Versicherungsvertrieb - Absatz von Versicherungen durch Versicherer und Vermittler in Theorie und Praxis -  Matthias Beenken

Versicherungsvertrieb - Absatz von Versicherungen durch Versicherer und Vermittler in Theorie und Praxis (eBook)

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2017 | 1. Auflage
482 Seiten
Verlag Versicherungswirtschaft
978-3-86298-805-1 (ISBN)
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Der Versicherungsvertrieb sieht sich zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt. Die europäische Regulierung erschwert den Marktzugang zur selbstständigen Vermittlung als Vertreter oder Makler und verändert deren Berufsausübung. Der Ruf des Vertriebs leidet unter Skandalen, den Folgen einer jahrzehntelangen unreflektierten Wachstumspolitik oder dem pauschalen Vorwurf zu hoher Kosten. Die demografische Entwicklung führt zu einer Überalterung und erheblichen Nachwuchssorgen.

Das Buch Versicherungsvertrieb beleuchtet fundiert und detailliert wirtschaftswissenschaftliche Theorien und deren Erklärungsgehalt für die Existenz des Vertriebs sowie die Rahmenbedingungen im Markt der Versicherungsvermittlung. Dazu gehören unter anderem die regulatorischen Besonderheiten des Versicherungsvertriebs, die strategische und die operative Gestaltung des Vertriebsmanagements von Versicherungsunternehmen sowie die Führung von Vermittlungsbetrieben. Konsequent wird der Grundgedanke der Versicherung und der Versicherungsvermittlung als Dienstleistung verfolgt im Unterschied zu traditionellen, güterwirtschaftlich geprägten Darstellungen der Branche.

Das Buch eignet sich damit in besonderer Weise für das Bachelor- und Masterstudium des Versicherungsvertriebs, aber auch für Praktiker der Branche, die Grundstrukturen des Vertriebs nachvollziehen und aktiv seine Zukunft gestalten wollen.

Versicherungsvertrieb 1
Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 8
1. Einführung 14
1.1 Rolle und Bedeutung des Versicherungsvertriebs innerhalb der Assekuranz 14
1.2 Definitionsansätze für den Versicherungsvertrieb 15
1.3 Geschichte des Versicherungsvertriebs 17
1.4 Regulatorische Herausforderungen für den Vertrieb 22
1.5 Ethische Grundfragen des Vertriebs 26
1.6 Literatur zu diesem Kapitel 34
2. Der Markt der Versicherungsvermittlung 36
2.1 Der Markt der Versicherungsvermittlung als Teil des Versicherungsmarkts 36
2.2 Versicherungsvermittlung als gehandeltes Wirtschaftsgut 38
2.3 Angebots- und Nachfragestrukturen im Markt der Versicherungsvermittlung 43
2.4 Strukturdaten zum Markt der Versicherungsvermittlung 51
2.5 Geschäftsmodelle im Versicherungsvertrieb 59
2.5.1 Traditionelle Geschäftsmodelle: Kleinvermittler 60
2.5.2 Traditionelle Geschäftsmodelle: Großvermittler 62
2.5.3 Neuartige Geschäftsmodelle 66
2.6 Versicherungsvertrieb in Europa und Deutschland 67
2.7 Literatur zu diesem Kapitel 72
3. Versicherungsvertrieb aus theoretischer Perspektive 74
3.1 Versicherungsvertrieb aus informationsökonomischer Perspektive 74
3.2 Versicherungsvertrieb aus institutionenökonomischer Perspektive 83
3.3 Versicherungsvertrieb aus verhaltenswissenschaftlicher Perspektive 94
3.4 Literatur zu diesem Kapitel 100
4. Typologie des Versicherungsvertriebs 102
4.1 Handelsrechtliche Gliederung des Versicherungsvertriebs 102
4.1.1 Handlungsgehilfe 103
4.1.2 Versicherungsvertreter 105
4.1.3 Handelsmakler 114
4.1.4 Versicherungsvertragsrechtliche Definitionen 118
4.1.5 Sonderfall: Versicherungsberater 121
4.2 Gewerberechtliche Gliederung des Versicherungsvertriebs 123
4.2.1 Gewerbsmäßige Versicherungsvermittlung 123
4.2.2 Gewerbeerlaubnis und Ausnahmen 128
4.2.3 Versicherungsvertreter 131
4.2.4 Versicherungsmakler 135
4.2.5 Voraussetzungen für die gewerbsmäßige Versicherungsvermittlung 136
4.2.6 Vermittlerregister 143
4.2.7 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Handels- und Gewerberecht 145
4.2.8 Überschneidungen zu anderen Finanzdienstleistungsvermittlungen 150
4.3 Ökonomische Gliederung des Versicherungsvertriebs 152
4.4 Rechtsformen von Versicherungsvermittler-Betrieben 157
4.5 Betriebswirtschaftliche Typologisierung des Versicherungsvertriebs 163
4.6 Literatur zu diesem Kapitel 170
5. Vertriebsmanagement des Versicherungsunternehmens 172
5.1 Vertriebsstrategie 172
5.1.1 Vertriebsziele 173
5.1.2 Abgrenzung des relevanten Marktes 178
5.1.3 Ableitung der strategischen Stoßrichtung 182
5.1.4 Wettbewerbsstrategien 188
5.1.5 Kernkompetenzstrategien 191
5.2 Vertriebsmanagement 192
5.2.1 Aufgaben des Vertriebsmanagements 192
5.2.2 Schnittstellen zu anderen Unternehmensfunktionen 196
5.2.3 Organisatorische Verankerung des Vertriebsmanagements 205
5.3 Vertriebsplanung 211
5.4 Strukturelle Vertriebssteuerung 213
5.4.1 Vertriebshierarchie 213
5.4.2 Kapazitäts- und Personalplanung im Vertrieb 218
5.4.3 Vertriebswegeadäquate Führung 221
5.4.4 Führungsinstrumente 224
5.4.5 Vertragsgestaltung im Vertrieb 236
5.5 Personelle Vertriebssteuerung 239
5.5.1 Rekrutierung von Personal und Vermittlern 239
5.5.2 Personaleinsatz im Vertrieb 244
5.5.3 Führung im Vertrieb 250
5.5.4 Aus- und Weiterbildung im Vertrieb 253
5.5.5 Leistungsstörungen im Vertragsverhältnis 260
5.6 Prozessuale Vertriebssteuerung 263
5.6.1 Vertriebszielplanung 263
5.6.2 Vertriebserfolgskontrolle und -prognose (Sales Pipeline) 266
5.6.3 Kundenkontaktmanagement 267
5.6.4 Zeit- und Terminmanagement 269
5.6.5 Routenplanung 271
5.6.6 Verkaufsaktionsmanagement 273
5.6.7 Beschwerdemanagement 275
5.7 Verkauf 279
5.7.1 Verkaufsprozess 279
5.7.2 Rechtliche Vorgaben für den Verkauf 287
5.7.2.1 Rechtliche Vorgaben für den Versicherer 287
5.7.2.2 Rechtliche Vorgaben für den Vermittler 296
5.7.3 Verkaufsstrategien 300
5.7.4 Verkaufstechniken 305
5.7.5 Gestaltung der Dienstleistung 307
5.8 Vergütungs- und Anreizsysteme im Vertrieb 310
5.8.1 Rechtliche Vorgaben zur Vergütungsgestaltung 310
5.8.2 Empirische Befunde zur Vermittlervergütung 315
5.8.3 Anreiztheoretische Gestaltungskriterien 319
5.8.4 Alternative Vergütungssysteme 324
5.9 Risikomanagement im Vertrieb 335
5.9.1 Aufnahme der Zusammenarbeit mit Vermittlern 337
5.9.2 Laufende Überwachung von Vermittlern 343
5.9.3 Meldepflichten 344
5.9.4 Zahlungssicherung 345
5.9.5 Compliance im Vertrieb 347
5.9.6 Frühwarnindikatoren 348
5.10 Qualität im Vertrieb 349
5.11 Fallstudie Vertriebsmanagement 354
5.11.1 Ausgangssituation 354
5.11.2 Auftrag 355
5.11.3 Lösungsansätze 355
5.12 Literatur zu diesem Kapitel 359
6. Management des Versicherungsvermittlerbetriebs 364
6.1 Lebensphasen des Vermittlerbetriebs 366
6.2 Existenzgründung 373
6.2.1 Persönliche Voraussetzungen 373
6.2.2 Bewertung von Angeboten 375
6.2.3 Kapitalbedarf für die Existenzgründung 378
6.2.4 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Vermittlungsbetriebs 381
6.2.5 Rechtsformen von Vermittlerbetrieben 394
6.2.6 Standortwahl des Vermittlerbetriebs 397
6.3 Planung und Steuerung im Vermittlerbetrieb 398
6.3.1 Ziele der Versicherungsvermittler 398
6.3.2 Strategien der Versicherungsvermittler 400
6.3.3 Integrierte Erfolgsplanung 401
6.4 Wertschöpfung im Vermittlerbetrieb 407
6.4.1 Wertschöpfungskette und Sourcingstrategien 408
6.4.2 Marketing und Vertrieb des Vermittlerbetriebs 416
6.4.3 Organisation des Vermittlerbetriebs 418
6.4.4 Personalführung im Vermittlerbetrieb 422
6.4.5 Finanzen des Vermittlerbetriebs 426
6.5 Beendigung des Vermittlerbetriebs 429
6.5.1 Arten der Beendigung und wirtschaftliche Folgen beim Vertreter 429
6.5.2 Arten der Beendigung und wirtschaftliche Folgen beim Makler 432
6.5.3 Ausgleichsanspruch nach § 89b HGB 433
6.5.4 Bewertung des Maklerunternehmens 438
6.6 Fallstudie Existenzgründung im Versicherungsvertrieb 440
6.6.1 Ausgangssituation 440
6.6.2 Auftrag 441
6.6.3 Lösungsansätze 442
6.7 Literatur zu diesem Kapitel 446
7. Zukunft des Versicherungsvertriebs 448
7.1 Demografie 448
7.2 Regulierung 449
7.3 Digitalisierung 450
7.4 Emanzipierung der Kunden 451
7.5 Professionalisierung des Verbraucherschutzes 452
7.6 Imageproblem 453
7.7 Abhängigkeit von äußeren Rahmenbedingungen 454
Abkürzungsverzeichnis 456
Abbildungsverzeichnis 458
Tabellenverzeichnis 462
Stichwortverzeichnis 466
Über den Autor 478

1.3 Geschichte des Versicherungsvertriebs


Die Geschichte der Versicherungswirtschaft und des Versicherungsvertriebs sind eng miteinander verwoben. Die Idee der Versicherung ist schon Jahrtausende alt. So haben sich beispielsweise bereits phönizische Händler rund 3.000 vor Christus zu Gefahrengemeinschaften zusammengeschlossen, um verloren gegangene Schiffsladungen zu ersetzen. Auch die Idee der Sterbekasse, bei der die Teilnehmer gemeinsam für ihre im Einzelnen zwar ungewissen, insgesamt aber vorhersehbar auftretenden Beerdigungskosten sparen, wird schon im antiken Griechenland, Ägypten und im Römischen Reich umgesetzt. Der Codex Hammurabi aus dem alten Babylonischen Reich sieht rechtliche Regeln vor, die die Sozialversicherung, aber auch die Haftpflichtversicherung vorzeichnen (Romeike, www.risknet.de).

Der älteste bekannte Versicherungsvertrag stammt aus dem Jahr 1347 und wird im Staatsarchiv von Genua aufbewahrt. Bereits 1537 wird die erste Brandgilde in Schleswig-Holstein gegründet, ein Zusammenschluss gleichartig von Bränden bedrohter Hausbesitzer (Koch 2012, 26). Der älteste, noch existierende Versicherer in Deutschland ist die Hamburger Feuerkasse, die 1676 gegründet wurde. Im 18. Jahrhundert gab es geradezu einen Gründungsboom an regionalen, öffentlichen Feuerkassen (Hax 1970).

Aus dem Seehandel ist allerdings auch erstmals das Wirken eines – nach heutigen Begriffen – Versicherungsvermittlers bekannt. Im Jahr 1319 hat ein Makler namens Bardo in Pisa eine Versicherungsmaklerprovision erhalten. 1395 vermittelte ein Makler Pagnozzo d´Agnolo in Venedig eine Seegüterversicherung. Aus dem Jahr 1590 ist der erste in Deutschland von einem Versicherungsmakler vermittelte Seeversicherungsvertrag nachgewiesen (Deckers 2003, 27). „Wirkliche Professionalität auf dem Gebiet der Versicherung besaßen nur die Versicherungsmakler“, so der Versicherungshistoriker Koch (1995, 112). Das heißt, dass lange vor der Entwicklung professioneller Versicherungsunternehmen und ihrer auf wissenschaftlichen Grundlagen basierenden Kalkulationsweisen bereits Kaufleute tätig waren, die den Grundgedanken der Versicherung in Verträge umsetzten und Kalkulationen aufstellten. Aus dieser Zeit hat sich bis heute auch der Begriff des Assekuradeurs erhalten, der ursprünglich sowohl ein Vermittler als auch selbst Risikoträger war, indem er sich an dem zu schließenden Versicherungsvertrag und der Gefahrtragung darin finanziell beteiligte. Dies ist seit Einführung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) nicht mehr zulässig, Risikotragung und Vermittlung müssen seitdem getrennt werden.

Die Professionalisierung des Versicherungswesens ließ in Deutschland aufgrund der vorherrschenden Kleinstaaterei länger als in anderen europäischen Märkten auf sich |5|warten. Deshalb waren es auch zunächst wohl englische und französische Versicherungsgesellschaften, die in Deutschland tätig wurden. Beispielsweise wurde 1786 eine Filiale der englischen Phoenix Assurance Company in Hamburg gegründet.

Die ausländischen Gesellschaften benötigten allerdings Repräsentanten, die sie vor Ort vertraten. Sie waren gewissermaßen die ersten Versicherungsagenten oder Versicherungsvertreter. Aus ihrem Kreis gingen auch eine Reihe Gründer hervor, die am Gründungsboom privater Versicherungsgesellschaften des 19. Jahrhunderts teilnahmen: Dazu zählten die Herren Averdieck (Berlinische Feuer, vormals Agent der Phoenix London), Schierholt (Gothaer Feuer, vormals Agent der Phoenix London), Peter Willemsen (Vaterländische, später aufgekauft von Nordstern – heute AXA), David Hansemann (Aachener Feuer – heute AachenMünchener, vormals Agent der Vaterländische Feuer) und Karl Christoph Reuß (WüBa Württembergische Schiffahrts-Assecuranz-Gesellschaft zu Heilbronn – heute AIG Europe, vormals Agent der Gothaer Leben) (Surminski 2001). David Hansemann wurde später sogar preußischer Finanzminister – beim heutigen, schlechten Ruf der Versicherungsvermittler eine nur noch schwer vorstellbare Karriereoption.

Damit ist auch ein besonders schwieriges Kapitel der Geschichte der Versicherungsvermittler angesprochen. Versicherungsagent war ursprünglich eine Ehrenstellung für honorige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie zum Beispiel Rechtsanwälte, Notare, Beamte oder gut beleumundete Kaufleute. Doch mit der Neugründung zahlreicher Gesellschaften ab Ende des 18. Jahrhunderts (Beispiele heute noch existierender Gesellschaften: 1797 Mecklenburgische, 1819 Alte Leipziger, 1820 Gothaer, 1825 Aachener Feuer, 1837 WüBa) stieg auch der Bedarf an Versicherungsagenten so rasch an, dass er nicht mehr allein aus dem Kreis von Nebenberufsrepräsentanten zu bestreiten war, sondern es mussten hauptberufliche Existenzen geschaffen werden.

Zudem wurde der Versicherungsmarkt ausgeweitet und neue Sparten wie unter anderem die Feuer-Nebenzweige, Kraftfahrt-, Kranken- und kapitalbildende Lebensversicherung eingeführt. Neue Zielgruppen wurden erschlossen, wie das Beispiel der Victoria Lebensversicherung zeigt (heute: ERGO), die eine Volksversicherung als Lebensversicherung „für den kleinen Mann“ einführte. Dies hatte nebenbei auch zur Folge, dass viele Versicherungsagenten für das Prämieninkasso der oft monatlich zu zahlenden Prämien gebraucht wurden. So ist zu verstehen, dass es zu selbst aus heutiger Sicht außerordentlich erfolgreichen Organisationsbemühungen kam, schnell viele Agenten aufzubauen. So sollen jeweils bereits ein Jahr nach der Gründung die Gothaer Feuer, Aachener Feuer und Leipziger Feuer jeweils mindestens 300 Agenten verpflichtet haben.

Ein Name verbindet sich bis heute mit einer Idee, wie die rasch wachsenden Agentennetze ein attraktives Einkommen erhalten sollten: Dr. August Zillmer. Der Mathematiker war unter anderem bei der heute nicht mehr existierenden Gesellschaft Germania in Stettin tätig und entwickelte eine bilanzielle Methode, mit deren Hilfe Versicherer den Agenten eine Abschlussprovision auf die erst in vielen kommenden Jahren zu zahlenden Lebensversicherungsprämien gezahlt werden konnte (Koch 2012, 91). Dieser Vorschuss auf erst künftige und damit unsichere Prämienleistungen und daraus resultierende Provisionsansprüche prägt bis heute das Vergütungssystem in der Lebens- und |6|der nach ihrer Art kalkulierten Krankenversicherung. Faktisch entstehen dem Kunden aus dem Vorschuss Schulden, denn die Abschlusskosten werden als Forderung gegen die Versicherungsnehmer verbucht. Die nach Zillmer benannte Methode der Zillmerung hatte zur Folge, dass Kunden bei Frühstornierung große Teile ihrer gezahlten Prämien verloren. Dieser Umstand war Verbraucherschützern ein Dorn im Auge, zumal die Lebensversicherungswirtschaft vor allem in Zeiten hoher Zinsen bis in die 1990er Jahre außerordentlich stark wuchs, mit dem Wachstum aber auch die Anzahl der stornierten Verträge und damit der Verluste der Kunden. 2005 zwangen der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht die Versicherer und den Gesetzgeber, diese Praxis zu ändern. Seit der VVG-Reform wurde die komplette Zillmerung nicht mehr zulässig, Abschlusskosten dürfen nur noch über die ersten fünf Vertragsjahre verteilt dem Kunden belastet werden. 2012 verschärfte der Gesetzgeber dies durch eine Ergänzung im VAG, wonach Versicherer die anteilige, nicht verdiente Abschlussprovision tatsächlich auch zurückfordern müssen. 2015 wurde mit dem Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) die Höhe der „zillmerfähigen“ Abschlusskosten von bisher 40 auf 25 Promille der Beitragssumme reduziert (vgl. § 4 DeckRV), um „Druck auf die Abschlusskosten“ zu erzeugen, wie das Bundesfinanzministerium in seiner Gesetzesbegründung ausführte. Hintergrund ist auch die Finanzkrise und nachfolgende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, durch die die Erträge der Lebensversicherungen stark schrumpfen und Kosten, insbesondere eben auch die Abschlusskosten, sich weitaus deutlicher auf das Gesamtergebnis auswirken.

Die (bevorschusste) Abschlussprovision wurde immer schon als möglicher Fehlanreiz zum schnellen und unüberlegten Abverkauf von Versicherungen kritisiert. Wenn aktuell unter dem etwas irreführenden Stichwort „Honorarberatung“ über Alternativen zur Provision diskutiert wird, so gibt es hier historisch andere Lösungen. Zur Gründungsgeschichte der heute noch existierenden Hannoverschen Leben gehört, dass sich Beamte als Reaktion auf das ihrer Meinung nach unseriöse Geschäftsgebaren der zillmernden Lebensversicherer zusammenschlossen und den Direktversicherer als Gegenentwurf entwickelten (Koch 2012, 110f.). Wenn daher heute Verbraucherschützer die Abschlussprovision kritisieren, liegt das auch daran, dass bislang jedenfalls die Kunden in der Breite das Konzept des Agenten-freien und damit auch Abschlussprovisions-freien Direktvertriebs nicht angenommen haben, sondern es durchaus schätzen, von durch...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
ISBN-10 3-86298-805-8 / 3862988058
ISBN-13 978-3-86298-805-1 / 9783862988051
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