Das Erbe der Sterne (eBook)

Roman - Meisterwerke der Science-Fiction
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
352 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-17821-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Erbe der Sterne -  James P. Hogan
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Ein toter Raumfahrer
In einer felsigen Höhle auf dem Mond wird eine Leiche in einem roten Raumanzug entdeckt. Niemand weiß, wer der Mann ist. Niemand weiß, woher er kam. Niemand weiß, wer oder was ihn umgebracht haben könnte. Als Wissenschaftler die Leiche daraufhin genauer untersuchen, stellen sie fest, dass der verblichene Raumfahrer 50.000 Jahre alt ist. Er wurde also zu einer Zeit geboren, als es weder die Raumfahrt noch größere menschliche Aktivitäten auf der Erde gab. Es ist das größte Rätsel in der Geschichte des Universums...

James P. Hogan (1941-2010) wuchs im Londoner Westen auf. Sein erster Roman Das Erbe der Sterne erschien 1977. Sein wissenschaftlich-technisch orientierter Schreibstil fand großen Anklang, sodass Hogan mehrere Nachfolgeromane schrieb. Er wurde oft mit seinem Landsmann Arthur C. Clarke verglichen. Bis zu seinem Tod lebte er mit seiner Frau Jackie, mit der er in dritter Ehe verheiratet war, in Florida und Irland.

Prolog

Er spürte, wie sein Bewusstsein zurückkehrte.

Instinktiv prallte sein wiedererwachter Verstand zurück, als bedürfte es nur einer Willensanstrengung, die unablässig dahintropfenden Sekunden anzuhalten und in die Zone zeitlosen Vergessens zurückzukehren, in der die Qual der totalen Erschöpfung verschwunden war.

Das Hämmern, das seine Brust zu sprengen gedroht hatte, war verstummt. Die Ströme von Schweiß, die zusammen mit seiner Kraft aus jeder Pore seines Körpers gequollen waren, versiegten. Seine Glieder waren schwer wie Blei. Das Rasseln der Lunge hatte sich in einen stetigen und gleichmäßigen Rhythmus zurückverwandelt. Er dröhnte laut im geschlossenen Käfig seines Helms.

Er versuchte sich daran zu erinnern, wie viele umgekommen waren. Ihr Schlaf war endgültig, doch für ihn gab es noch keine Ruhe. Wie lange konnte er noch so weitermachen? Hatte in Gorda überhaupt jemand überlebt?

»Gorda …? Gorda …?«

Sein geistiger Widerstand konnte ihn nicht länger von der Wirklichkeit abschirmen.

»Ich muss nach Gorda!«

Er schlug die Augen auf. Milliarden ruhig leuchtender Sterne starrten ihm teilnahmslos entgegen. Der Körper gehorchte ihm nicht, als er sich zu bewegen versuchte; er schien die wertvollen Augenblicke der Entspannung unbedingt bis zum Letzten auskosten zu wollen. Er atmete tief durch und kämpfte sich in die Höhe, in eine sitzende Position, weg vom Felsen. Jäher Schmerz peinigte jede einzelne Faser seines Körpers, und er biss die Zähne zusammen. Sein Kopf kippte nach vorn und prallte gegen die Sichtscheibe des Helms. Die Übelkeit verschwand.

Er stöhnte laut.

»Na, geht’s jetzt besser, Soldat?« Klar drang die Stimme aus dem Lautsprecher in seinem Helm. »Die Sonne geht unter. Wir sollten uns beeilen.«

Er hob den Kopf und betrachtete müde die albtraumhafte Wildnis aus verbrannten Felsen und aschgrauem Staub, die ihn umgab.

»Wo …« Der Laut kratzte in seiner Kehle. Er schluckte, befeuchtete seine Lippen und versuchte es erneut. »Wo bist du?«

»Rechts von dir, auf der Anhöhe, direkt über der kleinen Felswand … die mit den großen Felsblöcken darunter.«

Er wandte den Kopf zur Seite, und nach ein paar Sekunden entdeckte er einen schimmernden blauen Fleck vor dem tintenschwarzen Himmel. Er schien verschwommen und weit entfernt zu sein. Der Soldat zwinkerte, strengte seine Augen erneut an und zwang das Hirn, die optischen Daten zu koordinieren. Der blaue Fleck entpuppte sich als der unermüdliche Koriel, der einen Hochleistungskampfanzug trug.

»Ich sehe dich.« Und nach einer Pause: »Wie steht’s?«

»Auf der anderen Seite der Anhöhe ist es relativ flach. Dort scheint der einfachste Weg zu verlaufen. Weiter drüben wird’s felsiger. Komm rauf und sieh’s dir an.«

Er reckte zentimeterweise die Arme hoch, damit er sich an dem Felsen in seinem Rücken abstützen konnte, und spannte sie dann, um sich auf die Beine zu stemmen. Sein Gesicht verzerrte sich, als er alle ihm verbliebene Energie in die kraftlosen Oberschenkel zu leiten versuchte. Wieder begann das Herz zu hämmern, wieder rasselte die Lunge. Die Anstrengung war umsonst, und er fiel gegen den Felsen zurück. Sein keuchender Atem krächzte aus Koriels Funkempfänger.

»Aus … kann nicht mehr …«

Die blaue Gestalt am Horizont drehte sich um.

»He, sag nicht so was. Es ist nicht mehr weit. Wir sind doch schon fast da, Kumpel … fast da.«

»Nein … nein, mit mir ist’s aus …«

Koriel zögerte ein paar Sekunden.

»Ich komme wieder runter.«

»Nein … geh du allein. Irgendjemand muss durchkommen.«

Keine Antwort.

»Koriel …?«

Er starrte dorthin, wo er die Gestalt gesehen hatte, doch sie war hinter den Felsen, die seine Funksignale absorbierten, verschwunden. Ein oder zwei Minuten später tauchte Koriel neben einigen nahen Felsblöcken wieder auf und eilte ihm mit langen Sprüngen mühelos entgegen. Aus den Sätzen wurden normale Schritte, als Koriel die zusammengekrümmte, in einen roten Anzug gekleidete Gestalt erreichte.

»Komm schon, Soldat, hoch mit dir. Da sind immer noch ein paar Leute, die sich auf uns verlassen.«

Er spürte, wie ihn etwas unter den Armen packte und er, ohne eigenen Antrieb, langsam in die Höhe kam, als würde ein Teil von Koriels unbegrenzten Kraftreserven in ihn strömen. Eine Zeit lang drehte sich alles vor seinen Augen, und er lehnte den Kopf gegen die Schulterinsignien des Riesen neben ihm.

»In Ordnung«, brachte er schließlich hervor. »Geh’n wir.«

Stunde um Stunde wuchs die dünne Schlange aus Fußspuren, deren Kopf in zwei Farbklecksen bestand, nach Westen, durch die Ödnis, in der die Schatten immer länger wurden. Er bewegte sich wie in Trance, spürte keinen Schmerz, keine Erschöpfung – er spürte gar nichts mehr. Der Horizont schien sich niemals zu verändern; bald konnte er seinen Anblick nicht mehr ertragen. Stattdessen betrachtete er die nächste ins Auge fallende Felsnadel oder Klippe und begann die Schritte zu zählen, bis sie sie erreicht hatten. »Zweihundertdreizehn weniger.« Und dann noch einmal … und noch einmal … immer wieder. Wie eine langsame, endlose und gleichgültige Prozession glitten die Felsen an ihnen vorbei. Jeder einzelne Schritt wurde zu einem Sieg des Willens … Es war eine konzentrierte, bewusste Anstrengung, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wenn er strauchelte, war Koriel da, um ihn festzuhalten. Wenn er fiel, dann war Koriel immer zur Stelle, um ihm wieder in die Höhe zu helfen. Koriel ermüdete nie.

Schließlich hielten sie an. Sie befanden sich in einer Schlucht, die etwa vierhundert Meter breit war, unterhalb einer der niedrigen, zerklüfteten Felswände, die die Schlucht zu beiden Seiten flankierten. Am nächsten Felsblock brach er zusammen. Koriel war ein paar Schritte vorausgelaufen und blickte auf die Landschaft. Die Vorsprünge und Klippen unmittelbar über ihnen wurden von einem Einschnitt unterbrochen. Er markierte jene Stelle, an der sich eine steile, enge Spalte bis ganz hinunter erstreckte, um dann in die Felswand der Hauptschlucht zu münden. Vom Ende der Spalte aus führte ein Hang aus angehäuftem Gesteinsschutt und Felsbrocken nahezu zwanzig Meter bis zum Boden der Schlucht hinunter. Er endete nicht weit von ihnen entfernt. Koriel streckte einen Arm aus und deutete auf einen Punkt jenseits des Risses.

»Dort etwa müsste Gorda liegen«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Der beste Weg dürfte durch die Spalte hindurch und dann den Bergrücken hinaufführen. Wenn wir in der Ebene bleiben und das alles umgehen, dauert es zu lange. Was meinst du?«

Der andere starrte in stummer Verzweiflung hinauf. Die Felslawine, die sich bis zum Anfang der Spalte auftürmte, sah wie ein Gebirge aus. Dahinter, in der Ferne, ragte der zerklüftete Bergrücken empor; weiß und voller Zacken lag er im Licht der Sonne. Es war unmöglich.

Koriel gestattete seinen Zweifeln nicht, sich zu entfalten. Irgendwie – rutschend, kriechend, stolpernd und stürzend – gelangten sie bis dorthinauf, wo die Spalte begann. Dahinter strebten die Felswände aufeinander zu, wandten sich nach links und nahmen ihnen so die Sicht auf die Schlucht unter ihnen, aus der sie gekommen waren. Sie kletterten höher. Um sie herum reflektierten die Geröllmassen das grelle Sonnenlicht, und Schatten, die wie bodenlose Abgründe wirkten, zogen auf Felsen, deren gesplitterte Oberflächen tausend verschiedene Winkel aufwiesen, messerscharfe Grenzen zwischen Hell und Dunkel. Sein Hirn war bald nicht mehr in der Lage, aus der wahnwitzigen, aus Schwarz und Weiß zusammengesetzten Geometrie, die wie ein Kaleidoskop über seine Netzhaut huschte, Gestalt und Form seiner Umgebung zu extrahieren. Die Muster wuchsen und schrumpften und verschmolzen und wirbelten mit der Raserei einer visuellen Kakofonie umher.

Sein Gesicht prallte gegen die Sichtscheibe, als sein Helm dumpf in den Staub schlug. Koriel zerrte ihn wieder auf die Beine.

»Du kannst es schaffen. Vom Bergrücken aus können wir Gorda sehen. Und dann geht es nur noch bergab …«

Aber die in Rot gekleidete Gestalt sank langsam auf die Knie und kippte vornüber. Der Kopf im Innern des Helms baumelte schwach von einer Seite zur anderen. Als Koriel ihn beobachtete, erkannte der bewusste Teil seines Verstandes jene unausweichliche Logik, die sein Unterbewusstsein längst akzeptiert hatte. Er atmete tief durch und sah sich um.

Nicht weit hinter ihnen befand sich eine Höhle, an der sie vorbeimarschiert waren, knapp zwei Meter breit, direkt am Fuße einer der Felswände. Sie wirkte wie das Überbleibsel eines in Vergessenheit geratenen Aushubs – vielleicht die Probegrabung einer Bergbaugruppe. Der Riese bückte sich, packte das Gurtzeug, das den Tornister auf dem Rücken des nun Bewusstlosen hielt, und schleppte den Reglosen den Hang wieder hinunter, zur Höhle hin. Sie war etwa drei Meter tief. Eilig ging Koriel daran, eine Lampe zu installieren, deren Licht von den Wänden trüb reflektiert wurde. Dann holte er die Lebensmittelrationen aus der Vorratstasche seines Kameraden, lehnte den Bewusstlosen so bequem wie möglich an die Wand und platzierte die Lebensmittelbehälter so, dass er sie leicht erreichen konnte. Gerade als er fertig war, öffneten sich hinter der Helmscheibe die Augen.

»Hier kannst du eine Weile ausruhen.« Die übliche Ruppigkeit war aus Koriels Tonfall verschwunden. »Noch bevor du bis drei gezählt...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2016
Reihe/Serie Riesen-Trilogie
Übersetzer Andreas Brandhorst
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Inherit the Stars - Giants Book 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte diezukunft.de • eBooks • Hard SF • Klassiker der Science-Fiction • Meisterwerke der Science Fiction • Mond
ISBN-10 3-641-17821-5 / 3641178215
ISBN-13 978-3-641-17821-5 / 9783641178215
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