du hast mich gedemütigt, das hast du getan. Du hast mich als eine Sex-verrückte Idiotin hingestellt. Mein Mann ist außer sich, meine Schwiegermutter in Tränen aufgelöst. Meine Tochter weiß vor Verlegenheit nicht wohin mit sich. Das Telefon steht den ganzen Morgen nicht still.«

»Aber ich habe doch nicht geschrieben, dass du es bist.«

»Das war auch gar nicht nötig. Meine Gastgeberin«, zitierte Lynn aus dem Gedächtnis, »eine Brünette Mitte vierzig in engen Capri-Hosen und High Heels, trägt lackierte Fingernägel – vier Zentimeter lang und mit kleinen Straßsteinchen beklebt – und wohnt in einem charmanten, mit weißem Holz verkleideten Haus. Die frisch geschnittenen Blumen stammen aus ihrem prachtvollen Garten. Auf dem sauber gemähten Rasen vor dem Haus steht ein Mast, an dem eine große amerikanische Fahne weht. Himmel, wer mag das wohl sein?«

»Das könnte jeder sein. Ich finde, du reagierst überempfindlich.«

»Ach wirklich? Ich reagiere überempfindlich? Ich lade dich zu einer Party ein, stelle dich meinen Freundinnen vor, schenke dir nicht nur ein, sondern mehrere Gläser Champagner aus …«

»Mein Gott, Lynn, was hast du erwartet?«, unterbrach Charley sie, ärgerlich, dass sie sich verteidigen musste. »Ich bin Journalistin. Das weißt du. Diese Geschichte war genau mein Ding. Natürlich schreibe ich darüber. Das wusstest du, als du mich eingeladen hast.«

»Ich habe dich nicht als Reporterin eingeladen.«

»Das ist mein Beruf«, erinnerte Charley sie. »Das bin ich.«

»Mein Fehler«, erwiderte Lynn schlicht. »Ich dachte, du wärst mehr als das.«

In dem...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2017
Übersetzer Kristian Lutze
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Charley's Webb
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte eBooks • Fielding • spiegel bestseller • SPIEGEL-Bestseller • Thriller
ISBN-10 3-641-21529-3 / 3641215293
ISBN-13 978-3-641-21529-3 / 9783641215293
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