Gefährtin der Dunkelheit (eBook)

Mercy Thompson 8 - Roman
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2016 | 1. Auflage
464 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-19776-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gefährtin der Dunkelheit -  Patricia Briggs
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Als Christy, die Exfrau ihres Gefährten Adam, plötzlich in ihrem Leben auftaucht, schrillen bei Mercy sämtliche Alarmglocken - und das zu Recht, denn Christy führt nichts Gutes im Schilde: Sie will Adam zurück und ist sogar bereit, Mercys eigenes Rudel gegen sie aufzustacheln. Doch eine Mercy Thompson gibt niemals kampflos auf - schon gar nicht in der Liebe! Noch ahnt Mercy nicht, dass Christy ihr geringstes Problem ist: Ihr droht weitaus größere Gefahr von einem Gegner, der die ganze Welt zerstören kann ...

Patricia Briggs, Jahrgang 1965, wuchs in Montana auf und interessiert sich seit ihrer Kindheit für Fantastisches. So studierte sie neben Geschichte auch Deutsch, denn ihre große Liebe gilt Burgen und Märchen. Mit ihrer Mystery-Saga um die Gestaltwandlerin Mercy Thompson stürmt sie regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten. Nach mehreren Umzügen lebt die Autorin heute in Washington State.

2

Ich habe den Wanderstab nicht mehr.«

Beauclaire sollte das eigentlich wissen. Ich hatte es schließlich Zee erzählt, und der hatte es, laut seines Sohnes, einigen anderen Fae weitererzählt, um mich genau vor einer solchen Szene zu schützen.

Falls Beauclaire wirklich nichts wusste, lag das möglicherweise daran, dass er nicht aus dem naheliegenden Walla-Walla-Reservat stammte? Oder bedeutete es, dass Zee ihm nicht vertraute?

»Wo ist der Stab?« Die Stimme des Fae erfüllte den Raum, verlockend und gleichzeitig doch gefährlich.

Wenn er es nicht wusste, wollte ich es ihm nicht sagen müssen. Die Wahrheit würde ihm nicht gefallen, und ich wollte keinen Grauen Lord wütend machen, solange er an meinem Küchentisch saß.

»Ich habe versucht, ihn dem Feenvolk zurückzugeben«, erklärte ich, um Zeit zu schinden. »Also habe ich ihn Onkel Mike gegeben, aber der Stab ist einfach wieder zu mir zurückgekehrt.«

»Der Stab ist sehr alt«, meinte Beauclaire, halb entschuldigend. »Die Fae haben ihn jedenfalls nicht, zumindest keiner der Fae, die im nahe gelegenen Reservat leben. Wissen Sie, wo er sich im Moment befindet?«

Er ging wohl davon aus, dass ich den Wanderstab erneut ans Feenvolk übergeben hatte. Hätte es den entschuldigenden Tonfall in seiner Stimme nicht gegeben, hätte ich ihn wahrscheinlich … naja, nicht angelogen, nicht direkt. Denn ich wusste eigentlich gar nicht, wo sich der Wanderstab befand. Ich wusste nur, bei wem.

»Nicht genau«, erklärte ich, um dann zu schweigen. Zee hatte mir sehr deutlich gemacht, dass das Feenvolk nicht begeistert sein würde zu hören, wo der Wanderstab gelandet war.

»Was ›genau‹ wissen Sie dann? Wem haben Sie ihn gegeben?«

Wir hörten einen dumpfen Schlag aus Richtung der Treppe und zuckten beide zusammen. Beauclaire konzentrierte sich, und ich fühlte, wie seine Magie in eisigen Wellen über meine Haut glitt.

»Warten Sie«, meinte ich. »Ich werde nachsehen.« Noch bevor ich das erste Wort gesprochen hatte, war ich schon aufgesprungen und zur Treppe gegangen. Wer auch immer das Geräusch erzeugt hatte, es war auf jeden Fall jemand, der mir etwas bedeutete – und ich wollte nicht, dass derjenige von einem Grauen Lord mit Magie attackiert wurde.

Ich bog um die Ecke, und Medea starrte von der vierten Stufe von unten zu mir auf. »Es ist alles okay«, sagte ich in Beauclaires Richtung. Ich hob die Katze hoch. Wie immer wurde Medea sofort schlaff und begann zu schnurren.

»Was war es?«, fragte Beauclaire.

»Ich weiß, dass es wie ein Klischee aus einem Horrorfilm klingt«, sagte ich, als ich mit ihr auf dem Arm zurück in die Küche ging. »Aber es war wirklich nur die Katze. Wieso haben Sie sie nicht weiterschlafen lassen, wie alle anderen auch?«

Beauclaire musterte die Katze stirnrunzelnd, aber die Magie in der Luft um ihn herum löste sich langsam auf. Ich setzte mich, und die Katze erlaubte mir huldvoll, sie weiter zu streicheln.

»Katzen sind knifflig«, erklärte er mir. »Wie Sie neigen auch Katzen dazu, Zauber leichter abzuschütteln. Ich hatte nicht damit gerechnet, eine Katze in einem Haus voller Werwölfe zu finden, und improvisierte Magie – vor allem solch grazile Magie bei komplizierten Lebewesen wie Katzen – ist nicht meine Spezialität.« Er sah mich an, und in seiner Stimme schwang eine Drohung mit, als er sagte: »Hurrikans, Flutwellen, überschwemmte Städte – so etwas fällt mir leichter.«

»Fühlen Sie sich deswegen nicht schlecht«, meinte ich versöhnlich. Seine Brauen sanken nach unten, und ich fuhr neutral fort: »Es hat bisher auch noch niemand von einer Katze gehört, die Werwölfe mag.«

Medea – vielleicht, weil gefährliche Männer mit drohenden Stimmen ihrer Erfahrung nach diejenigen waren, die am ehesten dazu neigten, alles stehen und liegen zu lassen, um sie zu knuddeln – entschied, dass Beauclaire Freiwild war. Sie glitt von meinem Schoß auf den Tisch und begann, langsam über den Tisch auf ihn zuzuschleichen.

»Wir sprachen vom Wanderstab?«, sagte er und hob eine Augenbraue. Ich war mir nicht sicher, ob die Augenbraue mir galt oder der Katze – Medea bei ihrem Zeitlupen-Schleichen zuzusehen, konnte einen beunruhigenden Effekt haben.

»Ein Eichendryad hatte den Wanderstab benutzt, um einen Vampir damit zu töten«, erklärte ich ihm. Das war entweder der Beginn einer Geschichte oder eine Ablenkung. Darüber war ich mir selbst noch nicht im Klaren.

Ich hob die Hand und schlang meine Finger um Adams Hundemarke, die, zusammen mit meinem Ehering und einem silbernen Lamm, an einer Kette um meinen Hals hing. Wenn ich Beauclaire davon abhalten wollte, mich und meine gerade viel zu verletzliche Familie in einem Wutanfall zu vernichten, dann musste er verstehen – soweit ich es eben selbst verstanden hatte – was mit dem Wanderstab geschehen war.

Medea hatte es inzwischen über den Tisch geschafft und kauerte sich vor Beauclaire. Sie konzentrierte sich auf ihn und stöhnte. Ein Geräusch, das ich so noch nie von einer Katze gehört hatte.

»Der Eichendryad hat mir hinterher erklärt« – ich hob meine Stimme ein wenig, um Medeas seltsame Rufe zu übertönen – »dass Lugh niemals etwas geschaffen hat, was nicht auch als Waffe eingesetzt werden konnte.« Ich runzelte die Stirn. »Nein, das war nicht genau das, was er gesagt hat. Es war eher etwas in der Richtung von ›Nichts baute er, was nicht im Notfall ein Speer werden könnte‹.«

Medea jaulte lauter, dann verwandelte sie sich in ein Halloween-Kätzchen; jedes Haar an ihrem Körper richtete sich auf, und hätte sie einen Schwanz besessen, hätte sie ihn wohl hoch in die Luft gereckt.

Medea, die täglich mit Werwölfen zu tun hatte, war ziemlich immun gegen Angst. Sie mochte sogar Vampire. Und sie hatte keinerlei Probleme mit Zee oder Tad.

Beauclaire senkte den Kopf, bis seine Augen auf einer Höhe mit denen von Medea schwebten. Dann senkte er seinen Tarnzauber nur ein klein wenig. Als er die Katze anfauchte, erhaschte ich einen Blick auf etwas Wunderschönes, Tödliches – ein Wesen mit grünen Augen und einer lange Zunge. Die Katze flog förmlich vom Tisch, dann verschwand sie um die Ecke und sauste die Treppe nach oben.

Ich fühlte, wie meine Lippen sich instinktiv zu einem Knurren verzogen. »Zu viel des Guten«, erklärte ich ihm.

Er entspannte sich auf seinem Stuhl. »Also ist der Wanderstab jetzt bei diesem Eichendryad?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Er kam danach zurück. Aber letzten Sommer … die Sache mit den Otterkin …«

»Ich habe von Ihnen und dem Tod der letzten Otterkin gehört.« Er zuckte mit den Achseln. »Die Otterkin waren immer blutrünstig und dumm. Es ist kein Verlust …« Dann zögerte er, musterte mich nachdenklich und sagte: »Sie haben sie mit dem Wanderstab getötet?«

»Er war eben das, was ich gerade zur Hand hatte.« Ich bemühte mich, nicht allzu defensiv zu wirken. »Und ich habe nur einen von ihnen damit getötet.« Adam hatte sich um den Rest gekümmert, aber das würde ich Beauclaire nicht erzählen. »Irgendetwas stimmte nicht mit dem Wanderstab, als dieser Otterkin starb.« Das Artefakt hatte hungrig gewirkt.

»Etwas stimmte nicht mit dem Stab«, wiederholte Beauclaire nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Nur die großen Waffen werden getränkt, wenn sie geschaffen werden, gewöhnlich im Blut einer würdigen Person, im Blut von jemandem, dessen Eigenschaften das Schwert gefährlicher machen. Der Wanderstab wurde schon vor langer Zeit vollendet.«

Ich fragte mich, ob ich erwähnen sollte, dass Onkel Mike mich gefragt hatte, ob ich den Wanderstab »getränkt« hatte. Und vielleicht sollte ich ihm erzählen, dass der Otterkin nicht das Einzige gewesen war, was der Wanderstab an diesem Tag getötet hatte. Vielleicht sollte ich ihm außerdem erzählen, dass der Wanderstab diesen Otterkin quasi selbstständig getötet hatte.

Doch bevor ich die Chance bekam, etwas zu sagen, fuhr Beauclaire fort: »Das Schwert, das Sie als Excalibur kennen, wurde geboren, als die Klinge im Tod meines Vaters getränkt wurde.« Er zögerte und zeigte seine Zähne, aber auf eine Weise, die alles andere als ein Lächeln war. »Wie man hört, sind Sie mit dem Schöpfer dieser Klinge gut bekannt.«

Für einen Moment dachte ich nicht mehr an meine Sorgen wegen des Wanderstabes.

Jodelnder Joschafat. O heilige Nacht.

Siebold Adelbertsmiter hatte einst, vor langer Zeit, Klingen erschaffen. Zu dem Zeitpunkt, als ich ihn allerdings kennengelernt hatte, war er nur der Besitzer einer normalen VW-Werkstatt gewesen. Er hatte mich angestellt, um mir dann später die Werkstatt zu verkaufen. Und zwar als die Grauen Lords entschieden hatten, dass die Zeit gekommen war, der Öffentlichkeit seine Fae-Natur zu enthüllen – Jahrzehnte, nachdem das Feenvolk an die Öffentlichkeit getreten war. Ich kannte ihn als grummeligen alten Griesgram mit einem Herz so weich wie ein Marshmallow. Aber früher war Zee eine ganz andere Person gewesen: der dunkle Schmied von Drontheim. Und in den Märchen, in denen er eine Rolle spielte, gehörte er nicht zu den Guten.

Der Teil von mir, der nach wie vor Angst vor Beauclaire hatte, machte sich Sorgen, dass sein Groll auf Zee Auswirkungen auf mich haben könnte. Ein anderer Teil war entsetzt darüber, dass mein Freund Zee Lugh getötet hatte, den Held von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Geschichten. Aber der größte Teil von mir staunte darüber, dass Zee, mein grummeliger Mentor Zee, tatsächlich Excalibur geschmiedet hatte.

Erst...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2016
Reihe/Serie Mercy-Thompson-Reihe
Übersetzer Vanessa Lamatsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Night Broken
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Fantasy • Gestaltwandler • Märchenbuch • Mercy Thompson • New-York-Times-Bestseller • Patricia Briggs • Urban Fantasy • Vampire
ISBN-10 3-641-19776-7 / 3641197767
ISBN-13 978-3-641-19776-6 / 9783641197766
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