Heidegift (eBook)

Ein Fall für Inka Brandt
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2016 | 1. Auflage
384 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1394-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heidegift -  Angela L. Forster
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Ein Luxushotel in der Lüneburger Heide: Oberstaatsanwalt Dr. Detlef Klammer, zu einem Klassentreffen nach Undeloh angereist, wird tot in der Sauna aufgefunden. Kein Zweifel: Klammer wurde ermordet. Kommissarin Inka Brandt und ihr Team ermitteln fieberhaft. Als ein weiterer Klassenkamerad ermordet aufgefunden wird, stellt sich die Frage, wer es auf die ehemaligen Schulkameraden abgesehen hat. Erst tief in der Vergangenheit findet Inka Hinweise auf den Mörder, der keine Ruhe zu geben scheint. Denn Rache lässt Menschen ungeheuerliche Dinge tun ...

Angela L. Forster lebt und arbeitet im Hamburger Süden, dessen bezaubernde Landschaft mit der Nähe zum Alten Land und der Lüneburger Heide sie immer wieder zu neuen Geschichten inspiriert.

Angela Forster lebt und arbeitet im Hamburger Süden, dessen bezaubernde Landschaft mit der Nähe zum Alten Land und der Lüneburger Heide sie immer wieder zu neuen Geschichten inspiriert. Sie arbeitete als Journalistin für regionale Zeitungsverlage und als Textkorrespondentin.

13 Nervös saß Inka auf dem Beifahrersitz von Sebastians Toyota. Während der Fahrt zum Wilseder Berg durch das autofreie Naturschutzgebiet versuchte Inka Richter Klammer zu erreichen. Der Empfang über dem sandigen Wander- und Kutscherweg in der Heide war bestenfalls sporadisch, und so brach die Verbindung stetig ab. Sie konnte gerade noch verstehen, dass fünf Kriminelle seinen Sohn für den Knast verantwortlich machten. Als es um Racheschwüre ging, brach die Verbindung erneut zusammen. Auch Kollege Amselfeld zwitscherte nur verzerrt in den Hörer und faselte was von Altmann nicht erreichen, keiner da, dann wieder unverständliches Gemurmel und schließlich der Ort Schneverdingen. So hatte das keinen Sinn. Inka steckte das Handy ein. Sie würde es später noch mal versuchen.

Mit jedem Meter, den sich die Reifen des Wagens den Sandweg hinaufgruben und sie dichter an den Tatort herankamen, verstärkte sich Inkas Ahnung, dass beide Todesfälle zusammenhingen.

An der Holzabtrennung auf dem Gipfelplateau, gegenüber dem Gipfelstein, in den Richtungs- und Entfernungsangaben zu benachbarten Erhebungen sowie zu Städten in näherer und größerer Entfernung eingraviert waren, stellte Sebastian hinter einem grauen Fiat Clio und dem VW-Bus der Spusikollegen den Motor ab.

Inka stieg aus.

Für einen Wimpernschlag verharrte sie am Wagen. Eine unheimliche Stille und ein atemberaubender Ausblick empfingen sie. Es war, als hielten das Tal, der Wald, die Lüneburger Heide und seine Bewohner den Atem an. Wäre da nicht das eisklare Blau des Himmels, das durch die Baumwipfel und den sich auflösenden Dunstnebel blitzte und das hügelige Heidetal in einen friedlichen Ort verwandelte, hätte hinter jedem Baum und Strauch eine Hexe stehen können, die zum Tanz aufforderte. Doch das gab es wohl nur am Hanstedter Faßenberg, sofern man dem Aberglauben und einem der vielen Lüneburger Heidemythen verfallen war.

Seit sie vor einem halben Jahr nach Undeloh zurückgekehrt war, ritt sie oft mit Harlekin auf den Berg. Bei klarer Sicht konnte sie entfernt bis auf die Hamburger und Lüneburger Kirchturmspitzen sehen. Nie wieder, schon gar nicht für einen Mann, würde sie ihre Heimat verlassen. Das hatte sie sich geschworen.

Sie begrüßten den Streifenkollegen, der sie sogleich durch Heidekraut und dichtes Gehölz zum Leichenfundort führte.

Unter ihren Sohlen raschelte Laub und Äste knackten. Sebastian schob einen Brombeerstrauch für Inka zur Seite, so dass sie auf die Kiefer blicken konnten, an der der Tote festgebunden war.

Teresa war bereits vor Ort und begutachtete die Leiche. Ihre Brille mit dem schwarzen Hornrand, die sie nur zum Lesen und bei der Arbeit aufsetzte, saß auf der Nasenspitze, ihre Gesichtszüge schienen eingefroren. Sie war hoch konzentriert.

Achim, ein Kollege der Spurensicherung, sprach in knapp zehn Meter Entfernung mit einem Paar, beide in den Fünfzigern, die, wie Inka vermutete, den Toten gefunden hatten. Der Mann hielt einen rotbraunen Dackel an der Leine, der seine Nase in einen Laubhaufen steckte und darin herumwühlte, um sich dann an Achims Bein wie an einem Rammbock zu bedienen.

»Die Lüneburger Hunde haben es in sich«, witzelte Sebastian. Er kniff die Lippen zusammen.

Kopfschüttelnd machte Inka sich bei Teresa bemerkbar. »Hey, du bist schon da. Hast dich wohl hergehext, was? Ich habe deinen Wagen gar nicht gesehen.«

»Hergehext ist das richtige Wort. Die Werkstatt hat mir schon wieder so eine Keksdose von Leihwagen gegeben, und die muss ich sogar noch bezahlen, obwohl der Schaden des Wagens in der Garantiezeit liegt.«

»Sag bloß, du meinst die Sardinenbüchse auf dem Berg. Ist dein Jeep schon wieder in der Werkstatt?«

»Sicher, ist doch ein Neuwagen.« Teresas Gesichtszüge verkrampften. »Ich bin echt sauer, das sage ich dir. Das ist jetzt schon das siebte Mal, bei einem Wagen, der gerade ein halbes Jahr alt ist. Wenn ich könnte«, sie rieb Zeigefinger an Daumen, »wenn du verstehst, würde ich den sofort wieder abstoßen, aber obwohl er nur knapp viertausend Kilometer auf dem Buckel hat, kann ich mit fünfundzwanzig Prozent Abzug rechnen.«

»Was hat er dieses Mal?« Von Teresas anfänglicher Begeisterung angesteckt, war Inka drauf und dran gewesen, sich einen ebensolchen Wagen zu kaufen, da er ihr für die Heide als Geländewagen durchaus geeignet schien. Eine ausgeklügelte Ratenzahlung lag seit Wochen in der Schreibtischschublade auf der Wache. Jetzt beschlichen sie handfeste Zweifel.

»Ach, einmal funktioniert die Zentralverriegelung nicht, dann ist es das Navi oder die Elektrik. Lass uns bloß das Thema wechseln.« Teresa winkte genervt ab. »Ich war übrigens auf dem Weg zu euch, als ich Fraukes Nachricht erhielt, und bin gleich den Berg hochgefahren.«

»Du wolltest zu uns?« Inkas Gedanken hingen bei dem kleinen Wagen auf dem Wilseder Plateau und ihrer ein Meter achtzig großen Freundin. Was für eine Unverschämtheit von der Autofiliale.

»Richtig. Deine Schokostreuselchen verdienen noch eine extra Portion Streusel«, sagte Teresa und enthob Inka weiterer Grübeleien.

»Und das heißt?« Sie war wieder bei der Sache.

»Hm«, machte Teresa, und ohne ihre Freundin lange auf die Folter zu spannen, sagte sie: »Dr. Detlef Klammer, ist, bevor er in der Sauna starb, vergiftet worden. Vor einer Stunde kam das toxikologische Ergebnis.«

»Nein! Nicht auch das noch!« Inka blies die Wangen voll Luft und ließ sie stoßweise entweichen. »Wer macht denn so einen Scheiß! Erst vergiften und dann in der Sauna einsperren. Doppelt hält besser, oder was?« Sie schnaufte. Der Tag fing ja gut an. »Was für ein Gift, weißt du das schon?«

Teresa nickte bedeutungsschwer. »Das errätst du nie«, sagte sie schmunzelnd. »Lass uns erst diesen Herrn bearbeiten.«

Inka nickte zum Toten. »Ich kenne ihn.«

»Wir auch«, erwiderten Sebastian und Teresa fast gleichzeitig. »Das ist ein Ehemaliger vom Klassentreffen aus dem Storchennest. Wie heißt er noch … Altmann?«

»Nein. Ullrich Grützmann, der Urologe aus dem Winsener Krankenhaus«, antwortete Inka, während sie sich dem Toten näherte.

Ullrich Grützmann saß am Stamm der Kiefer. Seinen Torso und seine Beine fixierte graues Gewebeband, die nackten Füße waren mit Laub bedeckt. Die Strümpfe und Schuhe des Toten standen neben dem Baumstamm, als hätte er sie für die Nachtruhe ausgezogen und für den nächsten Morgen bereitgestellt.

»Als Klammers Tatverdächtigen können wir ihn wohl aus der Liste streichen. Verdammt!«, fluchte Inka und wandte sich Teresa zu: »Wann, glaubst du, wurde er an den Baum gebunden? Und dann hier: Vom Plateau aus sind das …« Inka wiegte den Kopf.

»Dreiundvierzig Meter, laut Auskunft der Spusikollegen«, antwortete Teresa. »Hat Fridolin gemessen.«

»Das ist eine lange Strecke«, sagte Inka, und an Fridolin gewandt, fragte sie: »Fridolin, habt ihr Schleifspuren oder Spuren, die auf einen fahrenden Gegenstand deuten, gefunden? Schubkarre, Fahrrad oder so was?«

»Nee, Inka, bisher nicht«, antwortete Fridolin Kärcher.

»Ich versteh das nicht, Terry. Irgendwie muss Grützmann ja hier hergekommen sein. Er wird ja nicht zu seinem Mörder gesagt haben, ich gehe mit dir auf den Wilseder Berg, damit du mich umbringen kannst.«

»Tja, Süße, das ist eure Aufgabe. Ich kann dir nur noch sagen, dass der Tote seit gestern, um es genau zu sagen, seit Sonntagabend zwischen 17 Uhr und 18 Uhr hier sitzt. Rechne ich jetzt noch die Nachttemperaturen dazu, dann …«, Teresa zog den blauen Latexhandschuh über das Handgelenk und sah auf ihre Armbanduhr, »trat der Tod, plus minus einer Stunde, heute früh um sechs Uhr ein. Jetzt ist es elf Uhr. Gut siebzehn Stunden hat er ausgeharrt. Gestorben ist er an Unterkühlung. Ging ohne Strümpfe und Schuhe ins Bett, der Gute«, mit dem Zeigefinger wies sie auf schwarze knöchelhohe Lederstiefel. »Aber du weißt, ich muss erst Gulasch kochen, bevor ich dir Genaueres sagen kann.«

Sebastian warf Teresa einen verdatterten Blick zu. »Sie müssen Gulasch kochen, was heißt das, Frau Hansen?«

»Frau Hansen«, wandte Inka lachend ein, bevor Teresa antworten konnte, »seid ihr immer noch beim Sie? Ich dachte, ihr hättet Freitagabend Brüderschaft getrunken.«

Sebastian lächelte scheu.

»Ja, die gute Inka. So ist sie. Immer geradeheraus. Das war schon in der Schule so.« Teresa lachte. »Meine Freunde nennen mich Terry«, sagte sie und hielt Sebastian ihren Unterarm entgegen.

»Sebastian Schäfer, manche nennen mich Basti oder Rübezahl. Angenehm«, sagte der mit schmunzelndem Seitenblick zu Inka, dann schüttelte er sanft Teresas Arm. »Und was heißt jetzt, Sie müssen, ich meine, du musst Gulasch kochen?«

»Nichts weiter, ist so eine Art Geheimsprache zwischen Inka und mir. Ich muss erst wiegen und schnippeln, dann alles zurück in den Torso«, sagte sie. »Ist nicht abfällig den Toten über gemeint, das darfst du nicht falsch verstehen. Ich liebe meine Seelen. Ob groß, klein, dick oder dünn.«

»Das kann ich bezeugen«, mischte sich Inka ein. »Bevor Terry mit der Arbeit an einem Leichnam beginnt, rezitiert sie religiöse Texte und singt.«

»Sie singen? Ich meine, du singst?«, fragte Sebastian. »Aber wie passt der Buddhismus zu einer Rechtsmedizinerin? Soviel ich weiß, werden im buddhistischen Glauben die Toten drei Tage nicht berührt, um die komplexen, andauernden Sterbevorgänge nicht zu stören.«

»Ja, du hast...

Erscheint lt. Verlag 14.10.2016
Reihe/Serie Ein Inka-Brandt-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte alleinerziehend • Altes Land • Anna Martens • Bestseller 2016 • Bestseller von morgen • Buch 2016 • Camilla Läckberg • Deutsche Krimis &Thriller • Deutscher Krimi • Deutscher Thriller • Elisabeth Herrmann • Falk-Hedström-Krimi • Frauenkrimi • Gisa Pauly • Hamburg • Hamburg Krimi • Heide • Heidefeuer • Inge Löhnig • Klassische Kriminalromane • Klaus-Peter Wolf • Kommissarin • krimi 2016 • Krimi ebooks • Kriminalkommissare • Kriminalkommissarin • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen • Krimiserie • Nele Neuhaus • Neu 2016 • Neuerscheinung 2016 • Neuerscheinungen 2016 • Norddeutschland • Petra • Pia Kirchhoff • Polizei • Polizeiarbeit • Polizei Hamburg • Polizeipsychologin • Regiokrimi • Regionalkrimi • Spannung • Tatort • weibliche Ermittler • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-8437-1394-4 / 3843713944
ISBN-13 978-3-8437-1394-8 / 9783843713948
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