Der Drachenflüsterer - Die Feuer von Arknon (eBook)

(Autor)

Catherine Beck (Herausgeber)

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2017 | 1. Auflage
432 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-20443-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Drachenflüsterer - Die Feuer von Arknon -  Boris Koch
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Der junge Ben ist Drachenflüsterer und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die majestätischen Geschöpfe vor der Verfolgung durch die Drachenritter zu schützen. Eine Mission, mit der er sich im Großtirdischen Reich viele gefährliche Feinde verschafft hat. Als der am meisten gefürchtete Kopfgeldjäger des Landes auf Ben angesetzt wird, muss dieser fliehen, begleitet von seinem treuen Gefährten, dem Drachen Aiphyron. Es bleibt ihm nur eine Hoffnung: Im Ewigen Eis, bei den weißen Drachen, könnte es ein wirksames Mittel geben, um den Orden dauerhaft zu schlagen. Doch der Weg dorthin ist gefährlich - und die weißen Drachen gelten als besonders grausam. Andererseits: Wann hätte Ben sich jemals vor Drachen gefürchtet?

Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf und studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München. Nach 15 Jahren in Berlin lebt er heute als freier Autor in Leipzig. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören »Die Drachenflüsterer-Saga«, die humorvolle Abenteuergeschichte »Das Kaninchenrennen« und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi »Feuer im Blut«. Sein Roman »Vier Beutel Asche« wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.

PROLOG

Es war der Sommer der verfluchten Drachen. Niemand in ganz Buchenbrunn konnte sich erinnern, dass es je so eine Plage gegeben hätte. Die Dorfältesten berichteten, dass selbst ihre Großeltern nie von einem solchen Sommer erzählt hatten. Eine, zwei, höchstens drei Sichtungen gab es üblicherweise im Jahr, nun flog alle paar Tage ein Drache mit gewaltigen fluchbeladenen Schwingen über das Dorf hinweg, und manchmal sogar zwei oder drei auf einmal. Wer sich auf der Straße aufhielt, drückte sich sofort in den nächsten Schatten, denn hatte ein solches Biest einen erst einmal gesehen, konnte es jederzeit hungrig und geifernd herunterstürzen.

»Du bleibst ab jetzt den ganzen Tag im Haus«, befahl Cathes Vater, als zum dritten Mal geflügelte Drachen hoch oben über den Himmel rauschten.

»Warum?«

»Weil alle Kinder drinnen bleiben.«

»Aber ich bin kein Kind, ich bin fünfzehn!«

»Du bist Jungfrau«, sagte ihre Mutter und hob die Augenbrauen. »Und noch dazu schön wie eine Auserwählte des Ordens. Du weißt doch, was Drachen mit Jungfrauen machen?«

Cathe nickte. Jeder wusste das. Sie fraßen sie. Sie fraßen sie von allen Wesen auf der Welt am liebsten, und je hübscher, desto lieber.

»So schön bin ich auch wieder nicht«, murmelte Cathe halbherzig. Sie fand ihre Nase ein bisschen zu groß und das glänzend schwarze Haar zu dünn. Sie hätte lieber wilde blonde Locken gehabt wie ihre Freundin Sinje, aber Sinje sagte immer, sie hätte dafür gern Cathes volle Lippen, die grünen Augen und ihre Figur.

»Sag das den zwei Dutzend Burschen, die dich bei jedem Fest umlagern«, brummte ihr Vater und zwinkerte ihr zu. »Und am besten auch denen, die ständig an meiner Tür nach dir fragen. Und dem, der letzten Monat bei dir einsteigen wollte, aber aus Versehen das Stallfenster erwischt hat.«

Cathe lächelte. »Es war Neumond, und Dholyn war betrunken.«

»Ändert nichts daran, dass er dich für schön genug hält, um Ärger zu riskieren, oder?«

»Du bist eben was ganz Besonderes«, sagte ihre Mutter. Das sagte sie öfter, aber nie, was an ihr so besonders sein sollte.

Cathe zuckte mit den Schultern. Sie wusste, dass die jungen Männer bei den Tanzabenden Sinje genauso umlagerten. Sinje tanzte viel und ausgelassen und mit fast jedem, doch keiner durfte auf mehr als einen Tanz am Abend hoffen. Wer sich ihr dabei zu sehr näherte, wurde von Sinje lachend auf Abstand gehalten, sie wusste sich durchzusetzen. Und Cathe lernte es von ihr, obwohl sie es selten brauchte, denn die meisten Jungen wurden nicht zudringlich, aus Angst vor ihrem Vater. Natürlich nannten sie es nicht Angst, sondern Respekt. Hatten die Jungen ihren Tanz oder ihre Abfuhr erhalten, umlagerten sie sofort auch alle anderen Mädchen aus dem Dorf. So waren Jungs nun mal.

Für das kleine Buchenbrunn mochten Sinje und Cathe hübsch sein, aber die Drachen flogen doch auch über Rhaconia und Venzara hinweg und sahen alle Frauen der Welt, adlige, reiche und auch ausgebildete Jungfrauen des Ordens. Und für so schön hielt sich Cathe sicher nicht.

Aber ihr Vater hatte es befohlen, und so blieb sie Tag und Nacht im Haus.

Wieder und wieder flogen wilde Drachen über sie hinweg, niemand konnte genau vorhersagen, wann. Einmal kreiste einer über dem Dorf, ein anderer stand mehrere Flügelschläge lang in der Luft und reckte den Kopf hinab. Cathe sah durch das Fenster hinauf, hielt sich im Schatten des Vorhangs und dachte an lauernde Raubvögel, nur dass die Drachen viel, viel größer waren. Kurz hatte sie den Eindruck, jemand würde auf dem Drachenrücken sitzen.

Und dann, eines Tages, geschah es. Zwei gewaltige Drachen stießen plötzlich herab und landeten mitten auf dem Marktplatz. Jeder von ihnen trug einen menschlichen Reiter auf dem Rücken. Die rauschenden Flügel von mehr als zwanzig Schritt Spannweite ließen den Straßenstaub in der heißen Luft aufwirbeln. Er fegte über Straßen und Höfe hinweg und legte sich grau auf Dächer und Fenster.

Schreiende Menschen ließen alles fallen und stürmten in ihre Häuser, überall wurden die Türen zugeschlagen, Cathe warf sich unter einem Fenster in Deckung. Vorsichtig lugte sie hinaus, konnte jedoch nichts erkennen – zu viele Gebäude standen zwischen ihr und den Drachen. Sie war enttäuscht und froh zugleich, denn das bedeutete, dass auch die Drachen sie nicht sehen konnten.

Irgendwer rief etwas, aber sie verstand nichts. Ihre Mutter war im Stall und Vater mit Cathes beiden Brüdern draußen auf dem Feld. Hoffentlich hatten sie rechtzeitig ein Versteck gefunden. Die Buckelkühe im Stall muhten laut und schlugen die Hufe gegen die Holzwände.

Draußen rief wieder jemand, es klang nicht feindlich, sondern fast wie ein Gruß. Letzter, feiner Staub setzte sich.

Ihr Vater eilte vor dem Fenster vorbei in Richtung Marktplatz. In der Rechten trug er eine Heugabel, sein Gesicht war wutrot, den Unterkiefer hatte er entschlossen nach vorn gereckt. Alle nannten ihn streitsüchtig, aber er sagte, die anderen würden immer anfangen. Cathe wusste nur, dass er meist für sie und ihre Ehre stritt. Für sie oder ihre älteren Brüder, obwohl die schon längst erwachsen waren.

Sie wollte ihm eine Warnung zurufen, aber nur ein dünnes Krächzen drang aus ihrem Mund: »Nein, Pa! Bleib hier …«

Von ihren Brüdern fehlte jede Spur.

Und noch einmal rief jemand auf dem Marktplatz, und diesmal erhielt er eine eindeutige Antwort: »Verzieht euch!«

Cathe erkannte die laute Stimme ihres Vaters. Stellte er sich gerade ganz allein den Drachen? Lautlos flehte sie zum Sonnengott Hellwah: Lass nicht zu, dass sie ihn zerfleischen! Bitte!

Kein Fauchen erklang, kein Knirschen, kein Schmatzen, kein Reißen, kein Kauen. Angstvoll lauschte und flehte Cathe weiter.

»Verzieht euch, lügnerisches Flatterpack!«, erklang es wieder, und diesmal stimmten auch andere Leute aus Buchenbrunn mit ein, wenn auch wenige und nur zögernd. »Verzieht euch! Wir wollen euch hier nicht!«

Ein Drache fauchte laut, und die Luft draußen flirrte. Ein Schauer überlief Cathe, unvermittelt schlug ihr Herz lauter, und ihre Hände zitterten. Sie duckte sich tief unter das Fenster.

Feigling, dachte sie sofort und rappelte sich wieder auf. Immer stritt ihr Vater für sie, jetzt war er es, der Hilfe brauchte. Sie stürmte zur Tür und riss sie auf.

Moorschwarze Schwingen erhoben sich staubwirbelnd über dem nächsten Dach und verdunkelten für einen Moment die Sonne. Ein langer Drache stieg mit geöffnetem Maul in den Himmel auf, zahllose Zähne reihten sich krumm und spitz aneinander. Seine Augen glühten. Ihm folgte ein mächtiger tiefblauer Drache, dessen Schuppenmuster an eine Holzmaserung oder Granit erinnerte. Von den beiden Drachenreitern sah Cathe nur den Rücken, die Gesichter konnte sie nicht erkennen. Sie verschwanden Richtung Süden, Cathe verharrte starr in der Tür und zitterte.

Ihre Mutter kam aus dem Stall und scheuchte sie zurück ins Haus: »Bist du verrückt? Rein!«

»Aber Pa …«

»Rein!«

Cathe gehorchte zögernd, noch immer gebannt vom Anblick der Drachen.

Polternd kam ihr Vater hereingestürzt und packte sie an den Schultern. »Geht’s dir gut, mein Gulden?«

Cathe nickte und umarmte ihn erleichtert. Er schien nicht die kleinste Schramme zu haben. Sie flüsterte: »Dir auch?«

»Natürlich.«

Bevor sie nach ihren Brüdern fragen konnte, stürmten die schon ins Haus, bewaffnet mit Sense und Sichel. »Ist wer verletzt?«

Vater schüttelte den Kopf und löste sich sanft von Cathe.

»Was wollten sie dann?«, fragte Mutter.

»Lügen verbreiten«, sagte Vater barsch. »Sie haben uns ihre verräterische Freundschaft angeboten, aber wir haben sie vertrieben. Wir haben gesagt, dass wir nicht mit Samothanbetern paktieren. Wir sind Hellwah treu!« Er machte das Sonnensymbol, und seine Familie tat es ihm gleich.

»Und sie sind einfach so abgezogen?«

»Erst haben die zwei Burschen lautstark bestritten, mit Samoth im Bund zu sein, aber keiner von uns hat ihnen geglaubt. Solange ihre Drachen die verfluchten Flügel haben, sind sie in Samoths Gewalt, das weiß jeder. Sie lügen, so wie Samoth lügt«, knurrte Vater. »Der Orden hängt überall Steckbriefe von ihnen aus! Für wie dämlich halten uns die zwei? Meinen die, wir können nicht lesen?«

Der Anführer der Samothanbeter hieß Ben, Cathe hatte die Steckbriefe auch gelesen. Sie verstand nur nicht, wie man freiwillig Samoth anbeten konnte, den unterirdischen Gott der Orte, an die kein Licht fällt, den großen Täuscher und listigen Widersacher von Hellwah, dem Sonnengott und Schöpfer.

»Es war Ben selbst?«, stieß Cathes ältester Bruder Kelh hervor.

»Hat einer zumindest behauptet, aber er sah überhaupt nicht so aus wie auf dem Steckbrief. Und du weißt ja, die Samothanbeter lügen den ganzen Tag.«

»Aber sie haben niemandem etwas getan? Sie haben euch nicht angegriffen?«

»Nein. Wir waren bewaffnet.«

»Mit Heugabeln.«

»Und Äxten und Dolchen«, sagte Vater.

»Gegen Drachen helfen nur Klingen aus Blausilber.«

»Ja. Aber die beiden jungen Burschen sind genauso verwundbar wie jeder andere auch.« Dann wandte er sich an Cathe und sah ihr direkt in die Augen. »Sie haben gesagt, sie kommen wieder. Du bleibst also weiter drin, hilfst nur noch im Stall und in der Küche. Verstanden?«

Cathe widersprach nicht, die Drachen waren...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2017
Reihe/Serie Die Drachenflüsterer-Serie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 12 • Abenteuer • Drachen • eBooks • Fantasy • Freundschaft • Kinderkrimi • murtagh
ISBN-10 3-641-20443-7 / 3641204437
ISBN-13 978-3-641-20443-3 / 9783641204433
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