Survivor Dogs - Dunkle Spuren. In tiefster Nacht -  Erin Hunter

Survivor Dogs - Dunkle Spuren. In tiefster Nacht (eBook)

Staffel II, Band 2

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
281 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-74754-9 (ISBN)
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Unbemerkt von der Patrouille, im Dunkel der Nacht, wird einer der Hunde inmitten des Rudels umgebracht. Verunsichert beschuldigen die Hunde sich gegenseitig. Besonders die Scharfhunde stehen unter Verdacht, zu so einer grausamen Tat fähig zu sein. Verzweifelt versucht Sturm, das zerstrittene Rudel zusammenzuhalten. Aber werden ihr Lucky und die anderen vertrauen?

Hinter dem Namen Erin Hunter verbirgt sich ein ganzes Team von Autorinnen. Gemeinsam konzipieren und schreiben sie die erfolgreichen Tierfantasy-Reihen WARRIOR CATS, SEEKERS, SURVIVOR DOGS und BRAVELANDS.

1. KAPITEL


Soweit Sturm die Lichtung vor ihrem Lager überblickte, liefen die Hunde umher wie von Panik getriebene Schatten, heulten und kläfften vor Trauer und Entsetzen.

Sachte streiften die Pfoten des Sonnenhundes über die Baumwipfel, aber den Boden erreichten sie noch nicht. Das Licht, das auf den toten Hund vor Sturms Pfoten fiel, war grau wie sein struppiges Fell. Nur die kräftigen Blutspuren leuchteten durch das dämmrige Zwielicht.

Das hier hat ein Hund getan.

Sturm sackte auf den Bauch und starrte in Raschels leblose Augen. Seine Wunden waren entsetzlich. Kein Hund hätte sie überleben können, und schon gar nicht der niedliche, dürre Raschel. Starke Krallen hatten ihm Flanke und Bauch zerfetzt und seine Kehle war aufgerissen worden. Sturms Pfoten berührten eine dunkle Stelle auf der Erde, fast schwarz war sie – hier hatte Raschel sein ganzes Blut an die Erdenhündin vergossen.

Sturm hatte schon einige Male tote Hunde gesehen, sogar mehr als genug. Sie erinnerte sich an ihre Gesichter. Die Ohren ihrer Hundemutter waren traurig nach vorne gestülpt gewesen. Blades Welpe hatte sehr friedlich gewirkt, wenngleich sein Tod alles andere als das gewesen war. Terrors obere Lefze hatte sich in einem tollen, wütenden Knurren verzogen, als es mit ihm zu Ende ging.

Raschel dagegen hatte weit aufgerissene Augen und sein Maul war leicht geöffnet wie vor Staunen.

Wer hat dir das angetan?

Sturm merkte, wie sie keuchte, zitternd rang sie nach Atem. Ihr war kalt, aber sie wusste nicht, ob das wirkliche Kälte war oder nur der Schauer des Entsetzens.

Ihre Rudelgefährten umkreisten immer noch winselnd Raschels Körper. Bruno tappte betreten auf und ab, seine dicken Pfoten tänzelten, als hätte er Angst, den Boden zu berühren, auf dem Raschel gestorben war. Und Sunshine, die Omega im Rudel, saß zitternd unter einem Baum und verbarg ihr Gesicht hinter einem Büschel Gras.

Nur halb hörte Sturm einen Hund aufheulen. »Folgt der Fährte, findet sie!« Ein paar Hunde jagten durch das Gebüsch und in den Wald, die kleine weiße Daisy war dabei und der struppige Hark. Kurz danach kam noch Mickey, der schwarz-weiße Farmhund.

Dazu ist es längst zu spät. Raschel könnt ihr nicht mehr helfen, dachte Sturm. Und seinen Mörder werdet ihr nicht finden. Er ist schon zu lange tot. Seine Wunden trockneten schon, sein Geruch war kalt. Wer immer Raschel ermordet hatte, war längst über alle Berge.

Wieder kam Sturm derselbe Gedanke: Das hier hat Raschel ein Hund angetan. Nur welcher Hund?

»Wie konnte es dazu kommen?«, heulte Alpha; ihre Stimme bebte jetzt mehr vor Wut als vor Schreck. »Mitten in unserem Revier! Welche Hunde waren letzte Nacht auf Patrouille?«

»I…ich, Alpha«, stammelte Dorn und trat auf wackeligen Pfoten vor.

»Anführer der Patrouille war ich, Alpha«, sagte Fächel und stellte sich neben Dorn. Sie stupste die junge Hündin beruhigend mit der Nase an. Fächels Beine zitterten nicht, aber als sie auf Raschels Leichnam blickte, stand in ihren braunen Augen ein tiefer Schatten. »Wir sind die ganze Nacht rund um das Lager gelaufen. Keiner von uns hat etwas gesehen.«

Es dauert ja eine Weile, bis man ganz um das Lager herum ist, dachte Sturm. Wenn ein Hund nicht gesehen werden möchte, kann er der Patrouille leicht aus dem Weg gehen. Aber um das zu wissen, musste der Mörder das Rudel beobachtet und sich die Gewohnheiten der Patrouillenhunde eingeprägt haben … und das hieß, dass irgendwo da draußen ein Hund war, ein Hund, von dem sie nichts wussten – und dieser Hund hatte beschlossen, in ihr Revier einzudringen und den armen Raschel zu ermorden.

Das war doch alles ganz unlogisch.

Es sei denn … dass dieser Hund überhaupt nicht an der Patrouille vorbeigemusst hätte.

Sturm schüttelte den Kopf, als könnte sie den Gedanken abschütteln, bevor er sich endgültig festsetzte. Doch sosehr sie sich auch wehrte, er drängte sich unaufhaltsam in ihr Bewusstsein. Schon die Überlegung fühlte sich an wie Verrat, aber …

Und wenn Raschels Mörder aus dem Inneren des Lagers gekommen war?

Sturm warf einen Blick in die Runde, sie fürchtete und hoffte zugleich, dass auch anderen dieser Gedanke gekommen war. Doch alle Hunde fixierten weiter Alpha und die Patrouillenhunde, die mit gesenkten Schwänzen vor ihr standen.

Alpha starrte Fächel und Dorn an, ihre dünnen Beine bebten vor Wut und von der Anstrengung, sich so lange aufrecht halten zu müssen, obwohl sie die ungeborenen Welpen in ihrem geschwollenen Bauch trug. »Ihr habt nichts gesehen. Ihr habt nichts gewittert. Eure Patrouille hat also versagt.«

Flitz, Käfer und Omega heulten in hilfloser Zustimmung.

»Was heißt das?«, winselte Omega.

Flitz senkte den Kopf, die Ohren eng angelegt. »Sind unsere Patrouillen etwa umsonst?«

»Raschel haben sie jedenfalls nicht geholfen«, brummte Woody dumpf.

»Sinn und Zweck der Patrouille ist es ja, Gefahren vom Rudel fernzuhalten«, erklärte Alpha. Sie richtete sich hoch auf, stellte die Ohren auf und blickte über ihre lange Schnauze hinweg auf Mond und die anderen Patrouillenhunde. »Wir brauchen bessere, häufigere Patrouillen. Ich möchte, dass ständig doppelt so viele Hunde unterwegs sind.«

Sturm stockte kurz der Atem, als alle Augen sich auf Mond richteten. Sie war weiterhin die oberste Patrouillenhündin, obwohl Alpha sie zur Bergwache abgestellt hatte als Strafe für das vom Beutehaufen gestohlene Futter. Ein Verbrechen, das Mond – da war Sturm sich ganz sicher – nicht begangen hatte. Wahrscheinlich war sie von der Klippe heruntergekommen, als sie das Klagegeheul der Hunde gehört hatte. Jetzt hechelte sie untergeben.

»Wir können die Patrouillen verdoppeln«, meinte sie pikiert, »aber nur, wenn die Patrouillenhunde dafür ihren Schlaf opfern. Bei allem Respekt«, fügte sie hinzu und senkte vor Alphas durchdringendem Blick den Kopf, »wir sind einfach zu wenige, zumal jetzt jeden Tag Spähhunde die Jäger begleiten. Irgendwann müssen die Patrouillenhunde sich auch ausruhen! Wenn ich nicht mehr Bergwache hätte, dann könnten wir vielleicht …«

»Wenn unsere Feinde nicht ruhen, dann ruhen wir auch nicht«, schnitt Alpha ihr das Wort ab. »Und du bleibst auf Bergwache, bis ich dir etwas anderes sage!«

Lucky stellte sich dichter neben Alpha und mit einem dankbaren Seufzen lehnte sie sich an die goldene Flanke ihres Betas. »Alpha hat recht«, sagte Lucky. »Wir müssen das Rudel verteidigen. Und Raschels Tod muss gerächt werden«, fügte er hinzu. »Wir wurden angegriffen! Das verlangt einen Gegenschlag, und zwar schnell.«

Zustimmendes Bellen hallte über die Lichtung und ein Hund nach dem anderen stellte die Ohren auf. Bella nickte ihrem Wurfbruder ernst zu. Schnapp zog knurrend die Lefzen hoch und Woody scharrte ungeduldig mit den Krallen auf dem Boden.

Auch Sturm fiel mit einem ruhigen »Ja« ein, aber ihre Scharfhundwut wollte nicht recht aufkommen. Raschels leere Augen und seine leblosen Pfoten zogen immer wieder ihren Blick an und lenkten sie ab von den geschlossenen Rufen des Rudels.

Erst als sie zu Lucky sah, fasste sie einen Funken Hoffnung. Er hat einen Plan! Er muss eine Idee haben, wie wir herausfinden können, wer es war. Aufmerksam setzte sie sich und wartete.

»Wir wissen, wer das gewesen sein muss«, erklärte Lucky. »Diese gemeinen Kreaturen, die Füchse!«

Sturm legte verwirrt ihr Ohr schief. Wie kam er darauf?

»Sie haben unser Lager schon einmal angegriffen«, fuhr Lucky mit immer lauterem Heulen fort. »Sie denken, wie hätten einen ihrer Welpen getötet, und das hier ist ihre Rache! Sie sind verrückt, böse … ganz anders als Hunde! Aber diesmal sind sie wirklich zu weit gegangen. Jetzt werden wir zurückschlagen!«

Heulend klopften die Hunde mit ihren Schwänzen auf den Boden.

»Rache für Raschel!«, sagte Fächel, und Dorn und Käfer fielen in ihr Winseln ein.

»Verjagt sie aus unserem Revier!«

»Nie wieder werden sie sich an einem Hund vergreifen!«

Sturm blickte rasch von einem Hund zum anderen, in ihrer Kehle hallte ein Wimmern, so leise, dass keiner es hören konnte. Hatte irgendeiner dieser Hunde Raschels Wunden auch nur angesehen? Merkte Lucky denn nicht, dass keinerlei Fuchsgeruch in der Luft lag?

»Richtig! Wir werden …«, setzte Lucky an, unterbrach sich aber und ließ den Kopf zu seiner Partnerin herumschnellen. Alpha nickte zustimmend, sie war wütend wie das ganze Rudel, doch ihre Beine zitterten, und ihr fielen wiederholt die Augen...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2017
Übersetzer Elsbeth Ranke
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-74754-3 / 3407747543
ISBN-13 978-3-407-74754-9 / 9783407747549
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