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Die Sprache des Herzens (eBook)

Roman.

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
384 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-061-8 (ISBN)
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13,99 inkl. MwSt
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Chicago, 1893: Connor McNamara beschließt, alles auf eine Karte zu setzen - auch die elterliche Farm - und auf der Weltausstellung eine Erfindung vorzustellen, die vielen das Leben retten könnte: eine Sprinkleranlage. Doch aufgrund des Lärms in den Ausstellungshallen und einer Erkrankung, durch die er sein Gehör zu verlieren droht, ist sein Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Da lernt er Della Wentworth kennen, die gehörlosen Kindern Lippenlesen beibringt. Nach kurzem Zögern erklärt sie sich einverstanden, ihm zu helfen. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden verlieben sich ineinander. Doch was ist mit Connors beruflichen Träumen? Und dann ist da ja auch noch die Tatsache, dass zu Hause eine Verlobte auf ihn wartet ...

Immer wieder schafft es Deeanne Gist, mit ihren Büchern die Bestsellerlisten zu erklimmen. Ihr Erfolgsrezept: gründlich recherchierte historische Romane in Verbindung mit viel Humor und Liebe. Bislang wurde sie für vier RITA-Awards nominiert - eine renommierte Auszeichnung für Liebesromane - und gewann zwei Christy-Awards. Sie hat vier mittlerweile erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Houston, Texas.

Immer wieder schafft es Deeanne Gist, mit ihren Büchern die Bestsellerlisten zu erklimmen. Ihr Erfolgsrezept: gründlich recherchierte historische Romane in Verbindung mit viel Humor und Liebe. Bislang wurde sie für vier RITA-Awards nominiert - eine renommierte Auszeichnung für Liebesromane - und gewann zwei Christy-Awards. Sie hat vier mittlerweile erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Houston, Texas.

1

C onnors Augen schwollen so stark an, dass nur noch Schlitze zu sehen waren. Seine geröteten Wangen juckten und eine glatte Linie trennte die empfindliche Haut an seinem Hals von der Haut, die durch sein Hemd geschützt war. Das war in den 27 Jahren seines Lebens jedes Jahr zur Saatzeit so und es würde sich wahrscheinlich nie etwas daran ändern.

Er zog seine Arbeitshandschuhe, sein Hemd und sein Unterhemd aus, betätigte den Pumpenhebel und steckte dann den ganzen Kopf unter den Wasserstrom. Das eiskalte Wasser brannte auf seiner Haut, linderte aber gleichzeitig die Reizung. Doch er wagte nicht zu hoffen, dass dies etwas ändern würde. Die Baumwollsamen wurden vom Wind herbeigetragen, und jede Hautstelle, die nicht bedeckt war, würde innerhalb eines Tages anfangen zu jucken.

Er richtete sich wieder auf und strich mit den Fingern durch die Haare. Wasser lief über seinen Rücken und vermischte sich mit dem Schweiß, der sich zwischen seinen Schulterblättern sammelte. Die Angeln der Mückengittertür hinter dem Haus quietschten, als seine Stiefmutter keuchend herauskam, ihr rundlicher Körper gebeugt unter dem Gewicht des Eimers, den sie schleppte.

„Willst du das auskippen, Alice?“

Sie nickte, während Schmutzwasser über den Rand des Eimers schwappte. „Das schaffe ich schon allein. Geh du lieber rein. Du weißt, dass du nicht ohne Hemd hier draußen sein solltest.“

„Auf ein paar Minuten mehr kommt es jetzt auch nicht mehr an.“ Er nahm ihr den Eimer ab, ging zurück, kippte ihn aus und pumpte frisches Wasser hinein.

Sie stand an der Tür und hielt mit dem Rücken die Mückengittertür auf. Der Knoten, zu dem sie ihre kastanienbraunen Haare zusammengebunden hatte, in denen schon die ersten grauen Strähnen zu sehen waren, hing schief. „Komm herein“, forderte sie ihn auf. „Du siehst ja furchtbar aus.“

Er zog einen Stiefel aus und warf einen Blick ins Haus. Sein Vater saß bereits an der Stirnseite des selbst gezimmerten Tisches und schüttelte seine Serviette aus.

„Willst du den ganzen Tag da draußen stehen oder kommst du endlich rein, damit wir essen können?“ Dad steckte seine Serviette in den Rand seines kragenlosen Hemdes.

„Ich komme schon.“ Er ließ seine Stiefel draußen fallen, trat ein, schnappte sich ein Unterhemd vom Haken an der Wand und zog es sich über den Kopf. Wenigstens hatten seine Arme und seine Brust noch eine gesunde Bräune. Zwei Streifen auffallend blasser Haut liefen über seinen kupferbraunen Oberkörper und zeichneten die Stellen ab, an denen seine Hosenträger lagen. Während des Pflügens konnte er sich ohne Hemd draußen aufhalten, ohne dass seine Haut reagierte. Aber Säen, Jäten und Ernten waren eine Qual für ihn. „Das Essen riecht gut, Alice.“

Die Tür fiel mit einem dumpfen Schlag hinter ihm zu. „Ich habe euch eine Bohnensuppe gekocht.“

Er verzog das Gesicht. Bohnensuppe. Schon wieder. Diese Suppe gab es jede Woche.

Connor schlüpfte in sein Hemd, knöpfte es zu, zog seine Hosenträger herauf, schob seinen Stuhl zurück und erstarrte. Neben seinem Teller lag ein Brief der nationalen Kommission der Chicagoer Weltausstellung. „Was ist das?“

Dad kratzte sich am Hinterkopf. „Du bist doch hier derjenige in der Familie, der lesen kann“, sagte er.

Connor schaute seinen Vater an. „Warum ist der Brief an mich adressiert?“

Alice stellte einen gusseisernen Topf auf den Tisch. Dad reichte ihr seine Schüssel.

„Und er wurde schon geöffnet.“ Connor setzte sich auf seinen Stuhl, achtete aber darauf, Tisch und Umschlag nicht zu berühren.

„Luther hat ihn mir vorgelesen“, antwortete Dad.

Wenn der Kaufmann ihn gelesen hatte, wusste bereits der gesamte Bezirk, was in dem Brief stand. Alle bis auf Connor.

„Was steht in dem Brief?“, wollte er wissen.

Alice füllte drei Schüsseln mit Bohnensuppe.

„Laut Luther steht darin, dass du als Aussteller bei der Weltausstellung zugelassen worden bist.“

Er atmete pfeifend ein, da seine zugeschwollenen Atemwege in einer genauso schlechten Verfassung waren wie sein Gesicht. „Als Aussteller? Wofür?“

„Für eine automatische Sprinkleranlage.“

Seine Augen begannen zu brennen. „Woher wissen diese Leute von meiner Sprinkleranlage?“

„Ich hab ihnen davon geschrieben.“ Dad nahm einen Löffel von seiner Suppe.

„Du hast es ihnen geschrieben?!“

„Ja, ich hab eine Bewerbung für dich eingereicht.“

Die Kopfschmerzen, die vor wenigen Augenblicken eingesetzt hatten, verstärkten sich schlagartig. „Dafür kannst du nicht gut genug lesen oder schreiben.“

Dad zuckte die Achseln. „Ich hab mir vom Pfarrer helfen lassen.“

Connor begann, sich die Stirn zu reiben, hörte aber schnell wieder auf, weil die empfindliche Haut bei jeder Berührung schmerzte. „Und warum hast du so etwas Verrücktes getan?“

Sein Vater lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich hab im letzten Frühling die Weltausstellungsanzeige für Aussteller unter deiner Matratze gefunden, als ich sie vors Haus getragen hab, damit Alice sie ausklopfen konnte.“

Feuchtigkeit sammelte sich an Connors Hals und seinem Haaransatz. „Na und? Die ganze Welt hat von der Weltausstellung gelesen, seit sie ’90 Chicago zugeteilt wurde.“

„Aber die ganze Welt versteckt das nicht unter ihrer Matratze.“

„Ich habe es nicht versteckt. Ich hatte einfach keinen anderen Platz dafür.“ Diese Ausrede klang selbst in seinen eigenen Ohren sehr schwach. „Außerdem hatte ich die Sache ganz vergessen.“

„Ich hab mir den Zettel heute noch mal angesehen, als ich nach Hause kam. Die Kanten sind ganz abgegriffen, und er wurde so oft auseinander- und wieder zusammengefaltet, dass das Papier an den Rändern ganz abgenutzt ist.“

Connor stützte die Arme auf den Tisch. „Ach, Dad. Ich bin Farmer. Genauso wie du. Und wie Großvater. Und wie Urgroßvater. Dieses alberne Gerät hat ein kleiner Junge gebaut, der um seine Mutter trauerte.“

„Ein kleiner Junge, der über Nacht zum Mann wurde.“

„Das ist nur ein Spielzeug, sonst nichts.“

„Du hast jahrelang daran gearbeitet, um es zu perfektionieren.“

Connor ballte die Fäuste. „Und es hat überhaupt nichts geholfen, als ich wer weiß wie viel von deinem Erntegeld ausgab, um es im Kuhstall einzubauen. Er ist trotzdem abgebrannt und beinahe hätte auch noch der große Stall Feuer gefangen.“

„Aber du hast die Fehler behoben.“

Connor schlug mit der Faust so kräftig auf den Tisch, dass das Geschirr klapperte und Alice zusammenzuckte. „Ich fahre nicht zur Weltausstellung, Dad! Danke für deine Mühe. Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast. Aber ich fahre nicht hin. Und jetzt schon gar nicht. Wir müssen schließlich die Saat in die Erde bringen.“

„Glaubst du, ich wüsste nicht, was wir tun müssen? Ich kann zwar nicht gut lesen, aber ich weiß ganz genau, welche Jahreszeit wir haben.“

Connor schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Aber sein Puls raste, sein Atem kam abgehackt, und das Brennen hinter seinen Augen hatte sich in ein kräftiges Hämmern verwandelt. „Darum geht es doch gar nicht. Ich wollte dich nicht beleidigen.“

„Du kannst mir vertrauen, dass ich erkenne, wenn ein Mann nicht zum Farmer taugt. Schau dich doch an! Im Frühjahr bringst du die Augen kaum auf. Im Sommer bekommst du keine Luft. Und während der Ernte kannst du dich kaum auf den Beinen halten. Das war schon immer so und es wird sich auch nie etwas daran ändern. Das weißt du selbst. Und deine Mutter wusste es auch. Warum hat sie wohl so viel Zeit darauf verwandt, dich lesen zu lehren und das alles? Damit du Anzeigen unter deiner Matratze versteckst, während die Arbeit auf den Baumwollfeldern dich fast umbringt?“

Connor sprang auf die Beine. Dad stand genauso schnell wie er.

Alice klopfte mit dem Löffel auf den Tisch. „Setzt euch! Alle beide. Ich habe mit viel Arbeit diese Suppe gekocht, und wenn ihr sie nicht aufesst, gibt es in nächster Zeit nur Brei.“

Ein Vogel landete auf dem Fensterbrett, pickte an den Vorhängen und flatterte dann zwitschernd davon. Einer der Hunde draußen bellte und die anderen antworteten lautstark.

Die Anspannung wich aus Dads Schultern. „Entschuldige, Alice. Wir setzen uns ja wieder.“

Connor ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder, steckte sich die Serviette in den Kragen und schaufelte sich die Suppe in den Mund. Je früher er mit dem Essen fertig wäre, umso schneller könnte er aus der Küche verschwinden. Er las zurzeit die „Enzyklopädie der Landwirtschaft“ und hatte gerade das Kapitel über das Pflügen ohne Deichsel erreicht.

Er spürte den Blick seines Vaters auf sich, weigerte sich aber, ihn anzusehen. Er war auf sich selbst wütend, weil er diese Anzeige aufgehoben hatte. Warum hatte er das nur getan? Er hatte ganz gewiss nicht damit gerechnet, dass jemand sie finden würde.

Wärme stieg an seinem Hals nach oben. Hatte sein Vater Luther von der Anzeige erzählt? Wusste der ganze Bezirk davon?

Sein Vater räusperte sich. „Luther hat gesagt, dass die Leute von der Weltausstellung viele Bewerber abgelehnt haben. Sie nehmen nur ein Drittel an. Dass du angenommen wurdest, ist also nicht nur für dich eine große Ehre, sondern für ganz Mecklenburg County.“

Ohne den Kopf zu heben, entgegnete er: „Ich fahre nicht...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2015
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Chicago • Chicago 1893 • Erfindung • Expo • Feuer • Gehörlosigkeit • Liebesgeschichte • Lippenlesen • Weltausstellung
ISBN-10 3-96122-061-1 / 3961220611
ISBN-13 978-3-96122-061-8 / 9783961220618
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