Schwedische Märchen (eBook)

Märchen zum Erzählen und Vorlesen

Erik Gloßmann (Herausgeber)

eBook Download: PDF | EPUB
2014 | 1. Auflage
192 Seiten
Königsfurt-Urania Verlag GmbH
978-3-86826-334-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwedische Märchen -
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Erik Gloßmann nimmt die Leser mit auf eine Märchenrundreise durch die verschiedenen Regionen Schwedens und erzählt spannende, gruselige, witzige und vor allem landestypische Volksmärchen. Er hat bevorzugt Texte ausgewählt und übersetzt, die noch nie oder seit 1848 nicht mehr ins Deutsche übertragen wurden, um sich von den neueren Ausgaben schwedischer Volksmärchen abzugrenzen.

Geboren 25.04.1961 in Dresden, aufgewachsen in Cottbus, 1983 bis 1988 Studium der Nordeuropawissenschaften in Greifswald. Arbeitet seither als Verlagsvertreter, Kritiker, Essayist, Herausgeber und Übersetzer. Mitglied im Kulturhistorischen Verein Friedrichshagen e.V., dort vor allem für die Skandinavier in der Berliner/Friedrichshagener Bohéme um 1900 (Ola Hansson, August Strindberg u.a.) zuständig. Herausgeber zweier Prosasammlungen des schwedischen Literaturnobelpreisträgers Pär Lagerkvist in deutscher Sprache ('Schlimme Geschichten' und 'In dieser Zeit'), des Bandes 'Klassisch gut: Strindberg Zitate' sowie einer dreibändigen Werkauswahl Ola Hanssons ('Sensitiva amorosa', 'Nietzsche' und 'Parias'). Übersetzte Kriminalromane von Gunnar Staalesen, Henning Mankell und Olov Svedelid. Die jahrelange Freundschaft mit Olov Svedelid mündete in ein gemeinsames Buchprojekt: 'En Münchhausen för alla tider' (2002, Ein Münchhausen für alle Zeiten) 'Schwedische Kriminalbibliothek' im Neuen Europa Verlag (bisher 6 Bände - Stand Herbst 2007) und hält Vorträge zur Geschichte des schwedischen Kriminalromans und zur Arbeit eines literarischen Übersetzers.

Geboren 25.04.1961 in Dresden, aufgewachsen in Cottbus, 1983 bis 1988 Studium der Nordeuropawissenschaften in Greifswald. Arbeitet seither als Verlagsvertreter, Kritiker, Essayist, Herausgeber und Übersetzer. Mitglied im Kulturhistorischen Verein Friedrichshagen e.V., dort vor allem für die Skandinavier in der Berliner/Friedrichshagener Bohéme um 1900 (Ola Hansson, August Strindberg u.a.) zuständig. Herausgeber zweier Prosasammlungen des schwedischen Literaturnobelpreisträgers Pär Lagerkvist in deutscher Sprache ("Schlimme Geschichten" und "In dieser Zeit"), des Bandes "Klassisch gut: Strindberg Zitate" sowie einer dreibändigen Werkauswahl Ola Hanssons ("Sensitiva amorosa", "Nietzsche" und "Parias"). Übersetzte Kriminalromane von Gunnar Staalesen, Henning Mankell und Olov Svedelid. Die jahrelange Freundschaft mit Olov Svedelid mündete in ein gemeinsames Buchprojekt: "En Münchhausen för alla tider" (2002, Ein Münchhausen für alle Zeiten) "Schwedische Kriminalbibliothek" im Neuen Europa Verlag (bisher 6 Bände – Stand Herbst 2007) und hält Vorträge zur Geschichte des schwedischen Kriminalromans und zur Arbeit eines literarischen Übersetzers.

Einladung zu einer Märchenreise durch Schweden


Darf ich Sie zu einer Märchenreise durch Schweden einladen? Ich schlage vor, dass wir in der alten Handels- und Garnisonsstadt Ystad an Land gehen. In der Bucht, in der sich der Hafen befindet, sind in den vergangenen Jahrhunderten Wikinger, Missionare, Hanse-Kaufleute, Soldaten, Scholaren, Flüchtlinge und letztlich auch Touristen gelandet, die neben Waffen, Waren, Handwerk und Wissenschaft oft auch Bücher und Geschichten ins Land brachten. Insofern steht Schweden ganz in der skandinavischen Märchentradition, die altnordische, orientalische, antik-griechische und -römische sowie christliche Mythen und Legenden übernahm, mit Lokalkolorit versah und mit örtlichem Erzählgut verschmolz – oder in späteren Zeiten Märchen aus anderen europäischen Ländern und Regionen ganz einfach adaptierte. Wie alt einzelne Stoffe sind, lässt sich nur schwer bestimmen. Wichtiger für die konkrete Ausformung ist eher der Zeitpunkt, an dem sie aufgezeichnet wurden.

An dieser Stelle möchte ich Sie mit unserer ersten Reisebegleiterin bekannt machen. Eva Wigström, die bedeutende Sammlerin schonischer Märchen, wurde am Weihnachtsabend des Jahres 1832 als Eva Nilsson auf einem Bauernhof bei Landskrona geboren. Zum »Haushalt« gehörten dort über vierzig Personen, und die junge Eva war früh mit deren Tätigkeiten und Denkweisen vertraut. Angeregt durch die Volkshochschulbewegung begann sie, Sagen, Volkslieder und Märchen aufzuzeichnen, zuerst nur bei Bekannten in der Umgebung von Helsingborg, später auch auf ausgedehnten Reisen, die von der historischen und archäologischen Vereinigung Schonens unterstützt wurden. Parallel dazu startete sie einen Aufruf in allen schonischen Zeitungen, man möge ihr mit Hinweisen und Texten beistehen. Erste Buchausgaben erschienen 1880 (»Skånska visor, sagor och sägner«) in Lund und 1881, unterstützt von Frederik Lange Grundtvig, in Kopenhagen. Der zweite Teil ihrer Volksdichtung fand dann in dem Göteborger Torsten Hedlund wieder einen schwedischen Verleger, der allerdings wie seine Vorgänger feststellen musste, dass sich kaum jemand dafür interessierte. Eva Wigström aber gab nicht auf. Mit einem neuen Manuskript reiste sie nach Stockholm, klapperte die Verlage ab und landete schließlich bei Albert Bonnier, der ihr zwar 400 Kronen zahlte, die Sammlung aber nicht druckte. Auf Drängen Eva Wigströms handelte der Dozent J. A. Lundell aus Uppsala Bonnier das Manuskript für 150 Kronen ab und versprach, die umfangreiche Märchensammlung zu publizieren. Dieses Versprechen löste er nur zum Teil ein. Eva Wigström starb am 6. Januar 1901. Erst anlässlich einer Neuausgabe von Eva Wigströms »Folkdiktning«, die 1952 von Aina Stenklo vorgenommen wurde, erschienen alle im Originalmanuskript enthaltenen Texte.

Eva Wigström begrüßt uns in Ystad mit »Die drei alten Weiber«, einem Schwank, der vermutlich aus Norddeutschland herübergekommen und in ganz Skandinavien verbreitet war. Ihre Version wirkt besonders frisch und deftig.

Wir verlassen nun die Ostseeküste und reisen ins Zentrum der Provinz Schonen, in den Altkreis Onsjö. Dort treffen wir »Holzkäppchen«, eine schwedische Variante des weltbekannten Märchens von »Aschenputtel« beziehungsweise »Cinderella«, gruseln uns bei der Räuberpistole vom »rothaarigen Verlobten« und erleben, wie »Dummerjöns«, natürlich der jüngste von drei Brüdern, die schöne Prinzessin erobert.

Weiter geht die Reise in das Fischerdorf Borstahusen bei Landskrona. »Die Alte an der Quelle« schenkt einem Hecht das Leben und hat die berühmten drei Wünsche frei, weiß die Chance aber nicht zu nutzen, sondern landet im Schlamassel. Das Grundmotiv ist seit Euripides bekannt und hat, in verschiedenen Gestaltungen, tatsächlich weltweite Verbreitung gefunden.

Wir bleiben in der engeren Heimat Eva Wigströms, folgen der Küste und sind nach knapp zwanzig Kilometern in Helsingborg. Hier hören wir von »Lockebock«, der den bösen Riesen überlistet und um seine Kleinodien bringt. Die Riesen in den schwedischen Märchen sind in der Regel stark, bösartig und dumm. Das Märchen »Die Flaschen des Riesen« stellt uns einen Vertreter dieser Spezies vor, der, Flaschen gegen Kühe tauschend, die Menschen belohnt und bestraft, ganz wie sie es verdienen. Vielleicht ist dieser Riese auch deshalb so anders, weil er, wie die Forschung herausfand, ursprünglich mal ein Zwerg war und aus Irland stammte?

Etwa zehn Kilometer nördlich, an der Küste von Skäldersviken, liegt die kleine Gemeinde Brunnby. Dort notierte Eva Wigström das Märchen »Die verschwundene Braut«, dem originär nordische Motive zugrunde liegen. Die schonische Variante von der im Berg eingeschlossenen Prinzessin ist besonders phantasievoll ausgeschmückt.

Dasselbe gilt für »Der singende Baum«, so dass man hier dieselbe Quelle vermuten könnte. Dieses Zaubermärchen ist sogar ganz einzigartig.

Westlich von Brunnby, am Übergang vom Öresund zum Kattegatt, liegt die Kleinstadt Höganäs. Eva Wigström hat hier die Geschichte »Die entführte Prinzessin« aufgeschrieben, die ebenfalls schwedischen Ursprungs ist, in einer frühen Form bereits 1701 notiert wurde und in mehreren Varianten als wohlfeiler Jahrmarktsdruck kursierte. Aus dem Kreis Luggude kommt auch »Der schöne Vogel«, doch eigentlich stammt er wohl aus Deutschland, wo der Wacholder bei dem Brüdern Grimm noch »Machandelboom« hieß. Auch dieses Märchen wurde anonym ins Schwedische übersetzt, in Heftform auf Jahrmärkten verkauft, gelesen und beim Weitererzählen verändert und ausgeschmückt.

Östlich von Höganäs liegt die Kleinstadt Ängelholm. Hier fand Eva Wigström in »Der goldene Baum, der singende Fluss und der sprechende Vogel« ein Märchen, dessen Ursprünge wohl im Mittelmeerraum oder im Vorderen Orient zu suchen sind. Der Franzose Galland, der mit seiner Übersetzung der Geschichten aus den 1001 Nächten großen Erfolg hatte, soll diesen Stoff zu der berühmten arabischen Sammlung hinzugefügt haben. Details weisen darauf hin, dass der Erzähler in Ängelholm wiederum durch einen jener billigen »Schillingdrucke« (skillingtryck) inspiriert wurde. Ebenfalls aus Ängelholm kommen »Die Wünsche«, eine weitere Variante der bekannten Vorlage – und der Lumpenjunge macht seine Sache wahrlich besser als die »Alte an der Quelle«.

In Torup im Kreis Västra Göinge erwischte Eva Wigström ein Märchen, dass auf einer uralten Legende beruht und ansonsten nie in Schweden aufgezeichnet werden konnte: »Der Begleiter«. Nachdem wir über Schwänke lachen und uns über wundersame Rettungen freuen durften, bringt uns dieser religiös-philosophische Text zum Nachdenken.

Ein wenig grübeln dürfen wir auch beim folgenden Märchen, das wir gut kennen: »Die goldene Gans«. Eva Wigström hat es in Osby aufgeschrieben. Der Held heißt ausgerechnet Aschenpott …

Bevor uns das auf eine falsche Fährte führt, verabschieden wir uns von Eva Wigström. Ihre Märchen wirken frisch und trotz vieler tradierter Stoffe originell. Frau Wigström stammte aus ihrem »Sammelgebiet« und kannte die vorwiegend ländlichen Milieus; sie hatte sicher einen besonders guten Draht zu den Märchenerzählern. Davon zeugen die vielen zum Teil pikanten Details und Ausschmückungen; so etwas vertraute man wohl nicht jedem Fremden an. Wir dürfen nicht vergessen, dass Schweden damals ein armes, bäuerliches und rückständiges Land war. Zehntausende wanderten nach Amerika aus, Kirchen und Sittlichkeitsvereine reglementierten das Geistesleben und trieben Schriftsteller wie August Strindberg oder Wigströms schonischen Landsmann Ola Hansson außer Landes – beide Autoren waren übrigens sehr an den Märchen und Sagen ihrer Heimat interessiert.

Wir bleiben noch im Norden Schonens und wechseln nur den Reiseleiter. Unser neuer ortskundiger Begleiter heißt David Julius Billengren. Er wurde am 20. Juli 1802 in Äsphult geboren und wirkte ab 1841 als Provinzialarzt in Ljungby im nördlich an Schonen grenzenden Regierungsbezirk Kronoberg. In Ljungby befindet sich übrigens heute das schwedische Märchenmuseum. Wenn ich Billengren jetzt einen »Zuträger« nenne, ist das nicht abwertend gemeint. Er gehörte zu denen, die das große Projekt von Gunnar Olof Hyltén-Cavallius und George Stephens unterstützten, schwedische Märchen zu sammeln. Sein Beitrag »Goldäpfel mit Silberblättern« wäre wohl ohne Nennung seines Namens in die große Sammlung eingegangen, wäre deren Veröffentlichung nicht wegen kommerziellen Misserfolgs nach dem ersten Band eingestellt worden. So blieb der Name Billengren auf dem Manuskript im Nachlass bewahrt.

Wechseln wir nun endgültig in die an Schonen nördlich angrenzende Provinz Småland. Wir...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2014
Verlagsort Kiel
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Märchen / Sagen
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Märchen • Märchenanthologie • Märchen aus dem Norden • märchen aus schweden • Nordische Märchen • Schweden • schweden märchen • schwedische märchen • skandinavien märchen • Volksmärchen
ISBN-10 3-86826-334-9 / 3868263349
ISBN-13 978-3-86826-334-3 / 9783868263343
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