Das Blut des Löwen (eBook)

Roman

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2017 | 1. Auflage
688 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44387-3 (ISBN)

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Das Blut des Löwen -  Mac P. Lorne
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England im Mittelalter: Der dritte Teil der Robin Hood Saga von Mac P. Lorne - aufwendig recherchiert, spannungsgeladen und temporeich. Die Fortsetzung von »Das Herz des Löwen« - Der König der Diebe kehrt zurück! Viele Jahre lebten Robin Hood und seine Frau Marian auf Geheiß Königin Eleonores unerkannt in der Gascogne, um König Richards illegitimen Sohn Fulke zu schützen. Als England in Gefahr ist, ruft William Marshal die Verbannten zurück. Doch bevor Robin wieder durch seinen geliebten Sherwood Forest streifen darf, muss er zuerst in Spanien gegen die Mauren in den Kampf ziehen. Zu Hause in England treibt derweil König John weiter ungehindert sein Unwesen. Noch.

Mac P. Lorne (*1957) hat bisher zwölf historische Romane bei Droemer Knaur veröffentlicht, von denen bereits sechs mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet worden sind. Mit 'Der Pirat - ein Francis-Drake- Roman' und Jack Bannister - Herr der Karibik' widmete er sich sehr erfolgreich maritimen Themen und erreichte eine große Leserschaft. In seiner Dilogie über Englands berühmtesten Seehelden setzt er die Thematik jetzt fort.

Mac P. Lorne (*1957) hat bisher zwölf historische Romane bei Droemer Knaur veröffentlicht, von denen bereits sechs mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet worden sind. Mit "Der Pirat - ein Francis-Drake- Roman" und Jack Bannister - Herr der Karibik" widmete er sich sehr erfolgreich maritimen Themen und erreichte eine große Leserschaft. In seiner Dilogie über Englands berühmtesten Seehelden setzt er die Thematik jetzt fort.

1. Kapitel


Gascogne, Frühjahr 1204

Die schon recht hoch stehende Frühlingssonne wärmte den Rücken des einsamen Ritters, der auf einem Hügel sein Pferd gezügelt hatte und ausgiebig die vor ihm liegende Landschaft betrachtete. An Waffen trug er nur Schwert, Dolch und Schild bei sich. Den Helm hatte er abgenommen und an den Sattelknauf gehängt. Sein volles, schneeweißes Haar fiel in sanften Wellen bis auf die Schultern, und trotz des fortgeschrittenen Alters hielt er sich sehr aufrecht. Der Waffenrock, den er über seinem Kettenhemd trug, war aus feinstem Tuch gearbeitet und in seinen Wappenfarben Grün und Gelb gehalten. Auf Brust und Rücken prangte ein stehender roter Löwe, die Krallen kampfbereit ausgestreckt und das Maul angriffslustig geöffnet. Kein Knappe oder Gefolgsmann begleitete den Ritter, was in jener kriegerischen Zeit recht ungewöhnlich war. So brauchte er aber auch auf niemanden Rücksicht zu nehmen und konnte das vor ihm liegende Bild in aller Ruhe betrachten.

Weite Wiesen breiteten sich vor ihm aus, schon jetzt, Ende April, saftig grün. Die meisten von ihnen waren eingezäunt. Stuten mit ihren noch jungen, staksigen Fohlen, aber auch hochtragende, kurz vor der Abfohlung stehende Mütter und Jungpferde tummelten sich sorgfältig getrennt auf den weitläufigen Koppeln.

Dahinter, auf einem kleinen Hügel, stand eine von hohen Mauern geschützte Burg oder wohl eher ein den Charme südlicher Länder versprühendes Schloss. Das große, zweiflüglige Tor wurde von zwei Rundtürmen eingerahmt, die spitze Hauben trugen und an denen Efeu und wilder Wein emporrankten. Der Palas war von einem Arkadengang umgeben, und zahlreiche, von zierlichen Säulen gestützte Fenster ließen Luft und Sonne hinein. Auf dem höchsten Punkt der Burg bauschte sich das Banner des Hausherrn im Frühlingswind und zeigte an, dass er daheim war.

Der Ritter schmunzelte in sich hinein. Hier, inmitten der tiefsten Gascogne, ganz am Rand des immer weiter zusammenschmelzenden Angevinischen Reiches, entdeckte er ein kleines Stück England. Die Farben Grün und Gold, in der Mitte ein aufgesticktes braunes Jagdhorn, wehten auch über der Grafschaft Huntingdonshire in den Midlands. Unter dem ersten König, dem er gedient hatte, Henry II., und seiner Gattin Eleonore von Aquitanien war dieses Reich von den Pyrenäen bis hoch nach Schottland geschmiedet worden. Ihr gemeinsamer Sohn Richard, genannt Löwenherz, hatte durch seine lange Abwesenheit auf dem Kreuzzug und seine anschließende Gefangenschaft in Deutschland bereits Teile davon eingebüßt. Der jetzige Herrscher, sein Bruder John, würde zumindest die Festlandsbesitzungen wohl endgültig an Frankreich verlieren, sollte nicht ein Wunder geschehen.

Der Ritter gab seinem Pferd, das schon die ganze Zeit angesichts der vielen Artgenossen unruhig getänzelt hatte, die Sporen. Im leichten Galopp ritt er den Hügel hinab und hielt direkt auf die heruntergelassene Zugbrücke zu. Ein Hornstoß von den Zinnen der Burg zeigte, dass er nicht unentdeckt geblieben war, und kündigte sein Kommen an.

Ohne angehalten zu werden, passierte der Ritter das Tor und parierte erst vor der breiten Freitreppe, die zum Eingang des Palas emporführte, sein Pferd durch. Da wurde er auch schon von einer hellen Frauenstimme begrüßt, die ihre Überraschung geschickt verbarg und nur etwas im Unterton mitschwingen ließ. Es kam ihm vor, als wäre es erst gestern und nicht vor Jahren gewesen, seit er sie das letzte Mal gehört hatte.

»Willkommen, William Marshal! Ich freue mich, Euch bei bester Gesundheit zu sehen.«

Eine gertenschlanke Frau mit unbedecktem blondem Haar, am Hinterkopf nur durch ein schmales Band zusammengehalten, stand auf dem Podest vor dem Eingang zur Halle und trocknete sich gerade die Hände mit einem weichen Tuch ab. Wenn der Ritter nicht gewusst hätte, dass sie das vierzigste Lebensjahr fast erreicht hatte, zu erraten gewesen wäre es nicht. Als er die vielen Pferde vor dem Schloss gesehen hatte, wäre er jede Wette darauf eingegangen, wie sie ihn empfangen würde.

Marian war die Seele hinter der berühmten Pferdezucht von Fenwick, dem Gut in der Nähe von Nottingham, gewesen, und auch hier, am Fuße der Pyrenäen, schien sich daran nichts geändert zu haben. Statt eines Kleides oder züchtigen Rocks trug sie eine kurze Tunika und darunter eng anliegende Beinlinge, die in weichen Hirschlederstiefeln steckten. Genauso hatte sie König Richard, dessen Mutter Eleonore und ihn vor fünfzehn Jahren begrüßt! Jetzt ruhten seine zwei Begleiter von damals in geweihter Erde. Lady Marian hingegen schien den ewigen Jungbrunnen entdeckt zu haben.

Marshal stöhnte innerlich auf, als er daran dachte, was es wohl für einen Skandal in seiner Grafschaft Pembroke gäbe, würde seine eigene Frau so herumlaufen. Bei seiner Gastgeberin hingegen schien das allerdings völlig selbstverständlich zu sein.

Immer noch leichtfüßig schwang sich der Ankömmling aus dem Sattel und übergab sein Pferd einem herbeigeeilten Stallknecht. Dann schritt er, etwas steif vom langen Ritt, die Stufen empor, beugte vor der Dame des Hauses andeutungsweise das Knie, um ihr gleich darauf galant die Hand zu küssen.

»Lady Marian, Ihr habt Euch aber auch gar nicht verändert! Schön und strahlend wie eh und je! Offenbar geht das Alter an Euch völlig spurlos vorüber. Ich wäre glücklich, wenn ich das auch von mir sagen könnte!«

»Lasst das, Sir William! Ihr seid ein unverbesserlicher Charmeur! Immerhin ist es zehn Jahre her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, wies ihn die Hausherrin lächelnd zurecht und entzog dem Ritter leicht errötend ihre Hand. »Soeben habe ich damit noch ein Fohlen an das Euter seiner Mutter geführt. Der kleine, dumme Kerl scheint es allein nicht zu finden. Typisch Mann! Und diese Hand berührt Ihr mit Euren Lippen!«

William Marshal musste herzhaft lachen. Völlig unbefangen und sich über alle Konventionen hinwegsetzend, so kannte er Marian Leaford, ehemals Countess von Huntingdon und jetzige Baronin de Lisse. Sie war die Ehefrau von Sir Robert von Loxley, den man vor langer Zeit auch Robin Hood genannt hatte.

»Ich habe Eure Pferdezucht auf dem Weg hierher bereits bewundern können, Lady Marian. Kann es sein, dass sie noch besser gedeiht als damals in Fenwick?«

»Wir haben selbst zwanzig Stuten, aber die meisten Pferde, die Ihr gesehen habt, sind zur Bedeckung hier. Roncall erfreut sich reger Nachfrage als Deckhengst, auch wenn er langsam in die Jahre kommt. Ein Pferd, das seine Härte so nachdrücklich wie er auf dem Kreuzzug bewiesen hat, ist äußerst selten und als Vater heiß begehrt. Und ein Fohlen aus Snowwhite, der Stute Saladins, hat sich sogar König Alfons von Kastilien bestellt.«

Marian konnte den Stolz in ihrer Stimme nicht verhehlen. Die Pferde waren ihr Ein und Alles, und ihr Herz wäre beinahe zerbrochen, als Prinz John damals das Gut ihres Vaters hatte niederbrennen lassen, nachdem schon die wertvolle Zucht seiner Gier fast vollständig zum Opfer gefallen war. Doch dann war Robin aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, brachte ihren besten Hengst, den er durch alle Wirrnisse gerettet hatte, nach Hause, und noch zwei Pferde aus Sultan Saladins Marstall dazu. Roncall und ihre schneeweiße Araberstute waren auch der Grundstock ihrer Zucht gewesen, die sie hier tief im Süden des Herzogtums Aquitanien aufgebaut hatten, nachdem ihnen Königin Eleonore vor fünf Jahren die Heimkehr nach England untersagt hatte.

»Aber kommt doch herein, Sir William! Sicherlich seid Ihr von Eurem Ritt ermüdet und werdet eine Erfrischung bestimmt nicht ablehnen.«

Marian verging fast vor Neugier, was den Freund aus alten Tagen hierhergeführt hatte, war aber beherrscht genug, ihn nicht sofort danach zu fragen. Und William Marshal gedachte schon gar nicht, mit der Tür ins Haus zu fallen.

»Ganz im Gegenteil! Ich nehme Eure Gastfreundschaft gern an, denn ich habe eine wichtige Botschaft, oder besser gesagt eine Bitte, zu überbringen. Sir Robert ist auch anwesend, wie ich hoffe?«

»Wollt Ihr ihn sehen? Dann kommt mit, ich zeige ihn Euch!«

Mittlerweile waren sie in die Halle eingetreten, und Lady Marian eilte durch den großen Raum auf die gegenüberliegende Seite zu, die von zahlreichen Rundbogenfenstern durchbrochen wurde. Marshal trat neben sie und blickte in einen Garten, eher einen kleinen Park, der sich auf dieser Seite hinter dem Palas erstreckte.

Ein Mann in den besten Jahren, drahtig und ohne den geringsten Silberstreif im dichten blonden Haar, wie der Ritter leidvoll bemerkte, kämpfte mit einem Holzschwert gegen einen ebenfalls mit Schwert und zusätzlich einem Schild ausgerüsteten etwa achtjährigen Knaben, der hoch aufgeschossen war und auf dessen unbedecktem Haupt sich rotblonde Locken kräuselten. Mutig wie ein Löwe griff der Junge immer wieder kraftvoll an, doch sein routinierter Gegner ließ ihn das eine wie das andere Mal ins Leere laufen oder parierte die Schläge elegant.

»Du musst dich mehr bewegen, Fulke!«, forderte der ältere Kämpfer den Jungen auf. »Die Beinarbeit ist das Wichtigste! Blind drauf zuschlagen kann jeder. Schau immer, wo dein Feind sich eine Blöße gibt. Dann nutze seine Unaufmerksamkeit und stoß zu!«

Der Mann hatte den Schild des Jungen ausgehebelt und führte mit dem Schwert einen angedeuteten Stich von unten nach oben, der einem wirklichen Gegner die Eingeweide zerfetzt hätte.

»Ungefähr so muss Euer Mann den Anführer der französischen Ritter getötet haben, die König Richards Lösegeld stehlen wollten«, merkte Marshal trocken an. »Königin Eleonore hat oft davon gesprochen.«

Und dann, auf den Jungen deutend: »Ich nehme an, das ist er?«

»Ja, das ist unser Sohn...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2017
Reihe/Serie Die Robin Hood-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Abenteuer-Serie • Abenteur-Roman • Casgone • England • Gascogne • Gefahr • historische Romane England • historische Romane für Männer • historische romane mittelalter • Historische Romane Serie • Historischer Roman • Kampf • König • König der Diebe • König John • Krieg • Lady Marian • Mac P. Lorne • Mauren • Neuerscheinung 2018 • Räuber • Reich • Robin Hood • Romane Mittelalter • Saga • Schutz • Sherwood Forest • Sohn • Spanien • verbannt • Verbannung
ISBN-10 3-426-44387-2 / 3426443872
ISBN-13 978-3-426-44387-3 / 9783426443873
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